308

mit Jakob schien ja nicht so fest schon be­stimmt zu sein, wie man im Dorfe meinte! So hoch Konrad immer auch seinen eigenen Werth zu schätzen geneigt war, so konnte er doch sich nicht verbergen, daß eine Her­rath mit des Sägmüllers einziger Tochter doch weit über seine Familien- und Ver­mögens-Verhältnisse ginge. Aber warum sollte ihn nicht ein solch' ungewöhnlicher Glücksfall treffen? Die Sägmüllerin, deren Widerstand noch am meisten zu fürchten gewesen wäre, war todt, den Sägmüller fürchtete er nicht, und das Rösle? Nun, die kecksten und schönsten Mädchen des Dorfes blickten ihm heimlich hinter'm Fen­sterladen nach, wenn er am Hause vorüber­ging ; sollte ihm's fehlen bei einem Mädchen, dieaus der Einöde war?"

Er war wohl nicht der Erste, der auf diese Art zu seinem Glücke kam!

Trotz Leichtsinn und Eitelkeit hatte er eingutes Gemüth"; er vergaß über der Sägmühle das Mädchen nicht ganz, sie war wirklich keine böse Zugabe, nett von Person und gutmüthig dabei, kein Hausdrache und keine Hochmuthsnärrin. Wenn sie auch kein geläufiges Mundstück hatte, so war noch die Frage, ob dies nur ein Fehler war ?

Von jetzt an sah es also Konrad ernst­lich aus des Sägmüllers Tochter ab. Er hatte zwar leine Gelegenheit, offen vor den Leuten in der Sägmühle einzusprechen, aber dies war auch ganz und gar nicht sein Verlangen; das Röste zur Abend­glockenzeit am Gartenzaun aufzusuchen, oder unter ihr Kammersenster zu kommen, das blieb ihm unbenommen, so gut als irgend einem andern rechtschaffenen Bur­schen, und er versäumte es auch keineswegs. Einige Schritte unterhalb der Sägmühle, von ein paar Tannen überwölbt, ging ein Steg über den Mühlbach, dort holte das Rösle alle Abend Wasser zum Haus­haltungsgebrauch , und dort stellte er sich auf.

Anfangs erschrack das Mädchen, das an dergleichen Aufmerksamkeiten nicht ge­wöhnt war, über seinen unvermuthelen Anblick, und bat ihn inständig, sich zu entfernen; aber sie sprach während dessen doch mit ihm, und konnte nicht umhin, anzuhören, was er ihr zu sagen habe. Das begleitete sie nun Tag und Nacht, wob sich in ihre Träume, und sprach zu ihr im Wachen. Ihr Hrrz war für Ein­drücke so empfänglich, und sie hafteten so tief, denn sie hatte noch so wenig erlebt. SieZiebte den Konrad, und ^da einmal diese Liebe ihr im Herzen keimte, hatte sie bald dasselbe umschlungen, wie die Tannen mit ihren Wurzeln das Felsstück, auf dem sie standen. Es brauchte mcht vieler Besuche, bis sie ihm ihre Liebe ge­stand, und ihm schwur, daß nur er und kein Anderer sie heirathen sollte.

Sie standen aus dem Stege im Schatten der Tannen, und hielten die Hände in ein­ander verschlungen, die Abendlüste schienen den Schwur unter die säuselnden Baum­gipfel zu tragen; unter ihnen rauschte un­heimlich der Bach hin, als grolle er dem Paar auf dem Stege-

Rösle fühlte und hörte nichts davon, sie wußte nur, daß sie aus ewig dem Kon­

rad angehöre. und daß ihre ganze Seele ihm zu eigen wäre, so wie er jetzt ihre Hand in der seinigen hielt. Erst als er sie verlassen hatte, als sie ihm nachblickle, bis er im Waldschalteil verschwand, schlug sie das Auge auch zum Himmel auf; er blickte so ernst und stille mit tausend Ster- nenaugen aus die Waldlichtung nieder. Unwillkürlich dachte das Mädchen hiebei an ihre verstorbene Mutter, und ein leich­ter Schauer durchfröstelte ihr zuvor so glühendes Herz.

Aber es galt nun, den Vater zur Ein­willigung zu bestimmen, und das alte Ver- hälkniß mit Jakob abzubrechen. So zag­haft und willenlos Rösle sonst gewesen war, so entschieden war sie jetzt, denn es war Konrad der durch sie handelte; sie hatte keinen eigenen Willen, sondern den seinigen. (Forts, folgt.)

Königsberg. Ein hiesiger Tischler­meister, der bisher still und fleißig sein Handwerk betrieb, gewann bei der letzten Pferdelotterie zwei wunderschöne Pferde. Sofort war es mit seiner Arbeit und seinem häuslichen Glück zu Ende. Von früh bis spät fuhr er mit seinen eleganten Gold­füchsen durch die Straßen, fing an sich für einen reichen Mann zu halten, zeigte ab und zu Spuren von Geisteszerrüttung, und ist am 12. vollständig irrsinnig in's städti­sche Krankenhaus gebracht worden.

(Musikalisches.) DerDem. Ztg." wird eine originelle Geschichte über einen unserer Reichstags-Abgeordneten erzählt. Derselbe wohnt nämlich in einem hiesigen Hotel ersten Ranges, neben ihm ein großer Mu­sikfreund, der schon am frühen Morgen durch lautes Clavierspiel den Volksvertreter aus den süßen Träumen weckt. Um nun den wüthenden Clavierspieler zum Schweigen zu bringen, hat letzterer sich eine Posaune besorgt, um, sobald sein Nachbar Morgens zu spielen aufängt, die schrecklichsten Miß­töne hören zu lassen. Wir sind begierig zu erfahren, ob er aus diese Weise seinen Zweck erreichen wird und wie der Hotel­besitzer und seine übrigen Gäste sich zu diesem musikalischen Wettkampf verhalten werden.

(Spargel als Medicin.) Wie demJork Courant" von einem Arzte mitgetheill wird, werden die Vortheile der Spargel-Pflanze von allen an Rheumatismus und Gicht Leidenden nicht gehörig geschätzt. Leichte Anfälle von Rheumatismus sollen durch

einen mehrtägigen Genuß von Spargel curi-ct werden können, während in mehr chronischen Füllen dadurch eine große Er­leichterung erzielt wird, besonders wenn der Patient beim Essen und Trinken alle Säuren vermeidet. Auch der Genuß der Jerusalem-Anifchoke (eine Art Sonnen­blume) gemährt Erleichterung gegen Rheu­matismus. Die Köpfe können in der ge­wöhnlichen Weise gegessen werden, aber ein von den Blättern und Stengeln berei­teter uud täglich drei bis vier mal genos­sener Thee ist, wenn auch kein so ange­nehmes, doch ein sicheres Heilmittel.

An Thiers.

Daß du mich liebest, mußt' ich,

Ich halt' es längst entdeckt.

Doch als Du mir's gestanden.

Hat es mich tief erschreckt.

Denn, wenn die Lieb' so mächtig. Warum plaidirst du dann Für ein Heer von siebenhundert­und fünfzigtausend Mann?

(B. W.)

Preise der Lebensbedürfnisse in Stuttgart.

a. d. Wochenmarkt am 32. Juni:

1 Kilo Butter

1

Kilo Rindschmalz Kilo Schweineschmalz Liter Milch Eier für

Kilo Niehl Nro. junge Gaus Ente Huhn

Kilo Erbsen Kilo Linsen Kilo Welschkorn Kilo Wicken

1 fl.

l Kilo Rindschmalz 1 fl.

l >

5 1 1 1 1 1 1 1 I

100 Kilo Kartoffel, alte 5

4 kr.

13 kr. 52 kr.

5 kr. 8 kr.

18 kr. fl. 30 kr. 54 kr. 48 kr.

14 kr. 14 kr.

8 kr. 8 kr. fl. 30 kr.

1 Kilo Mastochsenfleisch ohne Zug. 52 kr.

mit i/lo Zugabe 44 kr.

1 Kilo Schweinefleisch ohne Zug. 44 kr.

mit Vr» Zugabe 40 kr.

1 Kilo Kalbfleisch ohne Zugabe 44 kr.

mit */i» Zugabe 40 kr.

3 Kilo Kernenbrod 32 kr.

3 Kilo Schwarzbrot) 30 kr.

1 Pr. Wecken wiegen 100 Gramm. 50 Kilo Heu 1 fl. 45 kr.

50 Kilo Stroh 1 fl. 24 kr.

1 Bund ^10 Kilo 17 kr.

1 Marktkl. Buchenholz 30 fl. kr. 1 Marktkl. Birkenholz 25 fl. kr.

1 Marktkl. Tannenholz 17 fl. kr.

LiMörmg MM A'bsMMM mrf öes LsMäker

für das dritte L» vierte Quartal 1872.

Die geehrten auswärtigen Abonnenten sind freundlichst gebeten, ihre Be­stellungen bei den ihnen nächst liegenden Postämtern zeitig aufzugeben, damit Unter­brechungen möglichst vermieden werden können.

Wie nach auswärts, geschieht die Versendung des Enzthälers auch für den ganzen Oberamtsbezirk durch die Kgl. Postanstalten. Die geehrten Leser wollen deshalb ihre Bestellungen unmittelbar bei den ihnen zunächst liegenden. Postämtern machen, also je in Calmbach, Herrcnalb, Höfe», Neuenbürg und.Wildbad, bzw. den Post-Ablagen Enzklösterle, Loffenau und Schömberg, wo solche täglich angenommen und auch durch die Postboten besorgt werden.

In Neuenbürg abonnirt man bei der Redaction oder durch die Stadtpost.

Redaction, Druck und Verlag von 3ak. Ate eh in Neuenbürg.