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Kaufmann Eichler von Stuttgart hat sich als seine Specialität die Verbreitung der Näh-Maschine zur Aufgabe gesetzt. Hr. Eichler reist zu diesem Zwecke von Bezirk zu Bezirk, von Stadt zu Stadt, begleitet von einer erfah­renen Lehrerin; diese crtheilt gegen ein sehr mäßiges Honorar Unterricht in Behandlung der Maschine und meist praktisch die unermeßlichen Vortheile der Maschine gegenüber der Handarbeit nach. Die Nähmaschine ist eine jener Erfin­dungen, die sich binnen wenigen Jahren über die ganze civilisirte Welt Bahn gebrochen, weil man in ihr eine der größten Wohlthaten erkannt, die der Menschheit erwiesen werden konnte. Die Bemühungen des Herrn Eichler sind ein schla­gendes Beispiel für den Satz, daß die Lust von Gewinn den Kaufmann anspornt, ein Träger der Kultur zu sein; den größten Erfolg scheint Hr. Eichler bis jetzt in Blaubeuren gehabt zu haben; dort haben 33 Personen am Unterricht Theil genommen. Die Bemühungen des Herrn Eichler finden Unterstützung durch die K. Central­stelle für Handel und Gewerbe. (W. C.)

In Rotten bürg am Neckar ist unter dem Rindvieh eine eigenthümliche und gefährliche Seuche eingebrochen, eine Art Genickkrampf und rasch tödtende Lähmung der Schlingwerk­zeuge.

für mich, für dich, für euch Alle. Ich bringe euch den Segen der sterbenden Mutter und des gütigen Himmels. Wir sind nun beglückt durch innere und äußere Güter. Ich Thor, der ich war, ich haßte die Eisenbahn und sie hat unser Glück gebracht, ich haßte freundliche Menschen, die zu beglücken fähig sind; es ist nun Alles an­ders geworden; der Himmel sei dafür gelobt."

Amen!" sagten die frcuderfüllten Seinen.

Apropos," fuhr Peter fort,die nächsten Tage kommt der Kondukteur Ludwig; ich habe ihn heute schon mitnehmen wollen, allein er­kennte noch nicht abkommen; er ist von Karls­ruhe mit mir 'rauf gefahren."

Anna's Herz pochte in freudigen Schlägen.

Schon die nächsten Tage kam Ludwig. Er­würbe von Peter nicht minder freundlich ausge­nommen, als von Marie und Anna, und wie er mit seiner Bewerbung um die Hand der Letz­ter« herausrückte, willigte Peter freudig ein. Hernach zog jener ein Papier aus der Tasche; es war ein großherzogliches Dekret, das ihn auf einen ansehnlichen Posten im Verwaltungsfache berief.

Die Hochzeit von Ludwig und Anna wurde in Freiburg gefeiert. Peter fuhr mit all' den Seinen per Eisenbahn hinunter. Am Hochzeits­feste mußte die Musik den Eisenbahngalopp spie­len : es war dies der ausdrückliche Wunsch Peters.

Miszellen.

Der Eiseirbahlrfeind.

Eine Geschichte von Franz v. Sonnenfeld.

(Schluß.)

Und Peter schämte sich jetzt in's Herz hinein, daß er so unverständig gegen die Eisenbahn hatte losziehen können!

In Karlsruhe hielt der Zug wieder einige Minuten an; aber Peter wäre hier um keinen Preis ausgestiegen, weil er sich nicht der Gefahr aussetzen wollte, den abfahrenden Zug zu ver­fehlen. Hier stieg auch Ludwig ein, der auf der Route Karlsruhe-Basel heute Dienst hatte. Er war etwas betroffen, Peter zu sehen; allein die­ser grüßte heute außerordentlich freundlich und legte dem Kondukteur besonders an's Herz, er solle machen, daß es schnell vorwärts gehe. Un­terwegs erzählte er ihm, daß er von dem Be- gräbniß der Mutter komme. Wie aber das ganze Wesen Peters auf einmal so freundlich für den Kondukteur gestimmt worden, das konnte sich dieser nicht erklären. Jndeß er erwiderte Freund­lichkeit mit Freundlichkeit: in Rastatt, in Offen­burg, in Freiburg reichte er dem Peter Bier und Schinkcnbrödchen in den Wagen; ja, in Freiburg nahmen sie noch eine gute Flasche Markgräfler mit auf den Weg, die von Mund zu Mund ging, bis sie leer war und gleichzeitig die Eisen­bahn an der Station angekommen war, wo Peter aussteigen mußte. Hier wollte er Ludwig nöthi- gen, auch auszusteigen und mit ihm nach Hause zu kommen. Das ging aber begreiflicher Weise nicht; doch versprach der Kondukteur seinen Besuch schon auf den nächsten Rasttag, den er haben werde.

Zu Hause angekommen, hatte Peter Vieles, Vieles zu erzählen; er that es mit einer seltenen Weichheit und schloß dann seine Erzählung, indem er Marie und die Seinen liebevoll anblickte, mit folgenden Worten:

(Auch eine Ernte.) In der Markung Dapfen auf der Alb ist gegenwärtig eine eigen­thümliche Ernte im Gang; es werden nämlich von den Kindern die Häusles-Schnecken gesam­melt und per Hundert mit 5 kr. bezahlt, um nächsten Winter nach Wien versandt und dort als Fastenspeise verzehrt zu werden. In vori­ger Woche ertrug die Einsammlung hunderttau­send solcher Schnecke».

(Sicherstes Mittel gegen Wanzen.) Man streiche mittelst eines Pinsels alle Ritzen oder Fugen, wo sich dieses Ungeziefer aufhält, mit Solaröl gut ans und es verschwindet nebst der Brut auf immer. Man kann sich von der Vortrefflichkeit dieses einfachen Mittels über­zeugen, wenn man eine Wanze nur leicht mit Solaröl in Berührung bringt; sie ist sofort todt und wird nach kurzer Zeit schwarz.

Eine der sonderbarsten Bestim­mungen ist die bezüglich der Müller bei den Türken. Damit diese nicht in Versuchung ge- rathen sollen, mit dem ihnen übergebenen Ge­treide Geflügel zu füttern, ist es ihnen über­haupt verboten, dergleichen zu Hallen mit Ausnahme eines Hahns, damit ihnen derselbe die Morgenstunde verkünde.

Aerztlicher Kalender. Den Sonnen­stich bekommt man nicht blos davon, daß einem die Sonne auf den bloßen Kopf brennt, sondern auch dann, wenn das Blut durch's starke Schwi­tzen zu viel Wasser verloren hat. Wer sich also großer Hitze aussetzen muß, soll nicht nur den Kopf verwahren, sondern auch fleißig trinken. Die Furcht vor dem kalten Trunk ist übertrie­ben , man trinke nur nicht zu rasch uno nicht zu viel ans einmal und mache sich gleich darauf wieder Bewegung.

Hiezu eine Beilage der Buchhandlung von Otto Niecker in Pforzheim. _^_

Redaktion, Druck und Verlag von Jak. Meeh in Neuenbürg.