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Kwmk.
Deutschland.
Frankfurt, 32. April. Nachdem mir uns heute genauer ans den Schauplätzen der gestrigen Excesse nmgesehen, müssen wir leioer berichten, daß die Verwüstungen weit schlimmer sind, als wir in unserem ersten Berichte melden konnten. Die Zerstörungen nmsassen mehr als 30 Wirthschastcn und Brauereien, und es sind manche Lokalitäten ans das Gräulichste zugevichtel. An Todtcn wurden 14 in das Hospital, an Verwundeten 41 verbracht. Hierin sind indeß die in Privathänsern Verbliebenen noch nicht milgerechnet. Verhaftet wurden wohl nahe an 200 Personen. Neben der Zerstörung des Eigen- thnms ging es auch nicht ohne Entwendung ab. — Aus Befürchtung, daß sich die gestrigen Excesse wiederholen könnten, ist der größte Theil der Läden geschlossen. Um 3 Uhr ruckte ein Bataillon von Homburg ein; um 4 und ü Uhr kamen noch 2 Bataillone von Mainz Md Wiesbaden. Die Börse, das Telegraphenamt, die Brücke, Sachsenhausen rc. sind militärisch besetzt; an den wichtigsten Punkten der Stadt sind Truppen ausgestellt.
Wir entnehmen über die Frankfurter Vorgänge am 21. dem Berichte des Frkf. I. noch einige Einzelheiten: Abends 5 Uhr begannen die schweren Ausschreitungen. Um diese Zeit erschien eine Bande von etwa 200 Burschen auf der Gallusgasse in den beiden Reutlingcr'schen Brauereien, in ihrer Mille eine rothe, wie es scheint von einem Vorhänge herrnhrende Fahne, nun begann das Werk der Zerstörung. Was nicht niet- und nagelfest war, ging in Trümmer. Fünf bis sechs achtzehnjährige Bursche stellten sich auf die Tische und stampften sie zusammen; ein Anderer mit einem Prügel zerschlug die Spiegel, während wieder Andere die Stühle zerbrachen, den Herd znsammenrissen und das Küchengeschirr demolirten. Nachdem das Werk vollbracht, zog die vor Wnth brüllende Menge zu der benachbarten Schwagcr'schen Brauerei. Hier wurde ihr ein heißer Empfang zu Theil. Mit siedendem Wasser wurden die Angreifer empfangen und eine ziemliche Anzahl derselben arg verbrüht. Der Dampf der Kessel wurde losgelassen und that gleichfalls seine Wirkung. (Auf der großen Frievbergergasse im Reichsapfel fand die Vertheidigung mittelst glühender Eisenstangen statt, worauf schneller Rückzug erfolgte.) Jetzt rückte im Laufschritt eine Kompagnie 81er zu Hülfe, die Bande zerstob. Bei Nentlinger wurden die Gasrohren abgeschnilten und das ausströmende Gas angezündet. Zur Charakterisirnng der ganzen Bewegung diene, daß die Ruhestörer vorüberfahrende Equipagen auhiclten und die Insassen zwangen, zu Fuß weiter zu gehen. Wir erwähnen weiter, daß die Tumultuanten bei Neut- linger gleichzeitig den großen Bierfässern die Böden einschlugen und das Bier sort- laufen ließen; Brod, Schinken und Kote- letten nahmen sie mit sich; letztere waren noch roh. In Sachsenhausen schritten die
Bürger selbst gegen die Exzedenten ein Lebewohl! Vielleicht sehen wir uns ans
und vertrieben die Ruhestörer. Unter den Leichen befinden sich mehrere, die von Bajonettstichen durchbohrt sind. — Als am 22. Abends ein großer Zng mit Arbeitern aus Offendach im Sachsenhäuser Bahnhof einlief, durften dieselben die Waggons nicht verlassen, die Lokomotive wurde nm- gcspannt und dampfte nach Offendach zurück.
— Die Frankfurter Vorgänge berühren in Baden besonders lebhaft, weil man sie mit den vorangegangeuen Vorfällen in Mannheim in Zusammenhang bringt. Das unvermeidliche Blutvergießen bei dem Zurlickweisen und Unterdrücken dieser Aufruhrakte mag wenigstens das Gute haben, daß der Ausdehnung der Verwilderung und damit größerem Unheil vorgebengt wird.
Mannheim, 20. April. In Folge der jüngsten Excesse, deren Herd die socialdemokratischen Wühlereien, wurden sämmt- liche Volksversammlungen aus die Dauer von vier Wochen verboten. (S. M.)
Baden, 23 April. Die Angelegenheit der hiesigen Reitschule ist nun geordnet, indem diese Anstalt von der Gesellschaft, welche das Anwesen erkauft hat, Herrn Fritz, Privatstallmeistcr in Stuttgart, zu- geschlagcn worden ist.
Württemberg.
Das Negierungs-Blatt vom 21. April enthält das Gesetz zur Ausführung des Reichsgesetzes vom 6. Juni 1870 über den Unterstützungswohnsitz.
* Die K. Eisenbahndirektion hat mit Rücksicht auf die gesteigerte» Auslagen, namentlich Statiousuiikosten, die Frachttaxe und Frachtgüter 1. und 2. El., mit Wirkung vom 1. Mai d. I. an je um 1 kr. pr. Clr. erhöht.
Nach einer Bekanntmachung der kgl. Ccnlralstelle für Handel und Gewerbe wird über die Dauer der Wiener Weltausstellung ein württembergisches Bureau in Wien errichtet. Dasselbe, unter Leitung deS Herrn Sensit, befindet sich Praterstraße 15, (Leopoldstavt) 2 Stiege 3. Stück.
Stuttgart, 23. April. Der Schriftsteller Wolfgang Menzel ist im Alter von 75 Jahren heule hier gestorben.
dem Schlachtfelds Gott mit Ihnen Dabei drückte der alte Krieger dem jungen mit sichtbarer Rührung die Hand.
Almenhorst sah lange und tief in Clara's Augen, in Clara's Seele; dann zog er ihre Hand an seine Lippen und entrang der gepreßten Brust ei»: „Gott schütze Sie!" — Clara gab den Druck seiner pulsirenden Hand und sein Lebewohl leise und bebend zurück — dann wurde sie von den sich verabschiedenden Gästen umringt und seinem Blick entzogen.
Bald umfing denJüngling das Dunkel der Nacht in der öden Straße, deren Stille nur der melancholische Ruf des Nachtwächters, das sich mehr und mehr verlierende Rollen der Equipagen und — sein ihm hörbar klopfendes Herz unterbrach. Er wandte sich nach dem Palaste um, den er vor wenigen Stunden mit so ruhiger Brust und freiem Herzen betreten, und den er jetzt mit so befangenem, so für's ganze Leben — das fühlte er — gebundenem verließ. Der Glanz, in welchem er bei seinem Kommen gestrahlt, war dem Dunkel gewichen; nur durch die grünen Seiden-Gardinen zweier Fenster stahl sich der milde Schein einer Alabaster-Lampe wie ein Gruß der Liebe zu ihm nieder. Ihm sagte es die untrügliche Ahnung des Herzens, daß dieß seiner Clara Schlafgemach sei. Schlummerte sie schon bei diesem sanften Lichte, oder verschlangen ähnliche Wogen, wie die, welche seine Brust hoben, die Mohukörner des Schlummergottes d — Wie gern hätte er die noch übrigen Stunden der Nacht diesem Lichte gegenüber zngebracht und hier wachend von ihr geträumt! Doch schien es ihm, als ob der Schildwacht, die vor dem Hanse aus- und abschritt, sein langes Verweilen auffalle und sie ihn beobachte; dcßhalb bekämpfte er den heißen Wunsch, ihr nahe zu bleiben, und ging endlich, den Gasthof aufzusuchen, in welchem sei» Diener ihn erwartete. (Forts, folgt.)
MisMen.
Das Wiedersehen.
(Der Wahrheit getreu erzählt von P. Klein.)
(Fortsetzung.)
„Wann müssen sie rctourniren, Herr Lieutenant?" srug er Almenhorst, und mit dieser Frage floh die Seligkeit aus Beider Brust.
— „Meiner Ordre nach mit Tagesanbruch, denn ich finde mein Regiment schon auf dem Wege nach Regeusburg, wo wir der feindlichen Avantgarde zu begegnen hoffen."
Nun, so nehmen Sie — denn ich sehe, man bricht schon allgemein auf, und Sie imrden, nach dem scharfen Ritte, der Müdeste sein, — meine Antwort an Ihren General, und für Sie mein herzliches
Redactivn, Druck und Vertag von Ink. Me eh in Neuenbürg.
Bei den enormen Butterpreiscü schlägt Professor Dr. Artus iuJena nachstehendes Verfahren vor zur Bereitung eines wohlfeilen schmackhaften Fettes: Man nehme zwei Pfund guten Schweinespeck, zerschneide solchen in Würfel, bringe den zerschnittenen Speck in einen reinlichen Kessel, füge vier zerschnittene Zwiebeln, die vorher zwischen glühenden Kohlen braun geröstet waren, hinzu und brate den Speck aus; nachdem das Fett gehörig ansge- bratcn ist, wird cs durch einen Durchschlag gegossen und dazu wird endlich noch, wenn das Fett noch nicht erkaltet ist, ein Maß frische (nicht vorher abgcsottene) Milch und V- Eßlöffel voll zerriebenes Kochsalz gegeben und nun so lange eingerührt, bis das Fett erstarrt ist, worauf die übrige wässerige Flüssigkeit abgegoffen wird. Das Fett erhält dann so einen angenehmen Buttergeschmack und hält sich gut, und da auch die znrückbleibenden Grieben neben den Zwiebeln noch zum Schmelzen eines Gemüses oder als Zusatz zu einer Suppe verwendet werden können, so geht hierbei nichts verloren.