Die Fischarten, fährt Redner fort, welche für die Nagold passen, sind Bachforelle, Aesche, Aal und der Saibling. Letzterer habe sich sehr gut acclima- tifiert, er wachse viel rascher als die Forellen und schmecke genau so wie diese. Der Saibling habe noch den weiteren Vorzug, daß er nicht so sehr geschützte Stellen verlangt wie die Forelle und auch solches Futter aufnimmt, das diese verschmäht. Da der Laich beider in dieselbe Zeit fällt, entstehen Kreuzungen, welche bekanntlich nicht fortpflanzungsfähig sind. Gerade diese wachsen aber viel rascher und sind bald schlachtreif. Beim Einsetzen der Jungbrut in die Seitenbäche stoße man öfters auf einen großen Feind derselben, die Ellritze, ein kleines Fischchen, welches der jungen Brut eifrig nachstellt und Hunderte verzehrt; es empfehle sich daher, daß die Strecke vorher durch Abfischen von diesen kleinen Räubern gesäubert wird. Redner giebt nun noch Ratschläge mit Bezug auf die künstliche Fischzucht, unter anderem über die Bekämpfung von Erkrankungen der Eier und über Fütterung der ausgeschlüpften Brut.
Gegen das Fischen mit der Flugangel sei nur das einzuwenden, daß dadurch mehr Weibchen als Männchen gefangen werden. Dieser Umstand spreche dafür, daß durch zeitweises gründliches Abfischen die überschüssigen Männchen beseitigt und ein Ausgleich geschaffen werde. Im Alter von 3 Jahren gehöre der Fisch in die Küche. Auf die Teichwirtschaft zu sprechen kommend, empfiehlt Hr. Prof. Sieglin für sehr kaltes Wasser den Einsatz von Bochsaidlingen, für weniger kalte« dis Regenbogenforelle und die Schleie, für ganz warmes Wasser den Forellenbarsch. Alle 2 Jahre müssen die Salmoniden sortiert werden, da di« vorausgewachsenen die im Wachstum zurückgebliebenen auffressen. Die Forelle packe ihre Kameraden an, wenn sie auch nur um weniges kleiner sind als sie selbst. In flachen Teichen werde daS meiste Fleisch erzeugt. Fische, welche in Teiche kommen, sollen schon im Brutapparat ans Füttern gewöhnt werden, was dem Züchter nachher zu statten komme Man füttere in kleinen Quantitäten, fein zerhackt und niemals zu viel. Da die Regenbogenforelle eine spätere Laichzeit habe als die Bachforelle, so stelle sich in der Zeit, wo die letztere nicht verspeist werden kann, sofort Nachfrage nach derselben ein. Redner spricht noch über die Besetzung der Teiche mit Karpfen, im Karpfenteich können auch zugleich Schleie eingesetzt werden; anstatt des Hechtes, welcher früher beigesellt wurde, wähle man heute Regenbogenforellen oder den Forellenbarsch. Am Schluffe sprach Hr. Oberamtmann Voelter dem Redner Dank und Anerkennung für den in hohem Maße interessanten, höchst belehrenden Vortrag aus.
-r. Tein ach. Die Straßenbauarbeiten zwischen hier und Oberköllwangcn, welche schon anfangs Dezember v. Js. begonnen wurden, machen bei der anhaltend milden Witterung erhebliche Fortschritt«. In der Hauptsache sind bäuerliche Arbeiter der umliegenden Ortschaften dabei beschäftigt, welchen dadurch Gelegenheit zu einem schönen Verdienst in jetziger Jahreszeit geboten ist. Leider haben die Arbeiten auch schon ein Opfer gefordert, der ledige Maurer Rent schier von Maisenbach, der erst im vorigen Jahr vom Militär entlassen wurde, war mit anderen damit beschäftigt, einen ca. SO Zentner schweren Stein wegzuschoffen, zu welchem Zweck derselbe unterbaut werden mußte. Trotzdem
Rentschler wiederholt gewarnt und zu größerer Vorsicht gemahnt wurde, untersuchte er den Unterbau derart, daß er mit dem Kopf unter den Stein kam. Im selben Moment senkte sich di« Wende auf dem wie es scheint nicht festen Untergrund, wodurch der Stein ins Rutschen kam und dem Unglücklichen den Kopf so quetschte, daß er einen schweren Schädelbruch davontrug. Die sofort beigesprungenen Mitarbeiter konnten den Verunglückten nur mit großer Mühe aus seine schwierigen Lage befreien. Derselbe wurde in eine nahe gelegene Hütte gebracht, der sofort herbeigerufene Arzt erklärte die Verletzung als eine sehr schwere und den Zustand als hoffnungslos. Verwandte des Rentschler veranlaßen seine Ueber- sührung nach Maisenbach, er sollte aber sein Elternhaus nicht mehr erreichen, denn kurz vor den Höfen Siehdichfür hauchte der Bedauernswerte seinen Geist aus.
Stuttgart, 24, Jan. 1. Sitzung d^r Kammer derAbgeordneten. Alterspräsident Oberknchenrat Kollmann eröffnet dieselbe um 10'/« Uhr. Abg. Payer erstattet Bericht namens des ständischen Ausschusses über die Legitimation der Mitglieder des hohen Hauses. Bischof vr. v. Keppler hat dem Minister des Innern gegenüber erklärt, daß er seinen Sitz im Abgeordneten Hause nicht persönlich einnehmen werde. Die übrigen Abgeordneten sind auf Grund ihres Einberufunpsschreibens für legitimiert zu erklären. Bei der Präsidentenwahl erhielt von 84 abgegebenen Stimmen der bisherige Präsident Payer 82, je 1 Haußman n-Balingen -und Sachs. Der Alterspräsident legt sodann sein Amt nieder und dankt dem hohen Hause für die gegen ihn geübte Nachsicht. (Heiterkeit.) Präsident Payer freut sich über das ihm entgcgengebrachte Vertrauen, aus welchem er erkenne, daß man im großen und ganzen mit seiner Geschäftsleitung während der letzten 4 Jahre zufrieden gewesen sei. Durch daS Wahlergebnis sei eine nicht bedeutungslose Uebereinstimmung zwischen dem Präsidenten und dem Hause constatiert worden. Er wiederhole heute sein Gelöbnis, die Würde und Unabhänigkeit des Hauses sich als Richtschnur seines Handelns dienen zu lassen. Seien auch die letzten 4 Jahre an manchem nicht ohne gewisse Schäden oorbeigegangen, so habe doch die Arbeitsfreudipkeit keine Einbuße erlitten, ein Factum, das mit Rücksicht auf die bevorstehende Flut von Gesetzen der Beachtung wert ist. Dem Alterspräsidenten dankt Payer für die liebenswürdige und humorvolle Führung der Geschäfte. (Beifall.) Zum Vizepräsidenten wird mit 73 von 81 abgegebenen Stimmen wiederum vr. Kiene gewählt, welcher versichert, daß für den Fall er die Geschäfte zu leiten habe, sich der größten Objektivität befleißigen werde. Zu Schriftführern wurden gewählt: Eckard, v. Gaisberg, Käs, S ch uh ma ch e r mit je 80, Vogler mit 79, Pfaff, Bürck und v. W ä ch t e r mit 78 Stimmen. Schluß der Sitzung 11'/« Uhr. Morgen 10 Uhr: Kommissionswahlen.
Stuttgart, 24. Jan. Die von Kammerpräsident Payer heute angekündigte Flut von Gesetzen hat einen sehr lebhaften Anfang genommen und wenn dieses Tempo weiter eingehalten wird, so wird es bald heißen: Herr höre auf mit deinem Segen. Zu den gestern ausgegebenen 2 Gesetzentwürfen sind heute 2 weitere gekommen: der Gesetzentwurf betr. die Ablösung der Realgemeinderechte und ähnlichen Rechte. (Mit Motiven 55 Druckseiten stark) und der Gesetzentwurf betr. die Handelskammern
(13 Druckseiten). Es wird sich Gelegenheit bieten nach der morgen zu erwartenden Vertagung der Stände auf die obigen Motive einzugehen. Der Wiederzusammentritt des Landtags erfolgt nach Fertigstellung des neuen Etat« im Februar. Für die Generaldebatte über denselben sollen 3 Tage in Aussicht genommen sein. Nicht unmöglich ist, daß dann auch noch einzelne Teile der Ausführungsbestimmungen zum Bürgerlichen Gesetzbuch an die Reche kommen.
Geislingen, 23. Jan. Einem hiesigen Herrn, der längere Zeit als Kaufmann in Kamerun lebte, ist cs gelungen, einem Schwarzen, der unter dem Namen eines Reichste hrerS Milo Zampa im Lande herum reiste und Vorträge über Kameruner Verhältnisse hielt, so auch hier im Gewerbeverein und in den Schulen, das Handwerk zu legen. Zampa zeigte sich auf die Fragen über das Kamerungebiet nicht orientiert, und sein Vortrag strotzte von Unwahrheiten. Auf «ingezogene Erkundigungen liefen vom Kolonialamt (Ausw. Amt) Berlin und vom Orientalischen Seminar Berlin — in litzterem wollte Zampa zum Reichslehrer ausgebildet worden sein — Telegramme ein, wornach Zampa dort unbekannt ist. Die Missionäre Bohner und Autenrieth, beide zurzeit in Deutschland, ebenso die Frau des in Kamerun verstorbenen Lehrers Christaller erklärten, diesen Zampa nicht zu kennen und nie etwas von ihm gehört zu haben. (Hier in Calw bezeichnet« sich Zampa als Missionskaufmann.)
Berlin, 24. Jan. Ein Frühjahrs- Aufenthalt des Kaisers im Schloß zu Homburg ist geplant. Nach dem Lokal-Anzeiger wird das Kaiserpaar gegen Müte März in Homburg erwartet und gedenkt bis Ende März daselbst zu verbleiben.
Antwerpen, 24 Jan. In dem nahe gelegenen Hotoken sind wiederum zwei Personen, darunter ein Arzt, von einem tollen Hund gebissen und in das Pasteur'sche Institut gebracht worden. Die Aufregung in der ganzen Umgebung ist sehr groß.
Vlissingen, 24. Jan. In der vorigen Nacht fand auf der Schelde zwischen dem englischen Dampfer Prinz Heinrich und dem Dampfer Gotha ein Zusammenstoß statt, bei welchem der erster« so schwere Havarie erlitt, daß er sank. Seine Passagiere und Mannschaften wurden von dem Dampfer Gotha gerettet.
Paris, 24. Jan. Esterhazy wird heute Nachmittag vom Caffationshofe weiter verhört werden. Einem Redakteur der Libre Parole, der ihn gestern besuchte, erklärte Esterhazy, er habe wichtige Aussagen gemacht und werde heute über seine Beziehungen zum Oberst Schwarzkoppen Aufschluß geben. Esterhazy hofft, daß seine Vernehmung heute beendet werden wird. Er will alsdann morgen Paris wieder verlassen.
AstlamrtrU.
Das GkhkMiliß irikltt Hausfrauen
einen feinen und aromatischen Kaffee zu kochen besteht darin, daß sie den seit über 100 Jahren rübmlichst bekannten und preisgekrönten Kaffeezusatz l'r'smplsr" verwenden. Zu haben in allen besseren Spezereihanvlungen.
Köchin wollte sie keine lang« Auseinandersetzung halten, doch fand sie cs empörend, daß ihre einzige Tochter so ganz ihre altadelige Abstammung verleugnen und sich mit jenen Krämerfrauen in eine Linie stellen konnte. — Langsam ging sie hinüber in den Salon, wo man den Weihnachtsbaum aufgestellt hatte. —
Gertrud Winkler hatte sich die Vergünstigung erbeten, die Krippe zu Füßen der Tanne aufbauen zu dürfen, doch bat Nora zugleich, auch den ganzen Rusputz der Tanne zu übernehmen, da sie sonst keine Zeit finden werde. Daheim war das Bäumchen geschmückt, der Vater im Kontor, und so kniete denn das junge Mädchen stillselig am Boden, um die Krippe aufzustellen.
Es waren wunderfeine Wachsfiguren, zierliche Bäume und hoch droben, in den obersten Tannenzweigen befestigt, schwebte der goldene Weihnachtestern mit der köstlichen Verheißung: „Siehe, ich verkündige Euch große Frmde, denn Euch ist heute der Heiland geboren." Dann begann sie den mächtigen Baum mit Watte zierlich zu bestreuen und Silberfäden darüber fliegen zu lassen, damit eS aussähe, als sei wirklich eine Tanne mitten aus dem eisigen Winter hier herein versetzt. Hoch droben schwebte die Engelschaar, feine Wachsfigürchen, die an schwankenden Fäden befestigt worden.
Das junge Mädchen stand unwillkürlich stille, als sie einige Zweige fertig geschmückt hatte und schaute mit gefalteten Händen auf ihr Werk; eine feierliche Regung kam über sie, ihr Auge ward feucht und ihre Lippen flüsterten leise: „Ich bin nicht wert all des Glückes, das mir beschieden ist!"
Langsam öffnete sich drüben die Thür, und Frau von Trahlow trat herein, di« Lorgnette vor'S Auge haltend und mit nonchalantem Blick daS junge Mädchen musternd.
„Was thun Sie denn hier, meine Liebe?" frug sie hochmütig, „hat meine Tochter Sie beauftragt, den Baum zu putzen! Wer sind Sie eigentlich?"
„Jawohl, gnädige Frau," lautete die höfliche Antwort, „ich bin Gertrud Winkler, mein Vater ist Buchhalter Herrn von der Huylens."
„Ach, ich erinnere mich; deshalb zog meine Tochter Sie in ihre Umgebung. Ich hoffe, Sie werden sich dieses Vertrauens würdig erweisen."
Gertrud schaute etwas erstaunt die herablassende Dame an; Nora hatte sie völlig wie eine gleichgestellte Freundin behandelt und nun drückt sie Frau Trahlow auf denselben Standpunkt wie etwa eine Köchin oder Kammermädchen herab.
„Ich bin sehr gern bei Frau van der Huylen," gab sie etwas kühl zurück, „es ist eine selten liebenswürdige und taktvolle Dame, welche den gesellschaftlich unter ihr Stehenden niemals die Grenze merklich macht."
Ein unendlich hochmütiger Blick der Dame bewies, daß sie Gertruds Worte richtig verstanden, dann wandte sie sich wieder zur Thür und sagte kühl: „Frau van der Huylen wird Ihre Arbeit dann besichtigen, liebes Kind, eilen Sie sich ein wenig, denn der Baum ist groß und die Zeit ist kurz."
Flammenden Auges schaute ihr das Mädchen nach. „Das ist Lothars Mutter," murmelte sie leidenschaftlich, „ihre Einwilligung zu unserer Verbindung verlangt mein Vater! Niemals wird sie dieselbe geben — sie kann mich, das bürgerliche Mädchen, nicht leiden und ich wiederum werde sie niemals lieben! O, Gott, wie wird alles enden."
„Gut, mein Liebling, hoffen wir daS beste," sagte eine wohlbekannte, fröhliche Stimme und der Assessor trat hinter dem Tannenbaum hervor, wo er daS vorhergegangene Gespräch ebenfalls vernommen haben mußte, „laß den Mut nicht sinken, meine Gertrud, und daS Gottvertrauen, vielleicht zünden wir übers Jahr den Christbaum schon im eigenen Heim an."
(Fortsetzung folgt.)