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die Armee trotz aller Verluste und Abgänge wieder 970,000 Mann. Französischer Seits sind im Verlauf des Feldzuges 1,400,000 bis 1,600,000 Mann aufge- boten worden, wovon sich schließlich, die gefangene Besatzung von Paris eingerechnet, 963,000 Mann in Kriegs-Gefangenschaft oder auf fremdem Boden in der Schweiz und in Belgien befunden haben."
Die Mittheilungen über die Dotationen, bestätigen sich im Großen und Ganzen; man hört darüber folgendes Genauere: Es erhalten Prinz Friedrich Carl, Graf Moltke, Graf Roon, Delbrück je 300,000 Thaler; die Generale v. Manteuffel, v. Göben je 200,000 Thaler; von Werder v. Alvensleben II. je 150,000 Thaler; die Chefs der einzelnen Generalstäbe v. Stiehle, v. Blumenthal, v. Sperling, sowie jeder kommandirende General je 100,000 Thaler. Auf Baiern kommen 300,000 Thaler, auf Sachsen, Württemberg Baden je 1,000,000 Thaler zur Verthei- lung. (Der Grobherzog von Mecklenburg und der Kronprinz von Sachsen sollen die Dotation abgelehnt haben. General von Fabrice erhält 100,000 Thaler.)
Am 5. Mürz trat in Berlin eine Kommission zur Berathung einer deutschen Seemanns-Ordnung zusammen.
Die Erderschütterung am 6. März, welche am stärksten in Sachsen wahrgenommen wurde, hatte einen weiten Verbreitungskreis, und erstreckte sich bis herein ins Fränkische. In Hall spürte man sehr deutlich ein Schwanken der Erdoberfläche, in Nürnberg war die Erderschütterung noch stärker. Auch aus Frankfurt wird die Erscheinung gemeldet.
Nach den bis jetzt vorliegenden Meldungen ist das Erdbeben vom 6. März am heftigsten in Mitteldeutschland, in Franken und Thüringen aufgetreten. Nördlich verspürte man dasselbe bis nach Berlin, südlich bis nach München, westlich bis Wiesbaden und Mainz und östlich bis Dresden, resp. bis in das nördliche Böhmen.
Straßburg, 6. März. Die Würt- temberger feiern heute den Geburtstag ihres Königs, und die ganze Garnison feiert mit. Gestern Festmahl der Generalität und der Offiziere, heute Gottesdienst und Parade, gehalten vom Gouverneur, Festball in den dekorirten Räumen des Kasinos. Alle Mililärgebüude sind beflaggt, und unsere Württemberger ziehen festlich durch die Straßen. (S. M.)
Württemberg.
Stuttgart, 8. März. Seine Majestät der König ist eingegangener telegraphischer Nachricht zufolge in erwünschtem Wohlsein in Berlin angekommen. Obgleich Seine Majestät für jeden Empfang gedankt hat, waren doch Seine Kaiser!, und Königliche Hoheit der Kronprinz, und Ihre Königlichen Hoheiten der Prinz Karl von Preußen und die Prinzen Wilhelm und August von Württemberg auf dem Bahnhof anwesend, um den König zu begrüßen. Im Schlosse wurde Seine Majestät von Ihrer Majestät der Kaiserin empfangen. Heute Mittag wird der König Seine Majestät den Kaiser besuchen.
Um 9 Uhr empfing der König die in Berlin anwesenden Württembergischen Offiziere. (St.-Anz.)
Stuttgart, 8. März. Die ersten in der König!. Münze zu Stuttgart nach dem Reichsgesetz vom 4. Dezbr. 1871 ausgeprägten Zwanzig-Mark-Stücke haben Seiner Königlichen Majestät am 6. März vorgelegt werden können. Sie zeigen auf dem Avers das Brustbild Seiner Majestät, von Professor Schnitzspahn in Darmstadt mo- dellirt, demselben Künstler, von welchem vor Kurzem auch die schönen Gedächtniß- münzen zur Feier der silbernen Hochzeit des Königspaares ausgeführt worden sind. Der Revers mit dem Reichsadler ist der allen Reichsgoldmünzen gemeinschaftliche. Die Einleitungen sind getroffen, daß die Stuttgarter Münze von jetzt an den ihr obliegenden Antheil an den Ausprägungen der Zwanzig-Mark-Stücke regelmäßig zu liefern im Stande sein wird, so daß wohl bald von diesen Münzen größere Mengen auch in den Verkehr gelangen werden.
(St.-Anz.)
Tübingen, 8. März. In der Vorhalle der Aula ist seit einigen Tagen eine Gedenktafel aufgestellt, welche die Universität zu Ehren der im letzten Kriege gefallenen Angehörigen der hiesigen Hochschule anfertigen ließ. Die Gedenktafel besteht aus weißem Marmor und enthält in Goldbuchstaben außer der Widmung die Namen von 8 Studirenden die den Tod für das Vaterland gestorben sind, darunter G. Reinöhl, Theol. von Loffenau.
Aus dem Oberamt Künzelsau ist neulich eine größere Zahl Mädchen ins Kloster abgegangen und zwar aus einem einzigen Orte vier. Darunter sollen besonders reiche Mädchen sein. Es ist schwerlich ein würt- tembergisches Kloster, welches die „Schwestern" empfängt, denn es ist nichts davon bekannt, daß eine solche Anstalt im Lande die verfassungsmäßige Genehmigung nachgesucht und erhalten hätte. (St. Z.)
Neuenbürg, 9. März. Die im Volksmund kritischen „40 Ritter" haben uns diesmal statt Kälte fühlen, Schneeglöckchen und Veilchen in großer Zahl sehen lassen.
Miszellen.
Marie.
Novelle aus dem Volksleben. Von A. Benecke.
(Fortsetzung.)
3.
Die Zeit des Schützenfestes war herangekommen, ein Fest nach welchem sich der Norddeutsche Bauer und namentlich die jungen Bursche und Dirnen das ganze Jahr hindurch sehnen. Das Fest schien diesmal recht glänzend werden zu wollen. Eine ganze Woche vor Beginn desselben nahmen die Vorbereitungen ihren Anfang. Mehrere große Zelte wurden errichtet, und unter diesen zeichnete sich besonders das eine aus, das Tanzzelt. Im Innern ganz mit Kränzen und Guirlanden geschmückt, ließen außen au den Spitzen einige Fahnen ihre Wimpel hoch in den Lüften flattern. Ueber dem Eingang war eine große Tafel angebracht, an welcher mit ellenlangen Buchstaben
der Dorfmaler seine Kunst in einem „M kommen" vereinigt hatte. Darunter prongi- ein Festspruch, vom Schulmeister des Tw ses erdacht und, wie er sich ausdrM-^ in ein sinnig Gedicht gebracht.
So rückte der Festtag heran. ^ Morgen desselben war großer Schützenm marsch. Man hatte Traugott zum Hmp mann erwählt, dieser aber, zum groß, Aerger seiner Mutter, solche Ehre abge lehnt, und es ward deßhalb ein ander» Anführer in Person des liebenswürdige Kaspar's ernannt. Dieser hielt sich W nun auch in seiner Würde als Hauplmar- heute für unwiderstehlich. Schneewch Beinkleider bedeckten seine schiefen ein blauer Rock mit blanken Knöpfen Ii,s seine „schönen" Körperformen lieblich hp vortreten. Ein purpurrothes Tuch deckte seinen Hals, wenn man den Fr klumpen, der sich zwischen Kopf und Schul!« erhob, so bezeichnen darf. Auf und x ritt der neugebackene Hauptmann vor ic Front des Korps, hie und da, wie x meinte, Verbesserungen vornehmend. Loie schreitet gravitätisch der Kuhhirt des Doch, welcher sich für den heutigen Tag in sch Trommelschläger entpuppt Halle. L hoher Federhut bedeckt seinen Köpf, m seine Brust hat er eine feuerrothe Schäix geschlungen und vor ihm hängt die mächh Trommel, welchem Instrumente er L entlockt, daß sämmtliche Hunde des Dm rebellisch werden und zu heulen und kläff- anfangen, daß Einem Hören und Sch vergehen möchte. Nur die liebe Jugc behält ihre fünf Sinne, mit andächch Blicken den großen Mann betrachtend, ti: sie solch ungeheures Vergnügen zu tmlk hat. Da endlich, Gott sei Dank, schich das Kalbfell, das aus der Stadt zu Feste gekommene Musikkorps stimmt W feurigen Marsch an. Man athmet M ordentlich auf, aber, o weh, mau jiL. zu früh! mitten im Marsche, er kann kt Ende nicht abwarten, fängt der heik Kerl schon wieder an, sein Jnstruimnk? maltraitiren. So kommt mauandasH» des Pfarrers, unter einem mächtigen Tm melwirbel und Trompetenschall wirs de allverehrten Seelsorger ein Lebehoch » bracht. Ebenso beim Förster, und so st bei allen Honoratioren des Dorfs.
Da ist man endlich auf dem FM angekommen. Die Schützen gehen zu Schießhause, die Tanzlustigen in's mittle Zelt und die Alten treten an den Sch«
tisch, um den soeben in ziemlicher Quantil: eingeschluckten Staub abzuspülen.
Bald ist die Lust im vollen Gatz Am fröhlichsten scheint es im TanW zu sein. Die Paare fliegen nur so. A die jungen Bursche und Dirnen habender aber auch heute versucht, womöglich ihre Reize zu entfalten.
Der unglückliche Schneider des DG ist so mit Arbeit überhäuft gewesen, dc er jetzt ganz blaß und elend aussieht. Ib dazu ist dieser niemals Rastende noch zum Tanzordner ernannt; ha, c- schön ordnet er Alles an, wie pM wird eine von ihm arrangirte QuaG ausgeführt! Wie tönen seine Kommando- (Fortsetzung folgt.) _^
Redaktion, Druck und Verlag von Jak. Me eh in Neuenbürg.
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