sischer Interessen in Württemberg. Bis jetzt versah der englische Cousul die Ge­schäfte für die Franzosen.

Die Postverwaltung hat eine Freimarke von 9 Kreuzer fertig gestellt, welche nun­mehr zur Ausgabe gelangt, und welche sich besonders zur Frankirung einfacher Briese nach Frankreich, England, den Ver­einigten Staaten von Nordamerika (via Bremen oder Hamburg) eignet.

Neuenbürg, II. Jan. Mit Trauer und Schmerz wurde heute in nahen und fernen Kreisen die Nachricht von dem so überraschend schnellen Hingang des Ober­amtsarzt vr. Fab er vernommen, der mitten in seinem schönen Berufe erkrankt, als ein Opfer desselben erlegen ist. WaS der Verstorbene gewollt und gedacht, mit welcher Hingebung an das, was ihm amt­lich oblag, er stndirt und mit welchem Eifer er es vollzog; welche Achtung und Vertrauen ihm darum entgegen kamen, ist seinen Collegen und denen bekannt, die ihm im Leben näher gestanden. Alle aber, mit denen er in seiner Eigenschaft als Arzt, als Freund, Mitbürger und Gesell­schafter in Berührung gekommen, werden die Vielseitigkeit seines Wissens, den Pa­triotismus, den wohlwollenden Sinn des Mannes, die liebenswürdigen Eigenschaften des Geistes und Herzens, die er in allen Vorkommnissen des Lebens bekundete, in unverwischlicher Erinnerung behalten.

Ulm, 6. Jan. Eine Gesellschaft hie­siger Schiffsleute hat sich entschlossen, hier zehn Logirschiffe anzufertigen und sie nach Wien zu bringen, um bei der voraussicht­lichen Wohnungs- und Logirnoth in Wien während der Ausstellnng eine Abhilfe zu bringen. Es ist den Unternehmern mit ihren Schiffen ein sehr günstig gelegener Platz auf der Donau in Wien zugcsichert.

Biberach, 10. Jan. Im diesseitigen Distrikte hat man mit den hospitalistischen Holzversteigerungcn begonnen. Während man bisher glaubte, daß des gelinden Winters wegen die Holzpreise rückwärts gehen werden, findet das Gegentheil statt, indem dieselben vielmehr steigen. Für das Klafter (4 Raummeter) Tannenholz be­zahlte man bereits 1618 fl., Buchenholz 2426 fl., Preise, welche im Vergleiche mit den früheren das 3- bis 4-sache be­tragen. Man glaubt, daß die so hohen Preise des Tannenholzes in dem massen­haften Aufkäufe desselben von Händlern und Spekulanten ihren Grund haben. Insbesondere wird ungeheuer viel Stamm­holz per Eisenbahn abgeführt.

Ausland.

Napoleon III. ist am 9. ds. 10 V 4 Uhr in Chislchurst verschieden. Der Ver­storbene, der Jahre lang Frankreich be­herrscht und einen großen Einfluß auf die Geschicke Europa,s geübt hat, war zu Paris am 20. April 1808 geboren. Alle seine Gehilfen vom 2. Dezbr. 1851 sah er vor sich in's Grab steigen. Frankreich ist mit diesem Tode vorerst einer seiner Sorgen entledigt; ob aber der Bonapartismus nnn für immer aufhören wird, Einfluß auf die Geschicke dieses Landes zu üben, ist bei dem unberechenbaren Volke jetzt noch nicht vorauszusagen.

Paris, 27. Dez.Avenir National" bespricht in einem längeren Artikel die Schlagworte, mit denen man sich in Frank­reich selbst zu täuschen pflegte. Vor Kur­zem erst haben die SchlagworteRache für Sadowa" und von der absoluten mili­tärischen Ueberlegenheit der Franzosen das Land in schreckliches Unglück gestürzt. Jetzt bereite man sich wieder auf eine neue Uebereilung vor durch das Nachbeten des Schlagwvrts vom unerschöpflichen Reich­thum Frankreichs und der schnöden Ar- mulh Deutschlands. Letztere suche man hauptsächlich durch die in jenem Lande übliche Massenauswanderung zu beweisen und durch die Gewohnheit der jungen Leute, für eine Reihe von Jahren im Auslande Anstellungen zu nehmen. Diese Auswanderung nun aber hat nach dem Avenir National" mit Armuth gar nichts oder sehr wenig zu lhun. Sie beweist nur die ungemeine Expansionskraft des deutschen Elements. . , .

Zu New - Jork, in den großen Aus- schiffungShäfen, sowie in allen größeren Städten der Vereinigten Staaten, sagt das Blatt, bestehen deutsche Vereine, welche den Zweck verfolgen, über die In­teressen ihrer aus Europa herüberkommen­den Landsleute zu wachen. Solche Ver­eine fehlen, wie Herr Vadet richtig be­merkt, für die französischen Einwanderer in Amerika.

Die Deutschen verbreiten sich jetzt überall. Die Reichen ziehen die Armen nach sich und zusammen gründen sie ein Comptoir, eine Faktorei, eine Bank, wenige Meilen von den französischen, 'englischen und holländischen Banken und Faktoreien entfernt, und machen diesen eine um so gefährlichere Konkurrenz, weil Dank ihrer Geduld, ihrer Geschäftskenntniß und ihres festen Zusammenhaltens ihnen ihre Unter­nehmungen stets gelingen: Natürlich ge­reicht dies dem Mutterlande zum Vortheil. Vor allen Dingen wird durch die Aus­wanderung bewirkt, daß die Gehälter der Zurückbleibeuden gleichmäßiger und der Billigkeit mehr angemessen vertheilt werden. Das Geld, welches der Auswanderer mit­nimmt, fließt wieder ins Mutterland zurück. Zum Beleg für diese Behauptung könnten wir Handelsplätze anführen, deren Export im Verhältniß zur Auswanderung bedeu­tend zunahm.

Im Jahre 1838 hat der Platz Bor­deaux z. B. kaum 5000 Faß Wein nach La Plata ausgeführt, wo man damals 3000 französische Einwanderer zählte. Im Jahre 1867 betrug die Zahl der nach La Plata ausgewanderten Franzosen 85,000 und der Weinexport aus Bordeaux be­zifferte sich auf 146,688 Faß Wein, un­gerechnet 123,755 Kisten feine Weine und 144,599 Kisten und Faß Branntwein.

Deutschlaud hat den Nutzen der Aus­wanderung sehr wohl eingesehen; es hemmt dieselbe auch nicht, wie unrichtiger Weise behauptet wurde; im Gegentheil, es be­günstigt dieselbe mit allen in seiner Macht stehenden Mitteln. Deutschland betreibt die Auswanderung systematisch und sorgt dafür, daß dieselbe der Bevölkerung zur Gewohnheit wird. Besonders bei dem Handwerkerstande ist es Gebrauch, daß

der junge Deutsche sein Vaterland auf ein oder zwei Jahre verläßt, um in andern Ländern die Fortschritte kennen zu lernen, die in seinem Handwerke gemacht worden sind und dieselben nachher in der Heimath zur Anwendung zu bringen."

Misxellen.

Der König von Bayern hat einen Schlitten bauen lassen, der an Pracht alles Derartige überbietet. Derselbe ist nach derD. Z." ganz aus vergolveten Nococcofiguren aufgebaut. Nixen in ge­bückter Stellung tragen den eigentlichen Schlittenkörper, während zahlreiche Amo­retten sich unter Blumengewinden herum­tummeln. Der Sitz ist von blauem Sam­met, mit der reichsten Goldstickerei; aus demselben kostbaren Stoffe sind auch die Tritte, die auf beiden Seiten zum Ein­steigen dienen, und ebenso das sämmtliche Geschirr für vier schwere Pferde. Wie reich und kostbar diese Stickerei ausfiel, mag man daraus abnehmen, daß es schwer fällt, mit einer Hand auch nur das Kopf­gestell eines solchen Pferdes zu halten, und noch schwerer die Satteldecken aufzu­legen, die von gleicher Art sind. Die Schlittendecke selbst ist von Hermelin, die drei Gemälde, welche die Breitseiten füllen, wurden durch Heinrich v. Pechmann ange­fertigt. Selbst die Deichsel ist vergoldet und mit blauem Sammet ausgeschlagen; den Werth des Ganzen schätzt man ans 200,600 fl. Mit der Verpackung des Schüttens wurde kürzlich begonnen. Der­selbe geht nach Hohenschwangau ab und wird auf den wilden Wegen des bayeri­schen Gebirges seine erste Fahrt mache».

Die Japanesen werden küustig ihre Köpfe nicht mehr scheren, sondern das Haar nach europäischer Sitte wachsen lassen. So will es die Regierung.

(Liebig über das Bier.) Liebig, der berühmte Chemiker, sprach sich kürzlich folgendermaßen über das Bier, seinen Nutzen und die jetzigen Mängel in der Herstellungsweise aus:Bier ist unstreitig zuträglicher als Branntwein. Der Mcnsch muß ein gewisses Stimulans haben, es ist dies Lebensbedürfniß. Branntwein jedoch ist ein großes Uebel. Wir finden, daß sich das Bier bereits auch in eigentlichen Wein­ländern seinen Weg bahnt. Allerdings nimmt Bier als Nahrungsmittel einen sehr untergeordneten Rang ein, es steht nicht höher als die Kartoffel, und man wird finden, daß in keiner Stadt ein so gewal­tiger Fleischkonsum vorkommt, als gerade in München, woselbst doch die größten Massen Bieres vertilgt werden. Bier er­fordert eben Fleisch und Eiweißstoff; vor jedem Werkelter in München wird man einen KäShändler anireffcn. Warum? Weil der Käse den Eiweißstoff enthält, welcher dem Biere mangelt. Aus diesem Grunde sind Bier und Käse unzertrennlich, sie ergänzen sich gewissermaßen Eines das Andere. Aber wie gesagt, als Nahrungs­mittel ist Bier nicht sehr bedeutend.