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Gemarkung sich befanden, in welcher ihre Unter­suchung erfolgte und daß in dieser Gemarkung keine an Maul- und Klauenseuche erkrankten Tiere sind;

v. Das von Viehhändler» zum Markt gebrachte Vieh muß gesondert von anderen aufgestellt werden;

ä. Am Markttage dürfen Tiere bis zum Schlüsse des Marktes außerhalb des Viehmarkt Platzes nur feilgehalten werden, wenn dieselben vorher tierärztlich besichtigt und für unbeanstandet erklärt worden sind.

Pforzheim, 31. Januar 1899.

Gr. Bezirksamt:

Kapferer.

SagesmiützktiteU.

* Calw, 3. Febr. Wir erfahren soeben, daß der früher viele Jahr« hier stationierte und vor kurzem nach Rottweii versitzteZugmeister Keller (wohnhaft bei Gerber Gärtner) vergangene Nacht auf dem Bahnhof in Rottweil von einem Zug überfahren wurde und sofort t o t war. Keller verlor hier in einer Woche 3 Kinder; er war 53 Jahre alt.

Stuttgart, 3. Februar. In der Voraus­sicht, daß die Steuerreform durchdringen werde, ist die Geltungsdauer der Ermächtigung einer Anzahl von Stadtgemcinden zur Forterhebung örtlicher Ver­brauchsabgaben von Bier, Fleisch und Gas, des Zu­schlags zur Hundeabgabe und zur Liegenschastsaccise nur bis 31. März 1899 bemessen worden. Damit nun die in Betracht kommenden Gemeinden keinen Verlegenheiten ausgesitzt sind, ist es Pflicht der Stände, daS Gesetz zu verlängern. D-r Stuttgarter Gemeinde­rat hat es für nötig gefunden, um eine beschleunigte Behandlung der Angelegenheit die Königliche Negierung zu bitten. Für Stuttgart bewirkt das Gesetz eine jährliche Reineinnahme von über 1 Million Mark. Die demokratischen Stadtvertreter stimmten für die vorläufige Verlängerung deS Gesetzes, weil andernfalls die Stadt in eine Notlage geraten würde, während die beiden Sozialisten dagegen stimmten. Landtags­abgeordneter Kloß verlangte, daß die Ablösung des städtischen Octrois unabhängig von der Staatssteuer- rekorm erfolgen müsse. Nach den gemachten üblen Erfahrungen könnte es am Ende noch 20 Jahre an­stehen, biS düse Reform durchgeht, der wie jeder andern leicht Prügel zwischen d»e Beine zu werfen seien. Man sollte in Stuttgart den Ausfall des Octrois durch verschiedene Regiebetriebe (Straßen­bahnen rc.) einzubringen suchen. Vizebürgermerster Gauß entgegnet«, daß diesem Verlangen die noch geraume Zeit laufenden Verträge entgegenstehen. Zum Landtag dürfe man übrigens mehr Zutrauen haben im allgemeinen als Herr Kloß. Mit den Sozialisten stimmte auch der Vorstand des württ. Wirtsverbandes. Einstimmig wurde dagegen be­schlossen, an Regierung und Stände die Bitte um baldige Wiederaufnahme der Steuerreform zu richten. Die Zahl der Zwangsvollstreckungen ist letztes Jahr in Stuttgart von 3500 auf ca. 3900 gestiegen. DaS Gebäudekataster hat hier sitzt nahezu die Summe einer halben Milliarde erreicht. Gegen die vertragsmäßig längst festgelegte Summe von 600,000 ^ soll das Gaswerk am 1. November in städtischen B-fitz übergehen. Von Sachverständigen aus Heilbronn und Karlsruhe wird der Wert deS Werkes auf 2,633,000 angegeben. Den Unter­lehrern und Lehrgekilfen hat die Stadt ihre Gehälter auf 1275 resp. 1150 ^ aufgebessert.

Stuttgart, 2. Febr. In Anwesenheit deS Präsidenten Frhr. v. Ow traten heute die Vertrauens­männer desWürttObstbauvereinS zu ihrer alljährlichen Besprechung über wichtige Obstbaufeagen zusammen. Von der landw. Zentralstelle ist die Schaffung einer Vermittlungsstelle für Ob st Verwertung angeregt worden, und eS wurde der Vereinsausschuß beaufragt, der Frage näher zu treten. Zur Bekämpfung der Obstbaumkrankheiten wird das Bespritzen der Bäume mit einer Kupfer­vitriollösung empfohlen. Nach dem Generalbericht deS Vorstandes G.-R. Fischer wurden letztes Jahr trotz der nicht ungünstigen Obsternte 6710 Waggons Obst L 10000 Lx importiert, die höchste bis dato erreichte Quantität. Dagegen ist die Zibeben-Einfuhr von 638 Waggons auf 415 zurückgegangen. Zur rationellen Verwertung des Vereinsvermögens wurden 2 Grundstücke im Westen und Osten Stuttgarts für 31000 ^ zur Anlage von Versuchsgälten angekouft. Dir Mitgliederzahl des Obstbauvereins ist innerhalb Jahresfrist von 1333 auf 1360 angewachjen. In einem längeren Dortrag empfahl Herr Gebhard Adorno, Tettnang, die häufigere Ausfuhr des inländischen Obstes als Tafelobst; der württ. Obstbau leide daran, daß zu vielerlei Sorten angepflanzt werden. Man sollt« sich damit begnügen BaumannSreinrtte und die Gold­parmäne in Massen anzupflanzen.

Cannstatt, 2. Febr. Gestern nachm, kam ein Fuhrmann auf den Kiesplatz bei Münster dem Neckarufer zu nahe, wodurch der Wagen in den Neckar fiel und die Pferde nach sich zog. Die sehr wertvollen Pferde ertranken und konnten erst beute mit vieler Mühe sammt dem Wagen an das Land gezogen werden.

Giengen a. B, 31. Jan. Ein Opfer der Fremdenlegion ist der 24 jährige Legionär Rudolf Marlin von hier geworden, der Sohn des verst. Konditors PH. Martin. Gestern erhielt die in dürftigen Verhältnissen hier lebende hochbetagte Mutter von dem Kommando des in Sidi-bei-Abbes in Gar­nison liegenden Fremdenregiments die Nachricht, daß ihr Sohn im dortigen Militärspital gestorben sei. Nachdem derselbe in Deutschland seiner Militärpflicht genügt, hatte er in seiner Vaterstadt Arbeit gefunden, cs jedoch bald vorgezogen, seine Stelle zu verlassen. Er wandert? nach Frankreich und ließ ssch dort vor 3 Jahren zur Fremdenlegion anwerben. Daß er diesen unüberlegten Schritt tief bereute, ging auS fernen in die Heimat gelangten Briefen klar hervor, in denen er über harten, aufreibenden Dienst und grausame Behandlung bitter klagte. Nun ist er, wie schon so viele seiner Landsleute ein beklagenswertes Opfer seines Leichtsinns geworden.

Darmstadt, 1. Febr. Das Groß her­zogspaar begiebt sich am 6 Februar auf längere Zeit nach Egypten.

München, 3. Febr. lieber den verübten Raubmord in dem Hause Nr. 83 der Thal­kirchnerstraße wird der Allg. Ztg geschrieben: In diesem. Hause betreibt die Tändlerswitws Dietl ein Versazgeschäft. Als nun heute nachmittag nach 4 Uhr ein Mädchen vom Hof aus in den Laden trat, bot sich dem Kind ein entsetzlicher Anblick. Die 63 Jahre alt« Witwe lag am Fußboden und schwamm in einer Blutlache. Auf das Geschrei des Kindes eilten die Hausbewohner herbei; es fand sich, daß die alte Frau eine breite klaffende Wunde und außerdem noch drei Messerstiche am Halse hatte. Die Leiche war noch warm, so daß also die gräßl'che That erst kurz zuvor verübt worden sein konnte. DaS Fenster an der Ein- gangsthüre war verhängt, die Thür selbst von innen verschlossen, die Kommode und em Sch ank erbrochen; ein her bekommender Sohn der Wiltwe, d-ssen Jammer um seine alte Mutter unbeschreiblich ist, konstatirte, daß aus der Commodrschublade der Betrag von ca. 600 in Baar, ein Brrllantring und andere Wert­gegenstände fehlten; viel Zelt scheint der Bursche zur Ballführung des Raubes nicht gehabt zu haben, da weitere Wertgegenstände und Bargeld, das sich in einer Eck« der Schublade befand, unberührt gebt,eben waren. Man nimmt an, daß der Strolch, der jedensalls im Hause und im Loden bekannt gewesen sein muß, durch den Hof und dir Hintere Thüre durch einen dort befindlichen kurzen, engrn und dunklen Gang in den Laden sich geschlichen und die Witwe überrascht und ermordet hat, worauf er nach Vsrschlüßung der Thüre und nach Verhäng!« des Fensters den Raub auSsührte und sich dann wieder auf dem gleichen Weg davon machte. Einige Inwohner wollen um die an­gegebene Zeit einen verwahrlosten Burschen im Alter von anschemend 35 Jahren, mit roten Haaren, aus dem HouS in den Hof treten und sich dann entfernen gesehen haben.

Berlin, 1. Febr. Die Budget-Kom- miffion des Reichstages fetzte heute die Beratung des Miiitär-ElatS bei den Emnahmen fort und genehmigte dieselben ohne Erörterungen. Es folgten die fortdauernden Ausgaben. Auf Anfrage des Abgeordneten Müllev Sogan erklärte der Kriegs- winister, die Meldung, daß Detmold die Garnison verlieren solle, für falsch. Abgeordneter Bassermann richtete an den Kriegsminister eine Anfrage wegm der Spieler-Affaire in Hannover. Es müsse doch der Militär Verwaltung möglich sein, die Ausbeutung der jungen Offiziere durch Wucherer zu verhindern. Der KriegSminister sprach sein Bedauern über derartige Voikommnisse aus und versicherte, daß der Kaiser rücksichtslos durchgreife, um diese Schäden auSzurotten. Es müsse dies auch gelingen. Die an die Offiziere herantretenden Geldanerbietungen seien oft geradezu schamlos. Es werde erwogen ob es sich nicht empfehle, den Offizieren die Anzeige derartiger Anerbietungen zur Pflicht zu machen. Jedenfalls werde es militärisch-r- seitS nicht an dem nötigen Ernste fehlen. Einzelne Kapitel wurden bewilligt. Am Dienstag soll die De­batte fortgesetzt werden.

Berlin, 1. F«br. Der Lokal-Anzeiger meldet aus Paris: DaS Resultat der Unter­suchung der Dreyfus-Sache durch die Kriminalkammer läßt sich folgengermaßen zusammen- fafsen: Festgestellt wurde, daß 1894 vom Generalstabe Verrat begangen wurde. Anhaltspunkte dafür, daß Henry und Esterhazy zusammen oder einzeln Verrat geübt hätten, konnten au« dem geheimen Dossier nicht gewonnen werden. Es blieb also da- Zeugenverhör

und das mit dem Papier des Borderau identische Pauspapier. Die positiven Ergebnisse dieser Unter­suchung werden in einem Protokoll auf 1000 Folio- Seiten gedruckt werden.

Berlin, 3. Febr. In einem heute im Reichs- Anzeiger veröffentlichten Erlaß des Kaisers an den Reichskanzler spricht der Monarch seinen innigsten Dank aus, für die ihm an seinem Geburtstage zu teil gewordenen Glückwünsche und Beweise der engen Zusammengehörigkeit von Fürst und Volk. Der Kaiser gedenkt in dem Erlaß auch des Besuches der heiligen Stätten, wo unser Heiland gewandelt und wo er, der Kaiser, der Förderung des deutschen An­sehens in jenem fernen Lande zu dienen g> sucht Hab«. Die herzlichste Anteilnahme an dem glücklichen Ver­lauf seiner Palästina Fahrt sei ihm auch in den zahl­reichen Kundgebungen anläßlich seines Geburtstage- entgegen getreten. Die Aeußerungen freier Liebe und Anhänglichkeit bestärken ihn in dem Bestreben, seine volle Kraft auch fernerhin für das Wohl und Glück des Vaterlandes einzusctzen und ihm die Grund­lage seiner gedeihlichen Wüter-Entwicklung, den Frieden, mit Gottes Hilfe zu erhalten.

Plauen, 3. Febr. Wie dem Voigtländischen Anzeiger aus Eger mitgeteilt wird, ist der Beschluß des Stadtrotes zu Eger, 1000 Gulden für ein in Eger zu errichtendes BtSmarck-Denkmal zu spenden, von der Bezirkshaupimannschaft zu Eger fistirt worden.

Triest, 2. Febr. Die Kronprinzessin Stefani wurde auf der Straße von Miramare bei einer Rad­tour von anderen Radfahrern umgeworfen. Ihr Rad ging in Trümmer, während sie selbst mit einigen klemm Verletzungen davon kam.

Paris, 1. F>br. Die Thatsache, daß in Oran höfliche Beg'.üßungSworte zwischen dm Schiffs- Commundontin der deutschen Schulschiffe Charlotte und Stosch einerseits, sowie Vertretern der dortigen französiichen Behörden andererseits ausgctauscht wurden, wird hier sehr günstig commenriert, besonders deshalb, weil es das erste Mal sert 1870 ist, daß deutsche Kriegsschiffe einen französischen Hafen onlaufen.

Sofia, 2. Febr. Die feierliche Uebersührung der Leiche der Fürst!« findet am nächsten Dienstag statt, wie rs heißt, in die große katholrsche Kirche in Philippopel. Sre bleibt dort, bis eine Fürstengrust in Sofia erbaut ist Es sind vi-le hohe Gäste, Fa- milienmitgl «der, Vertreter fremder Höfe, und viele Deputationen auS der Provinz zu der Trauerfeier angemeldet. Authmtssch verlautet, daß die Fürstin bereits seit dem 20. Januar an heftiger Influenza verbunden mit hochgradigem Fieber gelitten hatte. E« trat Athemnot und vollständiger Verfall ein. Am Montag früh begann die Agonie und vollständige Bkwußilosigkeit. Man beschleunigte die Geburt, um wenigstens das Kind zu retten.

Gemeinnütziges.

Vom Beschneiden der Obstbäume. Jeder Gartenbesitz-r weiß, daß feine Obstbäume, wöcen sie heißen wie sie wollen, beschnitten werden Mbffen. Wenn er aber daran geht den Schnitt aus- zuführen, merkt er immer erst, daß er von dieser Kunst eigentlich recht wenig verst.ht. Ein hervor­ragender Obstzüchter hat sich nun die Mühe gemacht, im praktischen Ratgeber seine Erfahrungen über das Beschneiden der Steinobstbäume, b> sonders der Zwetfchenbäume, niederzulcpcn. Diese Mitteilungen find um so wertvoller als si durch viele Züchnungen, die dzr Verfasser, Rittergut!» sitzer Garcke Wittgendorf, seinen großen Obstanlagen emnommen hat, erläutert werden. Die Nummer, welche die werwolle Arbeit enrhäll, wird vom Geschäfrsamt des praktrschen Rat» geders in Frankfurt a. Oder an Gartensrelinde kosten­frei verschickt.

am Sonntag FerageflmS, s. Febr.

Vom Turm- 12. Ter Kiichenchor singt- Heilig ist Gott der Herr rc. Predigtlied: 441. 9*/- Uhr Vorm.- Predrgt: Herr Stadpsarrer Sch mi d. 1 Uhr: Christen­lehre mit den Söhnen. 5 Uhr: Brbelstunde im Veremsharis, Herr Dekan RooS.

Mittwoch, 6. Febr.,

10 Uhr: Betstunde im VereinshauS.

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Lollvnstotn-Lrnstttinl, 8».

Oröksts k's.drik von Lsickevstokkeu in SLedseu. iieeixiiklm, Lrenliiwexllclur evi genoxliolwr lloiiiknwt.

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