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rasch um sich, daß in Zeit von 1?/s Stunden nicht weniger als 7 Gebäulichkeiten, (3 Wohn­häuser und 4 Scheuern), ein Raub der Flam­men wurden.

Karlsruhe, 20. April. Der Großherzog hat einer Konzession zum Bau und Betrieb einer von der großherzogl. Staatseisenbahn bei Rastatt nach Gernsbach führenden Seitenbahn die Ge­nehmigung ertheilt.

Aus Baden 22. April. Die Konzessio- nirung zum Bau und Betrieb der Murgthalbahn, die nach dem Gesetz vom 26. Dez. v. I. von Rastatt aus nach Gernsbach aus vorgesehen wor­den ist, ist nun an eine Aktiengesellschaft erfolgt. Das Kapital für diese etwa 4 Stunden lange Seitenbahn, die das durch seine Naturschönheiten und manchfache Industrie sich auszeichnende un­tere Murgthal mit unserer Staatsbahn verbinden soll, ist vorhanden, und der Bau kann nun, wenn anders der Friede erhalten bleibt, rasch ausge­führt werden. Da keinerlei Terrainschwierigkei­ten vorhanden sind, so hofft man den Bau schon im folgenden Jahre zu Ende zu führen. Jeden­falls verspricht diese Seitenbahn eine der renta­belsten zu werden. Den Betrieb selbst will der Staat, wie dies auch bei den übrigen konzes- sionirten Privatbahnen in unserm Lande der Fall ist, übernehmen.

Württemberg.

Stuttgart, 23. April. Gestern tagten die Vertreter von 30 Konsumvereinen aus Süd­west- und Mitteldeutschland in der Liederhalle zum Zweck der Gründung eines engern Verban­des zu Förderung der gemeinsamen Interessen und zwar waren vertreten: aus Württemberg die Vereine von Aalen, Berg, Bietigheim, Cann­statt, Eßlingen, Geißlingen, Göppingen, Heiden­heim, Heilbronn, Ludwigsburg, Mezingen, Neuen­bürg, Ravensburg, Stuttgart, Ulm und Wasser­alfingen; aus Baden die von Karlsruhe, Mann­heim, Pforzheim und Röttenbach; aus Bayern die von Eibach, Kempten, München, Nürnberg, Rosenheim, Schwabach und Stein; aus Hessen die von Mainz und Worms; aus Preußen der von Wiesbaden. Nachdem das Wünschenswerthe eines solchen Verbandes einstimmig anerkannt worden war, wurde Stuttgart auf 1 Jahr zum Vorort erwählt.

Stuttgart, 24. April. In den Ministe­rien der Justiz und des Innern ist ein Gesetzes­entwurf, betreffend die Abschaffung der Körper­lichen Züchtigung, ausgearbeitet und bereits dem K. Geheimenrathe zu verfassungsmäßiger Begut­achtung übergeben worden.

Miszellen.

Das Testament.

(Fortsetzung.)

Nun, mein Herr," begann Herr Fohmann mit gemessener Stimme, »nun sind wir allein. Sagen Sie mir vor Allem, wer Sie sind; dann, was Sie von mir wissen, und endlich, was Sie von mir wollen, das heißt wie viel Sie wollen, denn daß es hier auf eite Erpressung abgesehen ist, darüber bin ich längst mit mir im Klaren.»

Sie sind kurz angebunden, Herr Fohmann,»

meinte der Andere sich in einen Sessel werfend, als wäre er hier zu Hause;ich denke eben, Sie werden schon noch geschmeidiger werden. Was nun Ihre erste Frage betriff, so ist mein Name Schmelzer, Alops Schmelzer, und meine Tochter heißt Alopsia Schmelzer."

»Und wie hießen Sie früher, wie hießen Sie sich besonders in der Zeit, da Sie sich vor siebzehn Zähren in dieser Gegend hcrumtrieben ?' fragte Herr Fohmann weiter, den Alops Schmelzer fest anschend.Ich will es Ihnen sagen: Sie sind der berüchtigte Haudigel, auf den damals ein hoher Preis gesetzt war, und der jetz: noch, wenn man ihn einfängt, des Zuchthauses gewiß sein kann."

Wollen Sie vielleicht den ausgcsetzten Preis verdienen, Herr Fohmann?» lachte der Andere höhnisch. »Schade, daß die Sache so gut wie verjährt ist, aber immer zu, Herr Fohmann! Sie thun nur einen Gefallen, wenn Sie mich angeben, denn dann sollen die Richter auch erfahren, auf welche Art Sie m jener Erbschaft kamen, welche Sic zu dem gemacht, was Sie jetzt sind.»

»Sie waren damals in meiner Scheune versteckt, ich weiß es,» fuhr Herr Fohmann fort ohne sich irren zu lassen; »Sie haben vielleicht durch irgend einen Spalt oder ein Astloch Ln mem Kabinet hin­eingesehen und wissen daher, daß ich dreitausend doppelte Napoleons zählte, welche in einer von einem Franzosen erbeuteten Kassette verschlossen waren. Nun wohl, ich gebe es zu, cs verhält sich ganz so, wie Sie sagen, diese dreitausend Gold­stücke sind das Erbe, das ich vor siebzehn Jahren machte. Sie sehen ich spreche offen und ohne Rückhalt, und ich weiß warum ich so spreche; denn entweder war jenes Gold Eigenthum des französischen Staats, und dann konnte ich es als ehrliche Kriegsbeute betrachten, oder war es Ei- genthum von Julie Marcet, der Tochter jenes Franzosen, und dann bin ich wieder in meinem Rechte, denn ich habe sie wie mein eigen Kind auferzogen und behandle sie in jeder Beziehung meinem Sohne gleich. So verhält sich die Sache. Dessenungeachtet bin ich nicht abgeneigt, Ihnen, da Sie mir im Elend zu sein scheinen, eine kleine Summe zu geben, womit Sie sich durchhelfen können, dis Sie sich einen ehrlichen Erwerb ge­funden haben Nur wünschte >ch dann, daß Sic sich auf der Stelle aus dies r Gegend entfernten."

»Damit ich nach einem Jahre abermals käme, um zum zwesten Male Geld zu erpressen; wie Sie es nennen?" erwiedcrte Herr Schmelzer ruhig. Nein Herr Fohmann, diese Taktik scheint mir nicht die richtige. Sie sagen,» fuhr er mit einer ernsten Miene fort, indem er sich zugleich das An­sehen gab, als komme das, was er nun sage, ihm aus dem tiefsten Herzensgründe.Sie sagen, Sie hätten ein Recht gehabt, jenes Gold sich an­zueignen. Gut, das mag sein, aber dann hätten Sie nicht vorschützen sollen, Sie hätten einen Oheim in Curlund beerbt. Würde es nicht einen schweren Makel auf Sie werfen, wenn die Nachricht vom wahren Sachverhalt unter die Leute käme?

(Fortsetzung folgt.)

^ Hiezu eine Beilage der Buch­handlung von Otto Riekcr in Pforzheim und nimmt Gottlieb jr. Bestellungen, welche sofort ausgeführt entgegen.

Redaktion, Druck und Verlag von Jak. Meeh in Neuenbürg.