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Der Lahm Hinkende Lote
ist soeben eingetroffen. Er enthält außer dem erzählenden Theil auch dis Kriegs-Ereignisse mit Illustrationen.
Jak. Meeh.
Für Fröschweiler sind seit der letzten Anzeige in Nr. 139 eingegangen: d. Hrn. Stadtpfarrer Bartholomäi in Wildbad 20 fl.. Fr. Keppler 4 fl., R. W. in W. 2 fl. 15 kr., OAR. Römer 3 fl. 30 kr., Pfr. R. in D. 1 fl. 54 kr.
Als erste Sendung sind an Hrn. Pfarrer Klein 70 fl. 30 kr. abgegangen.
Hiefür herzlich dankend, erklären mir uns zur Annahme weiterer Beiträge gerne bereit.
C. Seubert in Höfen. Redaktion des Enzthälers.
Kronik.
Deutschland.
Hauptquartier Versailles, 11. Nov. Seit der Abreise Thiers; hat man sich dem Unvermeidlichen gefügt, daß die Ansicht auf einen baldigen Frieden wiederum hinausgeschobeu ist. Man beabsichtigt an maßgebender Stelle vor der Hand die Aktionen im Süden und Norden mit voller Kraft beginnen zu lassen. Die theils nach dem Norden, theils nach dem Süden dirigirten Korps der Armee des Generalfeldmarschalls Prinzen Friedrich Karl dürften bereits Fühlung mit dem Korps v. d. Tann und v. Werder genommen haben, und Paris wird dann gänzlich auf sich allein angewiesen dastehn. — Der Winter ist jetzt plötzlich eingetroffen, seit 2 Tagen schneit es beharrlich. (S. Ai.)
Versailles, 12. Nov. Offiziell. In dem Gefechte des Generals v. d. Tann am 9. Nov. wurden sämmtliche Angriffe des Feindes mit großem Verluste für denselben zurückgewiesen, und erst hierauf der Abmarsch angetreten. Am 10. Nov. Mittags verirrte sich eine Abtheilung der bayrischen Munitionsreserve, bei welcher sich zwei Reservegeschütze befanden, und fiel in die Hände des Feindes. Am 12. wurden keine Bewegungen der Loirearmee gemeldet, auch vor Paris ist nichts vorgefallen. (S. M.)
Versailles, 13. Nov. Offiziell. General v. d. Tann meldet, daß sein Verlust am 9. Nov. 42 Offiziere, 677 Mann todt und verwundet beträgt. Der Feind gibt in offizieller Nachricht seinen Verlust auf 2000 Mann an. (S. Bi.)
Berlin, 13. Nov. Die preußische Inspektion konstatirt den vortrefflichen Stand der Metzer Befestigungen; die neuerdings angefangenen sollen gemäß den französischen Planen deutscherseits vollendet werden. (S. M.)
Berlin, 14. Nov. Rußland will bei den Unterzeichnern des Pariser Friedens die Revision der Meerenge-Konvention von 1856 anregen und erklärt sich entbunden von den Bestimmungen über die Neutralisation des schwarzen Meeres, will dagegen die 1857 festgestellte Jntregrität des Gebiets der Türkei keineswegs in Frage stellen. (S. M.)
Berlin, 15. Nov. Die Correspondence de Berlin veröffentlicht Aktenstücke vom 29. Juni bis Ende Juli 1870 in St. Cloud gefunden, welche beweisen, daß ganz Frankreich Krieg wollte, und Napoleonsche Manöver im Ausland enthüllen. (S. M.)
Vor Paris, 10. Nov. Nachdem die 17. Division (Mecklenburger) abgcrückt ist, um vereint mit dem bayrischen Korps v. d. Tann und der 22. preuß. Division im Süden zu opcriren, haben die Württemberger deren Platz in der Ccrnirungs- linie eingenommen und werden ihn besetzt halten bis zum Eintreffen der von Metz hcranrückendcn 3. Division, .von der einzelne Bataillone heute schon eintreffcn sollen. (S. M.)
Der A. Z. schreibt man aus Versailles den 8. Nov.: Tie deutschen Fürsten sind alle feierlich hieher geladen, der von Baden ist bereits gestern Abend mit zahlreichem Gefolge eingetroffen, der von Oldenburg ist gleichfalls eingetroffen. Sachsen hat fest zugesagt. Mit Bayern ist bis zur Stunde nichts zu Stande gekommen, und die Abgeordneten der anderen Staaten sehen die Zeit kommen, da sie abreisen werden, ohne daß irgendwie mit Bayern etwas verabredet sei. Werden die bayrischen Minister es ertragen, mit leeren Händen heimzukommen? Werden sie es ertragen, vor dem deutschen Volk, vor dem bayrischen Volk nach diesen großen Ereignissen und großen Erwartungen heimzukehren und zu erküren: Württemberg, Baden und Hessen sind dem deutschen Bundesstaat beigetreten, aber für uns ist alles wie zuvor geblieben, die wunderbarste Erhebung und Gloire Deutschlands hat uns dem deutschen Staat nicht um eine Hand breit näher gebracht? Wie die Sachen heute liegen, sieht es so aus, aber daß es so bleiben werde, daß das Volk und der König in Bayern sich in dieser Lage und Rolle gefallen mögen, kann Niemand glauben.
Mit dem Eintritt der rauheren Witterung bat auch die Ausfuhr von Brennholz nach der Schweiz, welche zumeist per Achse erfolgt, beträchtlich sich gesteigert, und in Basel wird das 4fußige Klafter buchenes Scheiterholz dermalen mit 50 bis 54 Fr., das 2 ft 2 fußige deßgleichen mit 45 bis 36 Fr. bezahlt. (K. Z.)
Ausland.
In Paris wird jetzt das Rattenfleisch als besondere Delikatesse empfohlen. So schreibt der Combat: Man ist in vollem Zuge, die Rattenjagd zu organisiren; sie wird Material für die Verpflegung von Paris liefern. Manche schmeicheln sich bereits, von diesem Fleische gegessen zu haben, und versichern, daß es etwas Superbes sei. Es soll gleichzeitig die Zartheit des Fleisches von einem jungen Huhn und den vortrefflichen Nachgeschmack des Kaninchenbratens in sich vereinigen.
(Kleine Kriegschronik.) Eine alte Frau kaufte bei einem Seifensieder Talglichter uud erfuhr, daß diese in Folge des Kriegs theurer geworden seien. „Barmherziger Gott! rief sie verwundert aus, so fechten sie gar noch bei Licht!"
Redaktion, Druck und Vertag von Jak. Meeh in Neuenbürg.