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^ Karlsruhe, 23. Jan. Seit der erfolgten Klärung der Stellung Bayerns zur deutschen Frage hat sich die Hoffnung auf eine baldige und erfreuliche Lösung sehr gehoben. Es bedarf jetzt in der That nur noch des guten Willens, um die Einigung Deutschlands in einem Grad herzustellen, der vor einem Jahre nur erst der fernsten Zukunft anzugehören schien. Auf diesen Willen sollte man bei Fürsten und Völkern rechnen dürfen. (S. M.)
Mannheim, 14. Jan. Zum erstenmal bewegten sich heute als Probe zwei Locomotiven über die neue Rheinbrücke; die Hauptprobefahrt ist noch Vorbehalten. Das prachtvolle Bauwerk hat nun seine Vollendung so weit erhalten, daß bei eintretendem Eisgang, wodurch die Schiffbrücke und die Trajectanstalt außer Benützung treten, wenigstens die Güterbeförderung über die neue Brücke stattfinden kann.
Württemberg.
Stuttgart, 20. Jan. Die Vorbereitungen für den Landtag dauern fort; es ist jedoch nicht anzunehmen, daß derselbe vor Mai zusammen- rete, da wohl kaum früher ein Hauptfinanzetat aufgestellt und den Ständen vorgelegt werden kann, weil die Gerichts-, die Verwaltungs- und die Militärorganisation von ungemein großem Einfluß auf den Etat sind und über diese also vorher entschieden sein muß.
Stuttgart, 22. Jan. Wie wir hören, soll sich die Nachricht bestätigen, daß die süddeutschen Regierungen ans Baierns Anregung über ein möglichst gleichartiges Projekt der Heeresorganisation Übereinkommen wollen. Die Zustimmung von drei Regierungen ist erfolgt, nur die von Baden steht noch aus. Zunächst sollen Konferenzen im hiesigen Kriegsministerium mit Abgeordneten der betreffenden Staaten eröffnet werden.
Stuttgart, 24. Jan Nach dem Rechenschaftsbericht des württ. Sanitätsvereins, welcher wohl auf officiellen Angaben beruht, würde die Zahl unserer vor dem Feinde gefallenen und der in Folge ihrer Wunden gestorbenen württ. Krieger 12S, die Zahl der „Vermißten" 64 Mann betragen, zus. 189; dazu kommen 120 Invaliden.
(S. M.)
Vom Neckar. Anst Januar. Der von Preußen in den letzten Wochen des letzten Jahres gemachte Vorschlag, die in dem Zollverein bestehenden Salzmonopole aufzuheben, dagegen eine gemeinschaftliche Salzsteuer einzuführen und den Handel mit Salz durchaus freizugeben, ist in der süddeutschen Presse bis jetzt namentlich den Bedenken begegnet, daß im Falle der Ausführung dieser Maßregel die süddeutschen Staatskassen erhebliche Ausfälle, die Salzkonsumenten in Württemberg und Baden einen fühlbaren Preisaufschlag zu gewärtigen hätten. Zur Begründung dieses Bedenkens beruft man sich darauf, daß die Salzkonsumtion in Süddeutschland eine stärkere sei, als im Norden und im Durchschnitt des Zollvereins überhaupt.
Neuenbürg, 28. Jan. Unsere Eisenbahnarbeiter haben eine unglückliche Woche hinter sich. Nachdem zuvor schon mehrere Verlezte in das hiesige Krankenhaus gebracht waren, wovon einer am 18. gestorben ist, erlitten in einem Steinbruche durch eine in Folge des Thauwetters locker ge
wordene Erd- und Steinmasse, die heraÜfiel, am Samstag wieder 2 Arbeiter bedeutende Verwundungen und blieb einer todt am Plaze, während ein vierter einen Beinbruch erhielt. — Gegenwärtig sollen sich !2 Verunglückte und Kranke im Krankenhause befinden.
Ausland.
Einem Privatbriefe aus dem südlichen Frankreich entnehmen wir, daß dort vom 13. Januar an 3 Tage lang starke Schneefälle stalthatten. In der Dauphine und Lyonais fiel der Schnee so dicht, daß man den jüngsten Tag gekommen glaubte. Die Schneemassen erreichten die für die dortigen Gegenden ganz ungewöhnliche Höhe von 8—10 Fuß. Der Eisenbahn- und Posteuverkehr war 8 Tage gänzlich unterbrochen und weit und breit keine Schlitten; mehrere kleinere Häuser wurden von der Last des Schnees erdrückt, auf dem Lande überhaupt waren die Häuser vollständig 3 Tage im Schnee begraben, auch mehrere Personen kamen darin um. Seit 106 Jahren sei in dieser Gegend kein solcher Schnee gefallen. Die Behörden gaben Befehl, den Schnee in die Drome abzuführen und soll dies keine kleine Arbeit, aber wegen des bald darauf eingetreteneu Thauwetters sehr zweckentsprechend gewesen sein.
Miszellen.
Ein spaßhaftes Eisenbahnunglück meldet die New-Aorker „Handelszeitung:" „In einem Schlafwagen der Erie-Eisenbahn wurde einer sehr fashionabeln New-Iorker Dame ihr falsches Gebiß, das mehrere hundert Dollars gekostet hatte, aus dem Munde gestohlen. Nach der einen Angabe soll der Dieb die Bestohlene zuvor mit Cho- roform betäubt, nach einer anderen die Lady dem Spiritualismus gehuldigt haben. Die Polizei fand das Gebiß in einem New-Aorker Pfandhause wieder, wo es versetzt war."
Der große deutsche Fuß reisen de C. F. Schäfer, der schon einen großen Theil von Europa, Afrika und des Orients bereist hat, ist jetzt auf seiner Welttour nach neuuzehnmonatlicher Fußreise über das amerikanische Festland in Kalifornien eingetrosfen, und beabsichtigt von dort durch Mexiko, Mittelamerika, Südamerika nach Chile, dann nach Japan, China und Ostasien weiter zu marschiren.
Die eiserne Krone, welche kürzlich von Kaiser Franz Joseph an Italien zurückgegeben worden, stammt von Theodolinde, der Wittwe Autharis', Königs der Langobarden. Sie schenkte sie ihrem zweiten Gemahl Agiluph, Herzog von Turin, bei dessen Krönung sie zuerst diente Sic ist aus massivem Golde, aber im Innern hat sic einen dünnen eisernen Reif, welcher, der Sage nach, einer der Nägel ist, mit denen Christus ans Kreuz geheftet worden. Von diesem Reife hat sie den Namen der eisernen Krone.
(Um weißen Atlas zu reinigen) vermische man gepulverte und feingesiedte harte Brotkrume mit gepulvertem Waschblau und reibe den Atlas damit ab, dann schüttle man ihn gut aus und reibe ihn noch mit einem reinen weißen Tuche nach.
Redaktion, Druck und Verlag von Art. Meey in Neuenbürg.