Türkenschuß", und selbst der altbekannte Wiener Kipfel," das Frühstückbrod in Halbmondform, weist auf Volkssagen von der Belagerung Wiens durch die Türken hin. Die einst unsere Dränger waren, sind nun selbst bedrängt, und die Gefahr welche sie bedroht würde gegen uns sich kehren, gelänge es der inzwischen entstandenen großen Ostmacht das osmanische Reich in Europa zur Auflösung bringen. (A. Z.)

Wien, 30. Juli. Die Presse schreibt: Die Meldung unseres Morgenblattes, Kaiser Napo­leon werde in der ersten Hälfte des künftigen Monats zum Besuche der kaiserlichen Familie eintreffen, bestätigt sich. Salzburg wird die Ehre haben, den hohen Gast innerhalb seiner Mauern zu beherbergen. Die Ankunft ist auf den 7. August festgesetzt. Die Nachricht wird nicht verfehlen, allerorten das größte Aufsehen zu erregen, und in der That, es müssen gewich­tige politische Motive gewesen sein, welche den Kaiser der Franzosen bestimmten, auf das bereits aufgegebene Projekt eines Kondolenzbesuches beim österreichischen Hofe zurückzugreifen.

Württemberg.

Stuttgart, 21. Juli. Die seit fünf Wo­chen in Ludwigsburg bestandene Lehrabtheilung wurde unter heutigem nach vollständiger Errei­chung ihres Zweckes aufgelöst und sind deren Offiziere und Unteroffiziere bei ihren betreffenden Regimentern eingerückt. Mit dem 29. d. M. wird die Einübung des preußischen Exerzierregle­ments in den Lehrkompagnien der Regimenter und Jägerbataillone unter Beigebung der seit­herigen großh. badischen Instruktoren beginnen.

Stuttgart, 27. Juli. Das von uns gestern erwähnte Gewitter der vorletzten Nacht, das in unserer Nähe so starken Schaden ange­richtet hat, scheint sich in ziemlich weitem Kreise im Lande verbreitet und überall von Hagel be­gleitet, seine verderbliche Wirkung geäußert zu haben. (St.-Anz.)

Stuttgart, 28. Juli. Dem Vernehmen nach sind bis jetzt etwa 30 Gemeinden im Lande um Gestattung der Aushebung der Polizeistunde eingekommen. Es ist noch jedes derartige Gesuch einer Gemeinde vom k. Ministerium des Innern gewährt worden. Die Erfahrungen, die man bis jetzt gemacht, sind nur günstig. Die Bil­dungs-Laufbahn der jungen Volksschullehrer ist, wie bekannt, um ein Jahr verlängert worden. Der tüchtigst gebildete Lehrer ist auch in der Volksschule der Leistungsfähigste. Mit der Ver­längerung der Bildungszeit steht die Errichtung von Uebungsschulen, an welchen die Seminaristen praktisch in's Schulhalten eingeführt werden sollen, in Verbindung. Es haben nun mit den Gemeinden, in denen sich Schullehrer-Seminarien befinden, Verhandlungen stattgefunden, auf Grund deren die Einrichtung von solchen Uebungsschulen in's Leben treten soll, sobald die Stände die erforderlichen Mittel verwilligt haben werden.

(W. C.)

Stuttgart, 30. Juli. Der Tel. bringt uns aus Tübingen die Trauerkunde, daß Paul Pfizer seinen langen Leiden erlegen ist. Unser deutsches Vaterland hat in ihm einen seiner edel­sten Söhne, unsere engere Heimath einen der '

bedeutendsten Männer des öffentlichen Lebens, dessen Wirken freilich schon in eine frühere Pe­riode siel, verloren. (S. M.)

Stuttgart. Das Reg.-Bl. vom 1. August enthält eine Verfügung der Ministerien des Kriegswesens und der Finanzen, wonach statt der Oberamtspflegen den nicht präsenten Ein­stehern in der Linie und in der Landwehr nach abgelaufener Dienstzeit, beziehungsweise den Er­ben derselben, im Namen der Staatsschulden- zahlungskaffe die Einstandskautions - Kapitalien künftig, und zwar vom 1. September d. I. an, die Kameralümter an die Forderungsberechtigten zu bezahlen haben.

Neuenbürg. Dem Vernehmen nach sind bei dem heutigen Nntzholzverkauf der Stadt im Durchschnitt nur des Revierpreises erlöst worden.

Ausland.

Rom, 17. Juli. Eine Thatsache von nicht zu unterschätzender Bedeutung hat sich so eben vollzogen. Das Nationalcomito und das Jn- surrektiouscentrum zeigen den Römern an daß sie sich nach Beseitigung aller Meinungsverschie­denheiten zu einer einzigenGiunta Nazionale Romana" vereinigt haben, welche jetzt die Ober­leitung der Angelegenheiten übernimmt.

Mexiko. Es bestätigt sich vollkommen, daß der französische Gesandte Dano (den die Pariser Offiziösen bereits in Veracruz sich einschiffen ließen) gefangen in Mexiko zurückgehalten wird. Wie der Messager franco-americain meldet, ist derselbe am 27. Juni benachrichtigt worden, er dürfe unter keinem Vorwand das Land verlassen. Mexiko habe mit Frankreich wegen dessen Ein­mischung und des Schadens, den diese an Men­schenleben und Eigenthum dem Laude zugefügt, abzurechnen. Die mexikanische Regierung werde also, wenn ihr nicht sofort Genugthuung und Entschädigung zu Theil werde, alles Besitzthum französischer Staatsangehörigen in Mexiko mit Beschlag belegen. Bis dahin werde Dano gefan- gen bleiben.

Miszellen.

Die Franzosen sind bekanntlich bedeutende Gelehrte in der Geographie. Als sie nun lasen, daß das an Preußen abzutretende Fürstenthum Waldeck 20 Quadratmeilen umfaßte, so kam ihnen das doch zu wenig vor und ein Journal machte daraus 20,000 Quadratmeilen mit 60,000 Einwohnern. Nach diesem Maßstabe Hütte Waldeck beinahe so viel Ausdehnung, wie ganz Deutschland und Frankreich zusammenge­nommen, dafür wäre aber seine Bevölkerung so dünn wie die sibirische, drei Menschen auf die Quadratmeile. Trotz dieses Unsinns ging die Notiz durch alle französischen Blätter.

Wie die Zeiten sich ändern. Der be­kannte Corvin, der im Jahre 1849 die Festung Rastatt gegen die Preußen vertheidigen half und kriegsgerichtlich zum Tode verurtheilt, jedoch zu 10 Jahren Bruchsal begnadigt worden war, sitzt jetzt ganz gemüthlich als nordamerikanischer Oberst in Berlin. Er hat Aussicht, amerikani­scher Konsul für Deutschland zu werden, und kann es am Ende noch erleben, vom Könige von Preußen zur Tafel gezogen zu w.rden.

Redaktion, Druck und Verlag von Jak. Meeh in Neuenbürg.