152
Preise unverhältnißmäßige sind und noch täglich steigen? Statt z. B. zuzuwarten bis die Vcr- käufer auf dem Markt angelangt sind, werden sie unterwegs schon abgefangen und der geforderte Pr-is bezahlt; wenn eine Däurin den Korb öffnet, fallen die Käufer darüber her, als ob Hungersnoth und gerade der Korb der letzte wäre, der Butter, Eier oder dergl. enthielte.
Es ist zwar eine alte, wenn gleich von Vielen nicht immer verstandene Regel, daß das Bcdürf- niß (der Markt) die Preise regelt und Angebot und Nachfrage in wechselseitige Verhältnisse treten. Wie aber keine Regel ohne Ausnahme, so auch hierin. Bei geringerem Bediirfnlß und größerem Vorralh (Angebot) können unverhältniß- wäßig hohe Preise figuriren, wenn die Consu- menten sich in die Hände weniger Zwischen, Händler begeben, statt Vorrath und Bcdürfniß in ein naturgemäßeres Verhältniß zu setzen.
Durch Mittheilungen einer Familie, welche größere. Bedarf an Viktualien hat, sind wir in der Lage, für oben Gesagtes ein Beispiel anzuführen. Am 14. April kostete auf hiesigem Wo- chenmarkie 1 Pfd. Lutter 38 u. 39 kr, am 12. April von Pforzheim bezogen, stellte sich der Preis pr. Pfd. auf 30 u. 32 kr., am 16. von Wilddad bezogen auf 28 kr. Pr. Pfd. Gleichzeitig war der Preis derselben in Stuttgart ebenfalls 28 kr. Ebenso war der Preis von 1 Pfd. Schmalz in Herrenberg 22 u. 24 kr., in Stuttgart 28 kr. während es hier 32 lr. kostete.
Weit entfernt, z. B. die polizeiliche Taxation einiger Lebensmittel zurückzuwünschen, sind wir als principielle Freunde unbeschränkten Verkehrs vielmehr der Ansicht, daß die Taxen entweder nach dem Bedarf sich am besten selbst regeln, oder wo unnatürliche Hindernisse oder unvorsichtige Kauflust störend einwirken, das Publikum durch rationelle Selbsthilfe der richtigste Tarator werden könnte. Gründet darum gegen solche Fälle Genossenschaften für gemeinschaftliche Einkäufe der unentbehrlichsten Lebensbedürfnisse, wie wir solche unter dem Namen Co n su m - V er ein e kennen, die in vielen Orten Deutschlands, namentlich auch in Stuttgart durch die Handwerkcrbank ins Leben gerufen, mit schönstem Erfolge wirken.
Wenn wir mit diesem Wenigen Anlaß ge- den, die Frage über Gründung eines solchen Vereins auch bei uns in Erwägung nehmen zu sehen, so ist der Zweck dieser Zeilen erreicht.
Das Volksturnen.
Noch sind die Gewitterwolken über unserem deutschen Vatcrlande zusammcngezogen, nur halb ist das Schwert in seine Scheide gesteckt, und Niemand weiß ob der gordische Knoten der Politik nicht Plötzlich durchhauen wird und die Söhne unseres Landes unter die Waffen gerufen werden.
In solcher Zeit tritt mit Ernst die Mahnung an die Jugend: seinen .Leib zu stärken, regelmäßig und eifrig zu turnen, um ein ganzer Mann zu weiden. Ein Band, ein Streben soll Hoch und Niedrig vereinen, das Ringen nach echter Männlichkeit und damit nach geistiger Vervollkommnung. Um dieses Ziel zu erreichen, ist es aber »öihig, bib eigenen Bequemlichkeiten unterzuordncn, kleinliche Interessen dem großen und hölzern Zweck zu opfern und daran zu den
ken, daß die Turnübungen keine Hebungen der Eitelkeit und des Schaugepränges sind, sondern Vorbereitungen für de» Mann, damit er den Beschwerden des Marsches und des Lagers gewachsen sey und auf. dem Schlachifclde seine heiligste Pflicht zu erfüllen vermag.
Wenn aber das Völksturncn nicht- einseitig bleiben soll, so muß bas Wehrturncn eng damit verbunden weiden. Allseitig wünscht man Abschaffung der stehenden Heere und hicfür die Dolküwehr ringcführt. Wie ist diese neue Organisation denkbar, wenn der erste Faktor, das Volks» und Wehrturnen fehlt, und das Volk selbst an den Uebungen und Bestrebungen in Masse keinen Antheil nimmt? Deßhalb schaarct euch freudig um die Fahne der Turnerei, damit ihr thatkiästig seid, und vereint das hohe Ziel erstrebt zur Ehre der Heimath, zur Größe des theurcn deutschen Vaterlandes! W.
Der Nkgimentsarzt Dioes in Verdun (in Frankreich) hatte bemerkt, baß die Schweine mit sehr vieler Begierde Steinkohle fressen; er ließ deßhalb einigen Schweinen Steinkohle unter die Nahrung mischen. Die so gefütterten Thiere zeichneten sich durch ihr munteres Wesen, ihre Freßlust und ihr schnelles Wachsthum und Fetiwerden aus. Dieser öfters wiederholte Versuch brachte ihm die (Überzeugung bei, daß für die meisten Schweine die Steinkohle ein besseres Mittel zur Beförderung der Verdauung und die Gesundheit zu erhalten, ist, als das Kochsalz; daß die Steinkohle ferner vor Magen- und Eingewcidekrankbeilen, Koliken und namentlich vor solchen Krankheiten schützt, welche aus Blutarmuih und Verschlechterung desselben entstehen. Es kann also daraus geschloffen werden, daß die Steinkohle von wohlihäitgem Einfluß auf die Thätigkeit der Leber, der Milz und der Magendrüse ist. Dr. Dives zögerte nun nicht, an Unterleibsbeschwer- ven leidende Personen mit Steinkohle zu behandeln; er wählte zu diesem Zwecke den An- thracit vom Piesberg, den man in großer Menge in der Nähe von Osnabrück findet. Er erreicht immer und sehr schnell die schönsten Ne,ultate mit dieser Behandlungsweisc, die er niemals von nachtheiligcn Folgen begleitet sah. Er bemerkte ivgar, daß bei mehreren Personen die Steinkohle Würmer vertrieb, in zweien Fällen sogar den Bandwurm, den man nicht in diesen Personen vermuthete. Dies veranlaßte ihn, die Steinkohle auch gegen die Eingeweidewürmer und zwar mit günstigem Erfolge anzuwenden. Man bekämpft bekanntlich schon seit Langem eine große Anzahl chroimcher Hautkrankheiten mit Steinkohlentheer; Dr. Dives versichert, daß in diesen Krankheiten der innere Gebrauch der Steinkohle eben so wirksam sei. Während einer zweijährigen Anwendung des Anthracits in einer Menge von Unterleibsbeschwerden ist der Herr Docwr zu so bcmerkens- wcrlhen Resultaten gekommen, daß er diese Substanz bei verschiedenen Krankheiten des Unterleibes, des Magens, der Haut re. nicht genug empfehlen kann. Die Steinkohle selbst gibt Dr. Dives als Pulver, in Pillen, als Korner rc."
Ne ucnbürg.
Redaktion, Druck und Verlag von Jak. Me eh in