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Miszellen-

Der verhiingnißvolle Wespenstich.

Aus der Mappe eines alten Kriminalisten.

(Vom Polizeidirektor Tr. Stieber.)

(Fortsetzung.)

,/Seien Sie nicht vorschnell, junger Mann" entgegnete mir ernst mein Meister. »Sie wissen, ich bin kein Kind und spiele nicht mit dem Wöhle und Wehe meiner Mitmenschen, namentlich wenn sie Rathsherren sind und selbst ein Stück Obrig­keit repräsentircn, also berechtigt sind, mich in ge­wisser Beziehung Kollege zu nennen. Ich sage Ihnen, der Rathsherr ist der Mörder, denn sein Opfer hat ihm im Tode sein Petschaft unaus­löschlich ausgeprägt. Als ich die Wespe von der Halsbinde des Nathsherrn herab nahm, bemerkte ich zu meinem Erstaunen hinter seinem rechten Ohr den halbmondförmigen Eindruck eines mensch­lichen Nagels, welcher sich als eine feine röthliche Linie auSzeichnete. ES ist eine merkwürdige Er­fahrung, welche ich oft gemacht habe, daß bei ei­nem Morde das Opfer seinem Mörder in der Todesangst nach dem Kopfe packt und ihm die Spuren seiner Nägel krampfhaft hinter die Ohren eingräbt. Unter zehn Mördern, welche mit ihrem Opfer gerungen, wette ich, würden sechs dieses Kainszeichen an sich tragen und cs ist eine wun­derbare Fügung, daß so unmerklich diese Eindrücke auch sein mögen, zuweilen Wochen dazu gehören, ehe dieselben völlig heilen oder verschwinden. Ich kann, je nachdem die halbmondförmige Linie mehr oder weniger gekrümmt ist, förmlich beurtheilen, ob der Ermordete ein Mann, ein Weib oder ein Kind war. Ich habe schon Mörder unter den Fingern gehabt, welche mehr als zehn solcher Eindrücke während des TodeSkampfes ihrer Opfer empfangen hatten. Bei dem rothcn Rathsherrn ist das Kainszeichen fast geradelinig gestaltet, er hat also mit einem großen erwachsenen Manne gerungen.//

//Ich werde jetzt einige protokollarische Verneh­mungen rein formeller Natur mit Hülfe des Stadt­schreibers über das Verschwinden des Ermordeten bewirken. Gehen Sie unterdessen in die Stadt, besuchen Sie die Wirthshäuser, forschen Sie uner­kannt nach dem Charakter des rochen Rathsherrn, nach der Lage seiner Wohnung, nach seinen Be­ziehungen zu dem Verstorbenen, und seinen Vermögensverhältnissen u. s. w , damit wir zunächst das Motiv entdecken, aus welchem das Verbrechen verübt ist. Kennen wir erst das Mo­tiv, so werden wir auch die Beweise leichter er­mitteln.

Nach einigen Stunden kehrte ich zurück, aber ohne erhebliche Resultate. Allerdings schilderte man den rothköpfigen Nathsherrn an einigen Stel­len als einen frommen Heuchler und legte ihm einen Charakter unter, dem alles mögliche zuzutrauen sei, während ihn Andere als ein Muster von Mild- thätigkeit und Bürgertugend hinstellten. Bestimmte Thatsachcn ließen sich aber nicht gegen ihn an- bringcn. Die unverschuldete Farbe seiner Haare schien den hauptsächlichsten Vorwurf gegen ihn zu bilden. Er war mit dem Verstorbenen sehr be­freundet gewesen, und sollte in den nächsten Tagen in eine fast verwandtschaftliche Beziehung zu ihm treten, indem er der Vormund und Pflegvater des jungen Mädchens war, welches im Begriff stand, sich mit dem Sohne des Trauerhauses zu verloben. _(Fortsetzung folgt.)

Der Nutzen der Handwerkerbanken wird immer mehr anerkannt; einige Distrikte im Norden von Deutschland, da wo der Grün­der dieser Banken, Schulze-Delitzsch, Unmittelbar wirken konnte, ausgenommen, dürften diese Ban­ken nirgends in Deutschland (und außerhalb desselben noch viel weniger) größere Verbreitung gewonnen haben, als in Württemberg: es wer­den in Schwaben der gewerblichen Banken nahezu 70 sein. Ihr segensreiches Wirken hat auch in landwirthschaftlichen Kreisen Aufmerksamkeit er­regt. Haben nun erst ein paar dieser land­wirthschaftlichen Banken jene Bedeutung erlangt, wie wir Beispiele an den Handwerkerbanken haben, dann werden auch die sehr rührigen landwirthsch. Vereine, deren Mitgliederzahl die der Gewerbevereine ja weit übersteigt, für Ver­mehrung der Banken für Landwirthe Sorge tragen. Eine Unterscheidung von gewerblichen und von landwirthschaftlichen Banken durfte übrigens nicht in ber Natur der Sache begrün­det sein; ein Zusammengehen beider Kreise dürfte sich in manchen Fällen empfehlen. Die Banken sind für den Landwirth von ebenso großem Nutzen, wie für den Gewerbsmann. Sie geben ihm Gelegenheit, sein todt daliegendes baares Geld nutzbringend anzulegen und doch wieder jeder Zeit über dieses und über den dadurch erworbenen Kredit zu verfügen, wenn sich Ge­legenheit bietet, günstige Einkäufe zu machen u. s. w. eine Lage, in die der Landwirth ebensogut kommen kann, als der Handwerker. Die Banken gewinnen gerade jetzt eine sehr praktische Seite. Die Personal-Exekution für Wechsel wird binnen kurzer Zeit auch bei uns aufgehoben sein; die VorzugS-Nechte 4. Classe sind schon gefallen. Damit werden die Kredit­verhältnisse auf jene gesunde Grundlage gestellt, auf der allein ein gesundes Geschäftsleben ge­deihen kann. Der kleine Gewerbsmann und der Landwirth werden gezwungen, sich auf solide Weise selbst Kredit zu gewähren; sic werden dem Geld- und dem Waareu-Wucher entrissen. Hun­derttausende von Gulden liegen in kleinen Pöst- cheu in dem und jenem Kasten nutzlos vergraben. Wenn sie durch die Volksbanken gesammelt wer­den, geben sie beträchtliche Kapitalien, ein großes Reservoir, dessen Inhalt befruchtend auf geldbedürftige Arbeitsfelder geleitet werden kann. Wir wählen den gegenwärtigen Zeitpunkt, um auf diese Banken aufmerksam zu machen. Wir stehen nämlich am Schluffe einer Rechnungs- Periode und drücken hier den Wunsch aus, es möchten alle Banken ihre Rechenschaftsberichte und Erfahrungen so ausführlich als möglich veröffentlichen. Das Beispiel wird zur Nach­ahmung auspornen. (W. C.)

Frankfurter Course vom 2. Jan. Geldsorten. Preußische Kassenscheine Fricdrichs'dor . . .

Pistolen.

Dukaten ...

20-Frankenstücke . .

Englische Sovereigns Dollars in Gold . .

1

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Redaktion, Druck und Verlag von Jak. Mceh in Neuenbürg.

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