2060 Mann mit 6 Geschützen. Die Franzosen räumten den Ort bei Einbrnch der Nacht, da der Feind die franz. Nückzugs- linie bedrohte.
General Faid herbe meldet, daß die Nord-Armee Albert besetzt und durch Glatteis noch am Vormarsch gehindert ist. General Gäben möchte ihm jedoch auch andere Hindernisse in den Weg legen. Faidherbe erhält übrigens auf dem Seewege bedeutende Verstärkungen.
London, 19. Jan. Die über die Weisungen Bismarcks an Bernstorff für die Konferenz verbreiteten Lesarten sind gutem Vernehmen nach dahin zu berichtigen, daß Bismarck dem Grafen Bernstorff bestimmte Weisung erthcilte, die Londoner Konferenz sofort zu verlassen, wenn die deutsch-französische Kriegsfrage überhaupt in Verhandlung gezogen werden sollte, also ganz abgesehen davon, ob der französische Vertreter Vollmacht zu Abtretungs- Verhandlungen habe oder nicht. Friedens- Verhandlungen können nur zwischen den kriegführenden Theilen stattsinden. Die Londoner Konferenz sei dazu kein Forum.
London, 20. Jan. Ans Versailles eingetroffenen Nachrichten zufolge ist die franz. Nordarmee am 19. bei St. Quentin vollständig geschlagen worden. Dieselbe ^verlor 4000 Gefangene, mehrere Geschüze. — Bordeaux den 19. Jan., cingegangener Meldung zufolge haben die Preußen Tours besetzt. (S. M.)
Brüssel, 18. Jan. Ein Ballon der Paris Montags 7 Uhr Morgens verlassen hatte, schwebte um 9 Uhr Morgens über Brüssel. Da die Passagiere glaubten, sie befänden sich auf besetztem sranzös. Gebiet, so setzten sie ihre Reise fort. Als sie um 1 Uhr das Meer erblickten, leerten sie den Ballon und stiegen in ö Minuten -1000 Fuß hinab. Ein fürchterlicher Stoß erfolgte. Nachdem die Personen ans dem Nachen geworfen waren, verschwand der Ballon mit dem Sack Depeschen wieder nach der holländischen Küste und siel mit dem Nest der Depeschen ins Meer.
Brüssel, 21. !Jan. Dem sranzoseu- sreundlichen Etoile belge geht folgendes Telegramm aus Cambray, 20. Jan. zu: Gestern wurde General Faidherbe durch die verstärkte preuß. Armee zum Rückzug gezwungen. Nachts 2 Uhr traf derselbe mit dem Generalstab hier ein. Seine Armee ist in gänzlicher Auflösung. St. Quentin brennt an mehreren Punkten. Furchtbare Verluste und Niedergeschlagenheit.
Am gleichen Tag, an dem die Loire- Armee geschlagen wurde, wurde in Rom die erste protestantische Kirche eröffnet. Das hätte sich der Unfehlbare am 18. Juli auc^ nicht träumen lassen!
Miszellen.
Militärische Wichtigkeit der Annectirung von Elsaß-Lothringen.
Der Darmstädter Allg. Mil. Zeitung entnehmen wir folgende Zeilen aus einem Aufsatz über die Wichtigkeit der Punkte Metz, Straßburg, Belfort für uns:
Man ist allgemein darüber einig, daß der Rückfall von Metz Straßburg, und Belsort an Deutschland zwischen diesem Lande und Frankreich nicht nur in politischer, sondern namentlich auch in strategischer und sonstiger militärischer Hinsicht wesentliche Umänderungen bedingen werde.
Metz wird wahrscheinlich in deutschem Besitz im Ganzen bleiben, wie es war, da sich daran kaum namhafte Verstärkungen oder Erweiterungen werden anbringen lassen, das Geld hierzu an anderer Stelle jedenfalls auch besser angewendet wäre. Der Waffenplatz Metz ist schon so stark und ausgezeichnet, daß man ihn einstweilen getrost für völlig ausreichend ansehen kann.
Bei Straßburg freilich können princi- piell sehr wichtige und umfassende Umwandlungen in Frage kommen, wenn man beabsichtigt, die alte beschränkte Festung mit eigener Umfassung in einen förmlichen Waffenplatz zu verwandeln.
Allein selbst dann, wenn Straßburg für den Augenblick seinen sicheren Charakter als Festung behielte, wenn es also nur nothdürftig reparirt würde, hätte es im deutschen Befestigungsspstem eine ganz andere Bedeutung, wie es seither im französischen gehabt.
Belfort, das zwar zur Zeit noch nicht gefallen ist, das aber in Bälde so sicher fallen wird, als Metz und Straßburg gefallen sind, kanu gleichfalls der Einfachheit wegen in seinem dermaligen Zustand als ziemlich starker Waffenplatz in Anschlag gebracht werden. Die Möglichkeit, Belfort namhaft zu verstärken, ist freilich ziemlich naheliegend.
Tie Angriffs- oder Vertheidigungsstel- lung Frankreichs und Deutschlands gegen einander gewinnt sogleich ein total verändertes Ansehen, je nachdem man sich die genannten drei Festungen im französischen oder in deutschem Besitze denkt. Es ist beinahe wie mit dem Ausdruck eines menschlichen Kopfes, der ohne daß seine einzelnen Theile im Geringsten andere werden, doch einen sehr ungleichen Eindruck hervorbringt, wenn er uns das Hinterhaupt zuwendet oder das Gesicht.
(Schluß folgt.)
Die rettende Hand.
Novelle von Otsricd Mylius.
«Fortsetzung.)
-— „Mein Fräulein," sagte der Major, „Verzeihen Sie unser ungcstümmes Eintreten! wir halten keine Ahnung davon, einen solchen Besuch hier zu finden, schätzen uns aber glücklich, noch rechtzeitig gekommen zu sein, um eine Handlung der Großmuth zu verhindern, welche vielleicht nur ein vergeblich gebrachtes Opfer wäre. — Herr Lieutenant," wandte er sich dann an Alfred, „ich bedaure aufrichtig, daß mein vieljähriges theilnehmendes Interesse für Sie zu keinem bessern Ergebniß geführt hat; allein gerade meine aufrichtige und bewährte Teilnahme für Sie mag die Botschaft minder herb machen, die ich Ihnen zu überbriugen habe: Ihre Kameraden, die Offiziere des Bataillons, welches ich zn kommandireu die Ehre habe, lassen Sie durch mich freundlich bitten, Ihr Entlassungsgesuch einzu
reichen. Die Beweggründe zu dieser Bille liegen in einer Anzeige, welche der Han- delSmanu Hirsch Mendel an den Herr« Obersten gebracht hat. Hier das Instrument, dessen Unterzeichnung man von Ihnen erwartet!"
Alfred war wie niedergeschmettert; sein Blick suchte den Boden, er bedeckte sich das Gesicht mit den Händen, und das Wogen seiner Brust verrieth die furchtbare Anstrengung, die cS ihn kostete, diesen unerwarteten Schicksalsschlag zn ertragen. Die Urkunde, welche ihm Angusline übergeben hatte, war seiner Hand entfallen. Trautmann hatte sich ihrer bemächtigt, und sie nach einem flüchtigen Durchblick in seine Tasche gesteckt; dann ergriff er Augustinens Hand, und flüsterte ihr zn: „Treffliches Mädchen, feien Sie außer Sorge um Alfred! Die Krisis ist da — cs muß nun biegen oder brechen, ich werde ihn nicht fallen lassen. Mißdeuten Sie nur wenigstens meine Härte nicht!"
Alfred verharrte mehrere Minuten in seinem dumpfen, verzweiflungsvollen Schweigen; dann raffte er sich auf, trat zu seinem Schreibtische, und Unterzeichnete mit fester Hand die Unkunde, die ihn für immer aus dem Stande ausschloß, dem er seither angehört hatte. „Hier, Herr Major," sagte er dann; „ich habe gethan, was meine Kameraden gewollt haben, — ich habe cs verdient. Leben Sie wohl, und grüßen Sie mir die Kameraden, die ich bitte, mir ein freundliches Andenken zu bewahren? Noch heute Nacht mo möglich reise ich ab, damit sich keiner derselben an mir zu schämen braucht, wenn er mir wieder begegnet!"
„Leben Sie wohl, Wehlen!" sagte der Major; bleiben Sie stets dieser ernsten Stunde eingedenk, und brechen Sie mit der Vergangenheit, so kann noch Alles gut gehen!"
Der Major ging, die drei befreundeten Personen waren allein, aber keines von ihnen wagte, das Schweigen zu brechen, welches mit ehernem Drucke auf ihnen lag. Endlich ging Alfred in sein Nebenzimmer, von wo er nach einigen Minuten in bürgerlicher Kleidung zurückkehrte. Seine Wimpern waren feucht — er fühlte einschneidend die Schmach, die in der Ablegung seiner Uniform lag.
(Fortsetzung folgt.)
Rom, 24. Jauuar 1850. Die Franzosen haben bis auf den heutigen Tag noch nicht gegen ihr im vorigen Jahre aus- geführtcs Bombardement unserer Stadt protestirt. (B. W.)
Die passendste Unterschrift für das Portrait
Gambettas:
Unter den Blinden ist der Einäugige König. (B. W.)
Frankfurter Course vom 19. Januar. Geldsorten.
Preußische Kassenscheine 1 fl. 44-/8— 45'/« kr. Friedrichs'dor . . . . 9 fl. 58 — 59 kr.
Pistolen. 9 fl. 46 — 48 kr.
Dukaten.5 fl. 37 - 89 kr.
Lv-Frankcustücke . . . 9 fl. 31 — 32 kr.
Englische Souvereigens 11 fl. 55 — 59 kr.
Nuss. Imperiales . . 9 fl. 47 — 49 kr.
Dollars in Gold . . . 2 fl. 27 — 28 kr.
Redaktion, Druck und Perlag von Jak, Meeh in Neuenbürg.