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eine größere Versammlung dem erneuten Ausdruck zu geben, was die Nationalgcsinnten des Landes unter allen äußeren Umständen erstreben: das Wohl Deutschlands und Württembergs durch festen, ehrlichen Anschluß an die deutsche Gesammt- heit. Vor Eintritt in die Tagesordnung erhebt sich Frhr. v. Wöllrvarth soi,., um Namens einer Anzahl seiner in der Versammlung anwesenden Standesgenoffen, darunter mehrere ritter- schaftliche Abg., als Aeltester derselben, eine kurze Erklärung dahin abzugeben: Die erschienenen Mitglieder der württ. Ritterschaft, welche keiner der verschiedenen Parteien angehören, glauben dennoch die heutige Versammlung begrüßen zu können, da sie sich mit ihr in der wichtigsten Frage, der deutschen, in der Forderung einer- engen Zusammengehörigkeit aller deutschen Länder und Stämme, eins wissen. Sei dieses Ziel erreicht, dann werde im ganzen deutschen Vaterland der alte Spruch „Hie gut Württemberg allweg" wieder einen guten Klang bekommen.
(Fortsetzung folgt.)
Schweiz.
Lausanne. Den II. April Morgens erklang plötzlich die Lärmglocke der Kathedrale. Eine Menge Menschen sammelte sich ans den Straßen, um zu hören, wo das Feuer ausge- brachen sei; Feuerspritzen rasselten über die Straßen. Da der Thurmwächter stumm blieb, so erstieg der Polizeischef den Thurm und fand da einen Engländer, der an der Glocke zog und auf die Frage, was das zu bedeuten habe, erklärte, daß er vergleichende Studien über den Klang der Glocken auf dem Continent anstelle. Er hatte für sein Experiment 12 Franken zu zahlen.
Ausland.
Die letzten Nachrichten! aus Japan, welche bis Mitte Februar reichen, melden daß bereits alle Vorkehrungen getroffen sind, um die ersten Eisenbahnen dort einzuführen.
Miszellen.
(Ein aufgeklärtes Mißverständnis) Es ist noch nicht lauge her, da fuhren zwei Damen, eine jüngere und eine ältere, auf der „Main-Reckarbahn" die schöne Bergstraße entlang. Die Damen halten es bekanntlich draußen für ein sehr großes Wagestück, ohne Herrenbegleitung auf der Eisenbahn zu fahren, und der Condukteur, ein gemüthlicher Darmstädter, hatte ihnen daher auf Ersuchen ein besonderes Coupee angewiesen und versprochen, kann Herrn da hineinzulosse. Jetzt fuhr der Zug in den Bahnhof, und der laute Ruf: „Station Dammstadt" (die Darmstädter können bekanntlich kein „r" nussprechen) belehrte die Damen, daß sie in der Residenz von Darmstadt angekommen seien. Während sich nun ihr Cerberus, der Condukteur, einen Augenblick entfernt hatte, wahrscheinlich um eines hinter die Binde zu gießen, stieg ein junger Mann, offenbar ein Handlungsreisender, der das niedliche Köpfchen der jüngeren Dame am Fenster bemerkt hatte, in das Coupee und nahm an der Ecke Platz. Die Damen waren etwas erschreckt oder thaten wenigstens so — man denke sich nur zwei I
Damen allein in einem Coupee mit nur einem Herrn — und als der Condukteur, während schon der Zug langsam abfuhr, auf das Trittbrett sprang, frug ihn die ältere mit leiser Stimme: „Wer ist denn dieser Herr?" „Soviel ich waaß, iß es a Naaßender,, (Reisender), antwortete der Condukteur. Erschreckt fuhr die Dame zurück und drängte sich, den jungen Mann mit dem blonden Bart ängstlich betrachtend, an ihre Gefährtin. „Ein Rasender? thut er daS oft?" — „So viel ich waaß," antwortete der Condukteur, indem er die Billete in Empfang nahm, „alle Woche poor mal." — Das zu viel für die beiden Damen. Zitternd baten sie den Conducteur, doch gleich den Zug anzuhalten, damit sie aussteigen könnten. Der Condukteur wußte gar nicht was vorging; aber aus den verwirrten Reden wurde es ihm endlich klar, daß diese norddeutschen Barbarinnen sein Darmstädter Hochdeutsch schrecklich mißverstanden hatten. Ein mitleidiges Lächeln umspielte seine Züge, und um dieses Mißverständniß sofort auf die befriedigendste Weise aufzukläeen, sagte er: „Meine Damen, der Mannn rost (rast) ja net, er raast (reist)!" Das hätte nun die Sache noch mehr verwickelt, wenn sich nun nicht der junge Mann, der unschul- digerWeise die Ursache des Schreckens war, hineingemischt hätte, und da er neben darmstüdtisch auch hochdeutsch sprach, die ganze Geschichte aufgeklärt hätte. Natürlich lachte die ganze Gesellschaft herzlich, außer dem Condukteur, der in den Bart brummte: „Die verdammte Preiße, net emol Deitsch verstehe se! Station Oorhelje (Ar- Heilgen)!"
Ein Gastwirth kaufte von einem Weinhündler ein Faß Wein von 30 Eimern und fragte ihn dann vertraulich, wie viel der Wein wohl Wasser vertrage. "Nicht mehr als 2 Eimer", war die Antwort. Als der Wirth diese jedoch darunter schüttete, wurde oer Wein so schwach, daß ihn Niemand trinken mochte. Er beschwerte sich deß- halb bei dem Weinhündler. „Was haben Sie denn niit dem Wein gemacht? fragte dieser. „Ei, ich habe 2 Eimer Wasser darunter gegossen." „Ja, nun ist cs erklärlich, denn so viel habe ich schon früher beigemischt, und mehr verträgt er nicht."
Las neue Blatt Nr. 17 enthält: "ss'ygmäen." E>n Roman nach der Natur. Von L. K. von Kohlenegg. (Poly Henrion.) — Sonderbare Industrien." Mit Illustration. — »Das Jnvalidenhaus zu Berlin" Von Marie Schmack. — "Die Maskenre- doute der düsseldorfer Künstlerschaft." Von E. R. Mit Illustration. — „Ein Gedicht von Heinrich Heine." Von Gustav Karpeles. — "Die Krankheiten des Herzens." Nichtmedicinische Studie von Friedrich Arman. — "Das mysteriöse Mädchen von Lunden." Von D. K. — "Naturwissenschaftliche Skizzen." Von Karl von Kessel. — Allerlei." Unier, über oder auf dem Wasser, mit Illustration. — "Correspondenz."
Redaktion, Druck und Berlaa von Jak. Mee h in Neuenbürg.