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an andern Orten grotzen Schaden, besonders durch Überschwemmungen, zur Folge gehabt. Dagegen dient ein wohlgepflegter Wald, wie man ihn bei uns findet, nicht nur zur Erhöhung landwirthschaftlicher Schönheit, sondern auch zum leiblichen und geistigen Gedeihen eines Volkes. Außerdem führte der Redner seinen zahlreichen Zuhörern noch ein schönes ästhetisches Bild des Waldes, seines saftigen Grüns und seiner Annehmlichkeiten vor Augen. (St.-Z)
Miszellen.
Der armen Wittme Weihnachisrrise.
Eine Erzählung, vielleicht für Alt und Jung.
(Aus dem „Volksblatt fürjStadt und Land".)
(Fortsetzung.)
Die kleine Marie konnte, so kindlich und einfällig sie war, in manchen Stücken schon recht verständig sein; das kam, weil sie einsam mit der Mutter gelebt und deren Leben gelheilt hatte. So hatte ihr die Mutter auch gezeigt, als sie sich zur Reise anschickten, daß sie ihre Brieftasche in ihren Busen barg und hatte dabei mit großem Ernst und Nachdruck gesagt: „Wenn ich einschlafe und nicht mehr answache, dann nimm die Brieftasche und gib sie guten Leuten und bitte sie, daß sie dich zn Onkel Wilhelm bringen." Das hatte Marie'chen sich auch eingeprägt, wie die Mutter sehen konnte, denn wenn das Kind etwas in sein Gewissen nahm, dann wurden die lachenden Aeugelein einen Augenblick ernst und über die Wangen zog ein Helles Roth. Doch täglich und auch jetzt in ihrer Angst und Qual erinnerte die Mutter das Kind noch einmal an die Brieftasche, darin ihre letzte Baarschaft und Papiere sich befanden, welche sagten, wer sie war, woher sie kam und wohin sie ziehen wollte.
Als sie darnach in Ohnmacht znrückge- sunken war, umschlang mit beiden Armen sie das laut weinende Kind, und still stand der Wagen auf ein Prrr, das der Fuhrmann erschrocken ausgestoßen hatte, als er das Blut auf dem Schnee gesehen. Er kroch in den Wagen hinein und sah auf seinen Knieen liegend mitleidig auf die Mutter und das Kind und rückte dabei seine Pelzmütze hin und her, denn er wußte sich keinen Rath in dieser Noth.
Endlich fiel ihm ein, daß er gehört hatte, Schnaps stille das Blut; so nahm er seine Flasche und hielt sie der ohnmächtigen Frau an den Mund. Da sie die Lippen nicht öffnete, floß ein wenig Branntwein daneben, und der ihr ungewohnte starke Geruch mochte wohl beleben, sie schlug langsam die Augen auf, flüsterte schwach: „Danke, danke", und schloß das Kind fester in ihre Arme. Der Fuhrmann zog die Flasche zurück, sah in das todten- bleiche Antlitz der Frau, und indem er seinen alten Platz wieder einnahm, brummte er: „Hier muß Rath werden und sollte ich auch die braune Liese daran wagen!" Somit peitschte er und brachte sein schwerfälliges Fuhrwerk in langsamen Trab. Da die Rädex tiefe Furchen in den Schnee zogen, sprang der Fuhrmann bald wieder
vom Wagen, um seinen wohlgenährten Nossen die Last zu erleichtern und sie, neben ihnen hertrabend, anzufeuern.
Seine Füße traten den Schnee knisternd nieder, und das Kind, das beruhigt durch der Mutter neues Liebkosen den Kopf lauschend erhoben hatte, sagte: „Hörst du es, Mutter, der Schnee sagt: Christus in der Weihnachtszeit; das hat die alte Mariane mir immer gesagt." — „Christus", wiederholte das Kind ein paar Mal. — „Christus", wiederholte die Mutter hastig flüsternd; „es ist den Menschen kein anderer Name gegeben, darinnen sie sollen selig werden."
Sie sprach weiter vor sich hm, das Kind verstand es nicht, aber ihm wurde bange, als die Mutter unruhig umherblickte. Ein kleiner rother Flecken zeigte sich aus der Wange der kranken Frau, mit den matten weißen Fingern griff sie nach dem Schnee, der in den Wagen eingedrungen war und kühlte damit ihre Zunge.
Endlich hielt der Wagen ani Saume des Waldes vor einer Ausspannung still. Der Fuhrmann stieg ab, hieß den herbei eilenden Hausknecht den Pferden Heu geben und ging selbst in's Haus, nachdem er sich überzeugt halte, daß der Wirth zur Stadt gefahren war. Zutraulich redete er mit der Wirthin, doch erschrack sie über sein Anliegen, und erst als er wiederholt gesagt hatte: „Kommen Sie, kommen Sie, die Wirthin vom Haidekrug, die beste Frau in der Runde, läßt einen Hund in solcher Kälte nicht vergeblich vor ihrer Thüre winseln", da folgte sie ihm an seinen Wagen, hob leise den Plan etwas zur Seite und blickte hinein.
Still lag die Frau darin und hatte die Augen geschlossen, seit das Rütteln des Wagens ausgehört hatte, nur an den glühenden Wangen sah man, daß dieses Leidensbild noch Leben in sich barg. Das Kind halte sein blondes Köpfchen aufgerichtet und sah den Pferden zu, wie sie ihr Futter verspeisten, — sonst so lebhaft, erschien die Kleine jetzt müde und traurig. Die Wirthin trat vom Rade wieder zurück, iuhr mit der Schürze über die Augen und sagte dann vor sich hin: „Die abgelegene Saalkammer ist noch von gestern her durchwärmt, wir müssen sie hinein bringen und wäre mein Mann ein zehnmal ärgerer Wütherich als wie er ist." Sogleich war der Fuhrmann im Wagen, er hatte jegliches Wort der Wirthin abgelauscht, und so schwerfällig sonst seine Bewegungen erschienen, so beflügelten ihn jetzt Mitleiden und das Verlangen, aus seiner schwierigen Lage heraus zu kommen. So sanft wie er nur reden konnte, sagte er zu der kranken Frau, ungewiß freilich, ob sie ihn hörte: „Ich will nur 'mal das Kindchen in die warme Stube bringen und dann Sie auch." Sie zuckte, als er Mariechen aus ihren Armen nahm, ließ es aber geschehen, und die Kleine, die ihm den Kandiszucker und die warme Decke nicht vergessen hatte oder sich instinktiv nach ihrer Art der Vernunft den, Verfahren fügte, ließ sich ohne Widerrede aus dem Wagen in die Arme der Wirthin heben, die ver- ständig zögerte, mit dem Kind in's Haus
zu gehen, bis der Fuhrmann auch die Mutter aus dem Wagen gehoben hatte und bereit war, diese in's Haus zu tragen.
Einige Minuten später hatte der Fuhr- mann auch die Sachen seiner Reisenden der Wirthin übergeben, noch einen Blick auf die Kranke und das Kind werfend, und der Wirthin zum Abschied die Hand gedrückt. Den ihm zugedachten SchnapS hatte er vergessen, was ihm noch nicht passirt war; es fiel ihm erst wieder ein, als er auf seinem Wagen sitzend schon manches Mal in die leer gewordene Ecke geblickt, sich geräuspert und den Pferden gesagt hatte, daß sie nun bald am Ziele seien, was sie wohl längst schon witterten, und daß sie es im Grunde doch viel besser hätte», wie mancher arme Christenmensch! So fuhr er der nächsten Stadt, seiner Heimath, zn, wo ihn eine warme Stube, eine brave Frau, liebe Kinder und ein warmer Stall für seine Pferde erwarteten.
(Fortsetzung folgt.)
In Nordamerika ist etwas geschehen, das noch nie dagewescn. Bei Gelegenheit eines zwischen dem Gouverneur und der Vertretung des Staates Louisiana ausgebrochenen Streites hat Präsident Grant den Neger Pinchback offiziell als Gouverneur von Louisiana anerkannt und den Erlaß einer Proklamation vorgeschlagen, in welcher die gegenwärtige Legislative Louisiana's zur gesetzlichen Vertreterin der Bevölkerung Louisiana's erklärt wird. Ein Neger, Gouverneur in einem Staat, in welchen» die Schwarzen noch vor wenigen Jahren wie Hunde behandelt wurden! — das ist ein Ereigniß von enormer Tragweite!
(Amerikanisch.) In Amerika hat ein Polsterer eine Matratze konstruirt, welche wie eine Uhr aufgezogen und dann aus jede Stunde gerichtet wird, um welche man aufzustehen wünscht. Zur bestimmten Stunde löst sich eine Feder, die Matratze wirft den Schlafenden sanft aus dem Bette und rollt sich dann, um weiteren Schlafgelüsten vorzubeugen, in schönster Ordnung zusammen.
(Zur P o st st a t i st i k.) Die fleißigsten Briesschreiber der Welt sind schon seit langer Zeit die Engländer; es kamen im Jahre 1871 auf den Kopf der Bevölkerung in Großbritannien nicht weniger als 20 Briefe. In zweiter Linie folgte in dieser Hinsicht die Schweiz mit 20 Briefen; in den Ver. Staaten Amerika's kamen 17, in Anstralien IS, in Deutschland 10,6, in Belgien 10,6 und in Holland 10 Briefe auf den Kopf. Frankreich lieferte nur 9,7, Oesterreich (Cisleithanien) nur 6,9, Dänemark nur 6,6 Briefe per Kopf zur Post, in Spanien betrug diese Ziffer nur 4,4, in Italien 4,4, in Ungarn 2,9, in Griechenland 1,7, in Rumänien 0,7 und in Rußland endlich nur 0,6.
Auflösung des Geographischen Räthsels in Nro. 149:
Sudan, Sidon, Sedan.
Redactivn, Druck und Verlag von Zak. Me eh in Neuenbürg.