Cannstatt, 27. Mai. Ein wahr- hasl rührendes Beispiel von Bruderliebe und Geistesgegenwart ist ans den letzten Tagen der Uederschweinmung zu melden: Der 9jährige Sohn des Fabrikanten Louis Elsas; tummelte sich vorgestern aus den an der Chnr'schen Fabrik angeschwemmten Bal­ken umher, gerieth dabei zwischen zwei derselben und fiel in den 10 Fuß tiefen Wasserkanal. DaS 8jährige Brüderchen desselben, welches aus dem nahegelegenen Turnplatz war und hörte, daß sein Bender inS Wasser gefallen sei, eilte mit einigen anderen Kindern herbei und die kleine Heldenschar machte sich nun uut eigener Lebensgefahr an das NettungSwerk, wel­ches denselben auch wirklich gelang. Äls der ältere Bruder eben aufianchte, wurde er von dem 8jährigen am Arme erfaßt und mit Hilfe der anderen Kleinen glück­lich ans Ufer gezogen. (St. Ztg.)

Oesterreich.

Eine Trauerpost brachten gestern die Briefe und der Telegraph auä Böhmen. Dieses Land ist in Folge von Wolkenvrü- chen in der Nacht von Samstag auf Sonn­tag derart von Uebers chwemmung en heimgesncht worden, wie sie in einer solchen Ausdehnung mit solch riesigen Verheerun­gen seit Menschengedenken nicht vorgekom- men sind. Tie Zeit von wenigen Stunden reichte hin, einen der fruchtbarsten Theile Böhmens, im nordwestlichen Theil, in wüstes Land zu verheeren, ganze Ortschaften vom Erdboden megzuschivemmen und Hunderte von Menschen zum Opfer zu fordern, Das Unglück kam so rasch, daß Hilfe kaum mög­lich war. DaS Elend in den betroffenen Gegenden ist groß, der Schaden nach Mil­lionen abzufchätzen.

A u s l a n d.

Nem - Pork, 28. Mai. Vier Dam­pfer und 40 Segelschiffe, die an der Küste von Labrador zum Roppensischsang sich befanden, sino mit ihrer vollständigen Be­mannung , durchschnittlich 90 Mann aus; daS Schiff, untergegangen. (Schw. M.)

Miszellen.

Eine Geschichte vom Lichtechtem.

(Von Th. Gr.)

(Fortsetzung.)

Und während sie so murmelte, rollte ihr Auge immer wilder, und immer dro­hender wurde ihre Geberde, so daß Agnes fast erschrocken zurückfuhr. Doch nur eine kurze Zeit dauerte die Aufregung, dann zwang sie ihre Stimme zu ihrer früheren Ruhe, und in ihrem ganzen Wesen lag nunmehr eher Hohn und Verachtung, als Zorn und Wuth.

Tochter der bleichen Sonne," fuhr sie gegen Agnes gewandt fort,du hast nichts zu fürchten, denn ich habe dir ge­sagt , daß mein Blut roth ist von Liebe zu dir, und daß Dankoarkeit wohnet im Herzen Zaire'S. Aber stähle dich mit Muth und Kratt, daß du die Wunderdinge er­tragen kannst, die sich vor dir begeben werden. Wisse also, der Graf von Wer­denberg ist nicht todt, sondern er lebt und wird in wenigen Tagen wieder so heil

und gesund sein, wie je zuvor, denn die Enthüllung eines großen Glückes steht ihm bevor, eines Glückes, das anch zugleich dein Glück sein wird. Ich selbst mit den Meinigen habe ihn heimlich von der Ka­pelle sortgeschafft und in Sicherheit ge­bracht, ihn nebst dem Leichnam des dort Erschossenen; ich selbst war eS, die jede Spar, den zu entdecke», der den Mord­versuch , au dem Grasen begangen, sorg­fältig verwischte, und ich selbst war es, die Gelegenheit gab, den Jüngling mit dem Lockenhaar eines Verbrechens zu be- züchtigen, daS er nicht begangen! Und weißt du, warum ich dies that? Ich lhat eS, damit der, der jetzt deinen Pflegbruder des Mordes beschuldigt, in sein Verderben renne; ich that es, damit dem, den sie den Stiefbruder des Graieu von Werden­berg nennen, jenem heuchlerischen Elenden, welcher den Tod schon zehnmal verdient hat, obwohl ihn bisher sein hoher Stand vor jeder Anklage sicherte, endlich sein Recht augethan werde. Sadalahar, in dessen Gewalt alle Geister flehen, hat mir den Plan eingegebeu, und Sadalahar wird mir Helsen, ihn glücklich zu Ende zu füh­ren. Doch ehe ich einen Schritt weiter thue, schwöre mir meine Tochter, schwöre mir bei Allem, was dir heilig ist, nie zu verrnthcu, wa-s du nunmehr zu sehen be­stimmt bist. Die Kinder der braunen Farbe werden von euch Weißen oft gehetzt, wie das Wüd des Waldes, und darum wage ich viel, wenn ich dich in das Geheimnis; deS Zufluchtsortes, den sie gefunden, ein- meihe. Aber du hast der alten Zaire das Leben gerettet und ich vertraue aus deine Verschwiegenheit.

AgneS schwur bei ihrer Seligkeit, me

brauchten wenigstens ein paar Minuten, ihn zurückzulegen. Kaum aber war dies geschehen, so nahm ihr die Frau die Binde von den Augen und zündete zugleich eine Holzfackel an, durch welche ein weiter Raum beleuchtet wurde. Und wie geblendet sah Agnes aus! Sie befand sich in einer mächtigen, domartig gewölbten Höhte, die in einen ungeheuren Felsen euigebohrl schien, und deren Wände mit weißgtänzen- den Tropssteiugebitden übersäet waren. Man konnte glauben, in einen unterirdi­schen Tempel voll nie gesehener Pracht versetzt zu sein!

Staune und schweige," flüsterte die Zigeunermutter, indem sie ihren Schützling an der Hand weiter führte, und zugleich den Finger aus den Mund legte.

Uno Agnes schwieg und staunte! Der Raum nämlich, in dem sie sich im An­fänge befand, bildete gleichsam nur eine Vorkammer der weiteren Räumlichkeiten, die, je weiter mau kam, um so großartiger wurden. In der zweiten Kammer jedoch sah es fast wohnlich aus, denn es befand sich hier ein Kochherd und rings herum hingen eine Menge von Hirschsellen und anderen Thierhäulen, während ein fettes Reh daneben ausgehauen lag, und der Dampf, Ser vom Herde ausstieg, bewies, daß erst vor ganz kurzer Zeit hier gekocht und gebraten worden sein müsse. Rechts vom Herde aus einer terrassenförmigen Erhöhung, die mit Laub und Moos be­deckt war, sah Agnes einige dunkle Gestal­ten, die sich mcht bewegten, als ob sie in tiefem Schlafe lägen; doch hielt die Zi­geunermutter die Fackel so, daß das Licht derselben nichl aus die Schläfer fiel, und beeilte sich zugleich durch die dritte und eure Silbe zu verrathen und auch nie vierte in d:e fünfte Kammer zu gelangen, uachzuforschen, wohin sie nun geführt Drese aber war offenbar der herrlichste würde, mußte sich es aber dennoch gesät- Raum von Allem, denn die Tropfstein- leu lassen, daß die Zigeunermutter ihr die gebilde zeigten sich hier in so wunderbarer Augen verband und sie dann, ihre Land Art, daß man glaubte, einen Wasserfall ergreifend, eine ziemliche Strecke kreusund in die Tiefe Hinabstürzen zu sehen, und quer und in der Runde herumsührte, so überdies funkelte das ganze Gewölbe wie daß Agnes nachher um keinen Preis, auch mit Edelsteinen übersatt. Doch hatte Agnes wenn sie den Schwur Hütte brechen wol- nicht Zeit zu langen Betrachtungen, denn len, im Stande gewesen wäre, den Ort im Hintergründe dieser Höhle, ans einem genau anzugeben, an den man sie brachte, j breiten von Thierfellen und Moos gebil- Plötzlich nämlich fühlte sie, daß es lief > dcten Lager, sah sie plötzlich den Grafen

von Werdenberg, den ermordet zu haben ihr Geliebter und Pflegbruder angeschul­digt war. Sie wollte vorstürzen, aber zum zweiten Male legte die Zigeuner- mutter den Finger aus den Mund und hielt sie fast gewaltsam zurück.

iFortsetzung folgt.)

abwärts ging, und zugleich war der Weg so schlüpfrig und glatt, daß sie ohne die starke Hülfe der Zigeunermutter sicherlich gefallen wäre.

Bücke dich, mein Töchterchen," flü­sterte jetzt die Frau,bücke dich und gehe auf Händen und Füßen, denn sonst möch­test du dich schwer beschädigen."

Es war offenbar ein niedriger unter­irdischer Gang, durch den sie kamen, und derselbe konnte nicht kurz sein, denn sie

Neuenbürg, 31. Eben Mittags 1 Uhr geht eine Abtheilung der Feuerwehr nach Schömberg ab, wohin ihre Hilfe requirirt ist. Es seien schon 3 Gebäude abgebrannt.

Esesien Lörrsnald unä Ntzuöudüi'Z

Abgang

aus Herrsnalb 6 Llorgens

Abgang

aus Neuenbürg 5 45 Abencks

vom 1. ckuni an. in aus Uarxxeil

6 50 üflrgs. 0 55 Nrgs.

7 45 Abäs. 7 50 Abäs.

Ankunft

in Neuenbürg 8 55 Vorin.

Ankunft

in üerrenalb 8 55 Abenäs.

Redaktion, Druck und Verlag von Jak. Me eh in Reuenbürg.