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Deutschland.

Pforzheim, 22. August. Wohl kaum in einer anderen Stadt des Landes ist gestern das Jubiläum des 50jährigen Bestehens unserer Verfassung festlicher begangen worden, als hier. Da die Hauptfeier des Tages auf den Abend verlegt worden war und die Fabri­kanten darum frühzeitiger als sonst ihre Geschäfte schloßen, so war auch die Betheiligung eine allgemeine. Die Stadt und Festlokalitäten, nämlich der Turnplatz und die Turnhalle, waren festlich geschmückt. Neben den badischen waren vielfach auch die deutschen Farben und an ein­zelnen Orten auch die norddeutsche Flagge zu sehen. Festredner war unser Abgeordneter Lenz, welcher das Wesen, die Entstehung und Ent­wickelung der Verfassung scbilderte. Bei dem Bankette, mit welchem der Tag schloß, wurde in zahlreich ausgebrachten Toasten der vielfachen Beziehungen unseres Verfassungslebens gedacht und dabei vorzugsweise die volksthümliche Aus­bildung der Verfassung und das werkthätige Eingreifen des freien Bürgerthums in der ihm in der Verwaltung und Gesetzgebung zugewie­senen Wirkungssphäre kräftig betont. (S. M.)

Württemberg.

Stuttgart, 19. Aug. Von dem K. Fi­nanzministerium ist der Entwurf eines Gesetzes über die Ablösung der auf den Waldungen lastenden Weide-, Gräserei- und Streurechte ausgearbeitet worden, welcher zur Zeit mit einem von dem K. Ministerium des Innern bearbeite­ten Gesetzesentwurf, betreffend die Regelung und Ablösung der Waiderechte auf landwirth- sch östlichen Grundstücken, als ein Ganzes dem K. Geheimenrathe zur Berathung vorliegt. In der Absicht, das Verfahren bei der Ablösung und die Wirkungen der vollzogenen Ablösungen im Königreich Sachsen, woselbst schon 1832 ein umfassendes Ablösungsgesetz erschienen und längst durchgeführt ist, näher kennen zu lernen, hat, mit Ermächtigung Sr. Majestät des Königs, das Finanzministerium den Finanzrath vr. Fi­scher und den Forstrath v. Brecht mit Einziehung von Erkundigungen beauftragt, und zwar elfte­ren über die früher bestandenen rechtlichen Ver­hältnisse und das Ablösungsverfahren, letzteren über die Wirkungen der Ablösung auf die forst- und landwirthschaftliche Kultur. Diese beiden Beamten sind kürzlich von ihrer Reise nach Sach­sen zurückgekehrt und konnten als wichtiges Er- gebniß ihrer eingezogenen Erkundigungen und Wahrnehmungen die feststehende Thatsache mit- theilen, daß die vollzogenen Ablösungen auf die dortige Forst- und Laudwirthschaft überall den günstigsten Einfluß geäußert und in der Kultur und Benützung des von allen Fesseln befreiten Bodens einen erfreulichen Aufschwung zur Folge gehabt haben. Hoffen wir, daß auch in Würt­temberg die Fesseln, welche noch als Ueberbleibsel einer früheren Zeit auf dem Grund und Boden lasten, im Interesse der wahren Beförderung der Bodenkultur und des Friedens in humanem Geiste werden gelöst werden. (St.-Anz.)

Nach dem bei dem Bibelfeste in Stuttgart vorgetragenen Jahresberichte der hiesigen privilegirten Bibelanstalt über ihre Wirk­

samkeit im abgelaufenen Verwaltungsjahr ver­breitete sie während desselben 12,234 Bibeln, worunter 5025 Traubibeln, 9170 neue Testa­mente, 2413 Psalmen oder andere einzelne Theile der heil. Schrift, endlich 332 Blindenschriften, zusammen 24,159 heilige Schriften, und zwar 14,858 zu vollem, 7748 zu ermäßigtem Preise und 1553 unentgeldlich. In fremden Sprachen wurden 151 Bibeln und 346 Testamente ver­theilt, in's Ausland giengen 96 Bibeln, 32 neue Testamente und 263 Blindenschriften. Im Ganzen verbreitete nunmehr unsere vaterlän­dische Bibelanstalt seit den 56 Jahren ihres Be­stehens 568,597 Bibeln, 399,681 neue Testa­mente, 28,931 Psalmen und andere einzelne Theile der heil. Schrift, endlich 5473 Blinden­schriften, zusammen 1,002,682 heilige Schriften.

Ehr. Hoffmann, der seit 15 Jahren an der Gründung desdeutschen Tempels", der Gemeinde Kirschenhardthof, gearbeitet, hat Europa verlassen, um sich nach Palästina zu begeben. Die Abreise geschah am 6. Aug.; über Wien und Constantinopel reisend, dürfte Hoffmann mit seiner Begleitung bereits im heil. Lande einge­troffen sein.

Ausland.

In England ist ein neues Gewerbe auf­gekommen, die Tabaksbäckerei, eine ameri­kanische Erfindung. In Liverpool ist eine Fabrik, um die Tabakkuchen (C a v e n d i genannt) zu bereiten. Nachdem die Tabaksblätter von den groben Stengeln befreit worden, befeuchtet man sie lagenweise mit einer kochenden Mischung von Zucker und Liqueuren, und ist diese Mischung eingetrocknet, mit einer zweiten von ätherischen Oelen und Rhum. Noch ziemlich feucht knetet man nun diese Blätter in einem eisernen Trog zu einem Teig, den in einem andern Trog ein Rad, Segen welches man den Teig vorschiebt, in Form langer breiter Riemen zusammenpreßt. Diese Riemen werden nun in Stücke geschnitten und diese Kuchen schließlich, nachdem sie zuvor durch eine hydraulische Presse stark zusammenge­drückt worden sind, in einer mit warmer Lust geheizten Kammer gebacken. Das ist die große Konditorei für Raucher, deren Kundenzahl täg­lich wächst; schon jetzt rechnet man in England auf den Kopf 24 Loth solcher Tabakkuchen. Diese sehen aus wie Chokoladetafeln und werden in kurzen thönernen Pfeifen geraucht.

Nach derGazetta de Maorid" wird dieses Jahr die Weinlese in Spanien so außer­ordentlich reichlich ausfallen, daß dadurch der Preis des Weins dergestalt werde herabgedrückt werden, daß er vielleicht kaum die Bau- und andere Kosten ertragen werde.

Goldkours der K. Württ. Staatskaffen- Vcrwaltung.

s.) mit unveränderlichem > Rand-Dukaten 5 fl. 36 tr.

Cours: Friedrichsd'or 9 fl. 57 kr.

württ. Dukaten 5 fl. 45 kr. Pistolen 9 fl. 46 kr.

b) mit veränderlichem 20-Frankenstücke 9 fl. 28 kr.

Cours: Stuttgart, 15. Aug. 1868.

Frankfurter Eourse vom 22. August Geldsortcn

preußische Kassenscheine . . 1 ' '.

Zricdrichs'dor.9

Pistolen ..9

Oukaten.5

!0-Frankenstücke .9

Englische Sovereigns . . . 1t vollar in Gold.2 fl. 27 28

fl. 44 Vs- 45>/«kr. fl. 58'/-- 59'/-kr. fl. 47 49 kr. fl. 36 - 38 fl. 29'/--30 V- fl. 54 - 58

kr.

kr.

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Redaktion, Druck und Verlag von Jak. Meeh in Neuenbürg.