Miszellen.

Stephan Dralle.

Geschichte einer falschen Verurtheilung durch ein Schwurgericht.

(Von De. K.-b.)

(Fortsetzung.)

Das Jüngferchen hielt inne. Das plötz lieb erhöhte Roth ihrer Wangen und das blitzartige Funkeln ihrer auf Stephan ge­richtete» schwarzen Angen belehrte den be­rückten jungen Matrosen, sie fürchte, er könnte ihrer wohlwollenden Beschützerin mit- tbeilen, was sie eben so unbedacht gespro che»; er beeilte sich daher, ihr die beruhi­gende Persicherung zu geben, daß ohne ihre ausdrückliche Erlaubniß kein Wort über leine Lippen kommen solle. Die arglistige Dirne lächelte zufrieden, als sie bemerkte, daß Stephan Drake keinen Augenblick den wahren Grund ihrer irntinktartigen Abnei­gung gegen dos Stadtleben ahnte. Er war im Begriff sich zu entfernen, als sie ihn mit einem Seufzer und mit einem Blick, der ihm denAthem benahm, fragte, ob sie ihn recht verstanden habe, daß der Pegasus übermorgen nach Ostindieü ausscchre. Ste­phan antwortete, daß dem leider so sei; noch zwei Tage, und sie würden sich we­nigstens ein Jahr nicht wieder sehen. Vielleicht nie, mein lieber Stephan", ent- gegncte Maria in scheinbar bewegtem Tone. Haben Sie morgen Abend freie Zeit?"

- Drake antwortete, er mache sie sich, wenn er ihr in irgend Etwas dienstlich werdenköune. Sie entgegnete, er könne, wenn er wolle, ihr einen großen Gefallen erweisen in ei­ner Sache, die sie niemand anders anver- truuen möge.Ich will Ihnen am Ein­gang in das Wäldchen beim vierten Mei­lenstein entgegenkommen und Ihnen Alles erklären, fügte sie bei.

Drake stellte sich pünktlich ein, und Maria, die sich in einem seltsam aufgereg­ten Zustande zu befinden schien, ließ ihn nicht lange warten. Sie brachte ein nicht sehr schweres, in Leinwand eingenähtes Äistchen mit sich.Dies ist mein Anliegen," sagte sie.In dem Kistchen befinden sich gewisse Erinnerungszeichen, welche zu glei­cher Zeit in Bissingtons Hände kamen, als mich die Zigeunerin seiner Obhut ver­traute. Sie sind, wie ich glaube, an sich von keinem besonder» Werth, aber als Be­weisstücke für meine Identität von Wich­tigkeit. Ich verschaffte sie mir ohne Vor- wissen Bisfiugtons, der keine Ahnung davon hat, daß sie in meinem Besitz sind; aus einer Aeußeruug des Advokaten aber schließe ich, daß ich dadurch im Auge des Gesetzes ein Verbreche» begangen habe, und daß ich ein Gefängniß zu gewärtigen hätte, wenn diese Dinge bis zu luir verfolgt würden; im besten Fall müßte ich als Sühne wieder in Bissington's Sklaverei zurückkehren, und schon der Gedanke daran könnte mich wahn­sinnig machen. Auch möchte ich um Alles in der Welt diese Gegenstände nicht ver­lieren, weil ich dadurch um die Macht käme, zu beweisen, daß ich wirklich das unter Bis- singtons Obhut gestellte Kind bin. Deß- halb dürfen die Erkennungszeichen nicht in meinem Besitz gefunden werden und auch nicht durch jemand anders sich auf mich

zurück verfolgen lassen. Ich kenne oder; Sakomouifchcs Urtheil. In Illinois vielmehr ich habe unter den Sachen die (entgleiste vor einiger Zeit ein Eisenbahn- Adreße einer Person gefunden, der ich volles j zug und zwei Passagiere kamen zu Scha-

Verlrauen schenken kann; sie ist dieselbe Zi­geunerin, die ich sei es mit Recht oder mit Unrecht für meine Mutter halte. Aber aus denselben Gründen, die für mich gelten und die ich Ihnen später weiter aus­einandersetzen zu können hoffe, ist es wich­tig, daß man dem Kistchen auch nicht bis auf sie nachspüre. Sie allein, lieber Ste­phan, sind in der Lage, Ihrer Maria aus dieser Roth zu helfen. Sie nehmen das Kistchen und bringen es noch heute Nacht oder morgen mit dem Frühesten nach Exetcr. Zu welcher Stunde Sie diese Stadt er­reichen, werden Sie in der Nähe der Dom­kirche eine Zigeunerin finden. Sie sprechen dann leise:Die Kircheuuhr geht, glaube ich, vor. Könnt Ihr nrir nicht sagen, um wie viel?" Die Antwort wird lauten :Um eine volle halbe Stunde." Dann geben Sie dem Weib das Kistckien und entfernen sich, ohne ein weiteres Wort zu sprechen. Ich weiß, Sie erweisen mir gerne diesen großen Dienst, lieber Stephan. Vergessen Sie aber ja nicht, in gehöriger Zeit wieder zurückzukehren, um mit dem Pegasus aus­zufahren."

(Fortsetzung folgt.)

Die kränkelnde Gattin eines reichen Breslauer Bankiers war, wie dieN. B.- Z." erzählt, auf einige Wochen nach Ber­lin übersiedelt, um sich bei einem der be­rühmtesten Aerzte in Behandlung zu geben. Als sie, wiederhergestellt, sich im freudi­gen Vollgefühl ihrer Gesundheit von die­sem verabschieden wollte, zog sie aus ihrer Kleidertasche eine Börse und überreichte sie dem Arzt mit den herzlichsten Ausdrü­cken ihrer Dankbarkeit und mit der Bitte, die Börse als ein Andenken anzunebmen. Der Arzt nahm mit der Miene der un­verkennbarsten Uebcrraschung die ihm dar- gereichle Börse, warf sie dann aber der Dame mit den Worten zurück:Ach was, Andenken! Ich bekomme lOO Thlr. für meine Bemühungen !" Die Dame erbleichte, faßte sich aber alsbald, nahm das ihr in so rauher Weise znrückgeworfeneAnden­ken" vom Tisch, öffnete die Börse, zog einen Fünfhnndert-Thalerschein heraus und überreichte diesen dem Arzt mit den Wor­ten :Herr Gehcimrath sind so anspruchslos, daß ich tiefbeschäm! bitten muß, mir 400 Thaler herauszuzahlen." Die Beschämung war nunmehr auf Seiten des Geheimraths, dem jetzt nichts übrig blieb, als seinen Schreibtisch zu öffnen und dcr Dame auf den für ihn bestimmt gewesenen Fünfhun- dert-Thalerschein 400 Thalcr zurückznzah- len.

den; der Eine fand seinen Tod, der An­dere verlor ein Bein. Dieser sowohl wie die Wittwe des Elfteren klagten gegen die Eiseubahngesellfchaft auf Schadenersatz. Die Jury sprach der Wittwe 5000, dem Ein­beinigen 15,000 Dollars zu. Das war der Wittwe nicht recht und sie fragte den Richter, weßhalb denn ein Bein dreimal so viel werth sei, als ein ganzer Mann? Der Richter antwortete:Die Sache ist ganz in Ordnung. Ter Manu, dem jetzt sein Bein fehlt, bekommt selbst für 15,000 Dollars kein neues wieder, aber eine Wittwe mit 5000 Dollars findet sehr leicht wieder einen Mann, der nicht nur so gut wie neu ist, sondern vielleicht sogar noch besser als der andere."

Ueber eine m e r k w ü r d i g e Ei­gen s ch a f t des P e t r o l e u m s berich­tet ein Forstwirth : Hochgradiges Petroleum ist ein vortreffliches Präserativmittel, um die der Feuchtigkeit und dem Wasser aus­gesetzten Gegenstände vordem Anhaften des Eises zu bewahren. Die größten Gegen­stände, wie Waffermühlenrädcr, Windmüh­lenflügel, Holzkrahnc werden, wenn in tro­ckenem Zustande mit Petroleum getränkt, weder gefrieren, noch Eis ansetzen. Man­chem Industriellen dürfte mit dieser Ent­deckung ein weit gehender Vorthcil im Winter geboten werden.

Wie vielseitig die Beschäftigungsarten sind, die im großen Berlin jungen Anfän­gern offen stehen, mag daraus hervorgeheu, daß durch Annonce im letztenIntelligenz- Blatt" Jemand gesucht wird,welcher graue Haare einzeln anSzieht."

Frankfurter Course vom 19. November.

Geldsorten.

FriedrichS'dor . . . . 9 fl. 5S

Pistolen . 9 fl. 4.2

Holland. 10 fl.-Stück . . 9 fl. 52

Dukaten.5 fl. 84

ol warllo . . . 5 fl. 35

20-Frankenstücke .... 9 fl. LiV-

Englische Souvereigns II fl. 54

Ruß. Imperiales . . . 9 fl. 42

Dollars in Gold . . . 2 fl. 26

Frankfurter Bankdisconto 4Vs"/o

59 -44 54 86 -87 , Z2>

kr. kr. kr. kr. kr. kr. 56 kr. 44 kr. 27 kr.

Anzeigen für den tznzthälcr vermitteln: in Pforzheim: Hr. Htto Ztiecker; in Wildvad: Hr. Hnstav Lnppold.

Für den Monat Dezember nehmen sämmtliche Post­stellen, im Bezirk auch die Postboten, Bestellungen auf den E n z t h ä l e r" ff's des Quartalpreises an.

zu

>ang in Wildbad:

I. Kurs

nach Calw 7 Uhr 30 Min. Vormittags,

II. Kurs

nach Calw 3 Uhr 25 Min. Nachmittags, Kurs

nach Freu denstadt

Ältenstaig 1 Uhr 30 Min. N. M.

Ankunft in Wildbad:

I. Kurs

von Calw 12 Ubr 10 Min. Nachmittags,

II. Kurs

von Calw 5 Uhr 30 Min. Nachmittags. Kurs

von Frcudenstadt

Altenstaig lOUHr 20 Min. V. M.

nedoction, Druck uno Vertag von Znk. Mech in Neuenbürg.