3) kleiner« Betriebsunternehmer (mit nur 1 Lohn­arbeiter) und

4) sogenannte Hausgewerbetreibende.

Gegenstand der Versicherung ist die Gewährung eines Anspruches auf Invaliden- oder Altersrenten. Dazu tritt noch der Anspruch auf Rückerstattung der (für mindestens 5 Beitragsjahre) von den Ver­sicherten selbstgeleisteten Beiträge

1) für weiblich« Versicherte, welche sich vor Er­langung einer Rente verheiraten;

2) für die Witwen oder Waisen (unter 15 Jahren) solcher Versicherten, welche vor Erlangung einer Rente sterben.

Invalidenrente erhält ohne Rücksicht auf das Lebensalter jeder Versicherte, welcher dauernd erwerbs­unfähig ist, d. h. nicht mehr '/» seines Durchschnitts­lohnes verdienen kann; ferner auch der nicht dauernd erwerbsunfähige, welcher während eines Jahres un­unterbrochen erwerbsunfähig gewesen ist, für die weitere Dauer der Erwerbsunfähigkeit. Außer dem Nachweis der Erwerbsunfähigkeit ist zur Erlangung der Invalidenrente noch dir Zurücklegung einer Warte­zeit von 5 Beitragsjahren erforderlich. Als Beitrags­jahr gelten 47 BeitragSwochen, ohne Rücksicht darauf, ob sie in mehrere Kalenderjahre fallen; eS müssen also mindesten 5X47 235 Wochenbeiträge entrichtet worden sein.

Altersrente erhält ohne den Nachweis der Er­werbsunfähigkeit jeder Versicherte, welcher das 70. Lebensjahr vollendet hat. Die Wartezeit für die Altersrente beträgt 30 Beitragsjahre, also müssen 30 X 47 ^ 1410 Wochenbeiträge entrichtet sein.)

Für Diejenigen, welch« bei Inkrafttreten des Gesetzes (1. Januar 1891) das 40. Lebensjahr bereits überschritten hatten, besteht in der Weise eine Ver­günstigung, daß wenn sie Nachweisen, daß sie in den Jahren 1888, 1889 und 1890 mindestens 3 Beitrags­jahre --- 141 Wochen in einem die Versicherungs­pflicht begründeten Arbeite- oder Dienstverhältnis gestanden haben, um so viele Beitragsjahre und überschießende Beitragswochen, als ihre Lebensjahr« am 1. Januar 1891 an Jahren und volle Wochen die Zahl 40 übersteigen, sich die Wartezeit vermindert. Hienach konnten 70Jähnge die Altersrente schon am 1. Januar 1891 ohne Bezahlung erlangen.

Bescheinigte Krankheitszeit und militärische Dienstzeit, sowie Unterbrechung eines festen Arbeits- verhältniffeS bis zu 4 Monaten (bei Fortzahlung der Beiträge) werden auf die Wartezeit, sowohl bei der Invaliden- als auch bei der Altersrente ungerechnet.

Ganz besonders wurde von dem Redner heroor- gehoben, daß die Mittel zur Gewährung der In­validen- und Altersrenten aus einem Reichszuschuß von 50 ^ für jede Rente jährlich bestehen und daß außerdem das Reich den Anteil an der Rente be­streitet, welcher auf die Dauer militärischer Dienst­leistungen entfällt. Hiebei würde betont, daß die Arbeiter nicht glauben sollten, sie seien durch diese hohen Ausgaben, welche daS Reich für die Jn- validitäts- und Altersversicherung habe, mehr durch Steuerzahlung belastet, denn da ja keine direkte Reichs­steuer bestehe und der Steuersatz für die Dienst- und Berufseinkommensteuer, welche Steuerart ja aus­schließlich auf den Arbeiter zutreffe, seit dem Jahre 1881 keine Erhöhung erfahren habe, auch bei dem derzeitigen Progressivsteucrsystem wobei das Ein­kommen eines Arbeiters bis 850 ^ mit nur steuerbarem Betrag in Ansatz komme, nicht von einer Mehrbelastung des Arbeiters gesprochen werden könne.

Was die Beitragsleistung zur Jnvaliditäts- und Altersversichrung betrifft, so hat sowohl der Arbeitgeber als auch der Arbeiter, diese je zur Hälfte zu bezahlen.

Besonders wurde darauf aufmerksam gemacht, den rechtzeitigen Umtausch der Quittungskarten nicht zu versäumen und die sorgfältige Aufbewahrung der Quittungen anS Herz gelegt.

Zum Schluß wurden noch die Satzungen der Eisrnbahnbetriebskrankenkaffe und der Zuschußkaffe zu der Jnvaliditäts- und Altersversicherung für An­gehörige der Württ. Verkehrsanstalten durchsprochen und die gegenseitigen Leistungen mit vom Vortragenden beigefügten Erklärungen verlesen, auch das Beamten­fürsorgegesetz wurde, soweit es für diejenigen von Wert ist, welche eine Anwartschaft auf spätere unter- fiützungSpflichtige Anstellung haben, erklärt. Befriedigt verließ die Versammlung das Lokal um mit den Zügen das Nagoldthal auf- und abwärts heimzufahren. Von der Strecke Althengstett-Zuffenhausen waren Zuhörer noch von Malmsheim anwesend.

Göppingen. Der Neger Milo Zamba, von dem aus Geislingen gemeldet worden war, daß er als Schwindler entlarvt worden sei, hat die Redaktionen der hiesigen Blätter aufgesucht um sich zu rechtfertigen. Er erklärt, daß er selbst sich niemals als Reichslehrer oder als Schüler des orientalischen Seminars bezeichnet, dagegen vom -f Reichslehrer Ehristaller und von Prof. Vogt am orientalischen Seminar zu Berlin Unterricht in der deutschen Sprache

genossen habe. Er bleibt dabei, daß er lange Zeit in Kamerun gelebt und sich in der Gefangenschaft Tippo-TippS befunden habe, von Stanley befreit worden sei und Wißmann als Gepäckträger gedient habe.

Berlin, 26. Januar. Im Weißen Saale des königlichen Schlosses fand gestern Abend beim Kaiserpaare ein großer Ball statt, zu welchem etwa an 1800 Personen Einladungen ergangen waren.

Berlin, 26. Jan. Der Kaiser begab sich heute Vormittag nach dem Auswärtigen Amt und empfing um 11 Uhr auf dem Bahnhofe den Groß« Herzog von Baden. Gegen 1 Uhr empfing der Kaiser im königlichen Schloß den König von Sachsen. Um 1'/- Uhr fand beim Kaiserpaar Frühstück statt, an welchem u. a. der König von Sachsen, der Großherzog und die Großherzogin von Baden, sowie der Erd­großherzog von Baden teilnahmen.

Berlin, 26. Jan. (Deutscher Reichs­tag) Etat-Beratung. Zur Debatte steht zunächst ein Antrag Prinz Karolath's um Einstellung von 50000 in den Etat als Beihilfe zu den Kosten eines Göthe-Denkmals in Straßburg. Abg. Prinz Karolath und die Nationallibcralen befürworten seinen Antrag. Abg. Riff und die ganze freisinnige Vereinigung tritt ebenfalls für denselben ein. Abg. Schädler (Ztr.) lehnt denselben ab, weil er glaube, daß man die Sympathie der Elsaß-Lothringer durch andere und bessere Mittel zum Ausdruck bringen könne als durch Annahme dieses Antrages. Straßburg möge die Sache selbst zu Ende führen, das Reich habe keinen Anlaß hier einzuspringen. Der Antrag gelangt hierauf zur Annahme. Beim Titel: Commission für Arbeiter- Statistik befürwortet Abg. Heine eine Eingabe von Bureauangestcllten bei Rechtsanwälten rc. über zu lange Arbeitszeit rc. Abg. Bebel (Soz.) bringt ver­schiedene Beschwerden vor, auf welche Staatssekretär Posadowski in längerer Rede antwortet und aus­führt, daß in Bezug auf das Gastwirtsgewerbe von der Commission in den nächsten Tagen die Protokolle der Vernehmungen fertig gestellt seien. Die gesetz­geberischen Vorbereitungen zur Abhilfe der Uebelstände, welche von der Commission festgestellt worden seien, würden dann sofort erfolgen. Weitere Verordnungen für Glasfabriken, Thomas-Schlacken-, Blei-Zink-Fa- briken u. s. w. würden im Reichsamt des Innern erwogen. Nach weiterer unwesentlicher Debatte, wird der Titel bewilligt. Beim Kapitel statistisches Amt constatirt Abg. Or. Nösicke (w. lib.) daß bei den in den amtlichen Publikationen herausgegebenen Ziffern ein Druckfehler von 100 Millionen sich eingeschlichen habe, welche Behauptung von dem Staatssekretär Posadowski für unrichtig erklärt. Nach weiterer kurzer Debatte wird dis Position bewilligt. Der Titel 2 be­treffend die Bureaubeamten des statistischen Amtes wird der Budget-Commission zur Beschlußfassung über dazu vorliegende Petitionen überwiesen. Die Etats beider Aemter werden genehmigt. Samstag 1 Uhr: Fort­setzung der heutigen Beratung ferner Marine und Postetat.

Zuchtvieh für unsere Kolonien. Der bekannte Viehzüchter Jos. Frank inHüfingen hat im Auftrag des Kaiserlichen Kolonialamtes 10 Stück Zuchttiere 5 Farren und 5 trächtige Kal- binnen eingeladen, welche als Zuchtmaterial für Südwestafrika, Gouvernement Windhök, bestimmt sind. Dieselben stammen aus dem Zuchtgebiet Donau- eschingen und gehören der Simmenthaler Raff« an. Auf einem Wörmannschen Dampfer werden die Tiere die große Reise antreten.

Paris, 26. Januar. Die meisten Blätter konstatiren, daß wiederum ein weiterer Schritt zu einer deutsch-französischen Allianz oder doch zu einer deutsch-französischen Verständigung gemacht worden sei. Man glaubt, daß diese Stimmung bis 1900 genügende Fortschritte gemacht haben wird, damit ein Besuch Kaiser Wilhelms zur Pariser Welt-Ausstellung statt­finden kann.

Rom, 26. Jan. Der Don Chischiotte wider­spricht der Erklärung deS Ministers von der Recke, wonach dos Bomben-Attentat gegen Kaiser Wilhelm eine sehr ernste Sache gewesen sei. Das Blatt be­hauptet, das Attentat habe niemals existiert. Die Bomben seien von einem Polizei-Spitzel in daS Cafö deS Mitangeklagten Parrini geschleppt und dortselbst von der Polizei beschlagnahmt worden. Außer dem Parrini sei aber auch der Spitzel verhaftet worden. Di« Voruntersuchung habe ergeben, daß Parrini und seine Genossen Anarchisten waren, daß sie aber nie­mals Bomben angefertigt oder ein Attentat auf de» deutschen Kaiser geplant haben. Von all diesen Dingen sei der italienische Minister des Auswärtigen informiert worden.

Athen, 24. Jan. Gestern früh 9'/, Uhr wurde im ganzen Peloponnes namentlich in dm süd­westlichen Departements ein starkes Erdbeben ver­spürt. In der Stadt Philiatra find sämtliche Häuser geborsten. Die Einwohner kampieren unter freiem

Himmel. 2 Dörfer in der Nähe von Philiatra sind vollständig zerstört. Wegen der günstigen Stunde gab cs keinen Toten. Mehrere Personen wurden verwundet. In der Stadt Kyparissia sind alle Häuser gleichmäßig beschädigt. Einige Häuser sind eingestürzt. Die Zahl der Opfer dort ist sehr gering. Das Dorf Staso ist zerstört und es ist noch ungewiß, ob Menschen dort umgekommen sind. Die Erdstöße dauerten ohne Unterbrechung gestern seit dem frühen Morgen fort. In einem Dorfe wurden etwa 50 Kinder verletzt. Die Einwohner wagen nicht heimzukehren, sie erbaten sich Zelte und Hilfe, welche die Regierung sendet. In den Departements Kyparissia und Philiatra dauerten die Erdstöße fort.

Beinberg. Egsdt. Da die Wasserver­sorgung für die Gemeinden Beinberg, Maisen­bach, Zainen und Oberkollbach in Aussicht steht, wäre es doch zu wünschen, daß diese Gemeinden eine Zuleitung von der sog. Kohlbrunnenquelle im Kohl­bachthal erhalten würden. Dieser Brunnen entspringt in kleiner Entfernung von diesen Gemeinden und liefert reichlich gutes Wasser, das schon von Aerzten für kranke Leute empfohlen wurde. Auch viele Touristen und Fremde, welche im Bade Liebenzell im Sommer ihren Aufenthalt haben, laben sich gerne an dieser Wasserquelle. Die Kosten für diese Leitung würden vielleicht nicht viel höher kommen als die von der nördlichen Schwarzwald- Wasserversorgung, da dieselbe stundenweit herbeigezogen werden mutzte. Sollte die Zuleitung aber etwas teurer werden, so würde vielleicht die Güte des Wassers die Differenz ausgleichen. Es wäre jedenfalls nicht ganz ohne Erfolg, wenn von den genannten Gemeinden eine Versammlung anberaumt und eine Besprechung dieser Sache vorgenommen würde. 8.

Literarisches.

In Würzburg erscheint die Wochenschrift: Praktischer Wegweiser", ein Organ vieler Land- und Forstwirtschaftlicher, Obstbau-, Gartenbau-, Bienen- und Geflügelzucht-Vereine. Diese Wochen­schrift, welche von mehreren Landwirten des Kreises gehalten und gerühmt wird, behandelt eingehend Ackerbau, Viehzucht, Wein-, Obst-, Gemüse- und Gartenbau, Bienen-, Geflügel-, Vogel-, Hunde- und Kaninchenzucht, Jagd, Fischerei, Forstwirtschaft, Blumenzucht für Haus und Garten, Hauswirtschaft, Gesundheitspflege, Belehrung und Unterhaltung jeder Art für Kmder und Erwachsene.

Das Halten dieser Wochenschrift wird mit Rücksicht auf den reichhaltigen Inhalt und den ge­ringen Abonnementspreis 30 pro Quartal (13 Nummern) mit Bestellgebühr 45 H an­gelegentlichst empfohlen. Das Abonnement ist an die Post-Anstalten zu richten.

Karrdrrr. Kezirksvereru.

Am ^Donnerstag, Ä. Februar, Nach­mittags 2 Uhr» findet eine Vereins-Versammlung im Rötzle in Stammheim statt, wobei Herr OberamtS- tierarzt Pfeiffer einen Vortrag über Schweinerot­lauf und Schweine-Jmpfuug halten wird. Zum Schluß wird eine Lotterie vorgenommen.

Jedermann ist hiezu freundlichst eingeladen.

Calw, 23. Jan. 1899.

Der Vereinsvorstand:

Oberamtmann Voelter.

Standesamt Halt».

Geboren e:

19. Jan. Christian Ludwig, Sohn deS Christian

Ayaße, Taglöhner hier.

20. Helmuth Ulrich, Sohn des Heinrich Sautter,

Fabrikanten hier.

22. Elsa Rosa, Tochter des Jakob Mäckle,

Lehrers hier.

Gestorbene:

23. Jan. Nikolaus FranzeSki, Steinbrechers Witwe, Marie Georgine geb. Rill, 60'/r I. a.

am Sonntag SeptuagestmS, 29. Jan.

Vom Turm: 347. Predigtlied: 324, Ich weitz rc. 9>/r Uhr Vorm.-Predigt: Herr Dekan Roos. 1 Uhr: Christenlehre mit den Töchtern. 5 Uhr: Abendpredigt, Herr Stadpfarrer Sch mid.

Aekertag Mariä Iteinignng, 2. Febr.

9'/- Uhr: Predigt im Vereinshaus, Herr Stadt­pfarrer Schmi d.

Nektametetl.

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MeMmer 8eiäeiiUederei IMe,

Uobvnstvin-Lrnsttbnl, 8 a.

Grösst« k'Lbrffc von Keiäsustoffvu in Lacksen. limxlicim, 8s«süm«>xliclnr «ml 8«rroxlicb«r 8oii«k«nwt.

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Uuslerlager bei W, 8«n<lsr, Osliv.