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respondenzkarten im Verkehr mit Belgien und Italien bleibt Vorbehalten, bis die in nächster Zeit bevorstehende Einführung derselben im inneren Verkehr dieser Lander erfolgt sein wird. Nach Rußland dürfen Korrespondenzkarten nicht versandt werden.
Württemberg.
Vermöge Höchster Entschließung vom 27. Dezember haben Seine Königliche Majestät die neu errichtete Prüccptorsstelle an der lateinischen Schule in Ealw dem Präceptor Staudenmayer in Neuenbürg gnädigst übertragen.
Stuttgart, 29. Dez. (7. Sitzung der Kammer der Abgeordneten. Eingelaufcn ist eine Eingabe von Beuttcr, Schnldt, Friz, Wolfs von Eßlingen, Walther, Auch, v. Hofacker, Simon, Nus, Lenz, Mühlhüuser, Schneider u. A.: I) ob die K. Regierung beabsichtige, den Gesetzentwurf, betreffend die Feld- und Waldwaiderrechte- und Wald- streurechte-Ablösnng, demnächst wieder den Ständen vorzulegen. 2) ob das Finanzministerium nicht geneigt sei, Einleitung zu treffen, daß bis zu gesetzlicher Regelung der Waldstreurechte einseitigen Beschränkungen durch eine allgemeine Verfügung an die Forstbehörden entgegengctreten, insbesondere aber dieselben angewiesen werden, Angesichts des im laufenden Jahre cinge- tretenen Futter- und StrohmangelS Wald- streu so bald und so weit es nur immer möglich, abzugebcn. Die Tagesordnung führt auf Kommissionswahlen. — Hölder berichtet im Namen der Fünszehnerkomission über die Beschlüsse der Kammer der Standesherren zu den deutschen Verträgen. Z. I. (Vertrag mit dem Nordbund, Hessen, Baden), Z. II. (bayr. . Vertrag), Z. III (Kaiser und Reich) sind von der ersten Kammer angenommen. Was die Ziffer IV. betrifft, welche handelt von der Verantwortlichkeit der Minister für die Instruktionen, welche dieselben dem Bevollmächtigten zum Bundesrath geben, so erklärt die Kammer der Standcsherrcn, dieser Ziffer nicht den Sinn geben zu können, daß die Regierung gehindert sei, im Bundesrath einem Gesetz beizustimmen, welches ein württ. Gesetz abändcre. Der Berichterstatter erklärt, daß die löer-Komission es nicht anders gemeint habe. Die Zustimmung einer Regierung im Bundesrath könne nicht davon abhängig sein, daß vorher die Volksvertretung des bctr. Staates ihre Zustimmung ertheilt habe. Die Kammer tritt nach kurzer Erörterung zwischen dem Berichterstatter, Ocsterlen, und Justitzmiuister v. Mittnacht bei. Zn Ziff. V. (Ersparnisse im Staatshaushalt und baldige Durchführung der Steuerreform) ist die Kammer der Standeshcrren nicht bcigctrcten, weil dieser Wunsch nicht zur Sache gehöre. Es wird von der Kammer der Abgeordneten beschlossen, diesen Wunsch einseitig an die K. StaatSrcgicrung zn bringen. Schließlich hat hinsichtlich der Mitwirkung Württembergs bei den künftigen Friedensschlüssen die Kammer der Standeshcrren eine Erklärung zu Protokoll gegeben, sic vertraue zu der Negierung, daß sie in Bezug auf den Friedensschluß das Erforderliche vorgekehrt habe und vorkehre, um die Interessen Württembergs dabei unmittelbar wahrzunehmen. Die l öcr-Kommission erklärt ihre
Zustimmung mit der Voraussetzung, es sei selbstverständlich, daß dieser Beschluß zu Protokoll in keiner Weise die reichsverfassungsmäßige Vefugniß des Reichsoberhauptes alterire. Wird angenommen. Die gemeinschaftliche Adresse an die K. Regierung bei Uebergabe der Beschlüsse, betreffend die deutschen Verträge wird sofort abgehen. — (Schluß folgt.)
Die Schw. Volkszeitung gibt folgende
Kammcrstatistik.
Die 70 Abgeordneten der Städte und Bezirke gruppiren sich etwa folgendermaßen:
1) Nationale Partei. Derselben haben sich angeschlosscn die Herren: Auch, Bülz, Boscher, Bosler, Elben, Fetzer, Fink von Heidenhcim, Finkh von Reutlingen, Fritz, Geigle, Haag, Hölder, Viktor Körner, Lenz, Mayer von Hcilbronn, Mayer von Kirch- heim, Müller von Stuttgart, Müller von Marbach, Mühlhäuser, Paulus, Pfeiffer, Rehm, Römer, Schall, Schmid, Schüle, Schuldt, Storz, Vogt von Sulz, Vogt von Rottenburg, Walther, Weber. Zur nationalen Partei halten sich ferner die Herren Daur und Palmer. Zusammen 34 Abgeordnete.
2) Ter Regierungspartei sind beigetrctcn oder halten sich zu derselben die Herren: Beuttcr, Bühler, Dillcnius, Hörner, Hofacker, Ähuen, Kolb, Mittnacht, Rath, Sar- wey, Scheurlen, Schwandner, Schneider, Sick, Simon, Wolfs. Zusammen 16 Abgeordnete.
3) Die Reste der ultramontancn, großdeutschen und Volkspartei, welche als Fraktion zusammen;uhaltcn scheinen, bestehen aus den Herren: Bayrhammer, Deutler, Egel- haf, Erath, Gutheinz, Hopf, Küble, Maier von Tcttnang, Mohl, Nübel, Oesterlen, Probst, Retter, Ruf, Schwarz, Streich, Uhl, Völmle. Zusammen 18 Abgeordnete.
Hieraus ergibt sich, daß von den Abgeordneten der Städte und Bezirke die nationale Partei nicht nur mehr Anhänger zählt, als jede der beiden anderen Parteien für sich, sondern daß sie eben so stark ist, als die beiden andern zusammengenommcn.
Von den 23 Mitgliedern der Abgeordnetenkammer, welche als privilegirte bezeichnet zu werden pflegen, hat der Bischof von Nottcnburg seinen Sitz nicht cingenom-: men. Was die übrigen 22 betrifft, so dürfen etwa die Hälfte der, Vertreter der Ritterschaft und nahezu die Hälfte der Prä-, laten, sowie der Kanzler der Landesuni- vcrsitüt als der nationalen Partei politisch eng befreundetangcnommenwerden, während die übrigen, und nach ihrer Abstimmung bei den Vcrträgen.wphl auch die katholischen Geistlichen, als zn der Regierungspartei sich hinneigcnd bezeichnet werden dürfen.
In der entscheidenden Frage der Vertrüge waren alle Richtungen, mit Ausnahme der unter Ziffer 3 aufgeführtcn Fraktion, für die Annahme der deutschen Reichsvcr- fassung, und sogar von der letzteren hat ein Theil für die Verträge gestimmt. Allein auch abgesehen hievon geht aus dem Vorstehenden hervor, daß der nationalen Partei in der Kammer für alle Fragen, welche sich auf die Sicherung und loyale Vollziehung des Bundesverhältnisses beziehen, die Mehrheit gesichert ist.
Im Schw. Merk, lesen wir folgenden anheimelnden herzlichen Brief:
Station Champigny den 25. Dez. 1870. An den württemb. Sanitätsverein Stuitgart.
„Gewiß, die Liebe ist erfinderisch, um Gutes zu thun!" In unserer Zeit, die die ganze sittliche Kraft des Mannes in Anspruch nimmt, um den schweren Anforderungen zu genügen, blickt der Soldat mit doppelter, inniger Liebe auf seine Lieben, auf seine Heimath zurück.
Der Mensch fühlt sich gewiß nie einsamer und verlassener, als wenn er, fern von Festen, welche unser deutsches Familienleben kennzeichnen und bewegen, im fremden Lande weilt!
Am mächtigsten tritt dieses Gefühl zum Vorschein: „beim Soldaten auf Vorposten am heiligen Abend." In dieser Stimmung wurden mir durch Geschenk vom Sanitätsverein so freudig überrascht, daß wir diesen zarten Gebern einen Dank zurufen müssen, der ihnen sagen soll: daß wir stolz sind, dieser Nation anzugehören, daß wir stolz sind —treu bis in den Tod — Alles zur glücklichen Lösung der deutschen Aufgabe ein- setzen zu dürfe».
Die am heiligen Abend auf Vorposten in Champigny stehenden Unteroffiziere und Soldaten des 1. Bataillon des K.
W. 5. Jnf.-Regiments König Karl.
Ausland.
Aus Paris liegen in den englischen Zeitungen Briefe bis zum 20. vor, die alle darin übereinstimmen, daß der Gesundheitszustand ein sehr bedenklicher ist, und daß die aus der Belagerung hervorgehenden Entbehrungen ansangcn, sich in sehr bedenk- licher Weise fühlbar zu machen.
MisMen.
Die rettende Hand.
Novelle von Otfried Mplius.
(Fortsetzung.)
— „Ich habe keine Befugniß oder Macht, diesen Mann wegzuschicken," entgegnete Herr Traulmann. „Er ist in seinem Berufe hier. Allein wenn Du ihm freundlich begegnest, anstatt ihn durch Hochmuth und Geringschätzung zu verletzen, und wenn Du Dich ans eine Unterhandlung mit ihm entlassest, so wird er vielleicht doch einwilligen , sich aus dem Hausflur oder in der Küche anszuhalten. Guten Tag l"
„Guten Tag, bester Onkel!" rief der junge Mann und drückte Herrn Trautmann warm die Hand, was dieser gleichmüthig geschehen ließ; „tausend Dank für Ihre Güte!"
„Du wirst besser thun, Deinen Dank noch ausznsparcn, bis Du weißt, was ich für Dich zu thun vorhabe!" erwiederte Herr Trautmann zwischen Thür und Angel.
„Was mag er mit mir Vorhaben?" rief Alfred neugierig, als der Onkel gegangen war und versank in tiefes Sinnen ans welchem ihn erst der Eintritt des Gerichtsboten wieder aufschreckle. Dieser kam ganz gemächlich mit der brennenden Pfeife im Munde ins Zimmer herein, maß den Lieutenant mit sardonischem Blicke und sagte:
„Na, der Herr Kommerzienrath ist wohl nicht so rasch mit Demjenigen herausgerückt,