Männer nnd 715,907 Frauen lesen und schreiben, 316,557 Männer und 389,221 Frauen lesen aber nicht schreiben und 5,034,545 Männer und 6,802,846 Frauen weder lesen noch schreiben konnten. Im Jahre 1900 wird wohl in Spanien Niemand mehr lesen und schreiben können.
— Nach den neuesten Berechnungen beträgt die Bevölkerung der Erde 1350 Millionen, welche sich in 3064 bekannten Sprachen aus- drücken und 1100 bestimmten Religionen huldigten. Da» mittlere Lebensalter des Menschen ist ans 33 Jahre 6 Monate geschätzt. Ein Vicr- theil der Kinder stirbt vor dem 7. Jahr und die Hälfte vor dem 17. Jahr. Von 100 Personen erreichen 6 das Alter von 60 Jahren und darüber; von 500 wird eine 80 Jahre und von 1000 nur eine bis 100 Jahre alt. Jedes Jahr sterben 33 Millionen Menschen, also 91,000 den Tag, 3730 in der Stunde, 60 in der Minute. Dagegen ereignen sich im Jahr durchschnittlich 41,5 Millionen Geburten; nur wird dieser steten Zunahme deS Menschengeschlechtes durch Krieg und andere außerhalb des regelmäßigen Ganges der Natur liegende Verhältnisse häufig Abbruch gethan.
Wie man seiner Familie am besten eine Erbschaft sichern kann.
(Fortsetzung.)
Nathsschreiber. O Bärenwirchin — so eine gescheidte Frau und Zeug schwätzen, wie ein Mann ohne Kopf. Haben Euch die Leute nicht auch schon gesagt, man müsse bald sterben, wenn man sich in die Lebensversicherung aufnehmen lasse? Brennt denn Euer Haus ab, weil Ihr in der Feuerversicherung seid, und meint Ihr, die mehreren hunderttausend Menschen, die allein bei deutschen Lebensversicherungsgesellschaften mit Hunderten von Millionen Gulden versichert sind, wollen nicht mich noch lange leben! Und vollends der Eingriff in die Vorsehung — da dürfte man ja auch nicht den Blitzableiter auf unserer Kirche dulden. Die vielen frommen Geistlichen, welche ihr Leben, sei es für ihre Familien, Anverwandte oder auch zu Gunsten einer wohlthätigcn Anstalt oder zur Gründung einer Stiftung versichern, würden eS gewiß nicht thun, wenn es eine Sünde wäre. Im Eegentheil sieht man es mehr nnd mehr so an, daß Diejenigen, welche die Zukunft von Frau und Kindern durch Versicherung ihres Lebens sicher zu stellen unterlassen, sich am Wohl der Ihrigen versündigen und für gewissenlose Familienväter gelten. Denn die Lebensversicherung macht in allen Ständen von Jahr zu Jahr größere Fortschritte und allein in Deutschland sollen sich wieder im letzten Jahre ungefähr 6o,l'0) weitere Personen mit mehr als 00 Millionen Gulden versichert haben. Bei der Sruttganer Bank beträgt seit ihrem 13jährigen Bestand die Versicherungssumme 25V, Millionen Gulden. Daran sind die Gcwerbsleutc allein mit mehr als 5 Millionen bctheiligt.
Bärenwirth. Höre Frau, das Ding gefällt mir und gerade ist mir ein Gedanke durch den Kopf gefahren, mit dem ich gleich gegen den Herrn Rathsschreiber heraus muß: Also mein Nettester, der Franz, bekommt einmal das Bauerngut, wie ich's auch von meinem Vater ererbt, und er muß dann seine vier Geschwister hinausbezahlen. Aber schon oft hat es mir Bedenken gemacht, daß der Franz dadurch zu hart angelegt wäre und am Ende aus dem Hof trotz der Wirthschast, die auch mithelfen muß, nicht bestehen könnte.
Wie wär's nun, wenn meine anderen Kinder, die wir gerade so gerne haben, mit einer Lebensversicherung zum Thcil abgefunden werden könnten?
Raths schreib er. Dießmal habt Ihr den Nagel auf den Kopf getroffen — sehet, wenn Ihr Euch auf den Todesfall mit einer gehörigen Summe versichert, so können damit dereinstens Eure vier jüngeren Kinder befriedigt werden und dem Franz kann zugleich das Gut um eine» billigeren Anschlag als sonst überlassen werden. So sollen cs in England die reichsten Edelleute machen. Ihr könnt Euch aber auch die Versicherungssumme gegen einen kleinen Zuschlag zu der sonstigen Einlage noch bei Euren Lebzeiten, in etwa 20 — 25 Jahren, auszahlen lassen. Bis dahin sind Eure Töchter heirathsfähig und Ihr könnt sie dann, ohne Euch wehe zu thun, aussteuern. Außerdem habt Ihr dann selbst noch einen Genuß von dem Geld und brauchet den Franz .nicht mit einem Ausding zu beschweren.
Bärenwirth. Jetzt seh' Eins meine Alte an, die strahlt ja ganz vor Frcnde — wie ist'ö denn jetzt mit dem Eingriff in ....
Bärenwirthin. Ach sei still, der Herr läßt seiner nicht spotten — aber ich glaub's selber, daß nichts Unrechtes daran ist, und wenn mein Mann sich versichern will, so mache ich keine Widerrede mehr. Wie steht'S aber mit dem Lisbethle — soll denn der arme Tropf allein leer ausgehen könnte man für das Kind nicht auch Etwas thun?
Nathsschreiber. Freilich kann man was für's Lisbethle thun. — Das läßt sich mit wenigen Gulden jährlich machen, Ihr könnt dazu die Pnthcngeschcnke des Kindes verwenden, damit sie z B. im 20sten, 2ästcn Jahre ein paar hundert Gulden als Aussteuer oder Altersversorgung *) bekommt. So meint Jhr's doch?
Bärenwirthin. Ja, ja — so meine ich.
Nathsschreibc r. Man darf aber nicht glauben, daß die Lebensversicherung etwas Apartes für den einen oder andern Stand sei — sie paßt für jeden Beruf, für Reich und Arm. So erlöst sich der vermögenslose Arbeiter von der nagenden Sorge, was ans seinen Kindern werden soll, durch die Versicherung seines Lebens — was ist auch die Entsagung auf ein Glas Bier, eine Cigarre täglich gegen das wohlthuende Bewußtsein, durch seine Sparsamkeit Denjenigen, die ihm in diesem Leben am thcuersten sind, einmal zur eigenen Erisienz zu veebclfen und sie so vielleicht vor dem Elend und dem Laster gerettet zu haben.
(Schluß folgt.)
*) Soll z. B. de»! 3jährigen Kinde ein Kapital von fl. 100 auf's Löte Lebensjahr gesichert werden, so hat man hicfiir bei der Stuttgarter Bank eine jährliche Prämie von fl. 3. l kr. zu entrichten. Erlebt das Kind das Löte Jahr, so bekommt cs nicht nur fl. 100., sondern auch noch eine schöne Dividende baar ausbezahlt. Stirbt cs vor dem 25tcn Jahr, so werden die Einlagen zurückbczahlt.
Redaktion, Druck nnd Bcriag von Jak. Mech in Neuenbürg.