binnen wenigen Jahren wohlhabend und erbt sich daher vom Vater zum Sohn und Enkel fort. Die fürstlich schwarzbnrgifchen Regierungsbehörden thun gegen diesen gan­zen Gräuel Nichts. (S. M.)

Pforzheim, 6. Jan. Der gestrige Viehmarkt wurde mit 1243 Stück Groß­vieh befahren. (Pf. B.)

Pforzheim, 7. Jan. Heute Mittag '/,12 Uhr wurde im großherzogl. Domänen­wald Hagenschieß nächst der württ. Grenze durch Forstbedienstete ein Wildschwein (2jähr. Bache) im Gewicht von 96 Pfd. erlegt.

(Pf. B.)

Württemberg.

Stuttgart, 7. Jan. In der Nacht vom 5. aus 6. Jan. schwebte die ganze Familie R. in der Brunnenstraße, Vater, Mutter und 2 Kinder in großer Lebens­gefahr. Die Ursache war Ausströmung von Gas, ob letztere in Folge Offenstrhens ei­nes Gashahnen oder sonst auf andere Weise erfolgte, scheint noch nicht festgestellt. Am 6. Morgens 9 Uhr machte das Dienstmäd­chen eines Mitbewohners von der Familie bewohnten Hauses ihrem Dienstherr« die Mittheilung, daß in der Parterrewohnung des R. bis jetzt alles stille und ein Laden nicht geöffnet sei. Dieser Herr, ohne Zwei­fel Schlimmes ahnend, öffnete sofort die Wohnung des R., fand den stärksten Gas­geruch und sämmtliche 4 Inwohner des Parterrelokals in todesähnlichem Zustande. Auf sofortige amtliche Anzeige waren die rasch herdeigerufenen Aerzte alsbald in Thätigkeit. Letztere hatten, wie man hört, die Erfolge, daß der Vater R. heute sich außer Lebensgefahr befindet und die beiden Kinder gestern noch zur weitern Behand­lung in den Kinderhospital gebracht werden konnten, dagegen soll der Zustand der Mutter, bei der gestern eine schwere chirur­gische Operation vorgenommen werden mußte, heute noch ein sehr gefährlicher sein.

(S. M.)

Stuttgart, 7. Jan. Herr Kauf­mann Mücke (Firma Möcke und Augustin, Gymnnasiumsstraße I I) war gestern Abend das Opfer eines brutalen Raubanfalls.

Stuttgart, 9. Jan. Gestern Abend wurden in einer meist von anrüchigem Volk srequentirten Wirtschaft in der Eichstraße zwei Schutzmänner insultirt, worauf Seitens der Polizei eine förmliche Razzia auf das Gesindel, welches sich dort und in der Nähe herumtreidt, veranstaltet wurde. Das Er- gebniß war die Verhaftung von 27 sage sicbenundzrvanzigIndividuen, welche sich über ihr Gewerbe, ihren Unterhalt u. s. w. nicht auszuweisen vermochten.Es treibt sich hier und in der Umgegend nach­gerade ein Gesindel herum, vor welchen» wir die Bevölkerung wiederholt warnen und zur äußersten Vorsicht mahnen. (N. T.)

Biberach, 7. Jan. Gestern hatte sich eine große Anzahl Deputirter der ober­schwäbischen Kriegervereine hier versammelt, um zu ber athen, welchem von Beiden, dem deutschen Kriegerbunde oder dem in Eßlin­gen ins Leben gerufenen schwäbischen Krie- gervereine man sich anzuschließen habe. Die

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Mehrheit entschied stch für den Beitritt zum deutschen Kriegerbund, dem Grundsätze hul­digend, daß die Krieger, die in den Tagen der Roth sich als Brüder zur Seile stan­den, im Frieden sich nicht trennen sollen.

Aus Ulm wird demSt.A." ge­schrieben: Den dritten Gewinn der Mün- sterlotterie mit 5000 fl. hat ein armer Bauernknecht in Laudorf, O-A. Wangen, erhalten. Möge er ihn bester Zusammen­halten, als der Fabrikarbeiter im Baye­rischen, welcher mit den vor drei Jahren in der Münsterlotterie gewonnen 10,000 Gulden innerhalb zweier Jahre fertig ge­worden ist.

Ausland.

London, 5. Jan. Zu dem Meeting, welches am 27. d. M. anberaumt ist, um dem deutschen Volke im Kampf gegen die Ultramontanen die Sympathie Englands auszudrücken, ist die Nachfrage nach Ein­laßkarten so massenhaft, daß vom Konnte beschlossen worden ist, am Abende jenes Tages noch ein zweites Meeting in Exeter Hall abzuhalten und den florsitz einem Staatsmanns anzubieten.

In Ostindien, namentlich in Nordben­galen herrschen Besorgnisse wegen einer be­vorstehenden Hungersnoth, welche in jenem dicht bevölkerten Lande, wegen dessen ört­licher Verhältnisse, erfahrungsmäßig in viel höherem Grade allgemeines Elend herbei­zuführen pflegt, als dies in Europa der Fall sein würde.

Miszellen.

Stephan Drske.

Geschichte einer falschen Verurtheilung durch ein Schwurgericht.

(Bon Dr. K.--b.)

(Schluß.)

Trotz dieser formellen Freisprechung blieb auf Stephan Drake doch das erdrückende moralische Gesühl der Anklage haften. Man sah in Mr. Masters' Nertheidigung eben einen Advokatenpfiff, und erklärte die bei dem Untersuchungsgericht betheiligten Per­sonen für Dummköpse, daß sie sich durch die Rabulistik des Vertheidigers hatten be­stimmen lassen. Drake war hinfort ein Ge­ächteter. Er konnte nirgends Beschäftigung finden, da Jedermann vor der Berührung mit ihm zurückschauderte. Gleichwohl muß auch der verworfenste Paria leben, wie er kann. Der arme Stephan, der etwas vom Pferdefleisch verstand oder zu verstehen meinte, verlegte sich daher in einem kleinen Maßstab auf den Handel mit Ackergäulen, Pony's und Eseln, eine Spekulation, wel­cher, wie wir gesehen haben, in Winchester bald ein Ziel gesteckt wurde, indem das Schwurgericht ihn nominell wegen Pferde­diebstahl, in Wirklichkeit aber wegen Er­mordung des John Parsons und der Ma­ria Bissington zum Tode verurtheilt.

Endlich lies aus dem Ministerium der Bescheid ein, daß dem Stephan Drake nach Ablauf der letzten Fristerstreckung, die nach vierzehn Tagen ein Ende nahm, kein wei­terer Aufschub verwilligt werden könne und das Gesetz dann seinen Lauf zu nehmen habe. Man glaubte allgemein, dieses De-

kret sei durch die dringenden Vorstellungen einer Magistralsperson der County, welche im Parlament saß und mit dem ermorde­ten Parsons nahe verwandt war, erwirkt morden. Wie dem nun sein mag, das ein­flußreiche Parlamentsmitglied las an sei­nem eigenen Dinortische die amtliche An­kündigung, daß Stephan Drake schließlich dochan» Halse aufgehenkt werden solle, bis er todt sei," mit einem Vergnügen vor, das man ihm als ziemlich unanständig deutete.

Die Hinrichtung Stephan Drake's sollte um zehn Uhr statlfinden. Am Morgen dieses für den Gefangenen so traurigen Tages stellte sich in der stattlichen Behau­sung der gedachten, die Grafschaft im Par­lament vertretenden Magistratsperson ein Zigeuuermädchen ein und bat dringlichst bei Mr. M. um eine Audienz. Der wichtige Mann war nicht zu sprechen; wenn er mit seinem Frühstück fertig sei, wolle erhören, was ihm die Zigeunerdirne zu sagen habe. Vergeblich stampfte, weinte und lobte das Mädchen, das augenblicklich vorgelaffen zu werden verlangte, da sich's um Leben und Tod handle. Die livr6estolzen Fröhner des einflußreichen Parlamentsmitglieds be­handelten die leidenschaftlichen Ergüsse der Bittstellerin mit erhabener Gerii.gschätzung, und es fehlten nur noch zehn Minuten bis zehn Uhr, als endlich das arme Geschöpf, unsere alle bekannte Life, in die hohe Ge­genwart des großen Herrn treten durste.

Nun, was gibt'S was habt. Ihr mir zu sagen ?"

Ich habe zu sagen," schluchzt das Mädchen,daß meine Schwester, emeine auf dem Todbette liegende Schwester, die Sie als Maria Bissington kennen, erst gestern Abend erfuhr, Sie, Sie, Sie »vollen den armen, unschuldigen Drake hängen lassen. Sie ist nicht weit von hier. Kom­men Sie und sprechen Sie mit »hr, so lange sie noch Athem genug hat, um zu reden."

Die Worte des Mädchens wirkten wie ein Donnerstreich auf das Gehirn des Mr. M. Er riß die Augen weit auf, erhob sich, als wolle er die Klingel ziehen, hielt aber plötzlich wie gelähmt inne, denn in demselben Augenblick schlug die Glocke. Zehn. Zu spät, zu spät!" und brach unter dem Einfluß eines Schlaganfalles zusammen. Er »var ein vollsastiger Mann r on apoplek- tischem Bau gewesen und schleppte sein Le­ben noch hin bis 1768. In seinem Testa­mente traf er die Verfügung, daß alle Jahre an dem Todestage des Stephan Drake un­ter die Armen von Peters fiel v dreihundert vierpsündige Laibe Brod ausgetbcilt werden sollten. Der Stiftung war die Klausel bei­gefügt :Die Vertheilung hat Punkt zehn Uhr zu beginnen; so lange sie dauert, ist die Kirchenglocke zu läuten, und sollen für diesen Dienst dem -Glöckner jedesmal fünf Schillinge ausbezahlt werden."

Anzeigen für den tznzthLker vermitteln: in Pforzheim: Hr. Htto ZtieLcr; in Wtdkad: Hr. Hustav ^nppotd.

ion, Druck und Perlag von Jak. Meeh in Neuenbürg.