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MisMen.
Das Testament.
(Fortsetzung.)
Aber — wie ? „Sollte," so fragte er sich selbst, «sollte er es nicht wenigstens versuchen, die Sache im Stillen, mit Vermeidung unnöchigen Aufsehens, zu Ende zu bringen?' Ja, den Versuch wollte er machen, aber mußte er dann nicht Julien cmst- weilen entfernen, damit nicht der Elende heimlich mit ihr confcrire? Und war diese Entfernung nicht doppelt notvwendig, wenn der Mensch, der ihn so sehr getäuscht, in der That die Gerichte mit dem Thatbestand bekannt machte? Er fe-bä hoffte sich vor der Behörde wegen seiner Handlungsweise leicht zu reinigen, aber — der Friede seines Hauswesens, das Glück seiner >>inder -- als solche betrachtete er Julien und Wilhelm — war auf ewig zerstört, wen» Julie auf eine verletzende Weise mir dem Hergang der Dinge ver traut gemacht würde. Die letztere mußte also fort, um jeden Pre s; seinen Sohn aber woüre er nach ihrer Entfernung sogleich in das Geheimniß ein- wcihen, und dann mit ihm gemeinsame Schritte thun, den Schmelzer und seme Tochter in Güte oder mit Gewalt loszuwerden. Nachdem er nun diesen Entschluß gefaßt hatte, schritt er alsobalv zu dessen Ausführung, unv ließ Julien buten, auf sein Zimmer zu kommen
«Julie,« sagte er, als das liebliche Kind eingetreten war, du bist nun fast achtze n Jahre alt, und es ist Zeit, daß ru dich in der Hauptstadt des Landes weiter ausdildest. Wir werden daher morgen früh dahin abreisen und du wirst dort bleiben, bis ich dich w edcr h erhrr rufen werde« „Aber, th erster Ohe m,« rief Julie, sie war von Kindheit auf gewöhnt worden, ihn bei diesem Namen z nennen — Sie haben mir ja hier den Lehrmeister genug gehalten, was so l ich also in der Hauptstadt thun? Und — u> d warum denn >iese schnelle auffallende Abreise? Liebster, bester Lhcim . ."
Ihre Augen gingen ihr über und sie konnte vor Schluchzen nicht weiter sprechen, jo daß eS ihren Pflegvater viele Mühe kostete, sich nicht erweichen zu lassen; aber er überwand seine Schwäne und blieb au seinem egehren.
Es muß sein, mein Kind," sagte er ernst; «kS ist keine Laune von mir, ebensowenig als eine Wiükühr; aber wenn du mich irgend ieb hast, so glaube mir, es muß sein- Du wirst also morgen n aller Frühe mit mir in dir Haup stadt reisen, um kort zu bleiben, bis ich dich wieder rufen lasse Ich werde dich bei einer angeseheuen Familie unterbringen, und man wird dich dort behandeln, als wärest du die Tochter vom Hause; dagegen aber m>-ß ich darauf bestehen, daß du meinem Sohne nichts von dieser Reise mittheilst, nicht eine Sylbe. Ich werde ihn morgen nach meiner Rückkehr selbst davon bmachrich igen, und ihm die Gründe auseinander setzen. ES mag dir dies seltsam und hart erscheinen, aber ich kann nicht anders und du wirst später, wenn ich dir einmal den ganzen Zusammenhang auseinander sehe, die Gerechtigkeit meiner Maßregeln selbst billigen."
«Sir verbannen mich also, Sie verstoßen mich!« rief Julie, deren Brust sich konvulsivisch hob.
Aber er erwiederte ihr nichts mehr, sondern
erinnerte sie blos an sein Gebot des Stillschwn- g nö, und sie kannte se ne Strenge; darum, obwo l sie bleich war w e der Tod, obwohl ihr Herz fast brach, so kam doch keine Sylbe mehr über ih en Mund! Zn der Nacht packte sie ihren Koffer, und am frühesten Mo g n f hr Herr Foh- mann mit einem Pflegckinde ab. Er ließ sein G-fährt auf der nächsten S ation anhalten und nahm z ostpferde, um a >- Abend wieder zurüclsein zu können; denn seine Absicht war, sich nach Sonne-- un erg ing bei der großen Eiche am -nde des Parkes einzusinden, um endlich mit dem Elenden, der ihm seit Monat n d .ö Leben zu vergiften suchte, abz rechnen. Ein E de sollte es nehmen, so oder so, in Gutem oder in Vösem Konnte er den Skandal vermeiden, we n auch d rch ein stärket Gelcopfcr, so war es recht; wo nicht, - nun, so sollte das Gewitter los gehen War dann doch wenigstens Julie entfernt, welche unter de» iu diesem Falle zu erwartenden En hülluugen am mei en zu leiden ha te!
Der Zweck der Reise war erfüll; Julie war in einem eprb>-.en Hause der Hauptstadt unterge- dracht, und He r Fohmann machte sich z» guter Zeit uf den Rückweg. Als die Sonne ume ging, konnte e schon den boom Thurm der Moster irche, welche zu fernem E genthum gehörte, erbl cken. Nunmehr stieg er aus seinem Wagen und befahl de», Kutsche-, allein nach H-use zu fuhren. »Er werde in Bälde Nachkommen," sag e er, «denn er beabsichtige einen kleinen S azic g ng im Park- wälvchen ' — Der stutscher fuh fort und Herr Fohmann näherte sich mit ruschen Schritten der reiche, welche am Ende des Pa ks stand.
(Fortsetzung folgt.)
A l t und neu.
Ein Wortspiel.
Ich liebe das Alte Und liebe das Neue,
Damit ich am Alten Mich neuerdings freue.
Ich liebe das Neue Und liebe das Alte,
Damit mir das Neue Nicht unbedingt walte.
Willst klug und gerecht Du das Neue gestalten
So mußt Du Erfahrung Dir holen beim Alten.
Doch mußt vor dem Neuen Du nimmer erschrecken;
Du wirst oft das Alte Im Neuen entdecken I
Eisenbahn-Fahrten
in der Richtung Pforzheim-Mühlacker
Nach Mühlacker.
Abgang in Pforzheim.
8 Uhr 53 Min. Vorm.
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Mittags
Nachm.
AdendS.
Nachts.
Ankunft in Mühlacker. 9 Uhr 20 Min. stüh.
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Vorm.
Nachm.
Abend«.
Nacht«.
Von Mühlacker.
Abgang in Mühlacker. > Ankunst in Pforzheim.
. ... g Uhr 56 Min. früh.
6 Uhr 25 Mi», früh-
9 „ 26 „ , Vorm.
11 „ 50 „ „
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„Lourierzügc."
Vorm.
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Redaktion, Druck und Verlag von Jak. Meeh iu Reuenbürg.
Eine Beilage folgt mogren.