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gewohnt und im Begriff war. Die Familie ist kinderlos und nicht unvermögend, es sollen auch einige hundert Gulden Geld entwendet sein. Einsender Dieses, dem die Getödtete werth war, entsetzte sich ob dem Anblick derselben. Allem Nermuthen nach hat sich der Dieb im oberen Theile des Hauses anfgehalten und a^ sie wahrscheinlich oben etwas hörte und hinaufging, erhielt sie den Todesstreich, und zwar mit einem Maurerhammer. Der Thäter ließ es sich noch schmecken, denn auf dem Tische sah ich noch einen Rest von eingeschlagenen Eiern, einen geleerten Krug und Brod.
(S. M.)
ß Das Recht der Einjährigkeit, das mit einem gewissen Grade der wissenschaftlichen Ausbildung der jungen Leute verbunden ist, gewährt mancherlei Vortheile. In dieser Erkenntniß haben jetzt auch die bürgerlichen Collegien von Kirchheim beschlossen, zur Errichtung einer selbstständigen Oberrealklasse zu schreiten.
Mit dem 1. Dez. l. I. tritt ein neues Reglement sammt Tarifen für die Beförderung von Gütern, Fahrzeugen, außergewöhnlichen Gegenständen und Leichen zwischen Stationen der württembergischen Bahn und denen der Main-Neckar-, sowie Franksurt- Offenbacher Bahn in Kraft. Als weitere Verbandsstationen wurden eingestellt: würt- tembergischer Seils: Bietigheim, Ellwangen, Hechingen, Jagstfeld, Jmmendingen, Rottweil, Tuttlingen, Villingen und Wildbad; Seitens der Main-Neckarbahn: Auerbach, Birkenbach, Großsachsen, Heidelberg M.N.B., Hemsbach und Isenburg.
Aus dem Oberamt Freudenstadt. Das Vertrauen auf eine längere Dauer des Friedens, sowie auf eine gedeihliche innere Entwicklung des deutschen Reiches trägt auch bei uns seine unverkennbaren Früchte, namentlich im Holzhandel und in den Baugewerben. In diesem herrscht ein Leben und eine Thätigkeit, wie sie seit dem Jahr 1866 nicht wieder zu bemerken war. Einen außerordentlichen Preis hat gegenwärtig bei uns das buchene Brennholz, das im Walde 14—16 fl. per Klstr. kostet. — Für unseren Holzhandel ist auch die in sichere Aussicht gestellte Fortsetzung der Telegraphenleitung - von Baiersbronn bis Gernsbach von nicht geringer Bedeutung. Die ans württ. Gebiet fallenden Stationen sind Reichenbach und Schönmünzach. — Die neuen Weine, welche bei uns aus der badischen Nachbarschaft bezogen werden, sind offenbar besser, als der ihnen vorangegangene Ruf, wie denn auch bei denselben ein erheblicher Preisaufschlag stattgefunden hat. (S. M.)
Da bis jetzt noch nicht alle auf den Grund der Gesetze vom 29. Juli und 27. Okt. 1870 ausgegebenen verzins!. Kassenscheine der Staatsschuldentilgungskasse zur Einlösung gebracht sind, obgleich deren Verzinsung mit dem 15. August 1871 aufgehört hat, so werden die Inhaber solcher Kassenscheine nochmals aufgefordert, dieselben durch Uebergabe an die Staatshauptkasse in Stuttgart oder an ein Staatskameralamt zur Einlösung zu bringen.
Ausland.
Ein savoyisches Blatt berichtet, daß der Spielpächter von Baden-Baden dem Gemeiuderathe von Aix-les-Bains großartige Anerbietungen gemacht hat, um da- stlbst eine Konzession für eine Spielbank zu erlangen. Er übernimmt die Bezahlung der ganzen Schuld des Ortes (750,000 Franken), bezahlt der Gemeinde eine jährliche Rente von 150,000 Fr., stellt eine Wasserleitung vom See Bourget bis zu den Promenaden von Aix-les-Bains her und verlangt für all das nichts als Spielfreiheit. Solchen Lockungen vermag ein savoyischer Gemeinderath nicht zu widerstehen, er hat einstimmig den Vorschlag genehmigt und betreibt nun die Einwilligung der Staatsbehörden. Diese letztere wird aber, nach französischem Gesetz kaum erfolgen dürfen.
Miszellen.
Lin "Ireßgang.
Erzählung nach einer wahren Begebenheit.
(Fortsetzung.)
Nach wenigen Tagen ward William als gesund aus der Kraukeuliste gestrichen, und sollte nun natürlich seinen Dienst antre- ten. Auf's Deck gerufen, war die erste Person, die ihm ins Auge siel, Charles Meinroth, der eben mit der „neuuschwänzigen Katze" in 'der Hand, dem Vorderdeck zuging, und zugleich erfuhr er, daß so eben fünf Mann die Peitsche bekommen hätten, weil sie im Einreffen irgend eines Segels oder sonst im Dienste zu lässig gewesen seien. Das war ein schlimmer Eindruck, allein er hatte keine Zeit darüber nachzn- denken, denn man rief ihn sogleich nach Hinten auf das Kapitänsdeck, wo man ihm das Schiffsbuch zeigte, in welches er unter dem Namen „Will Jngsley" als ein Ausreißer von dem Schiff Lady Jane" eingetragen war.
„Was hast du hiegegen zu sagen, mein Bursch ?" bemerkte der Kapitän mit strengem Blick.
„Daß ich weder Will Jngsley heiße," erwiederte der junge Manu unerschrocken, „noch ein Ausreißer bin, denn ich diente nie auf der Lady Jane oder sonst einem britannischen Kriegsschiff, sondern nur auf einem Kaper und zwar als Freiwilliger und Offizier. Mein Name ist William Helmstädt und meine Heimath Deutschland, und beides könnte ich beweisen, wenn man mir nicht, als man mich preßte, elender Weise meine Papiere gestohlen hätte. Es ist aber ein Mann an Bord, der ebenfalls ein Deutscher von Geburt, mich von Jugend an kennt und der, wenn er kein Schurke ist, mir die Wahrheit meiner Aussage bezeugen muß."
„Wer ist der Mann?" fragte der Kapitän kurzweg.
„Charles Meinroth," entgegnete William in festem Tone.
Ein eigenthümliches Lächeln flog über das Gesicht des Kapitäns, als er diesen Namen hörte, und er befahl, den Hoch- bootsmannsgehülfen augenblicklich herbei zu holen.
„Charley" fuhr er fort, als Charles Meiuroth erschienen war, „auf Eure Angabe hin ist dieser Bursch als Ausreißer von der Lady Jane unter dem Namen Will Jngsley in's Schiffbuch eingetragen worden. Nunmehr behauptet derselbe aber, er heiße Will Helmstädt, sei ein Jugendbekannter von Euch und habe nie auf der Lady Jane gedient. Was ist also die Wahrheit, Mann? Frisch heraus damit, ohne zu zögern."
„Der Bursch ist ein frecher Lügner," rief Charles Meinroth in der Sekunde, „und war als solcher immer allen seinen Kameraden bekannt. Auf der Lady Jans hat er seinen Namen als Will Jngsley angegeben und nie, so lange ich ihn kenne, habe ich ihn unter einem andern Namen rufen hören. Leider ist die Lady Jane mit Mann und Maus, mich allein ausgenommen und diesen Burschen hier, der sie eine Woche vorher in der Bai von Biscaya ohne Urlaub verließ, zu Grunde gegangen, so daß man die Schiffsliste desselben nicht mehr durchgehen kaun; allein ich bin erbötig, meine Aussage eidlich zu erhärten."
„Glaubs Mann, glaub's," entgegnete der Kapitän Lookeift, „und eben so gut märe wohl dieser Bursch hier bereit, seine entgegengesetzte Aussage zu beschwören, so daß wir wenigstens Einen Meineid sicher Hütten. Ich denke daher, das Beste ist, wir lassen die Sache aus sich beruhen, bis wir nach Portsmouth zurückkommen, wo sich dann die Falschheit der Einen oder der andern Aussage bald Herausstellen wird."
(Fortsetzung folgt.)
Das neue Maß in Deutschland.
Die Mitglieder des Jünglingsvereins in Iserlohn prägen sich in folgender Weise das neue Maß ein. Sie haben auf die Tafel ihres Versammlungslokals einen Vers geschrieben, welcher lautet:
Des Maßes Einheit gibt uns ab Das Meter oder deutsch: der Stab. Ein Hundertstel des Meter heißt Ein Centi-Meler' daß du's weißt.
Ein Tausendstel an und für sich
.Heißt Milli-Meter oder Strich.
Zehn Meter bilden, o wie nett,
Das Dekameter, deutsch: die Kett', Willst du ein Kilo-Meter Han:
Mit tausend Meter ist's gethan.
(Westph. Hsfr.)
„Welches ist das beste Mittel gegen die Gicht?" fragte ein reicher Faullenzer einen berühmten Arzt. „Daß mau täglich mit 10 Sgr. auskommt, und sie auch verdient !"wardie Antwort.
Auflösung der Näthsel in Ilro. 137.
1 .
Cher, ein Seitenfluß der Loire. Bourg, Stadt im südöstlichen Frankreich mit 9600 Ew. — Cherbourg, Stadt an der Straße von Calais mit 19,300 Ew.
2 .
Der Vulkan St. Elias an der Nordwestküste von Amerika 18,760 Fuß hoch.
3.
Mosel — Kosel in der Provinz Schlesien an der Oder mit 2600 Ew.
Redaktion, Druck und Verlag von Jak. Meeh in Neuenbürg.