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Steigen begriffen. Dazu trägt die Geschäftsver­bindung mit den übrigen Banken des Landes wesentlich bei. Diese haben einen zum Theil sehr beträchtlichen Geldbedarf, so z. B. bezog die Bank von Biberach allein in einem halben Jahre 150,000 fl.; die hiesige Bank vermag stets gute Dienste zu leisten. (Schw. M.)

Calw. Krämer- und Viehmarkt. Mittwoch 24. Juni.

Wildbad, 16. Juli. Die Frequenz unseres Kurortes ist stärker geworden, als man anfangs der Saison glaubte; die Logis in der Stadt sind sammtlich von Kurgästen besetzt und nur noch außerhalb der Stadt sind Wohnungen zu haben. Ein hoher Gast, der schon längere Zeit jedes Jahr unsere Quellen benützt, und nur voriges Jahr ausblieb, kam auch diese Saison wieder, nämlich S. kais. Hoheit Prinz Peter von Oldenburg, welcher mit Frau Gemahlin und Frln. Tochter vorgestern eintraf. Heute Mittag um 12 Uhr brannte in der Nähe der Gasfabrik eine Heuscheune total ab; die Entstehung des Feuers ist noch nicht ermit­telt; wahrscheinlich trägt Unvorsichtigkeit die Schuld.

Ausland.

Ein Plakat der französischen Ostbahn zeigt an, daß diese für die Besucher der Welt­ausstellung einen Spezialzug veranstalten wird. Die näheren Bestimmungen sind diese: Abgang von Straßburg Sonntag 28. Juli 1 Uhr Nachmittags, Ankunft in Paris: Montag 7 Uhr 10 Minuten Morgens. Aufenthalt in Paris 4 Tage. Abfahrt von Paris: Donnerstag 1. Aug. 10 Uhr 55 Minuten Abends; Ankunft in Straß­burg Freitag 2 Uhr 55 Minuten Nachmittags. Preis von Straßburg nach Paris 2. Klasse 30 FrcS. 3. Klasse 20 Frcs. Die Billets werden abgege­ben vom 18. Juli bis zum Mittag des 27. Juli.

Paris, 14. Juli. König Karl von Würt­temberg ist in den Tuilerien mit außergewöhn­licher Aufmerksamkeit ausgenommen worden. Die vfficiöse und officielle Presse fließt von Höflich­keiten für denselben über, und sowohl von dieser Seite als von den unabhängigen Organen wird der Industrie und besonders dem Schulwesen Württembergs, wie dasselbe auf der Ausstellung vertreten ist, reiches Lob gespendet. Bei dem Frühstück in der Ausstellung am 10. d., zu welchem die Mitglieder der süddeutschen Com­missionengeladenwaren, brachte der König einen Trinkspruch auf Napoleon III. aus. Der Kaiser und der Sultan besuchten denselben im Laufe des Nachmittags und am I I. ds. machten ihm die sämmtlichen Minister ihre Aufwartung. So meldet dieAllg. Ztg." und ein Correspondent derKöln. Ztg." berichtet dasselbe, indem er noch bemerkt:Der Kaiser persönlich erschöpft sich in Liebenswürdigkeit, sekundirt von der Kai­serin, gegen seinen süddeutschen Gast."

Miszellen.

(Weinhandel.) Noch vor einigen Mona­ten ging es mit dem Weinhandel noch mehr, wie mit einem jeden andern Handel schlecht.

Ueberall hörte mau die Worteflau und matt." Die größeren Handelshäuser, welche sich mit dem Einkauf von Wein befassen, haben mit ihren Käufen zurückgehalten, weil die Furcht vor dem Kriege, die Entwickelung eines jeden Weiuge- schüftes hemmte. Dies scheint nun durch die soweitige Sicherung deS Friedens anders gewor­den zu sein. Jetzt hört man wieder mehr das besser klingende Wortbelebt." Die Kauflust hat entschieden zugeuommeu. Die Preise der 1866er Weine bessern sich sehr und werden auch immer mehr gesucht, so daß, wenn der Frieden gesichert bleibt, der Handel darin noch ein recht lebhafter werden wird, lieber die Preise der Weine läßt sich nicht gut was bestimmtes sagen. Dieselben richten sich eben hauptsächlich nach der Qualität, die mitunter bei ein und demselben Gewächs, aus ein und demselben Jahrgauge, ein und derselben Gegend, je nach Lage, Boden und Klima, sowie nach Behandlung der Weinberge und der Weine die auffälligste Verschiedenheit zeigt. Die rheinischen Weinhändler rechnen jetzt Schleswig-Holstein und Mecklenburg zu Haupt- absatzgebieteu. Mit dem Absätze von Weinen nach Amerika geht cs jetzt nicht wie früher, und wird es wohl auch noch für längere Zeit stocken, weil noch sehr große Vorrüthe von deutschen Weinen daselbst liegen sollen. Durch die kriege­rischen Zeiten ängstlich gemacht, sollen viele Weinproducenten ihre Weine zu ihren Verwand­ten nach Amerika geschafft haben, welche bis jetzt noch meistens unverkäuflich geblieben sein sollen.

Pariser Ausstellung.

Für seine Dampf - Chocoladen - Brustbonbons und Zuckerwaaren ist dem hiesigen Fabrikanten Franz Stollwerk auch in diesem Jahre die Preis-Medaille zuerkannt worden!

Diese Auszeichnung ist um so ehrender, als die Erzeugnisse gleicher Branche aus allen Län­dern, darunter von etwa vierzig der bedeutend­sten pariser Häuser, mit einander concurrirten und es die einzige Medaille ist, welche hiefür auf ganz Preußen fällt.

Besonders wird die Vielseitigkeit der Fabri­kation, wie sie wohl keines der vertretenen Häu­ser aufzuweisen hat, so wie die vorzügliche Ar­beit und Preiswürdigkeit der ausgestellten Maa­ren selbst Seitens der französischen Concurrenz auf das lobendste anerkannt.

Obige Thatsachen dürften wohl geeignet sein, die in Deutschland noch vielseitig wurzelnden Scrupel, daß nur Paris Vorzügliches in Ehoco- laden und Confituren liefern könne, zu besei­tigen, um so mehr, als der Verkauf der Stoll- werck'schen Fabrikate in der Ausstellung selbst ein ganz bedeutender ist.

Die vor kaum einem Jahre dem Betriebe übergebene neue größere Fabrik des Herrn Stoll­werk vermag die eiulaufenden Aufträge nicht zu bewältigen, und steht derselbe im Begriffe, ein größeres Etablissement zu errichten, wozu bereits die neuesten und vorzüglichsten in der pariser Ausstellung befindlichen Maschinen acquirirt sind. (Kölnische Zeitung,

10. Juli Nr. 189, Zweites Blatt.)

Redaktion, Druck und Verlag von Jak. Meeh in Neuenbürg.