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und wie er von Christus deßhalb wiederholt mit milden und harten Worten zurückgewicsci, worden ist. Wie kann also der Papst auf seine angebliche Statthalterschaft für diesen Apostel seine Unfehlbarkeit gründen, ganz abgesehen von den groben Jrr- thümern und Vergehungen, denen ganze Reihen von Päpsten, welche sich ebenfalls diese Statthalterwürde beilegten, notorisch, gerade in Sachen des Glaubens und der Moral,anheimgefallen sind? Die Unfehlbarkeitserklärung wird ein Llona Liane teüel! sein, welches sich der Vatikan selbst an seine Wände schreibt. Und eben diese Ueberzeugung läßt unwillkürlich dieHoff- nung aufkommen, daß mit dem Zusammensturz der römischen Prätensionen, nachdem sie eine so schwindelnde Höhe erreicht haben, auch die Zeit nicht allzu fern sein könne, wo die durch jene Prätcn- sionen getrennten christlichen Gemeinschaften wieder, wenn auch nur im Empfinden, näher aneinander herantreten."
Biebrich, 7. März. Eine unübersehbare schaulustige Menge hatte sich gestern dahier ein- gefunden und stand vom Zollhaus bis hinab zur Villa Aristarchi, um die letzte Rheinfahrt des großen AZceten und Urgesundheitsapostels Ernst Mahner zu bewundern. Bekränzt mit Laub und in der Hand einen in einen mächtigen Blumenstrauß auslaufenden Stab, hielt der neumodische Neptun vorerst mit weithin schallender Stimme einen Vortrag über seine Urgesundhsitslehre, kraft deren er während dreier Tage im Stande sei, sich aller (frivolen) Speisen und Getränke zu enthalten. Nach Einsammeln einiger Zehrund Reisepfennige bestieg der Ehrwürdige den Kahn, enkleidet sich, setzte sich auf eine quer über den Nachen liegende Eisscholle, erhob mit der Linken die Tafel des neuen Gesetzes und lud die Zuschauer mit tönender Stimme ein, sich zu seiner neuen Gesundheitstheorie zu bekehren. Dann sprang Mahner (bei der rauhen Witterung für einen 67jährigen Mann gewiß kein geringes Wagniß) zu wiederholten Malen in den Rhein, in dem er jedoch nicht über 3 Minuten anhaltend verweilte.
Dresden, 8. März. Ein noch lebender Waffengefährte Theodor Körner's, der 84jährige, seit 53 Zähren in Amerika sich aufhaltende Dr. Pfeiffer, wird am 20. März in New-Oxford seine goldene Hochzeit feiern, und beabsichtigt dann, der alten Welt nochmals einen Besuch abzustatten.
Württemberg.
Z Stuttgart, den 11. März. Kammer der Abgeordneten 16. Sitzung: Eingelaufen eine Anzahl von Eingaben gegen das Waldstreu-Ab- lösungs-Gesetz, für eine Böblinger Bahn, gegen den Impfzwang u. s. w. Die Tagesordnung führt auf die Berathung des Berichts der volks- wirthschaftlichen Kommission über den Entwurf eines Gesetzes, betreffend die Einführung von metrischem Maaß und Gewicht. Ein von Schott, Oesterlen, Probst und vielen Abgeordneten Unterzeichneter Antrag reklamirt das Kriegs-Budget ur Berathung noch in dieser Session.
13. März, 17. Sitzung. Als erster Gegenstand der Tagesordnung kommt zur Berathung er Bericht der volkswirthschastlichen Kommission etreffend den zwischen den Kronen von Würt- nnberg und Bayern abgeschlossenen Vertrag über I
Herstellung einer direkten Eisenbahn-Verbindung I von Nürnberg über Ansbach mit Crailsheim. Die Kommission stellt einstimmig den Antrag auf Zustimmung verbunden mit dem Wunsche: es möchte der Bau von Seiten beider Staaten so viel als möglich beschleunigt werden. Nachdem Elben die Böblinger Bahn als ein Glied der Breiten-Bahn von West nach Ost zur Sprache gebracht, wird der Staatsvertrag von der Kammer einstimmig genehmigt. Der zweite Gegenstand der Tagesordnung ist der Bericht der volkswirthschaftlichen Kommission über einen Gesetzes-Entwurf betreffend die Beschaffung weiterer Geldmittel für den Eisenbahnbau. Der Gesetzes-Entwurf verlangt 8 Millionen auf Abschlag für den Gesammt-Bedarf aus die Periode 1870—1873. Die Kommission stellt den einstimmigen Antrag auf Zustimmung. Elben verlangt Zulassung von concurrirenden Bankhäusern, dann erreiche mau bessere Bedingungen, Eman- cipation von Rothschild und höheren Curs der Staatspapiere. — Bei der Abstimmung wird der Gesetzes-Entwurf mit allen 81 Stimmen gegen die eine Stimme von Hops angenommen.
Stuttgart. Der St.-A. enthalt einen zweiten Bericht des Ministers der auswärtigen Angelegenheiten über die beim Staatseisenbahnbau eingehaltenen administrativen Grundsäze mit besonderer Beziehung aus den Regieban und über die Ergebnisse des leztcren in der Finauz- periode 1867/70.
Calw den 10. März. Die Pocken scheinen in hiesiger Gegend um sich greifen zu wollen. In Deckenpfronn ist zwar die Epidemie in Folge der kräftigen Durchführung der Impfung und Wiederimpfung erloschen, aber in Calw sind wieder einige Fälle bei Eisenbahnarbeitern vorgekommen, welche indessen sogleich im Krankenhause abgesondert wurden, und auch in Althüngstätt und Würzbach haben sich die Pocken gezeigt. Dagegen sind in Neuweiler abermals ursprüngliche Kuhpocken entdeckt worden, und der Besizer der Kuh beabsichtigt, in Verbindung mit dem Wundärzte den gewonnenen Stoff, sobald er sich durch eine gelungene Impfung als gut bewährt haben wird, Jmpfärzten und Eltern, welche einen vorzüglichen Impfstoff zu bekommen wünschen, zum Kauf anzudieten.
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Redaktion, Druck und Verlag von Iak. Meeh in Neuenbürg.