Wir versäumen nicht, auf die nachtheiligen Folgen der Vernachlässigung deS Hustens wie­derholt aufmerksam zu machen; man vergesse nie, daß jeder Katarrh eine Krankheit ist und gar leicht in Lungenentzündung oder Lungen- sucht und Auszehrung übergehen kann. Es ist erwiesen, daß die größere Hälfte aller Krank­heiten dadurch entsteht, daß man ein katarrhali­sches Uebel vernachläßigt! Bei allen Leiden der AthmungS-Organe, Husten. Heiserkeit, Ver­schleimung, Keuchhusten, ja selbst bei Asthama und beginnender Lungenschwindsucht leisten vor allen ähnlichen bekannten Mitteln die St oll- w erk'schen Brust-Bonbons so außeror­dentliche Dienste, daß wir nicht unterlassen wol­len, wiederholt darauf hinzuweisen.

Aronilr.

Deutschland.

Frankfurt, 8. April. Der Sechsund­dreißiger-Ausschuß hat sich in seiner gestrigen Sitzung auf Abgabe folgenderErklärung" schlüßig gemacht: 1) Drohend steht vor Deutsch­land die Gefahr eines Bürgerkrieges, der Ein­mischung des Auslands, des Untergangs der bürgerlichen Freiheit und des Wohlstandes. 2) Das gesetzwidrige Verfügen beider deutschen Großmächte über die von dänischer Herrschaft befreiten Herzogthümer wie über eine Kriegs­beute, die offenkundigen Plane gewaltsamer An­nexion bei der preußischen Regierung, die Schwäche fast aller übrigen deutschen Regie­rungen und eine Bundesverfassung, welche das deutsche Volk von der Leitung seiner Geschicke vollständig ausschließt, führen Verwirrung und Verderben über Deutschland herauf. 3) Der entschiedenste, den deutschen Bürgerkrieg ver­dammende Protest sei die Antwort auf ein jedes friedenstörcndes Beginnen. Schon haben sich in einzelnen preußischen und andern Städ­ten laute Stimmen gegen die Gefahren einer verderblichen Kabinetspolitik erhoben. Will aber das deutsche Volk sich nicht zum Mitschuldigen machen an dem nationalen Unglück, so muß es aller Orten so vernehmlich und kräftig seine Meinung und seinen Willen kundgeben, daß die Räthe und auch die Träger der Kronen, sie nicht überhören können. 4) Eine vollständige Umgestaltung der deutschen Verfassung ist vvth- wendig, wollen wir für die Zukunft den Jam­mer und die Gefahren der jetzigen Zustände beseitigen. Jeder Regierung aber, welche, das Recht des eigenen Landes nicht achtend, mit Planen einer Bundesreform hervortritt, etwa in der Absicht, Bundesgenossen im Bürgerkriege zu werben, fehlt mit dem Vertrauen des eige­nen und des deutschen Volkes die Gewähr für das Gelingen des großen nationalen Einigungs- Werkes. (Der letztere Satz enthält wenig Schmeichelhaftes für das Diöinarck'iche Reform- Projekt.)

Württemberg.

Stuttgart. (Das württembergische Telegraphen­wesen.) Eine kürzlich gefertigte officielle Nachweisung über Stand und Leistungen der wiirttembergischen Te­legraphen zeigt, daß dieses in den Händen des Staats befindliche Verkchrsinstitut namentlich im letzten Jahr, sowohl was Leistung, als was Ausdehnung betrifft, auf­fallend große Fortschritte gemacht hat. Von dem Stande von 116 Stationen oder Bureaur am 1. Juli 1864 find wir am 1. Januar 1866 bei der Anzahl von 144 Sta-

Nedaktion, Druck und Berte

tionen angekommen, so daß im Durchschnitt auf je 2'/, Quadratmeilen eine Station kommt. Was die Länge der Thelegraphenlinie betrifft, so hat Württemberg am 1. Januar 1866,im Ganzen 251.6 Meilen Telegraphen­linien gehabt, und ist die durchschnittliche Entfernung einer Tclegraphenltnie von der andern 1.7 Meilen. Was die Zahl der beförderten Depeschen betrifft, so betrug dieselbe im Jahr 1865 an Staats- und Privat- depcschen 355,585 Stück, und Dtenstdepeschen der Ver­kehrsanstalten 98,253. Gegen das Javr 1864 hat die Zahl der Depeschen im Jahr 1865 um 19 Procent zu­genommen. Die Einnahmen der Telegraphenverwal­tung aus Telegrammen haben im letzten Rechnungs­jahr 9074 fl. 52 kr. betragen.

Ein Geschlecht ohne Religion

so wird in denGesprächen mit einem Gro­bian" unser Geschlecht genannt. »Ein Theil der Jctztlebendei," heißt es dort, beobachtet aller­dings noch überlieferte religiöse Formen! Aber es sind eben nur die Formen, welche die Men­schen vor Augen haben und göttlich verehren ich wiederhol' es und bestehe darauf; eS sind nur die Vorstellungen, die frühere Gene­rationen sich von Gott gemacht und das Cere« moniell, das sie ihm gegenüber festgesetzt haben : Golt selbst, der wirkliche lebendige Gott, ist den religiös unfruchtbaren Seelen und stumpfen Geistern entschwunden. Der andere Theik, der aus den Hellern Köpfen, den Gebildeten, den Männern der Wissenschaft besteht, bekennt entweder geradezu den Atheismus, oder küm­mert sich wenigstens nicht um Gott, den er eben dahingestellt sein läßt. Ja, diejenigen, die einen Gott annehmcn und ihn unter Umständen gegen die Atheisten von Profession auch zu er­weisen suchen, bleiben doch in der Regel ohne alles nähere Verhältniß zu ihm;ihr Theis­mus spielt in ihnen selber die Rolle einer Ne­bensache! Unser Geschlecht hat gegenwärtig Sinn für Alles für den allergeringfügigstcn Bettel der materiellen Welt, für den aller- schmutzigsten Kolh, ja dafür erst recht! nur nicht für Gott, den Einen und allgemeinen Herrscher; nur nicht für den Geist, der dieses sogenannte All allein Zusammenhalt und ohne den cs nichts wäre als ein entsetzeneinflößender Cadaver! Indem diejenigen, die jetzt das große Wort führen, die Wirkungen Gottes Mliter acceptiren, rufen sie mit unglaublicher Verblen­dung:Wir brauchen keinen Golt! Die Maschine geht von selber!" Und so wird nun auf Gott, der als Lebendiger nicht vor den Seelen steht, nichts mehr gerichtet, und Alles, was geschieht, entbehrt der Weihe. Vor un­fern Augen inaterialisiren diadolisiren sich die Hervorbringungen der Menschen. Die Künste dienen der Menge und lernen Tag für Tag mehr blenden mit Schein und corrumpircn mit Lüge. Die Politik hat zum Ideal wieder die reine Selbstsucht erhoben; der sittlich Handelnde ist als Tropf gehöhnt, verachtet und verlassen. Der Erfolg entscheidet, und wenn die freche Uebermacht das Recht m'edcrschlägt, so hat sie recht gehabt! Nirgends mehr ein reines, freies, männlich edles Urtheil! Und wenn es Einer ausspräche, würde mau ihn nicht hören. Güte, Wahrhaftigkeit, Adel der Gesinnung sind als Schwachheiten angesehen, weil sie bei der Welt verlieren, und weil man den Gott verloren hat, hei dem sie gewinnen."

von Jak. Meeh in Neuenbürg.