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bis heute durchschnittlich 86 vdw (86060 Liter) pr. Tag. Bei lange andauernder Trockenheit und dem bis jetzt bekannten niedersten Wafserstand (Juli 1893) vorgrnommenen Messungen ergaben, daß die städt. Quellen pr. Sekunde Waffe» lieferten:

Hasnerbrunnen 2 Liter, Wurstbrunnen 0,90 Liter, Walkmühle 3,60 Liter, Eiselstätt 1,25 Liter (13. Sept. 1898 2,25 Liter) zus. 7,75 Liter thut per Tag 669 600 Liter oder per Tag und Kopf der hiesigen Bevölkerung 134 Liter. Die 4 Hochnservoirs haben folgenden Gehalt: Walkmühlebrunnen 1800, Wuist- brunnen 1800, Eiselstättbrunnen 2500, Hafnerbrunnen 900 Hektoliter, zus. 7000 Hektoliter 700 cbm. Der Anfall an Wafferzins beträgt nunmehr ircl. Beitrag der Eisenbahnvetwaltung per Jahr 10500 zur Verzinsung und Amortisation der Schuld voll­ständig ausreichend.

Das Geldvsrmögen der Armenpflege beträgt 88000 der StiflungSpflege 75000 der Kaplan Braun'schen Stiftung 13000 Mit Ausnahme der Armenpflege, deren Grundstock jedoch vollständig gedeckt ist, erfahren sämtliche öffentliche Verwaltungen jährlich eine mäßige Zunahme.

Von dem Geschäftsbetrieb der Ortsbehörde für Arbeiterversicherung der Stadt Calw ist folgendes

mitzuteilcn:

Am 1. Januar 1899 standen im Genuß von: Altersrente 29 Personen mit m onatlich 320 ^ 95 rZ

Invalidenrente 41 427 60

Unfallrente 16 146 15

Zus. pr. Monat 894 ^ 70 -H, pc. Jahr 10 736

Bei dem Standesamt kamen 1898 zur Be­handlung 47 Eheschließungen (1896 33, 1897 31), 112 Geburts- und 98 Todesfälle.

Auch das angetretene Jahr 1899 wird für die städt. Verwaltung eine Reihe wichtiger Aufgaben dringen. Die Frage der Korrektion der AItburger Steige muß zur Entscheidung gelangen, wenn nicht wichtige Interessen der Stadt notleiden sollen. Möge eine Lösung gefunden werden, unter welchen berechtigte Wünsche einzelner Stadtteile nicht notleiden und den Bsdürf- niffen der Allgemeinheit in richtiger Weise entsprochen wird. Die begonnene Verbesserung der Verkehrs­wege innerhalb der Stadt mittelst Anlage weiterer Trottoirs und Dohlen, Pflasterungen rc. wird fort- aefttzt wer den ssen. Es kann nicht geleugnet werden,

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gemessenen Preisen in hiesiger Stadt einigermaßen n» Mangel vorhanden ist. In dieser Beziehung Abhilfe einzuleiten wird Aufgabe der städt. Verwaltung sein und ist beabsichtigt zunächst 1 Gebäude mir 4 Wohnungen zu erstellen, wenn nicht von privater Seite dem Mangel abgeholfen wird. Diese und manche andere Aufgabe n werden im Laufe des Jahrs an uns hsrantteten. Wir werden uns zu bemühen haben, für zeitgemäße Ein­richtungen und Verbesserungen einzutreten, um eine gesunde Weiterentwicklung unseres Gemeinwesens zu ermöglichen. Es ist zu hoffen, daß es gelingt, ohne Vermehrung des StadtschadenS dieses Ziel zu erreichen.

* Calw, 13. Jan. Die diesjährige Weih­nachtsfeier des MilitärvsreinS im Badischen Hof hatte sich seitens der Mitglieder ^ines überaus zahl­reichen Besuches zu erfreuen. Von der Vcreinsleitung war ein gut gewähltes Programm aufgestellt, das in gelungener Weise zur Ausführung kam. In schneidigen und kernigen Worten begrüßte der VereinSvorstand, Herr Metzgermeistcr Karl Essig, die erschienenen Kameraden, worauf ein Doppelquartett unter der exakten Leitung von Herrn Schullehrer Vinxon das innige LiedHeilige Nacht" von Beethoven fein und wirkungsvoll zum Vortrag brachte; ebenso flott erschollen die 2 andern LiederAuf.deinm Höhen" und Trinklied" von Grunholzer. An diese Vorträge reihten sich weiter an, ein TheaterstückBauernstube in Fröschweiler", 3 humoristische VorträgeDer Felddienst",Der Wunderdoktor" undDer ver­spätete Urlauber." Sämtliche Stücke enthielten heitere Episoden aus dem Soldatenleben. Angenehme Ab­wechslung brachten 2 Aithervorträge von Herrn Kauf­mann Wagner-Weckerle. Die Stücke wurden mit großer Sicherheit und schönem Anschlag wieder­gegeben uud fanden den verdienten Beifall. Im An­schluß an den VortragDie Fahne der 61er" brachte Herr Professor Haug in begeisterter von Vaterlands­liebe dmchglühter, mit Einst und feinem Humor gewürzter Rede dem deutschen Vaterlande ein brausendes Hoch, das bei den Kameraden das freudigste Echo fand. So war eS ein schöner Abend, den der Militärverein in kameradschaftlichem Geiste untereinander verbrachte und mit hoher Befriedigung können die Mitglieder auf diese gemütliche und zugleich echt patriotische Feier zurückdlicken.

Stuttgart, 12. Jan. Vor Beginn der heutigen Sitzung der ersten Kammer ging eS sehr lebhaft im Saale zu. Den Mittelpunkt der privaten Unterhaltung bildete der imBeobachter" gestern erschienene Angriff auf den Berichterstatter der Kommission für das OrtSvorstehergesetz, den Regierungs­

präsidenten deS Neckarkreises v. Riek«rt. Einer der hohen Herrn, welcher eine besonders hell klingende Stimme besitzt, ließ sich im Laufe des Gesprächs etwa folgendermaßen vernehmen:Scheint doch ein recht sonderbarer Herr zu sein, dieserBeob." und namentlich können ihm die Beamten nichts recht machen. Ge­wöhnlich sagt er von ihnen : Bezahlte Leut», die keinen eigenen Willen und kein Urteil haben! Nun aber mal einer hergegangen ist und hat den Stiel gegen die Re­gierung gekehrt, paßt's ihm wieder nicht!" Bei der Be­ratung deS Steuergks.tzes konnte es nicht verwunderlich erscheinen, daß das Plenum einstimmig auf dem Kom­missionsantrag betr. das Budgetrecht behaute. Um so mehr stutzig wurde man aber darüber, daß der Mehr­heitsantrag der Kommission, dem Abgeordnetenhaus in der Tanffrags entgegenzukommen, abgelehnt wurde. Bei dieser Gelegenheit hätten sich die beiden jungen Prinzen, die Herzöge Robert und Ulrich, Leutnants bei den Dragonern und Ulanen, auf eine sehr einfache Weise populär machen können, wenn sie nicht gegen, sondern für eins Annäherung an die Vorschläge der Volkskammer gestimmt hätten. Da sie zusammen über 4 Stimmen verfügen, so wäre durch ihr gegenseitiges Votum das Stimmenverhältnis umgedreht worden. Allein diese Betrachtungen sind nutzlos angesichts der durchaus ablehnenden Haltung der eisten Kammer in Bezug auf den Art. 17. Abs. 2, der in der zweiten Kammer nicht die vorgeschriebene Zweidriltel-Majorität finden kann.

Berlin, 11. Jan. Au der Mitteilung des Pariser Figaro, daß der Kaiser dem französischen Botschafter in lebhaften Ausdrücken seine Sympathieen für Frankreich gegenüber den englischen Drohungen ausgedrückt habe, schreibt die National Zeitung, es müsse darauf hingewiesen werden, daß durch die englisch-deutsche Convention über Südafrika jeder Conflict zwischen Deutschland und England in den in Betracht kommenden Gebieten ausgeschlossen ist. An wohl unterrichteter Stelle werde denn auch m t aller Bestimmtheit angenommen, daß von irgendwelcher Parteinahme Deutschlands für Frankreich gegen Eng­land nicht die Rede sein könne.

Berlin, 11 Jan. Die Vossische Zeitung meldet aus Madrid: Die Regierung stellt aufs be­stimmteste die Nachricht über vermeintliche Verhand­lungen zwischen dem Madrider und Berliner Cabinet i',b->v Ni« Abtretung brr Karotin-» an Deutschland in Abrede. Sagasta erklärte, ohne vorherige Befragung der Cortes sei die Regierung nicht ermächtigt, solche Verhandlungen eirisiileiten.

Berlin, 11. Jan. In der Budget-Kommission des Reichstages erklärte heule der Staatssekretär Tirpitz auf Anfrage des Abgeordneten vr. Lieber im Namen der Regierung, daß an keiner Stelle in irgend einer Weise die Absicht hervorgetrelen sei, einen neuen Flottenplan vorzulegen, daß im Gegenteil an allen in Betracht kommenden Stellen die Absicht besteht, das Flottengesetz anszuführen.

Brüssel, 11. Jan. Nachrichten, welche aus dem Congogebiete gestern Abend in Antwerpen ange­kommen sind, berichten über die Niederlage der bel­gischen Truppen. Danach griffen die Eingeborenen die belgischen Truppen bei Kalambare an und trieben sie in die Flucht, 5 europäische Offiziere und 100 Unteroffiziere sind ums Leben gekommen.

Paris, 11. Jon. Der Eindruck der Cayenner Depesche mit den Aussagen Drcyfus bei dem Publikum ist der erwartete. Den Drcyfus Freunden bietet sie keinerlei Ueberraschung, die Nationalisten thun die Aeußerung mit Schlagworten ab, wie z. B. Ein­gedrillte Lektion, Verständigung, geheime Correspondenz. Die Zeugen-Vernehmung vor dem Cassationshofe soll noch 10 Tage dauern. Dann übernimmt Macau die Leitung der Revisions-Verhandlungen.

Das Obst und seine Verwertung.

Die Verwertung des Obstes als Nahrungs­mittel läßt in Deutschland noch viel zu wünschen übrig. Dies ist teils auf gewisse Mängel der Obst- baumzucht, teils auf die ungenügende Ausnützung des Obstes zurückzuführen.

In manchen Gegenden Deutschlands ist die Obstbaumzucht zum Segen der thätigen und intelligenten Bevölkerung vorteilhaft entwickelt, in vielen anderen aber sucht man durch rauhes Klima zu ent­schuldigen, was Unwissenheit und Nachlässigkeit ver­schulden. Ohne geeignete Pflege verwildert das feinste Obst in der besten Lage sehr bald, dagegen werden bei kunstgerechter Behandlung noch in hoher und nördlicher Lage sehr annehmbare Resultate erzielt. Die Gier, die mannigfaltigsten Sorten Obstes auf einem verhältnismäßig kleinen Terrain zu ziehen, führt zur größten Schädigung der europäischen Obstkultur, und das ist es auch, was den amerikanischen Dauer- Obstkonserven so großes Uebergcwicht über die unsrigen verleiht. Selbst in den Hausgärten, wo eS sich um

die Zucht von eigenem Gebrauchs- bezw. WirtschaftS- obst handelt, sollte man sich stets nur auf wenige gute Sorten beschränken.

Im Hinblick auf die große Bedeutung des Obstes für Volksernährung, eine Bedeutung, auf die wir im weiteren eingehender zu sprechen kommen, müßten die Gemeinden sogar von Staatewegen angehalten werden, der Obstbaumzucht ein besonderes Augenmerk zuzuwenden bezw. eigene M u st er an lag en zu be­gründen und deren Betrieb allenfalls pachtweise zu vergeben. Ohne Zweifel würden damit ganz neue ertragreiche Quellen des Nationalwohlstandes er­schlossen werden.

Was di« ungenügende Ausnützung des Obstes selbst in Deutschland anbetrifft, so ist dieselbe auf die Unterschätzung desselben in seiner - Bedeutung als Nahrungsmittel zurückzuführen. Chemisch betrachtet, enthält das Obst an sich allerdings wenig Nahrungsstoffe, aber diese werden vom Verdauungs- apparate voll auLgenützt, und das Obst wirkt auch auf die gänzliche Verarbeitung anderer mitgenossener Speisen vorteilhaft ein, eine Eigenschaft, welche anderen Nahrungsmitteln hauptsächlich denen, die aus dem Tierreiche entnommen werden, meistens abgeht. AuS diesem Grunde allein schon ist daS Obst zur mensch­lichen Nahrung sehr gengnet und ganz dazu angethan, in derselben einen hervorragenden Platz einzunehmm. Dies ist umsomehr der Fall, wenn der an sich nicht große Gehalt deS Obstes an NahrungSstrffen durch dessenEinmachen" undEinsieden" mit Zucker ganz bedeutend erhöht wird. Auf die Her­stellung von Obstkonferven dieser Art weist übrigens schon der Umstand hin, daß das frische Obst nur in gewissen kurz bemessenen Perioden des Jahres zu annehmbaren Preisen zu haben ist. Die Ver­wendung des Zuckers zur Bereitung von Obstkonferven beruht darauf, daß derselbe ein ganz vortreffliches Konservierungsmittel ist und selbst blut- und eiweiß­reiche Spnsen längere Zeit vor dem Verderben schützen kann, Dan! der nährenden und muskelstärkenven Eigenschaft des Zuckers aber werden die mit solchem eingemachten Früchte zu Nahrungsmitteln, die leider in Deutschland noch viel zu wenig gewürdigt werden.

In den französischen, belgischen und englischen Kauf­läden nehmen die eingemachten Früchte einen umfang­reichen Platz in den Schaufensterauslagen ein, woraus sofort zu ersehen ist, welche bedeutende Nolle sie dort im Handel und im täglichen Lebensbedarf spielen. Vielleicht trägt dieser Hinweis dazu bei, das Interesse des großen Publikums auf diese für die Volks- und Hauswirtschaft nicht unwichtige Ernährungssrage zu lenken und auch in Deutschland dem Konsum von eingemachten Früchten oder Obstkonferven eine größere Ausdehnung zu verschaffen. vr. L.

Handw. Kezirksnerem.

Diejenigen Landwirte, welche bei der Heuer statlfindevden Wanderausstellung der deutschen Landw. Gesellschaft in Frankfurt a. M. auszu- tzellen beabsichtigen, werben ersucht, ihre etwaigen Thiere (Farren, Kühe, Kalbinnen, Ziegen) spätestens bis 84. Jan. d. I. bei dem Unterz^chncten anzu­melden.

Calw, 12. Jan. 1899.

Der Vereinsvorstand:

Obrromtmarm Voelter.

Kezirksfischerei-Uerei« Calw.

Am Tonnlag de« 88. ds. Mts.» Nachm. 2'/s Uhr, findet im Lamm in Unterreichenbach die Grneraiversammlung des Bezirksfischerei-VereinS statt, wobei Hr. Professor vr. Tiegli« von Hohen­heim einen Vortrag über Bewirtschaftung offener Gewässer und Teichwirtschaft halten wird.

Jedermann ist hiezu freundlichst eingeladen.

Calw, 16. Jan. 1899.

Der Vereinsvorstand:

Oberamtmann Voelter.

Standesamt ßalw.

Geborene-

7. Jan. Jmarmel Robert Ernst, Sohn des Karl Diet­

rich Mahlstede, Fabrikarbeiters hier. Gestorbene:

8. Jan. Wilhelm Ludwig Friedrich Federhaff,

Apotheker, 62 Jahre alt.

9. Moriz Siegfried Kümmerte, Stadtbau­

meister a. D., 81 Jahre alt.

9. Anna Marie Schaad, Tochter des Gottlob

Schaad, Wagenrevidenten hier, 18W. a.

Gott-Sdi-««-

am S. Sonntag nach dem Erscheinungsfest, 15. Jan. Vom Turm: 414, O Gottes Sohn re. Predigt­lieb: 353,Ich will dich lieben". 9'/- Uhr Vorm.- Predigi: Herr Dekan RooS. 1 Uhr: Christenlehre mit den Töchtern. 5 Uhr: Abendpredigt, Herr Stadt­pfarrer Schund.

Mittwoch, 18. Jan.,

10 Uhr: Betstunde im Vereinshaus.