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Kirchmeihtanze am 17. Nov. zwischen jungen Leuten aus den benachbarten badischen Orten Dürn und Bauschlott zu einer wüsten Schlägerei gekommen sei, in Folge dessen der einzige Sohn des Bürgermeisters von Düren todt vom Platze getragen worden und es noch verschiedene zum Theil sehr erhebliche Verwundungen abgesetzt habe. Die Betheiligten sind bereits in Pforzheim inhaftirt und ist die Untersuchung im Gange. Diese wird von württemb. Untersuchungsrichtern geführt.
Aus Tübingen, Rottenburg und Stetten bei Haigerloch wird von einem Erdbeben berichtet, das am 24. Nachts 11 Uhr wahrgenommen wurde und ziemlich heftig gewesen zu sein scheint.
Heilbronn. sObst- und Kartoffel- markt.j Nach dem Bericht des Marktmeisteramts über die vom 7. Septbr. bis 16. Nov. d. I. dahier gehaltenen 21 Obstund Kartoffelmärkte sind im Ganzen 10,382 Ztr. Obst und 6175 Ztr. Kartoffel abgewogen worden. In Umlauf wurden gesetzt für Obst 44,642 fl., für Kartoffeln 11,232 fl., zusammen 55,874 fl. Kartoffeln wurden mit 1 fl. 30 kr. bis 2 fl. pr. Ztr. bezahlt; für Obst stellte sich der höchste Preis auf 5 fl. 15 kr., der niederste auf 3 fl. pr. Ztr., gebrochenes Obst, worin ein Hamburger Delikatessenhändler größere Einkäufe machte, wurde zu 5 fl. und 6 fl. pr. Ztr. verkauft. Die Zufuhren von Obst kamen meist aus der Gegend von Mosbach, Miltenberg und Walldürn, größere Parthien kamen auch aus den Oberämtern Brackenheim, Neckarsulm, Oeh- ringen und Weinsberg. Die Käufer waren aus 17 Oberämtern. Die Kartoffeln wurden aus einer Entfernung bis zu 4 Stunden zugeführt und zum Theil mit der Eisenbahn auf Entfernungen von 20 Stunden in's Oberland exportirt. Am stärksten Markttag, den 2. Okt., waren 65 Lspännige Wagen mit Obst auf dem Wvllhausplatz ausgestellt. (S. M.)
Ausland.
Aus Paris noch keine entscheinenden Nachrichten. Möglich, daß die Rechte in der Kammer die Sache doch nicht aufs Aeu- ßerste treiben wird, denn wer sollte Thiers im Augenblicke ersetzen. Möglich auch, daß jetzt schnell einige Verfassungs-Reformen zum Beschluß kommen aus denen Thiers als vierjähriger Präsident hervorgehen dürste. — Bedenklich dabei ist, daß die verschiedenen Parteien mit je ihren Prätendenten, Gambetta mit eingerechnet, auf der Lauer stehen und für sich zu retten suchen werden, was zu retten, und das französische Volk unberechenbar ist.
Miszellen.
Die Konferenzen zu Donchery.
Das Oktoberheft der „Oesterr. Militärischen Zeitschrift" bringt eine Darstellung der Ereignisse nach der Schlacht bei Sedan, namentlich der bisher weniger bekannt gewordenen Vorkommnisse in den Konferenzen zu Donchsry zwischen Bismarck und Moltke und den französischen Bevollmächtigten.
Wir entnehmen der trefflichen Arbeit folgende Stellen:
General Molike und Graf Bismarck waren nach der Verabschiedung vom Könige, der sich vom Schlachtfelde nach Vendresse begeben hakte, behufs der Unterhandlungen über die Kapitulation der in Sedan zusammengedrängten französischen Armee nach dem von der Festung 5 Kilometer (^ Meilen) entfernten Städtchen Douchory gegangen und trafen hier gegen 10 Uhr ein.
Bald daraus — nach 11 Uhr — erschienen auch die französischen Unterhändler in Donchery und wurden in einem zur Konferenz hergerichteten ebenerdigen Saal eingesührt, in welchem bereits eine große Menge deutscher Offiziere versammelt war.
Nach zehn Minuten langem Warten trat General Moltke in Begleitung des Grafen Bismarck, der Generale Blumenthal, Pod- bielski und anderer Offiziere ein und begehrte nach einer kurzen Begrüßung der im Zimmer anwesenden fremden und eigenen Offiziere vom General Wimpffen die Vollmachten, welche er sofort verisizirte. Die Vorstellung der beiden Generale Faure und Castelnau gab dem General Moltke den Anlaß, an den General Wimpffen die Frage zu richten, in welcher Eigenschaft die beiden Herren an den Verhandlungen theilnähmen. General Faure antwortete, daß er als Geueralstabs - Chef des Marschalls Mac Mahon im Stabe des Generals Wimpffen sich befinde, ohne übrigens einen offiziellen Charakter zu besitzen; General Castelnau betonte wieder, daß er der Ueberbringer einer mündlichen und offiziösen Mittheilung Seitens des Kaisers sei, daß diese Mittheilung jedoch erst am Ende der Konferenz, der beizuwohnen er sonst keinen offiziellen Titel habe, einen Nutzen haben könne.
Man setzte sich um einen in der Mitte des Saales stehenden viereckigen Tisch, der mit einem rothen Teppich überdeckt war, wie folgt: Auf der einen laugen Seite der Tafel placirte sich der General Moltke, links neben sich den Grafen Bismarck, rechts den General Blumenthal habend; ihm gegenüber auf der anderen Seite des Tisches saß der General Wimpffen ganz allein; hinter demselben, fast im Schatten, hatten die Generale Faure und Castelnau und andere französische Offiziere die Sitze okkupirt. In dem Konferenz-Zimmer verweilten 7 bis 8 deutsche Offiziere, von denen einer (Gcneralstabs- Oberstlieutenant Verdp?) auf Geheiß des Generals Blumenthal beim Kamin das Protokoll führte.
(Fortsetzung folgt.)
Bekanntlich ist die Spargelzucht in Argenteuil bei Paris eine der bedeutendsten der Welt und ist daselbst der dortige Niesenspargel aus andern großen Sorten entstanden, namentlich aus Rose Hollanätz. Da sehr oft das Bündel von 36—40 solcher im Freien gepflanzter Spargeln in Paris und England bis zu 30—40 Fr. verkauft wird, begreift man, welch' sehr bedeutende Summen die Zucht dieses Gemüses jährlich der Gemeinde
Argenteuil eintragen muß. Dazu kommt noch der Verkauf von Klauen (Spargel- pflanzeu), die von allen Welttheilen verlangt und das Hundert 15—25 Fr., je nach Auswahl, gelten. Aber es genügt nicht, Klauen von den besten Sorten zu haben, mau muß auch recht missen, wie sie zu pflanzen und zu behandeln sind, um nicht, trotz großer Kosten, nur wenig und schlechte Spargeln zu erhalten. Darüber belehrt uns sehr gründlich ein Artikel im Journal „d'Agriculture du H'Nhin 1870" von Herrn Isidor Bickart, Eigenlhümer in Horburg bei Colmar, dessen ausgezeichnete Obstzucht schon seit längerer Zeit bekannt und welcher einer der eifrigsten Gründer des 1860 entstandenen Colmarer Gartenbau-Vereins ist. In diesem Artikel wendet sich Hr. I. Bickart zunächst gegen das bisher übliche Verfahren Anlage von Spargelbeeten, besonders gegen die tiefen Gruben, die eine überflüssige Arbeit verursachen, gegen das viel zu tiefe Unterdringen deS Düngers, den die Wnrzelenden nicht erreichen können und aus dem der Regen die nährenden Bestandtheile in Tiefen wäscht, wo sie vollständig verloren sind. Ferner tadelt der genannte Züchter das zu enge Pflanzen der Spargelklauen (gritl'os); wo die Bodeufläche nur für 80—100 Klauen Raum gewährt, setze man deren 250 bis 300 Stück. Im Herbste bedecke man gewöhnlich die Pflanzen mit Sand, Düuger- erde rc. und ersticke sie, anstatt daß man ihnen im Gegentheil Luft machen sollte, damit sie alhmen und leben können. Gegen alle diese fehlerhaften Kulturmaßregeln richtet Hr. Bickart die Worte: „Keine tiefen Gruben mehr; keine Haufen unnütz vergrabenen Düngers! Dagegen nur ein einfaches Umgraben des Feldes zu einer Tiefe von etwa 60 Centimeter unter Hinzufügung von Dünger. Wenn der Boden thonig und übermäßig bündig (dicht) ist, so dünge man ihn mit zerstoßenem Kalkschutt oder Steiukvhlenasche. Die Entfernung der Pflanzen sei 70 Centimeter für die frühe Art von Holland und Ulm und 1 M. 20 C. für die „rosa llollancko porkoetionne," gewöhnlich genannt „von Argenteuil". Beim Herannahen des Winters erleichtere man die Pflanzen, bilde Rinnen, indem man die Erde über ein Beet von rechts und von links wirft und nur auf den Wurzeln 5 oder 6 Centimeter Boden läßt; endlich versehe man die Rinnen mit Dünger, indem mau, wenn möglich, etwas von dem Hauptdünger für Spargel (Kali) hinzusügt. Die Praxis hat dieses Verfahren als vollkommen bewährt gefunden."
(Hohes Alter.) Dem „Toronto Globe" zufolge starb in Kenyon, Grafschaft Glen- garrp (Canada), am 18. Sept. eine Frau, Namens Ann Campbell, in dem hohen Alter von 130 Jahren. Die Verstorbene, die im Jahre 1742 geboren wurde, war mährend der letzten Jahre ihres Lebens das Wunder der Gegend, in welcher sie lebte, und wurde beständig von Neugierigen aus nah und fern besucht. Bis 2 Tage vor ihrem Tode blieb die hochbetagte Frau in vollständigem Besitz ihrer Geisteskräfte, »bürg.
Redaction, Druck und Verlag von Jak. Me eh in Neu