Das Mikroskop bei Gericht.
(Bon LH. Eulenstein.)
(Fortsetzung.)
Natürlich stellte man jetzt eine Menge Kreuzfragen an Letzteren, — wie die Behauptung zu rechtfertigen sei, daß diese Flecken angenommen sie seien Blut, gerade von Menschenblut herrührten? Diese Behauptung gründete sich auf die sorgfältige Messung jener kleinen im Blut enthaltenen Körperchen, die scheibenrund sind und den gefärbten Theil allen Blutes bilden, bei jedem Thier aber eine besondere (sehr constante) Form und Größe haben, so vaß das DurchschnittSmaß einer gewissen Zahl derselben bei jedem Thier einer Gattung sich gleich bleibt. So bewies also das Mikroskop an einem Tropfen Blutes die Schuld des Gefangenen, der schuldig befunden und von den Geschworenen zum Tode verurtheilt wurde.
Der nächste Fall liefert ein womöglich noch schlagenderes Beispiel von den überraschenden Aufschlüssen, welche eine mikroskopische Untersuchung der Instrumente, womit ein Verbrechen begangen, und der Kleider, die von der betreffenden Person dabei getragen wurden, ergibt.
Bei den Chelmsford (England) Früh- lingsassisen wurde C. St. wegen absichtlichen Mordes in Anklagestand versetzt. DaS Opfer war eine alte Frau, welche allein wohnte und in ihrem Schlafzimmer eine ziemliche Summe Geldes ausbewahrte. Als eine Nachbarin sie eines Morgens besuchen wollte, war das Haus, obgleich es schon 1l Uhr war, noch verschlossen, und keine Spur von Jemandem außerhalb deS Hauses zu sehen. Die Nachbarin war beunruhigt, stieg durch's Fenster in den unteren Stock, ging die Treppe hinauf und sah die Thür deS Schlasgemachs offen stehen, während die alte Frau noch im Bette lag — sie war erschlagen. Ein großer Hammer lag bei dem Bette; der Mörder hatte denselben in seiner Hast stehen gelassen. Die Polizei war bald in thätiger Verfolgung begriffen, und schon am andern Tage fiel der Verdacht auf C. St. Mau fand frische Fußspuren um das Haus der armen Frau herum, die ganz zu den Stiefeln desselben paßten; ja er war von einem Mädchen daselbst gesehen worden; der im Schlafzimmer gefundene Hammer sollte in seinen Händen gesehen worden sein; in in einem Bache, eine (englische) Meile von dem Hause, in welchem die Thal begangen worden war, fand man ein baumwollenes Sacktuch, und fest darin eingemickelt ein Rasirmesser mit Blut bedeckt. Diese Gegenstände wurden einem geschickten Mikros- kopiker in London übersandt, der das Blut auf dem Melier sogleich sür menschliches erklärte. Obwohl nun kein Zweifel darüber obwaltete, daß dieses Messer dem C. St. gehörte, so wollte doch der Vater und die Schwester des Gefangenen, die beide vor den Jnstruktionsrichtern das Sacktuch und das Messer mit Widerwille» als C. St's. Eigenthum anerkannt hatten, vor Gericht dies nicht eidlich beschwören, und die Geschworenen sahen sich genöthigt, den Gefangenen loszusprechen.
Aber abgesehen von der Schuld oder Unschuld des Gefangenen — war es denn überhaupt unmittelbar erwiesen, daß die in dem Bache gefundenen Gegenstände mit dem Morde, der ja in einem eine englische Meile von jenem entfernten Hanse verübt worden, zusammenhingen? Das Mikroskop hatte jeden Zweifel hierüber beseitigt. An der mit Blut beschmierten Klinge des Ra- sirmessers klebten einige Fasern, die unter dem Mikroskop sogleich theils als baumwollene theils als leinene erkannt wurden. Erstere hätten von dem baumwollenen Sacktuch, worin das Messer eingemickelt war, herrühren können; aber was bedeuteten die leinenen Fasern? — Welches Messer nun auch den Hals der armen Frau getrennt hatte, es hatte dabei ein Band ihrer Nachthaube durchschnitten, und dieses Band bestand aus einer Mischung von Baumwolle und Flachs! Was hätte die Schuld desjenigen, der das Messer, an dem diese sprechenden Zeugnisse hingen, geführt hatte, in ein klareres Licht stellen können? Nur die oben erwähnte Tücke in den Aussagen der Zeugen rettete C. St. von seiner wohlverdienten Strafe. (Fortstzg. folgt.)
Zrhn Regeln sür das praktische Leben.
Vom Präsidenten Jefferson.
1. Nie verschiebe auf morgen, was Du heute thun kannst.
2. Nie bemühe Andere mit dem, was Du selbst thun kannst.
3. Verfüge nie über dein Geld, bevor Du es hast.
4. Nie kaufe unnütze Sachen, weil sie billig sind.
5. Hochmuth ist kostspieliger als Hunger, Durst und Kälte.
6. Wir bereuen nie, wenn wir zu wenig gegessen haben.
7. Nichts ist mühsam, wenn wir es willig thun.
8. Wie oft haben jene Uebel Kummer und Schmerz verursacht, welche nie eintraten.
9. Betrachte Alles von der guten Seite.
10. Wenn du zornig bist, so zähle 10,
ehe Du sprichst; bist Du aber sehr zornig, so zähle 100.
(Artiger Wirthsschild.) Dr. Schüz von Calw erzählt in seiner Reisebeschreibung „vom Schwarzwald ins Morgenland" von einem Wirthshausschild zu Gallipoli (Türkei) mit der Inschrift: „Hier wohnt ein berühmter Arzt, der Hunger und Durst heilt."
Die am 6. in Berlin während der bekannte» Debatte im Herrenhause stattgehabte Erderschütterung hat in vielen Zimmer» einige Verwirrung angerichtet. Aus dem genannten Hause wird z. B. berichtet, dag in dem Oberstübchen einiger Junker heute noch nicht Alles in Ordnung sei. (B. W.)
Vor einigen Tagen wurde ein Kugelsucher aui dem Schießplätze bei Tegel von einer Kugel getroffen und auf der Stelle getödtet.
Um wie viel sicherer war es bei Sedan während der Schlacht, wo ein bekannter Kugelsucher mit heiler Haut davonkam?
Preise der Lebensbedürfnisse in Stuttgart.
a. d. Wochenmarkt am 16. März:
1 Kilo Butter 1 Kilo Rindschmalz 1 Kilo Schweineschmalz 1 Liter Milch 5 Eier sür I Kilo Mehl Nro. 1 1 Gans I Ente 1 Huhn 1 Kilo Erbsen 1 Kilo Linsen 1 Kilo Welschkorn 1 Kilo Wicken 100 Kilo Kartoffel
1 fl. 4 kr. 1 fl. 12 kr. 52 kr. 5 kr. 8 ir. 17 kr. kr.
48 kr. 42 kr. 14 kr. 14 kr. 8 kr. 8 kr. 4 fl. 48 kr.
fl-
1 Kilo Mastochsenfleisch ohne Zug. 48 kr.
mit '/io Zugabe 40 kr.
I Kilo Schweinefleisch ohne Zug. 46 kr.
mit i/i„ Zugabe 42 kr.
1 Kilo Kalbfleisch ohne Zugabe 44 kr.
mit '/io Zugabe 40 kr.
3 Kilo Kernenbrod 32 kr.
3 Kilo Schwarzbrod 30 kr.
1 Pr. Wecken wiegen 100 Gramm. 50 Kilo Heu 1 fl. 54 kr.
50 Kilo Stroh 1 fl. 24 kr.
1 Bund — 10 Kilo 17 kr.
1 Marktkl. Buchenholz 29 fl. — kr.
1 Marktkl. Birkenholz 25 fl. — kr.
1 Marktkl. Tannenholz 16 fl. — kr.
Brod- und Fleischpreise in Pforzheim vom 16.-31. März.
Halbweihbrod
(lange Form) 509 Grm. 1 Pfd. 7 kr.
1 Kilo — 2 Pfd. 14 kr. Schwarzbrod 1 Kilo — 2 Pfd. SV-u.lükr.
2 Kilo 4 Pfd. 19 u.2ü!r.
Wasserwerk für 2 kr. 100 u. 115 Grm. Ochsenfleisch V- Kilo " I Pfd. 21 kr.
Rindfleisch „ „ 16 u. 18 kr.
Hammelfleisch „ „ „ 18 kr.
Kalbfleisch „ „ „ 18 u. 20 kr.
Schweinefleisch „ „ 21 kr.
Liukadung zum Monuemsat auf de« -L«MÄek
für das zweite Quartal 1872.
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