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Abgang

von

Herrenalb 6 Uhr 30 Min. Morgens. Carlsruhe 4 Uhr 15 Min. Nachmittags. Herrenalb den 28. November 1867.

Ankunft

in

Carlsruhe 9 Uhr 35 Uhr Vonnittags. Herrenalb 7 Uhr 45 Min. Abends.

Königliches Postamt. Beutle r.

II. Herrenalb-Carlsruhe

Kronik.

Deutschla nd.

Berlin, 3. März. In der heutigen Sitzung des Zollbundesraths wurden die Ausschüsse ge­wählt für Zoll- und Steuerwesen, für Handel und Verkehr, sowie für das Rechnungswesen und für die Geschäftsordnung. Die süddeutschen Staaten sind in sämmtlichen Ausschüssen ver­treten.

Württemberg.

(Pferdseisenbahn.) Die bürgerlichen Kol­legien von Cannstatt haben sich an der Pferds­eiseubahn mit 20 Aktien im Betrag von 2000 fl. betheiligt und dabei dem Komite den Wunsch der Stadt Cannstatt ausgedrückt, dieselbe bis an den Kursaal auszudehnen.

Böblingen, 28. Febr. Die Nr. 7 des Gew.-Bl. aus Württemberg von 1868 enthält eine Abhandlung: die chemische Methode der Brodbereitung von Justus v. Liebig in München. Ein strebsamer Bäcker in Sindel- fingen, Summ, hat sich bemüht, Brod nach die­sem Rezept zu machen, und siehe da, nach zwei Proben hat er ein Backwerk zu Stande gebracht, das durch Güte und Geschmack sich empfiehlt und in Betracht, daß 68 pCt. Brod gewonnen wird, überall Nachahmung verdient. (S. M.)

Miszellen.

Kaufmännischer Briefstiel vom Jahr I7S«.

Um unser» Lesern einen Begriff zu geben, wie die Merkantilsprache noch in der Mitte des vori­gen Jahrhunderts, einer Periode, wo glerchzeitig die deutsche Literatur schon ihre schönsten Blüthen zu treiben begonnen hatte, weit hinter der Sprache des sogenannten gelehrten Standes zurückstand, wollen wir ihnen einige Beispiele aus einer Samm­lung auserlesener Kaufmannsbriefe entnommen, mittheilen:

Hrn. Joh. Bahrmann, Hamburg.

Leipzig, den 20. Januar 1750.

Hochgeehrter Herr!

Ob ich zwar schon lange gewünschet, die Ehre zu haben mit E. L. (Euer Liebden) in Correspon- dance zu gelangen, hat mir dennoch das Glück niemahlen favorisiren wollen! Nachdem aber, Gott sei Dank! mich selbst etabliret, finde ich oc- casion, meinem so sehnlichen Verlangen satisfaction zu leisten. Das Animiren hiezu caufiret die fama, E. L. fidele Bedienung. Und ob ich schon viele Amici von deren Aufrichtigkeit versichert, so habe dennoch auch E. L. nicht Vorbeigehen können, sondern beim Anfang meiner Handlung mit bei Sie einsprechen müssen. Committire demnach per proba am Fuße stehendes, über Lüneburg per adresse Hrn. Michael Dorn, an mich zu senden. Im Preyß E. L. vorzuschreiben habe vor unnöthig befunden, weil schon versichert, daß Sie mich so­wohl darinnen, als in Waaren bedienen werden,

daß Contento erfolget. Den Belauf können E. L. wie dero Gewohnheit, auch auf mich a Vista ent­nehmen, ich honorire dero Tratta mit prompter acceptation und Zahlung, auf weßen sich zu ver­laßen. Versehe mich geneigter Willfahrung und baldigster Einsendung der factura.

Womit verbleibe unter göttlicher Empfehlung E. L. d. w. D-*) Christian Halmann.

3 Vaß crapp 3 Vaß ord. ditto ohne allen Tadel.

*) Euer Liebden dienstwilligster Diener.

Zweiter Brief.

Hrn. Friedrich Dollsig per St. Petersburg. Leipzig, den 12. August 1750. Hochgeehrter Herr!

Mangel Matena! in langen nicht die Ehre gehabt mit E. L. zu correspondiren, hierzu gibt mir occasion dero noch bei mir auf dem Lager liegende Nauchwaaren, von welchen täglich gehofft was abzusetzen, aber noch bis dato nicht effectui- ren können. Ob künftig sich etwas mit Verkauff- ung wird ereignen, lehrt die Zeit. Inzwischen empfehle mich Ihnen bester maßen, und verbleibe unter göttlicher Empfehlung

E. L. d. w. D.

Daniel Heinrich Willen.

Dritter Brief.

Hrn. Johann Barther per Leipzig.

Hamburg, den 29. Okt. 1750- Hochgeehrter Herr!

Replicire auf dero Schreiben vom 20. Okt., daß angeführte Methode, daß man keine Rimeffa eher senden wollte, bevorob sie die Waare in Empfang und Augenschein genommen, solches lau­tet gegen die Vernunft, in specie, da ich sonst nicht mit E. L. einige Connaifsance gehabt. Wenn man vor 1'/, pro 6°/» Provision dienet, so muß die Rimeffa bei der Committirung sein; und ein redlicher Commiffionär sorget vor seinen Prinzi­palen, im Preyß und Güte, als vor eigen. Wann aber die Waare abgesandt, Unglücksfälle zu Wasser und zu Lande, oder durch Diebe rc. überkümme, und Mangel oder Schaden daran wäre, so merke ich wohl aus E. L. Schreiben, daß Sie dann wohl Thara per Sack spielen wollten; nein solcher Handel stehet mir nicht an, sondern solche Gefahr und Zufälle stehen vor des Committenten Rech­nung. Blech und blaue Farbe ist mein Negoce nicht; und kann E. L. sich nur bei anderen ad« dressiren, so zur großgl. Nachricht habe melden wollen.

Nach freundlichem Gruß und Empfehlung Got­tes bin

E L. d. w. D.

Philipp Worm.

Wenn dies nun als auserlesener Stiel gelten konnte, so mag man sich vorstellen, wie es um den mittelmäßigen beschaffen war.

Redaktion, Druck und Verlag von Jak. Me eh in Neuenbürg.