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Berlin, 14. Ang. Die „Kreuzz." schreibt: „Der Württemberg. Minister v. Varnbüler und Legationsrath v. Spitzemberg sind heute Morgen nach Stuttgart zurückgereist. Der Kriegsminister v. Hardegg bleibt noch einige Zeit hier. Dem Vernehmen nach ist gestern der Friedensvertrag mit Württemberg abgeschlossen worden."
Berlin, 14. Aug. Spener'sche Zeitung: Die Friedensverhandlungen mit Württemberg und Baden sollen dem Abschluß nahe sein. Dagegen hört man, daß die Verhandlungen mit Bayern wegen hervorgetretener Differenzen in Stillstand gerathen seien, so daß mit dem Waffenstillstandsablauf am 22. August der Wiederbeginn des Krieges gegen Bayern eintrete, falls bis dahin die Situation unverändert bleibe.
Aus Nikolsburg berichten Reisende eine Jnvasionsepisode: Ein jüdischer Einwohner setzte sich zur Wehr gegen die requirirenden Soldaten und diese schlugen ihn jämmerlich. Andere Einwohner kamen ihm zu Hilfe; schon drohete die Scene in einen allgemeineren Kampf überzugehen, als Hr. v. Bismarck in Landwehrmajors- Uniform auf dem Schauplatze erschien. „Was giebt es hier?" fragte er die salutirenden Soldaten. „Der Mann hat auf die Preußen geschimpft und auf-" „Es ist nicht wahr",
schrie der Geprügelte, der den Premier nicht erkannte; „ich habe nur den Bismarck geschimpft.." Schallendes Gelächter begrüßte die fatale Antwort, während Alles fragend nach dem Premier sah. Dieser sagte jedoch ruhig : „Laßt ihn laufen, das haben schon Andere gethan."
Furchtbare Wunden hat der Krieg einzelnen Familien geschlagen; aber welches Uebermaß von Schmerz und Tragik enthält die nachstehende, der „N. Pr. Z." entnommene Anzeige: „Tief gebeugt benachrichtige ich hiermit alle Freunde und Verwandte, daß mein heißgeliebter Mann gestern früh schnell und sanft entschlief, in Folge der gewaltigen Erschütterung, die der Tod unserer Kinder hervorrief Unsere fünf hoffnungsvollen Söhne, Franz Josef, Ernst, Georg, Leopold und Heinrich v. Stwolinski, gaben all' ihr Herzblut für ihren heißgeliebten Kaiser und Herrn. Mit mir trauern die vier jungen Wittwen und einzige Schwester. Um stilles Beileid bitten Frau von Stwolinski, geb. v. Radetzki, Josephine v. Stwolinski." (Prag.)
Von Bremen nach New-Uork werden Postdampfschiffe abgefertigt am 25. August und am 5., 8, 15., 19. und am 22. September d I. Güterbeförderung von Bremen nach New-Uork und Philadelphia findet wöchentlich einnial regelmäßig statt und zwar von Liverpool ab jeden Mittwoch.
Aus Baden, 10. Aug. (Neues Eisenbahn- bau-Anlehen.) Unsere Regierung hat auf Grund früherer ständischer Verwilligung ein neues Anlehen zum Fortbau verschiedener Eisenbahnlinien, namentlich in dem schwer heimgesuchten Odenwald , dem man auch durch Wiederaufnahme öffentlicher Arbeiten zu Hiilfe kommen will, aufzunehmen beschlossen. Dasselbe ist ein fünfpro- centigeS mit halbjähriger Verzinsung, und soll von 1873 an in vollem Nennwerth durch jährliche Verloosung heimbezahlt werden.
Württemberg.
Stuttgart, 16. Aug. Schon vor 8 Uhr hatte sich unsere heute heimkehrende Felddivision in der untern Neckarstraße aufgestellt, um sich zu dem Defiliren vor Sr. Maj. dem Könige zu ordnen; Tausende von hiesigen Einwohnern waren ihr entgegengegangen, um alte Bekannte aufzusuchen und zu begrüßen. Um 8'/z Uhr begann der Vorübermarsch vor dem König, der sich an dem mittleren Eingang in den inneren Schloßhof, umgeben von seinen Adjutanten und einem glänzenden Stab, aufgestellt hatte; ihm zur Seite befand sich I. M. d. Königin Olga mit der Großfürstin Vera zu Wagen. In stolzer kriegerischer Haltung zogen die Truppen an dem Herrscherpaar vorüber, dem die einzelnen Abtheilungen ein begeistertes Hoch ausbrachten, wie sie ihrerseits von den Tausenden, die sich in den Straßen und auf dem Schloßplatze aufgestellt hatten, mit herzlichen Hochrufen begrüßt wurden. Der Vorübermarsch dauerte nahezu eine Stunde.
Ellwangen, 15. Aug. Auf den Schafmarkt wurden gestern trotz der schlechten Witterung gegen 5000 Stück Schafe gebracht. Da viele Käufer anwesend waren, ging der Handel äußerst lebhaft, und die Verkäufer erzielten viel höhere Preise als sie erwartet hatten, nämlich 26—30 fl. für ein Paar Hammel. Dem Vernehmen nach wird die Mehrzahl der angekauften Schafheerden nach Frankreich geführt.
Birkenfeld: Vieh- und Krämermarkt Montag, den 20. August.
Der nach der Verlustliste vom 6. Aug. vermißte Jacob Schmid von Maisenbach ist nach einer dem Schultheißenamt durch den die Fremdenspitäler besuchenden Pfarrer Härle zugekommenen Nachricht am 24. Juli bei Tauberbischofsheim durch einen Schuß am Kopfe verwundet und in das dortige preußische Spital ausgenommen worden. Er ist nach lltägigem schweren Leiden seiner Wunde erlegen und den Tod fürs Vaterland gestorben. Das Begräbniß veranstaltete der genannte Geistliche.
Ausland.
In den Gewölben der Bank von Frankreich sind über 200 Millionen Werthe aller Art aufgehäuft, die von Capitalisten in Deutschland während des Krieges deponirt wurden. Der König von Sachsen soll etwa 10 Millionen dort haben.
London, 16. August. Das Reuter'sche Bureau sagt: Preußen hat, in Erwiderung auf den französischen Vorschlag bezüglich einer Grenzberichtigung, erkärt, diese Grenzberichtigung sei unannehmbar. Der Kaiser soll erklärt haben, die öffentliche Meinung habe ihn bestimnit, diesen Wunsch auszudrücken, den er als gerecht betrachte; aber er erkenne auch die Gerechtigkeit der Gründe Preußens an. Das gute Einvernehmen zwischen Preußen und Frankreich werde in keinem Falle unterbrochen werden. Schließlich drückte der Kaiser die Hoffnung aus, daß Preußen die Mainlinie nicht überschreiten werde.
Miszellen.
Sicheres Mittel gefüllt blühende Levkoyen zu erziehen. Chate hat, wie die „Jllustrirte Gartenzeitung" berichtet, ein Ver-