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hung auf die Bekanntmachung vom 27. Januar 1853 (Reg.-Bl. S. 33) und 18. September 1864 (Reg.-Bl. S. 150) hiemit zur allgemeinen Kennt- niß gebracht.

Stuttgart, den 12. Juni 1868.

R enne r.

Seine Majestät der König wird einer Einladung des Ausschusses des Lutherdeukmal- Vereins in Worms Folge leisten und sich zur Feier der Einweihung dieses Denkmals dorthin begeben. Der König wird übrigens, da die Feier auf den 25. d. M., den Todestag des verewigten Königs Wilhelm fällt, nur dem Fest- Gottesdienste und der darauf folgenden Enthül­lung des Denkmals anwohnen. (W. C.)

In einem gegen das Wahlprogramm des Beobachters gerichteten größer» Art. kommt der Staats-Anzeiger auch auf den Passus der Volks­bewaffnung zu sprechen und entgegnet darüber Folgendes:Die allgemeine Volksbe­waffnung mit militärischer Jugendvorberei­tung verspricht zwar eine kurze ausschließliche Inanspruchnahme durch den Waffendienst; sie läßt aber dafür den Einzelnen das halbe Leben hindurch nicht ganz los; schon in der Schule und Lehre muß er eine gute Zeit dem Exerziren widmen, und nach der Präsenz können die He­bungen wieder nicht aufhören. Doch mag dem sein, wie es will, für uns ist soviel klar, daß man, um einen wirksamen militärischen Schutz zu erhalten, sich der Ordnung anschließen muß, welche die andern Staaten angenommen haben, die im Kriege mit uns aus derselben Seite ste­hen, und daß man ebenso diejenigen zu berück­sichtigen hat, die voraussichtlich unsere Gegner sein werden. Jedenfalls aber ist die Frage ent­schieden durch das kaum erst verabschiedete neue Kriegsdienstgesetz, dessen Vollzug im Gange ist. Hieran wieder zu rütteln zeigt wenig Achtung vor der gesetzlichen Ordnung und vor dem Wohl des arbeitsamen Bürgers, dessen Lebensbedinguug ist eine sichere, feste Gestaltung der öffentlichen Zustände, die nicht durch jeden Unzufriedenen wieder in Frage gestellt werden darf.

Der Nachricht in Bezug aus die neue Organisation der Thierarzneischule können wir heute an der Hand der Mittheilung eines badischen Blattes beifügen: In Baden macht die vollständige Annahme der preußischen Militär- Organisation die Einführung von Knrschmieden bei den reitenden Waffen nothwendig. Für die theoretische Ausbildung dieser Aurschmiede hat man, da Baden seine Thierarzneischule aufgeho­ben, zunächst die Thierarzueischule in Stuttgart im Auge. Da diese Kurschmiede aber nur in einer ganz speziellen Richtung, nämlich in der Behandlung der Pferde ausgebildet werden, so müßte für dieselben wohl ein besonderer Cursus eingerichtet werden. (W. C.)

Stuttgart, 16. Juni. Auf der gestrigen Landesproduktenbörse war der Verkehr, trotz des abermaligen Sinkens der Preise, nicht besonders belebt. Ungarischer Weizen ging um 1518 kr., Kernen um 1215 kr., Gerste um 612 kr., Haber um 1215 kr. zurück; im Dinkel und Roggen kein Geschäft. Mehl stand Nr. l auf 11 fl. 3045 kr., Nr. 2 auf 10 fl. 3045 kr., Nr. 3 auf 9 fl. 2430 kr., Nr. 4 auf 8 fl.

Miszellen.

Der Denkstein im Arnbacher Walde. *)

Tief im grünen Wald versteckt Steht ein schmucklos Mal von Stein, Altersgrau und moosbedeckt,

Schaut cs düster ernst darein;

Drüber wölbt sich grün der Wald,

Blume» duften rings herum,

Süßer Vogelfang erschallt.

Doch der Stein steht still und stumm.

Roh und kunstlos eingchaun Ist ein Bild aus alter Zeit,

Grauenvoll ist's anzuschaun.

Mahnend an Gerechtigkeit.

Als ich »och ein Änabe klein,

Ging ich in den Wald gar^oft,

Und zum alten Mal von wtcin,

Kam ich einmal unverhofft.

Und als wär ich festgebannt Blieb ich stundenlang da stehn.

Und ich mußte unverwandt Immer nach dem Bilde sehn.

Scheidend stieg der Tag hinab Und noch immer stand ich da,

Dämmerung mich schon umgab Als ich nach dem Bild noch sah-

Plötzlich wird es um mich licht.

Und ich schau voll Staunen an Wie vor mir ein Hochgericht Ragt auf freiem Wiesenplan.

Um den Richtplatz wogt ein Meer Schauender in wirrem Drang,

Und vom fernen Städtchen her Tönt der Todtenglocke Klang.

Und, was seh ich! droben sitzt Aus dem Stuhl ein Mann so bleich,

Jetzt das Schwert des Henkers blitzt Durch die Lust mit scharfem Streich. Schaudernd hör ich, wie es kracht,

Seh' des Blutes rothcn Schein Plötzlich aus dem Schlaf erwacht Find ich mich im Wald allein.

Tiefe Angst mich da erfaßt Und es jagt mich wilder Graus Vorwärts ohne Ruh' und Rast Bis ich endlich kam »ach Haus

Wieder fiel der Traum mir ein Als nach manchem Jahreslauf Jüngst rch vor mir sah den Stein Sammt dem Hochgericht darauf.

Wieder lachend frisches Grün Auf den Denkstein niederschaut.

Wieder seh ich Blumen blühn,

Hört ich süßen Vogellaut,

Und wo ich einst mußte sehn Jenes Drama sich vollzieh'».

Sah ich Gras im Winde Wehn,

Hecrden weidend in dem Grün.

O, wie glücklich ist die Au,

Dacht' ich da im Herzen tief Und ich rief ins Himmelsblau Was mir längst im Herzen schlief:

Mög doch bald das ganze Land Glücklich wie die Flur hier sein.

Daß, wo eine Richtstatt stand Nur noch ragt ein morscher Stein." _ Th. Lutz.

*) Oberhalb Neuenbürg.

Thierkalender. In England kaufen sich die Gartenbesitzer lebendigeKröten und richten ihnen in den Gemüsegärten und Kraut­äckern mittelst eines hohlgelegten Steines oder Brettes an einem schattigen feuchten Platz einen Versteck her, von wo aus die Kröte ihre nächt­lichen Streifzüge auf Schnecken, Erdraupen und anderes Ungeziefer zur großen Zufriedenheit des Käufers betreibt bei uns schlägt man sie todt!

1224 kr.

Redaktion, Druck und Verlag von Jak. Mceh in Neuenbürg.