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Hrn. Direktor des Liederkranzes und Hm. Grob, Pforzheim, mit Sicherheit vorgetragen, beide zeigten sich als Meister ihrer Instrumente.Eine fidele Gerichtssitzung" vorgetragrn von den HH. Gröz- mann, Walker und Bujer fand ebenfalls bei­fällige Aufnahme. Der Gabenverlosung schloß sich ein Tanzvergnügen an. Am Donnerstag, den 5. Januar, feierte der hiesige Militärverein seine Weihnachtsfeier mit Gabenverlosung im Wald­horn. Der Vorstand Hr. Schultheiß Aiajer begrüßt« die Fesiteilnehmer mit einer trefflichen Ansprache. Hierauf folgten Gesang und komische Vorträge, Violin und Klavier-Soli; ein militärischer Schwank: Die Kompagnie sucht einen Schneider" wurde mit großem Beifall belohnt, ebenso eine komische Scene: Er ist im Kegelklub" undder verspätete Urlauber". Hiemit hat der noch junge Militärverein gezeigt, vaß auch er im Stande tst 'Gediegenes zu leisten. Mit einem Tanzkränzchen schloß die gelungene Feier.

In Jsttenburg, OA. Tübingen, mußten in der Neujahrsnacht der Schultheiß, ein Gemeinderat und zwei Nachtwächter einschreiten, weil von einer großen Anzahl dortiger Burschen mit Ge­wehren und Revolvern scharf geschossen wurde, so daß die Bewohner erheblich gefährdet waren. Statt Folge zu leisten schoßen d,e Exzendrntsn dem Ge­meinderat in daS Gesicht, (!?) dem Polizeidiener in das Gesicht und durch den linken Schenkel. Am andern Tag wurden zwei der Burschen durch Landjäger fest- xenommen und cingeliefert.

Gült st ein, 4. Jan. Mit Gutheißen der Ortsschulbehörde und des Gemeinde, ats finden an vier Abenden des Januar unter Mitwirkung der Lehrer in einem Schullokal durch einen in Hohenheim ausgebildeten Baumwart für junge Leute praktische Hebungen im Baumsatz, Schnitt und Veredlung der Bäume statt. Die erste derartige Versammlung war von sieben jungen Männern und fünfzehn Jünglingen besucht.

Hall, 4. Jan Ueber einen Unglücksfall, der sich vorgestern in der Schmerachsklinge ereignete, be­richtet dasHall. Tagbl.": Zwei Jägdler, darunter der Gutsbesitzer Leonhard Schmidt von Steinbächle, kehrten am Montag nachmittag, etwa um 4 Uhr, von Reinsberg aus, wo sie zur Jagd eingeladen gewesen, nach Hause zurück und schlugen trotz des schlechten Wetters den nächsten Weg über die sehr tief in den Muschelkalk eingeriffene Schlucht der zur Bühler führenden Schmerach. Dieser Bach schwillt bei starkem Regen und bei Schneeschmelze zum reißenden Gebirgs­bach an. Das war auch am Montag der Fall. Trotz­dem wollte Schmidt auf Steinblöckm das Wasser überschreiten. Hiebei glitt er aus und wurde vom Wasser fortgeriffen. Sein Genosse eilte herbei, erhielt aber auf seine wiederholten Rufe keine Antwort, so daß er ihn verloren gab und nun rasch nach Stein­bächle eilte, um das Unglück zu melden. Alsbald machte sich Hilfsmannschaft auf und suchte noch in der Nacht mit Laternen den Bach ab. Aber erst gestern Morgen fand man Schmidt tot am Bergabhang auf. ES war ihm gelungen, sich wieder ans Ufer und ein Stück den steilen Berg hinaufzuarbeiten, bis ihn, wie es scheint, die Kräfte verließen und er hilflos liegen blieb. Durchnäßt, wie er war, scheint er in der Nacht erfroren zu sein.

Dresden, 4. Jan. Am Neujahrstage explodierte in Cossebaude die Acetylengasanlage

in einem Gasthofe, wobei erheblicher Schaden an Gebäuden angerichtet und eine größere Anzahl von Menschen auf dem Tanzsaale verletzt wurde. Am schwersten verletzt wurde der Wirt und sein Knecht, die wahrscheinlich durch unvorsichtiges Gebühren am Apparate daS Unglück verschuldet haben.

Berlin, 6. Januar. Wie dem Lokalanzeiger aus Hamburg trlegraphirt wird, findet die Bei­setzung des Für st en Bismarck definitiv am 1. April statt. DaS Mausoleum wird bis dahin vollständig fertig sein.

Berlin, 6. Jan Professor Harnack- Darmstadt ist bei den Seinen wieder eingetroffen. Er hat sich auf einige Zeit in die Nervenheilanstalt Schöneberg bei Berlin begeben.

Berlin, 7. Januar. D:r hierher zurück­gekehrte Professor Harnack hat sich nach seinen eigenen Angaben mehrere Tage in Wien aufgehalten, wohin er sich in einem Zustands nervöser Überreizung begeben hatte. Erst am Donnerstag Abend sei ihm klar geworden, in welcher Lage er sich befinde und er sei dann sofort nach Berlin abgereist. Da er sich abgespannt fühlte, wurde er seinem Wunsche gemäß von seinen Angehörigen noch gestern in eine Heil­anstalt gebracht.

Berlin, 7. Januar. Das Kleine Journal meldet aus Rom: Die Hierherkunst Kaiser Wil­helms ist für den Monat April festgesetzt.

Antwerpen, 8. Januar. Der Kapitän des englischen Dampfers Msggie erzählt, er Hab« in der Nähe des Kap Quessant einen unbekannten Dampfer gesehen, der zu scheitern drohte. Seitens des englischen Dampfers konnte nicht das geringste gethan werden, um den Schifft» üchigen zu helfen, da der Dampfer selbst Havarie erlitten hatte.

Paris, 6. Januar. Siede verkündigt die baldige Veröffentlichung einer neuen Broschüre, in welcher neue Enthüllungen über die Dreyfus-Ange- legenheit gemacht werden sollen.

Paris, 6. Januar. Die Agence National meldet, daß der CassationShof aufgefordert worden sei, einen Municipal-Gardisten zu verhören, welcher wichtige Geständnisse von Drcyfus empfangen haben soll, die diejenigen an Lsbrun Rönault bestätigen sollen. Unter andern soll der Municipalgardist die Wort« gehört haben: Nun, wenn ich schuldig bin, dann giebt «8 aber auch anders Schuldige. '

London, 6. Januar. Daily News berichten aus Shangai, es bestehe zwischen England und den Vereinigten Staaten ein geheimer Vertrag, welcher dahin gehe, jeds Abtretung chinesischen Gebietes an fremde Mächte zu verhindern.

Ende Januar zu erwarten. Mitte Februar soll

Thauweiter kommen bis Ende, dann wieder Kälte

und Schnee im ersten Drittel im März, Ende März

Wärme mit Gewitter, Regen, Hochwassergefahr. Der

April bringt im ersten Drittel Schnee, im zweiten

Drittel Frost, im letzten Wärme und Gewitter. Der

Mai führt folgendes Sortiment: Erst Kälte, dann r

Gewitter, hierauf Schnee und Regen. Juni bringt !

Wolkenbrüche und Ueberschwemmungen; ein Glück,

daß die Prophezeihungen nicht immer zutrcffen.

Liiterarisches.

Den fünf Bändchen Schwobagschicht«

(Verlag von I. Ebner in Ulm) hat Richard Weit­brecht soeben ein sechstes folgen lassen:Der Blomabäure ihr Dom me" und bietet damit den Freunden seiner Muse wieder ein wundernettes li

ländliches Idyll mit der reizendsten Kleinmalerei von d

Personen und Sachen. Wir sehen die Dorfschule mit i

ihren Buben und Mädeln, wie sie erstmals auf der 8

Schulbank sitzen, wie sich da schon dis Charaktere im tz

Keime vorgebildet finden; der Grund zum künftigen s,

Schicksal gelegt wird. Gar manches pädagogische f

Goldkorn weiß dsr Verfasser zwischen die mit liebe- p

vollem Humor gegebene Schilderung dieser kleinen i!

Welt einzustreuen. Prächtig gezeichnete Figuren sind i

auch der'Schulmeister, der Pfarrer, der Schultheiß z

und nicht zum mindesten die Blomabäure und der u

Herrabouer. Verhältnismäßig einfach fließt in dieser Geschichte dis Handlung dahin, aber es ist doch recht b

unterhaltsam zu lesen, wie's Rösls und der Märte, p

er in der Schule der Erste und sie die Letzte, nach v

ihren Wanüerjahren im schwäbischen Ländle sich schließlich zusammenfinden und in gut sich treffender d

Ergänzung ihres verschiedenartigen Naturells sich und I

ihre Eltern durch eine Heirat beglücken. n

- a

Planitz' nationales EposDer Dragoner L

von Gravelotte" trug, wie uns aus Dresden geschrieben wird, der Rezitator Georg Gernß daselbst vor dem n

König Albert von Sachsen vor. Prinz n

Georg, das diplomatische Corps und ein illustrer Kreis der höchsten Gesellschaft Dresdens wohnte dem Vortrage bei.

Landrv. BcMsverein und Bezirksobstbau­verein.

Diejenigen, welche Edclreitzer zu beziehen wünschen, wollen Art und Zahl derselben bei Hrn. h

Oberamtsbaumwart Widmann hier bis zum 88. §

Januar d. I. anmslden.

Calw, 9. Jan. 1899. -

Der Vereinsvorstand:

Oberamtmann Voelter.

Kkrmischtes.

Es geht uns die Nachricht zu, daß die Hera" Internationale Gesellschaft für Acetylen­beleuchtung, Abteilung Mannheim, Landsberger u. Cie., Mannheim am 30. Dezember s. x. mit der Stadt Salzburg in Baden einen Vertrag auf Errichtung einer AcetyI-n-BeleuchtungLcsntrale abgeschlossen habe. Die Anlage geschieht auf Kosten der Gesellschaft gegen langjährige Concessionierung von seiten der Stadt.

Nach Falbs Prophezeihung für das 1. Halbjahr 1899 hätten wir für Januar und die erste Hälfte Februar viel scharfen Frost und Schnee, mit Ausnahme weniger warmer Tage zu

Hktkametekl.

M 8eiük biMkdt E>V«>>sw

Lodenstvlll-Lriisltliul, 8».

Orössts §8.brüc von LeiäsnstoLon in 8aod86N.

LiniZIiciisr, üroslmwxück» mul lkrwxliklm llcMonmt. Lxeeialität:

Ilustorlaxsr bei W. Lsndsr, Oslw.

sagte der Assessor, ohne seine Schwester anzusehen, denn er dachte, durch dieses absichtslose Erwähnen werde die peinliche Thatsache gemildert,er sprach uns vorhin auf dem Bahnhofe an und verhieß feinen baldigen Besuch."

Ah, das ist ja Noras treuester Verehrer gewesen," rief Frau von Trah- low unbefangen, doch ihr Falkenblick beobachtete scharf den Schwiegersohn,weißt Du noch, Kind, wie er außer sich geriet."

Als er erfuhr, daß wir kein Vermögen hatten," fiel Lothar schwer be­tonend ein,Du solltest diese Erinnerungen begraben sein lassen, Mama, sie werfen kein sonderlich vorteilhaftes Licht auf Bieberstein."

Und es ist gut, daß alles so kam wie es ist," fiel Nora stockend und errötend ein,wir haben dem Hauptmann gesagt, daß Albrecht sich freuen würde, seinen Besuch zu empfangen."

Es wurde dem jungen Kaufherrn unsäglich schwer, nicht die Hand seines jungen WeibeL in die seine zu pressen und ihr zu danken für das liebe Wort, aber Frau von Trahlow scharfes, spottendes Lachen fiel wie Reif auf feine er­regte Seele.

Haha, welch' musterhafte Ehefrau Du geworden bist, Nora," rief sie laut, Albrecht, Sie haben meine Tochter vortrefflich erzogm, denn damals, als Bieber­stein um sie warb und die Verhältnisse eine Verbindung beider unmöglich machten, war sie keineswegs so resigniert wie heute."

Lothar hatte seinen Schwager heimlich beobachtet und bedauert, als der­selbe bei den Schlußworten seiner ränkesüchtigen Mutter aufsprang, daß der Stuhl dröhnend umschlug, Lothar erhob sich gleichfalls und legte begütigend seinen Arm in den van der HuylsnS.

Ich hatte gehofft, Nora sei glücklich, gnädige Frau, und nicht bloß resig- '

niert; sie reichte mir damals am Altar freiwillig die Hand," sagte jetzt Huylen scharf. l

Die junge Frau erhob beschwörend die dunklen Augen und stand- ^

gernd auf.

Albrecht," stammelte sie erschrocken,das Wort war nicht gut gewählt; laß es gut sein, ich bin Dein angetrautcs Weib und Niemand soll mich meiner Pflicht abwendig machen."

Nur ein einziges, wärmeres Wort hatte der Senator erwartet, es blieb ^

aus unter dem ironischen Gelächter Frau von Trahlows, Nora sah nicht auf in das bittend ihr zugewandte Antlitz des Gatten und dieser wandte sich zur Thüre. !

Ich bitte sehr um Vergebung, wenn ich die Herrschaften jetzt verlassen >

muß, doch habe ich noch im Kontor zu thun Lothar, kommst Du mit mir?"

Aber da stand plötzlich NoraS schlanke Gestalt neben dem erregten Manne, ihre !

kleine Hand streckte sich nach der seinen aus und in zögernden Lauten kam eS ^

über ihre erblaßten Lippen:Albrecht, Du bist zum Abendbrot doch wieder bei uns?"

Sein Herz schlug höher. Wäre er jetzt allein gelpesen mit Nora, keine Macht der Welt hätte ihn gehindert, sie an sein Herz zu ziehen, aber dort die kaltblickende Frau, welche so scharf die ganze Scene beobachtete, hielt ihn zurück; nur eine einzige Minute preßte er die schlanken Finger leidenschaftlich, dann ließ ;

er sie herabgleiten und sagte kühl:Wenn es Deiner Frau Mama recht ist, s

komme ich nach Schluß des Kontors wieder herauf. (Forts, folgt.)