und mit einem Worte alle Vorbereitungen getroffen, um dem Feinde würdig zu begegnen. Einstweilen aber hatte man den Gefangenen nach unten gebracht, und der Exerciermeister stellte eine Schildwache vor das Gemach, in welches man ihn sperrte. Nicht lange hernach kam der Schiffsarzt ebenfalls in den untern Raum, um nachzusehen, ob im Orlopdeck Alles gehörig hergerichtet sei, weil dies der Platz mar, in welchen man wahrend eines Gefechts die Verwundeten brachte. William Helm- städt erkannte die Stimme desselben augenblicklich, und beschloß, den Augenblick zu benützen.
„Doktor," flüsterte er, „es ist vielleicht frech von mir, daß ich in der Lage, in der ich bin, es wLge, Sie anzureden; aber Sie waren immer gütig gegen mich, und vielleicht schenken Sie mir Glauben, wenn ich Ihnen schwöre, daß ich jenen Diebstahl nicht beging. „Ja, so wahr ein Gott über uns ist, ich bin an jenem Verbrechen unschuldig."
„Hm!" meinte der Doktor sich räuspernd, „ich will Dir gestehen, daß du mir nicht wie ein Dieb und Strolch aussiehst, allein der Augenschein ist gegen Dich, und wenn ich auch beim Kapitän eine Fürbitte für dich einlegte, so hoffe ich doch kaum, daß er von seinem Spruche abginge. Ich be- daure dich herzlich, mein Junge, aber, offen gestanden, ich bin zu ohnmächtig, um dich über diese Klemme hinüber zu bringen."
„Ich bin weit entfernt", entgegnete William, „von Ihnen zu verlangen, daß Sie den Kapitän um Begnadigung für mich angehen sollen. Aber eine andere Bitte dürfte mir derselbe vielleicht gewähren, wenn Sie ein gutes Wort für mich einlegen, nämlich die, daß ich nicht wie ein Feigling hier unten gefesselt bleibe, während oben meine Kameraden mit dem Feinde kämpfen; denn wenn ich auch von Geburt ein Deutscher bin, so habe ich doch lange genug in England gelebt, um gegenüber von Frankreich wie eine Britte zu fühlen. Bringen Sie den Kapitän so weit, daß er mir erlaube, meine Pflicht zu thun und bei meiner Kanone zu stehen, wie ein tüchtiger Seemann, und wenn dann das Gefecht vorüber und meine Unschuld immer noch nicht erkannt ist, nun dann möge man die über mich verhängte Strafe immerhin vollziehen."
„Beim Himmel", rief der Arzt, „das ist die rechte Gesinnung und der Kapitän wird solche auch zu würdigen wissen."
Augenblicklich eilte der Doktor fort und nach drei Minuten schon kehrte er, vom Exerciermeister begleitet, in den Raum zurück.
„Halt den Kopf aufrecht," mein Junge," rief er, „denn der Kapitän gibt dir Urlaub über die Zeit des Gefechtes. Sag' dir, wir werden ein tüchtiges Stück Arbeit bekommen, denn der Feind ist mehr als doppelt so stark, und so thut's Noth, daß jeder von uns seine Pflicht thue und noch etwas darüber."
Während dieser Worte löste man ihm die Handschellen, und fünf Minuten darauf stand William Helmstädt bere its an
seiner Kanone, fest entschlossen, wie ein Mann zu fechten, und zu zeigen, daß er kein Feigling sei, was ein Dieb doch immer ist. Die Scenerie hatte sich aber in der kurzen Zwischenzeit merkwürdig geändert! (Fortsetzung folgt.)
Jer Kitz im Schuh.
(Schluß.)
Beethoven war beim Eintreten des Fremden von seinem Sessel aufgesprungen. Er hatte während der Anrede desselben prüfend und forschend seine Augen auf ihn gerichtet. Jetzt rief er freudig erregt: Wenn mich nicht Alles täuscht, so
Horchern und Spähern gewesen sein würde, läßt sich leicht ermessen; und Beethoven sowohl als Goethe, pflegten gern im späteren Alter noch von dem glücklichen Ungefähr zu sprechen, das sie — einem „Riß im Schuh" zu verdanken gehabt hatten.
(Aus dem Haus).
Eine originelle Depesche. Als verbürgt berichtet man ans Karlsruhe unterm 7. Dezember folgenden Vorgang: „Auf die hiesige Telegraphenstation kam letzten Sonnabend ein altes Mütterchen mit einer Schüssel voll Sauerkraut, welches sie nach Rastatt telegraphiren lassen wollte. Ihr Sohn müsse
stehe ich vor dem Dichter des Liedes, das ^ Sonntag erhalten.
n " Den Telegraphcnbeamten gelang
Sie soeben vernommen haben.
„Errathen! Der bin ich und Sie, mein Herr, sind der Componist desselben!"
Göthe, Beethoven!" hörte man von den verschiedensten Seiten ausrufen, während die großen Männer sich herzlich die Hände schüttelten.
„Wir sollten unsere Bekanntschaft im Salon der Frau v. O. machen", sagte Göthe scherzend.
es nicht,
sie zu überzeugen, daß der Telegraph so etwas nicht ausführen könne. „Warum hat man denn so viele Soldaten nach Frankreich telegraphiren können? gab sie zur Antwort und entfernte sich jetzt brummend darüber, daß eben an unserer Eisenbahn alles „letz" (falsch) sei."
Auf der lieben Sonne war neulich etwas nicht richtig. Unsere Astronomen
Und der Riß im Schuh hat diesen. berichten über eine „Eruption", soll heißen
Plan vereitelt", rief Beethoven, sich lachend den ausgebesserten Anstifter dieser seltsamen Begegnung wieder auf den Fuß ziehend." ,Er sei gepriesen, den ich erst so geschmäht! Aber spät kommen wir nun doch in die Soirae von Frau v. O. — da wollen wir nur geschwind den Augenblick ergreifen und uns an dem erfreuen, was drei der Anwesenden zu schaffen vermögen. Lisbeth, Du singst doch das Clärchen-Lied aus dem Egmont?"
Die Gefragte bejahte mit Freudigkeit. Und gleich darauf erscholl es wie Sphärenmusik :
„Freudvoll und leidvoll Gedankenvoll sein.
Hangen und Bangen In schwebender Pein, Himmelaufjauchzend,
Zum Tode betrübt -- Glücklich allein ist Die Seele die liebt!
Daß dieser Augenblick des ersten Be- gegnens zweier unserer bedeutendsten Kunstheroen in dem bescheidenen Schusterstübchen ihnen zugleich interessanter und nnvergeff licher blieb, als es, aller Wahrscheinlichkeit nach, eine Begegnung im Salon der Frau v. O., in Gegenwart einer Menge von
Ausbruch eines feuerspeienden Berges oder so Etwas, es handelt sich dabei immer um Entfernungskleinigkeiten von 60 Millionen, Hunderttausenden rc. Meilen, und das Eine hat sich dabei wieder für uns arme Erdenkinder bewahrheitet: „weit vom Ziel, ist gut gegen den Schuß." Indessen so ganz leer scheinen wir dabei denn doch nicht auszugehen. Der frühe und über ganz Europa verbreitete harte Winter mag immerhin mit einem herabgestürzten Stückchen Sonnen-Lava, das auf dein weiten Wege zu Eis gefroren ist, zusammenhän eu. Die armen Leidenden, welche „ein südliches Klima" aufgesucht haben, um dort Genesung zu finden, senden bittere Klagelieder über Eis und Schnee. In Neapel ist Alles so eingeschneit, daß man Schlittenpartien machen könnte, wenn — man Schlitten hätte.
Dem Vatikanisirten.
Einst segnetest Du Frankreichs Waffen,
Warst ihrer leichten Siege froh.
Heut will Dir Frankreich wieder Hilfe schaffen. Und jetzt verschmähst Du sein Odasss-1'an?
(B. W.)
Calw. Notizen über Preis und Gewicht der verschiedenen Getreidegattungcn nach dem Schranncn-Ergrdniß vom 6. Dez. 1871.
Quantum
1 Simri
Gattung
Kernen
Dinkel
Haber-
Gerste
Bohnen
Erbsen
Linsen
Wicken
Roggen
Gewicht per Simri
höchstes
mittleres niederstes
Preis per Simrr
höchster
mittlerer
Psd.
Pfd.
Pfv.
fl-
kr.
st.
kr.
ll-
kr.
33
32'/e
31
2
38
2
30
2
22
18
11'/2
17
1
2
—
57
—
51
1ö
18
18
—
46
—
42
—
40
_
27
—
—
—
I
30
—
—
_
38
—
—
—
1
54
—
—
_
37
—
—
—
2
42
—
—
—
37
—
—
—
3
12
—
—
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—
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—
niederster
Wegen des Christfestes erscheint am Dienstag keine Nummer des Enzthälers.
Redäktlouj'Druck und Verlag von Jak. Ate eh in Neuenbürg.