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Kronik.
Deutschland.
Frankfurt, 9. Juli. Obgleich eine Reihe französischer und deutscher Zeituugeu Nachrichten über den definitiven Abschluß eines Waffenstillstands, durch Vermittelung Frankreichs, brachten, dürfen mir behaupten, daß die deßsallsigen Verhandlungen nach allen Richtungen hin noch im lebhaften Gange sind, daß also dieser definitive Abschluß bis jetzt noch nicht erfolgt ist. Es sind der Betheiligten und der vorliegenden Fragen zu viele, um eine getroffene endgültige Entscheidung schon jetzt als glaubhaft erscheinen zu lassen. Zudem widerspricht das fortwährende Vorgehen Preußens sowohl im Norden, wie im Süden, allen Versionen, die ein „definitives Arrangement" in der Waffenstillstandsfrage zu behaupten wagen. Preußen wird jedenfalls mit seinem Schlußwort noch so lange zögern, bis die Verpflegung seiner Armeen wenig mehr zu wünschen übrig läßt und bis seine Truppen auch im Süden solche Stellungen eingenommen, welche es von deren Unterhalt auf eigene Kosten befreien. Darum der gestern erfolgte Einmarsch in Gießen, der sich jedenfalls noch weiter ausdehnen wird, sofern nicht ungünstige Zwischenfälle den König zur Waffenruhe bestimmen. — Fest steht, daß sich das Armeecorps des Prinzen Alexander etwas zurückgezogen und daß an den in der Richtung von Höchst nach Offenbach kunstgerecht begonnenen Verschanzungen weiter gearbeitet wird, obgleich der Frankfurter Senat, dem diese kriegerische Action in seiner nächsten Nähe nicht angenehm ist, für die Verschanzungen geforderten 200,000 fl. nicht verwilligt hat. — In wenigen Tagen sind 1500 Pässe abgegeben worden.
Wien, 7. Juli. (A. C-) König Wilhelm hat gestern seine Antwort auf die Mittheilung des Kaisers Napoleon gegeben. Sie ist eine Annahme der von Kaiser Napoleon angebotenen Vermittlung. In Betreff der Bedingungen enthält die Antwort eine Reserve.
Vom böhmischen Kriegsschauplatz schreibt man der „Pfalz. Ztg.": Die Preußen sind in Böhmen um volle 100,000 Mann stärker als die Oesterreicher, welche auf zwei Kriegsschauplätzen große Kriege zu führen und außerdem noch viele Truppen zu Besatzungen in den weit ausgedehnten Provinzen nöthig haben. Dazu kommt noch — von andern Dingen ganz abgesehen — die Ueberlegenheit bezüglich der Handfeuerwaffe. Dies erklärt viel, höchst wahrscheinlich auch den Ausfall der großen Schlacht vom 3. Juli.
— Nach officiellen Berichten beträgt der Ge- sammtverlust der Oesterreicher in den letzten Gefechten ungefähr 10,000 Mann.
Leipzig, 4. Juli. Von dem preußischen Militärgouverneur von Sachsen, Genrrallieu- tenant v. d. Mülbe, ist der Vertrieb der Gartenlaube für das Königreich Sachsen verboten. (Schöne Aussichten.)
Karlsruhe, 3. Juli. Man rechnet den Aufwand für die badische Felddivißon bezw. für die varaten bad. Militärkräfte auf täglich zwischen 25,000 bis 30.000 fl., vielleicht sogar nicht viel unter einer Million monatlich.
Karlsruhe, 7. Juli. (A. C.) In einem Extrablatte der „Karlsruher Zeitung" widerlegt Ulan entschieden die Nachricht der „Neuen Frankfurter Zeitung" von dem Herausziehen des badischen Eontingents aus dem 8. Armeecorps.
Heidelberg, 8. Juli. Die Minister v. Varnbüler und v. Edelsheim sind gestern nach Darmstadt und Frankfurt zu einer Conferenz ab gereist.
Württeinber g.
Stuttgart, 9. Juli. Nachdem der pens. Hauptmann Vollmer vom Sanitätsverein mit einer schönen Summe Geldes zu unseren Truppen jenseits des Alains geschickt wurde, wird nun über deren Bedürfnisse bald nähere zuverlässige Nachricht einlaufen. Nach den sehr sparsam von dort kommenden Privatbriefen ist ihre Bequar- tierung und Nahrung eine ungleiche, wie es ja auch nicht anders sein kann. Denjenigen Württem- bergern, welche 1848 in jenen Gegenden lagen, ist es bekannt, daß in vielen Dörfern Armuth herrscht, namentlich in dem dafür sprichwörtlichen rauhen Vogelsbcrg. Viele haben daher schon Mangel gelitten wie in ihrem Leben noch selten. Da unsere Truppen nach verschiedenen Seiten hin nach Mainz, Gießen und gegen Fulda zwischen anderen zerstreut stehen, so wird es der Vereinsthätigkeit wie der Staatsfürsorge sehr schwer gemacht, für alle zu sorgen. Das Mögliche geschieht aber und wird, sobald jener Bevollmächtigte Bericht einschickt, das Verlangte hinuntergeschickt werden. (S. M.)
Stuttgart, 10. Juli. Heute und morgen schickt der W. Sanitätsverein ein paar Tausend Hemden, Socken und Fußlappen, diese besonders für die Infanterie, Unterb einkleid er für die Ca- vallerie nach Frankfurt.
Ausland.
Paris, 5. Juli. Der Abend-Moniteur schreibt, daß am 3. Juli alle Streitkräfte, über welche das Haus Hohenzollern verfügen kann, in der Schlachtlinie von Sadowa standen. Ebenso auch, mit Ausnahme der Armee von Ventien, die Oestreichs. „Der Anprall der Massen war ein fürchterlicher, und es wurde von beiden Seiten eine beinahe übermenschliche Tapferkeit entfaltet." Nach dem Moniteur entschied eine Umgehungsbewegung der Preußen, die sie von Nebel und Rauch begünstigt, Vornahmen, über das Schicksals des Tags. In der Flanke und unvermuthet über Chlumetz her angegriffen, gerieten die Oestreicher, trotz ihres Muths und ihrer anfänglichen Erfolge, ins Schwanken und wurden bald in wilde Flucht aufgelöst. Vergebens boten die Generale und Erzherzoge mit verzweifeltem Muth alles auf, um die ihrigen wieder vorwärts zu führen. Auch heute gibt der kleine Moniteur an, daß Benedek gezwungen ist, sich gegen Mähren zurückzuziehen. Es komme nur noch darauf an ob er, im Fall die Feindseligkeiten fortdauern sollten, im Stande sei, die große Straße nach Wien zu decken.
Viktor Emanuel hat Kossuth empfangen. Viktor Emanuel, König Wilhelm, Garibaldi, Bismarck und Kossuth — eine seltene Freundschaft; und um die Wunden zu vermehren ein Napoleon als — Friedensstifter.
Redaktion, Druck und Verlag von Jak. Me eh in Neuenbürg.