wird sich aus der Mitte des preußischen Volkes heraus nicht ein Protest erheben gegen eine Re­gierung, die schon längst gegen das deutsche Volk im Widerspruch steht? Dies allein noch könnte den Frieden ermöglichen; sonst ist der Krieg un­vermeidlich.

Württemberg.

Vermöge höchster Entschließung vom 14. d. M. haben Seine Königliche Majestät die erle­digte evangelische Pfarrei Rottenacker, Dekanats Biberach, dem Pfarrverweser Frauer in Langen­brand, Dekanats Neuenbürg, gnädigst über­tragen.

Der Staats-Anzeiger vom 17. enthält eine Bekanntmachung des Oberrekrutirungsraths, be­treffend die Einberufung von 1000 Mann nicht- exercirter Landwehrpflichtigen der Altersklasse 1866, wonach zufolge Verfügung des K. Kriegs­ministeriums Angesichts dieses von den micht- exercirten Landwehrpflichtigen der Altersklasse 1866 nach Verhältniß der bei der Landwehr- musternng für tüchtig Erfundenen, 1000 Mann zur Dienstleistung zu stellen sind. Nach der Re- partition kommen auf die Oberämter: Calw 18, Maulbronn 7, Nagold 13, Neuenbürg 12, Vai­hingen 7 einzuliefernde Landwehrmänner.

Darüber, zu welchen Regimentern die Ein­berufenen einzuliefern sind, ist den Oberämtern weitere Weisung zngekommen.

Bekanntmachung, betreffend direkten Personen und Gepäck-Verkehr zwi­schen Wildbad einer- und Wien andererseits.

Mit dem 20. d. M. tritt zwischen Wildbad einer- und der Station der K. K. privilegirten Kaiserin-ElisabethbahnWien" andererseits ein direkter Personen- und Gepäckverkehr ins Leben.

Die Personenbillete, welche im Verkehr nach Wien von dem K. Postamt Wildbad, jedoch mit Beschränkung auf 1. und 2. Wagenklasse aus- gegeben werden, berechtigen zur Benützung der Schnellzüge und aller anderen fahrplanmäßigen Züge und haben eine Giltigkeitsdauer von fünf Tagen. Sie berechtigen ferner für die Strecke Wildbad-Pforzheim zur Fahrt in den Postwagen.

Die direkte Abfertigung des Gepäcks findet in Wildbad gleichfalls bei dem K. Postamt statt.

Stuttgart, den 14. Juni 1866.

K. Eisenbahndirektion. Dillenius.

Miszellen.

Der Sommer beginnt den 11. Juni 5 Uhr 1 Min. Abends mit dem Eintritt der Sonne in das Zeichen des Krebses. Sommersonnenwende. Längster Tag, kürzeste Nacht.

(Der deutsche Michel.) Schon mancher hat vom deutschen Michel gehört, ohne zu wissen, woher eigentlich dieser Name kommt. Der erste oder eigentliche deutsche Michel war Niemand an­ders, als Johann Michael Obertraut, ein wackerer Soldat, der es im Dienste von Däne­mark zum Generäl brachte. Er war ein gebor- ner Deutscher aus dem Holsteinischen und stand bei dem Feinde in solchem Ansehen, daß der Ruf:Der deutsche Michel kommt keinen ge­

ringen Schreck verursachte. Das ist nun schon über 200 Jahre, denn er lebte um's Jahr 1625. Unter deutschem Michel, so wie der Name jetzt gebraucht wird, hat man sich also eigentlich einen Kerl zu denken, der nicht viel Federlesens macht, sondern brav um sich haut, wo es die Noth erfordert, allenthalben gerade aus geht und der seinen Feinden Respekt einzuflößen weiß. Es ist also durchaus kein Schimpf, ein deutscher Michel genannt zu werden. Daß der ursprüng­liche deutsche Michel seine beste Kraft dem Aus­lande widmete, nun'das gehört gerade auch zum deutschen Michel.

(Irren ist menschlich ) Der berühmte Phy- siognomist Lavater soll einmal im Postwagen mit einem Passagier zusammengetrofien sein, dessen gefällige und wohlwollende Gesichtszüge ihn be­sonders sympathisch angesprechen hätten. Um dem Reisegefährten eine Probe seiner Kunst zu geben, fragte er ihn nach seiner Heerde, aber dieser entgcgnete ganz verblüfft, er sei kein Hirt. Kein Hirt im gewöhnlichen Sinne," fuhr La­vater mit einem gewissen selbstbewußten Lächeln fort,sondern ein Hirt im Dienste des Herrn, wie ich selbst. Das fromme Geschäft, Seelen zu gewinnen, und für das künftige Leben vorzube­reiten, hat Ihrer Stirn das göttliche Siegel auf­gedrückt, Sie sind ein Priester." Man denke sich das verblüffte Gesicht des Physiognomisten, als er hören mußte, sein Reisegefährte sei Scharfrichter.

Frankfurt a. M., den 17. Juni 1866.

Börsenbericht.

Die vom Bundestag beschlossene Mobilmachung der deutschen Bundcsarmce bildete das inhaltschwcre Ereig- » der Woche und stellen die Folgen dieser Maßregel den Krieg in unmittelbare Aussicht. Unter dem Eindruck dieser ve'rhängnißvollen Lage verkehrte die Börse in mat­ter Haltung, sämmtliche Staatspapicrc, besonders Süd­deutsche. waren durchgängig offcrirt, doch ließ sich nicht verkennen, daß von Seite mancher Privaten zu den nied­rigen Cursen Anlagen gemacht wurden, welche der Börse zu einer zeitweiligen bessern Tendenz verhalten.

Von Oestr. Fonds, 1860er Loose 50- IN/«, Credit- Actien 10299, National 419^40Vg, 1864er Loose 48 bis 47, Bank-Acticn 533 - 514, 1854er Loose 47.

In Folge höherer Gold-Course erlitten auch Ame­rikaner einen ziemlichen Rückgang 67'/?- 66 V», im Augen­blick verkauft der Besitzer imNothfalle dasjenige Papier, wobei am wenigsten verloren wird.

Oestr. Staatsbahn Priorit. 41, Lombardische 34V». Darmstädtcr Bank-Actien 150, Nüssen 75. Bon südd. Papieren 4°/g, Bapr. Grundrenten 78, 4'/, Württcmber- ger 90'/2, 4"/<, Badische 82V», Bayerische Ostbahn 98, tt /2 Preußen 77.

Wiener Wechsel 80, Amcrikan. Gold-Coupon 2, 16 Rudolfs-Loose fl. 12, Augsburger fl. 59», Pappenheimer fl. äVz, Freiburger fl. 5, Kurhessische Rthlr. 44.

Bergleichnngstabellc.

Am 9. Juni: Am 16. Juni:

Oestr. Bankaetien 551. 515.

Creditactien 105. 99.

National 42'/». 40V».

Loose von 1860 51 Vs. 48V,-

1864 50. 47.

6°/o Amerika 1882 67V«> 66V».

Wechsel auf Wien 86. 80V«.

Frankfurter Course vom 16. Juni. Gcldsorten.

Pistolen.9 fl. 39 - 41 kr.

Friedrichs'dor ...... 9 fl. 56'/? 57V-kr.

Holländische 10 fl.-St. ... 9 fl. 36 39 kr.

Dukaten.5 fl. 28 - 30 kr.

20-Frankenstücke.9 fl. 17 18 kr.

Englische Sovereigns . . . 11 fl. 32 36 kr

Preußische Kassenscheine . . 1 fl. 43V- 44 kr.

Gold p. Pfd. sein ......

Hochhaltig Silber p. Pfd. fein , . 52 20. 50.

Redaktion, Druck und Verlag von Jak. Me eh in Neuenbürg.