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insoferne als mau im Stande ist, die ein­zelnen Theile der Wagen, wie Achsen, Räder, Federn, Faqon-Eisen u. s. w. in großen Mengen herzustellen. Beschädigun­gen an Wagen können auf diese Weise am Schnellsten reparirt werden.

Die katholische Bewegung wird ertragen von dem gebildeten Bürgerthum und einigen Vertretern der katholischen Theologie, während sie zu Gegnern hat die deutschen Bischöfe und die große Mehr­heit der katholischen Geistlichkeit, die auf die blind glaubenden Massen bekanntlich noch einen großen Einfluß ausübt. Wird es diesem Bürgerstaude und diesen Ver­tretern der Theologie gelingen, die Herr­schaft des Jesuitismus in Deutschland zu stürzen und eine ehrlich gemeinte Reform der katholischen Kirche anzubahnen? Sicher­lich! Die Bewegung steigt immer tiefer ins Volk hinab und die allgemeine Volks­bildung steigt immer höher hinauf, so daß römische Lüge vor deutscher Einsicht und deutschem Gewissen nicht mehr lange wird bestehen können. Das Uufehlbarkeitsdogma, dis letzte Consequenz des römisch-hierarchi­schen Systems, war die glückliche Veran­lassung jener Bewegung, die zwar noch vielfach ihres prinzipiellen Bodens und konsequenten Plans entbehrt, aber schließ­lich doch ihren uaturuothmendigen Verlauf zur Eringnug voller Geistes und Gewissens­freiheit nehmen wird. (S. S.)

Als ein Pröbchen der Uneigennützig­keit der Jesuiten ist uns, so schreibt der. Rhein. Merkur", von zuverlässiger Seite mitgetheilt worden, daß dieselben in Essen a. d. R., wo sie kaum ein Jahr ansässig sind, nicht weniger als die gewiß beschei­dene Summe von 5060,000 Thlr. er­worben haben, nieist aus den Sparpfennigen der Arbeiter.

Außer falschen preußischen Dar- lehns-Kassenscheinen befinden sich gegen­wärtig auch noch falsche russische Bank­noten im Umlauf, welche dem Anschein nach ebenfalls aus Frankreich importirt worden sind.

Württemberg.

Stuttgart, 4. Dez. Dem Herrn Architekt Schüttle soll dieser Tage für seine sämmtlichen Liegenschaften eine Million Gulden geboten worden und die Hälfte eines der werthvollsten Häuser in der Kö­nigsstraße (das Cotta'sche Haus an der neuen Brücke) um die Summe von 200,000 fl. verkauft worden sein.

Giengen a. Brenz, 5. Dez. Der letzte Sonntag niit 20 Grad Kälte hat seine ersten Opfer gefordert: es sind in dem Nachbororte Bergenweiler 2 erfrorene Menschen in der Frühe des Morgens auf­gefunden worden. Vater und Stiefsöhnchen von 5 Jahren gingen des Abends, von Brenz kommend, nach Hause, wo sie beide nahe am Heimathorte das traurige Schicksal ereiltes Der Vorfall ereignete sich an einem kleinen Bergabhang, an welchem ohne Zweifel der Vater siel und in dem Fall seinen ihm vorangehenden Sohn zu Boden schlug und auf denselben zu liegen kam. Das arme Kind muß seine trostlose Lage sowrt begriffen haben, da sich auf dem

Boden, auf welchem beide lagen, viele von Fingerchen und Nägeln zerkratzte Spuren zeigten. Die trauernde Wittwe ist um so mehr zn bedauern, als sie erst vor 14 Tagen Hochzeit hatte und vor ^ Jahren ihren ersten Mann verlor, der seinem Leben freiwillig ein Ende machte. (S. M.)

Oberndorf, 5. Dez. In unserem Be­zirke ereignete sich in letzterer Woche ein bedauernswerther Uuglückfall. In Epsen­dorf erhielt ein äußerst braver Mann, der Stellvertreter für den damals kranken Waldschützen, durch Unvorsichtigkeit beim Auffinden eines mit einem Seile zusammen­gebundenen Reisachbündels einen Schuß in die linke Schlüfegegend, welcher Ver­letzung der Unglückliche nach etwa 36 Stun­den erlegen ist. (Schw. B.)

An der K. Universität Tübingen befinden sich im laufenden Wintersemester im Ganzen 800 Studirende, worunter 708 ordentliche Studirende und 92 Hospitanten, 632 Württemberger und 168 Nichtwürttem- bergcr. Die angegebene Frequenz von 800 Studirenden übertrifst diejenige des vor­jährigen Wintersemesters, wo wegen des Kriegs nur 541 Studirende an der Uni­versität Tübingen waren, um 259, die Frequenz des Wintersemesters 1869/70 (751 Studirende) noch um 49.

Die Stadt Hall verwendet für den Bau eines Lizeal- und Realschulhauses und für eine Wasserleitung je 120,000 fl. Schwerlich hat Hall, meint derBlau­mann", ein so bedeutendes Vermögen dis­ponibel, aber die wackeren Bürger daselbst erschrecken deßhalb nicht.

Zu Beseitigung etwa auftauchender Zweifel machen wir bekannt, daß auch nach dem 1. Januar k. I. mit welchem Tage die Verwaltung der Großh. Badi­schen Posten an das deutsche Reich über­geht, für den Postverkehr Württembergs mit Frankreich die Bestimmungen des bad. französ. Postvertrags wie setiher und in- solauge Anwendung finden, als ein neuer deutsch-französischer Postvertrag nicht ab­geschlossen ist.

Oesterreich.

In denjenigen österreichischen Kron- ländern, in welchen Neuwahlen ausgeschrie­ben sind, eifern die Pfarrer auf den Kan­zeln gewaltig für feudal-ultramontane Wahlen und verdammen Jeden, der etwa liberal und verfassungstreu wählen sollte, bis in den Abgrund der Hölle. Dieser Mißbrauch der Kanzel wird vielleicht auch in Oesterreich zu einerErgänzung des Strafgesetzbuchs" führen, welche die Kan­zel vor derartigen Entartungen schützt.

Ausland.

Zum französischen Gesandten in Berlin ist nun definitiv der Marquis von Gon­tau d-Biron ernannt, ein Aristokrat vom reinsten Wasser.

Der König von Italien hat unter dem Jubel der Bevölkerung das erste in Nom tagende italienische Parlament eröffnet. Die Thronrede proklamirt die vollständige Trennung von Staat und Kirche, womit die unbedingte Unabhängigkeit der geist­

lichen Autorität wohl vereinbar sei und bei der weltlichen Negierung auch ihre volle Anerkennung finde.

Die Petroleum-Gewinnung in den Vsr Staaten steigt von Jahr zu Jahr. Der Export dieses Artikels aus den Ver. Staaten betrug 1860 nur i Vs Millionen Gallonen, 1869 bereits nahe 100 Mill. und 1870 sogar 141,208,150 Gallonen. Die Pe­troleum-Quellen Pennsylvaniens scheinen unerschöpflich zu sein und liefern bis jetzt 15,000 Gallonen täglich, ohne anscheinende Abnahme, und auch in Califoruien könnten bedeutende Quantitäten gewonnen werden, wenn die theure Handarbeit erlaubte, mit jenem Staate zu konkurriren. Die Gesammt- produktion der Vereinigten Staaten wird jetzt auf 220 Mill. Gallonen (von 4 Litres) geschätzt.

Aus Panama den 5. Nov. wird der Mg. Z. geschrieben: Die Energie, mit welcher Präsident Granados in Guate­mala gegen die Auflehnung des Klerus und seiner Anhänger vorgeht, dürfte den Beifall der Politiker finden, die dem Spruche des Schiller'schen Arkebusiers huldigen:

Der macht kurze Arbeit, ist resolut.

Das ist in manchen Fällen ganz gut. Der gestern hier eiugetroffeneu Post aus Guatemala zufolge hat derselbe mit den zwei höchsten Prälaten des Landes kurzen Prozeß gemacht, da hinreichende Beweise Vorlagen, daß sie die Rebellion der braunen und halbbraunen Gebirgsbevölkerung gegen die liberale Regierung gut geheißen, viel­leicht selbst angestiftet. Der Erzbischof von Mittelamerika, Or. Don Bernardo Pinnol, wurde in seiner Wohnung verhaftet und unter Bedeckung nach dem Hafen trans- portirt. Ihm folgte unmittelbar in gleicher Begleitung der Bischof von Guatemala. Erstgenannter, der höchste Würdenträger der römischen Kirche in Mittelamerika, reiste nach seinem Heimathlande Nicaragua ab, wo er ohne Zweifel mehr Anhang hat, als in der nördlichen Republik. Der Bischof von Guatemala suchte in San Salvador ein Asyl, wo aber gegenwärtig gleichfalls die ihm so verhaßten Liberalen das Heft in der Hand führen. Der Fall ist in der Geschichte des spanischen Amerika bis jetzt beispiellos..

Miszellen.

(Ehemann und Hagestolz.) Eine Frau haben meinte in einem Londoner Blatte neulich ein Humorist heißt so viel als neugebackenes Frühstück, dampfen­der Kaffee, runde Arme, rothe Lippen, freundliches Geplauder, ein Hemd, an dem die Knöpfe nicht fehlen, bcreitstehender Stiefelknecht, Glück, Wohlbefinden u. s. w.; keine Frau haben bedeutet Matrazen mit gesprungenen Federn, blause Nase, unge­heizten Ofen, EiSftückchcn im Lavoir, die Wäsche nicht zurcchtgelcgt, Strümpfe ohne Ferse, der Morgen-Imbiß zäh wie Gutta­percha, Hühneraugen, Rheuma, Husten und Schnupfen, kaitgewordenes Mittagessen, Kolik, Rhabarber, kurz jedes nur erdenk­lichekleine Leiden" des menschlichen Lebens.

Redaktion, Druck und Verlag von Jak. Meeh in Neuenbürg.