Kronik.

Deutschland.

In Baiern sind die landständischen Wah­len soeben zu Ende gegangen, wobei die vom brennendsten Preußenhaß beseelte und auf Frank­reichsHilfe" hoffende ultramontaue Partei sich alle Mühe gab, das Heft in die Hand zu be­kommen, um das keineswegs preußisch gesinnte, wohl aber bundestreue Ministerium zu stürzen. Der Erfolg ist abzuwarten.

München, 21. Mai. Das Resultat der Wahlen zum Landtage ist Folgendes: Von 150 Wahlen wurden 72 Mitglieder der patriotischen Partei, 58 Miltglieder der Fortschrittspartei, 14 Mitglieder der Miltelpartei und ein Mitglied der Volkspartei gewählt. Fünf Wahlen sind noch unbekannt. Freiherr v. d. Pforten wurde nicht gewählt. In Baiern bestehen derma­len vier politische Parteien: 1) die demokra­tische Volkspartei, die nicht von Belang ist; 2) die sogenannte patriotische, d. h. die Ver­bindung von Ultramontanen und Partikulari- sten; 3) die Fortschrittspartei; 4) die li­berale Mittelpartei. Die Fortschrittspartei will neben freiheitlicher Entwicklung im Innern den Anschluß Baierns an den norddeutschen Bund. Die Mittelpartei will die Selbstständig­keit Baierns wahren, jedoch die Verträge mit Norddeutschland halten.

Berlin, 19. Mai. Der vom Zollverein mit der Schweiz abgeschlossene Handelsvertrag vom 16. d. enthält auch mehrfache Verkehrser­leichterungen, namentlich in den Grenzgebieten. Dahin gehört die Befreiung der Abgaben für verschiedene Gegenstände.

Der nordd. Bundesgesandte in Washing­ton warnt in einem an den Bundeskanzler ab­gegebenen Bericht vor den Auswanderungs- Agenten, welche neuerdings eine erhöhte Thätigkeit entfalten, um deutsche Auswanderer nach Amerika zu ziehen. So wird ein Agent Schütze bezeichnet, der im Aufträge der Texas- Liverpooler Dampfschifffahrtsgesellschaft auf 5 Jahre nach Deutschland reisen soll, um gegen 50,000 Ansiedler nach Texas zu bringen. Die Verheißungen von Staatsländereien und Unter­stützungen Seitens der betreffenden Negierungen erweisen sich als trügerisch. Die Leute werden meist genöthigt, Land zu übernehmen, das aus klimatischen Rücksichten bisher von Ansiedlern leer geblieben sei. (St.-Anz.)

Aus Breslau ist die Nachricht hier einge­laufen, daß von der dortigen Wanderversamm­lung deutscher Land- und Forstivirthe bei der damit verbundenen Produktenausstellung für die hofkammerlichen Weine aus Württemberg die goldene, für sonstige württembergische Ausstel­lungsgegenstände 8 silberne und 6 broncene Medaillen zuerkannt worden find.

In Baden stehen Jesuiten und Rothe zu­sammen. Jene möchten der durch das römische Concil herzustellenden weltlichen Papstherrschaft über alle Welt, diese der südwestdeutschen Re­publik Vorarbeiten. Bekanntlich blüht dieses schöne Bündniß auch in andern süddeutschen Staaten.

Bauschlott, 18. Mai. Auch wir wurden

in diesem Jahr ebenfalls von den Maikäfern in großen Massen heimgesucht. Auf Anordnung des Bürgermeisters wurden von den Bürgern 170 Sester unentgeltlich und 45 Sester gegen Bezahlung eingefangen.

Württemberg.

§ Stuttgart, 20. Mai. Die K. Central­stelle für die Landwirthschaft erk-ärt ihre Bereit­willigkeit, den Oekonomen, Gemeinden, oder Bezirken, die im Laufe des Sommers etwa vom Hagelschlag zu leiden haben sollten, durch Ab­sendung eines Technikers an die Hand zu gehen. Wenn nach einem Hagelschlage die rechten Mittel zu rechter Zeit ergriffen werden, so können da und dort Mißgriffe und schlimme Folgen abge­wendet werden.

In M i e t i n g e n bei Laupheim sind am Pfingstmontag Morgen gestohlen worden: 30 Stück doppelte Friedrichsdor, 20 Stück Napo­leons u. s. w., zusammen 800 fl. Wäre es bei unseren Landleuten Sitte, ihre todt da liegen­den Gelder auf eine Sparkasse oder Gewerbe­bank zu tragen und verzinslich anzulegen, so wären Frevel, die auf dem Lande häufiger als in der Stadt Vorkommen, nicht möglich.

Aus dem Oberamt Freudenstadt, 20. Mai. Unser Holzhandel, namentlich in Langholz, hat trotz der politischen Stille Heuer einen sehr schwierigen Stand, in Folge der Ungeheuern Verwüstungen, welche der Schneedruck im vo­rigen Spätjahre in den Waldungen des Main­gebiets angerichtet, ist eine außerordentliche Masse von Hölzern zum Verkaufe angefallen, durch die nun in Mainz der Markt überführt und naturgemäß in Mannheim ein lohnender Absatz wesentlich erschwert ist. Mag dieses Verhältnis nun auch vorübergehend sein, so muß es doch noch einige Zeit nachwirken; in bleibendem Nach­theil aber befindet sich unser Holzhandel jeden­falls gegenüber der mehr und mehr steigenden Konkurrenz aus dem Osten, welcher nur durch schleunige Herstellung von Eisenbahnen, resp. Erschließung des nächsten Weges nach Mannheim, einigermaßen zu begegnen ist. Hiebei wird bei uns im untern Bezirke hauptsächlich die Verbin­dung über Wildbad nach Pforzheim ins Auge gefaßt, und man hofft zuversichtlich, daß dem einst gesprochenen Wort von der Fortsetzung der Eisenbahn über Wildbad hinaus seiner Zeit die thatsächliche Bekräftigung zu Theil werde. (S.M.)

ff Wildbad, 21. Mai. Von öffentlichen Blättern ist schon mehrfach gemeldet worden, daß die Auswanderung Heuer größere Dimen­sionen anzunehmen scheine und soll der Grund hiezu in unserem neuen Kriegsdienstgesetz zu su­chen sein. Ein Gleiches kann auch von der hie­sigen Gegend gesagt werden, denn in letzter Zeit begegnete man auf unserem Bahnhofe mehrfach Familien, sowie Einzelreisenden, welche ihr Glück in der neuen Welt zu suchen hoffen. Nament­lich sind es Leute aus dem Oberamt Freuden­stadt und Nagold und gehören der nicht unbe­mittelten Klaffe an.

Tw Eröffnung der hiesigen Bäder fand am 1. d. statt und hätte der Monat Mai gleich schöne und warme Tage wie sein Vorgänger gebracht, so wäre sicherlich die Zahl der Kur­gäste eine noch größere als seither, hoffen wir