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Kronik.
Deutschland.
Baden, den 7. Febr. Der große Bür- gerausschuß nahm heute den Entwurf einer Petition an beide Kammern wegen der Spielfrage an. Neu ist in der Petition nur die behauptete Durchschnittszahl von 12 Milk, fl., welche die Fremden jedes Jahr hier zurücklas. sen. Das Elend, in welches Baden versinken müsse, wenn nach Aufhebung des Spiels nicht nicht reichlicherer Ersatz an bedeutenden Kuranstalten geboten ist, wird in moralischer Beziehung schwärzer geschildert, als alle Folgen des Spieles und des Luxus. Gebeten wird um die Verlängerung des Spieles bis 1870 und sofortige Herstellung der schon in früheren Jahren von einer außerordentlichen Kommission Sachverständiger beantragten Kuranstalten.
Pforzheim, den 11. Febr. Heute fand die jährliche Generalversammlung des hiesigen Arbeiterbildungs - Vereins statt. Der Stand des Vereins ist ein recht günstiger, sowohl in finanzieller Hinsicht, als auch betreffs der bestehenden Unterrichtsverhältmsse. Bezüglich der ersteren ist zu bemerken, daß neben den Zinsenabtragungen noch namhafte Tilgungen an dem Passivkapital vorgenommen werben konnten. Das Unterrichtswesen ist ein sehr ausgedehntes, da es sich auf nicht weniger als 13 Gegenstände erstreckt, und es werden außerdem noch wöchentliche Vorträge aus den verschiedenen wissenschaftlichen Gebieten im Vereine gehalten. An letzteren betheiligen sich Lehrer der verschiedenen hiesigen Lehranstalten in uneigennütziger Weise. Für den eigentlichen Unterricht werden meistentheils angemessene Honorare bezahlt. Bei der vorgenommenen Vorstandswahl wurde Prof. Provence wieder nahezu einstimmig als 1. Vorsizender ge- wählt. — Der mit dem Vereine verbundene, seit Kurzem bestehende Konsumverein erzielt ebenfalls ganz befriedigende Resultate.
Mannheim, 5. Febr. (L. W.) Der heutige Fettviehmarkt war mit 250 Stück befahren. Preis per Zentner
I. Qual. Ochsenfleisch 30 fl. 11. Qual. 27 fl.
1. Qual. Rind- oder Schmalfleisch 25 fl., II. Qual. 21 fl. Der Umsatz belief sich im Ganzen auf ca. 32,000 fl.
Württemberg.
Feldrennach. Vieh« und Krämer- Markt, Dienstag den 27. Februar.
Erwiderung.
Ich habe gleich im Eingänge meiner den Marrzeller Straßenbau betreffenden Rechtfertig- ung mich durch die Erklärung, daß ich es für meine Pflicht halte, meine Mitbürger von den Gründen, welche die Mehrheit deS Ge- meinderathS und den Bürgerausschuß bei ihrer Abstimmung geleitet haben, in Kenntniß zu setzen, gegen die Annahme verwahrt, es habe die Vertheidung den Zweck, die Stimme vom linkseiligen Enzufer zu bekehren. Indem ich diesen Standpunkt festhalte glaube ich eS lediglich der Beurtheilung meiner Gemeindegenosscn über» lassen zu sollen, ob unsere Ansichten und Besorgnisse durch die jüngste Kundgebung in Nr. 1 4 widerlegt worden sind und ob es besser ge-
Redaktion, Druck und
wesen wäre, den sicheren Verlust von 1000 fl. einem unsicheren Gewinne vorzuziehen. Nur die persönliche Bemerkung am Schluß deS Ar» tikelS nöthigt mich noch zu einer kurzen Erwiderung.
Es sei nicht wahr, wird behauptet, daß schon in Nro. 90 des Enzthälers vom vorigen Jahre eine direkte Zufahrt zum hiesigen Bahnhof mit Umgehung von Neuenbürg verlangt worden sei. Um zu zeigen, auf welcher Seite sich die Wahrheit findet, muß ich auf Nro. 83 zuriickgreifen. Hier wird der Einscnver eines Artikels vom 24. Okt. 1865 tNr. 86) gefragt, ob er resp. die Orte vom untern und hinlern Amt zum Bahnhose, wenn er seine Lage unterhalb der Stadt erhalte, gelangen wolle: a) durch die Stadt oder Ir) durch direkte Fortsetzung der Straße vom Riegerswasen bis zur Sensenfabrik, ober
e) durch eine neue Straße von der Hafnersteige aus, oder cl) wie sonst?
Darauf antwortet nun die Stimme vom linkseitigen Enzufer in Nro. 90 und 91:
„Eine Zufahrtsstraße von der Schwärmer Straße aus, aber nicht gerade vom RiegcrS» Wasen, ist selbstverständliche Voraussetzung." In dieser Antwort liegt augenscheinlich die Erklärung, daß die Nothwendigkeit einer direkten Fortsetzung der Straße von der Hochebene bis zum Bahnhofe sich von selbst verstehe, über die Richtung derselben — ob vom NiegerSwaa« sen oder einem andern Theil der Schwanner Straße aus — man aber verschiedener Meinung sein könne. Da der Fragesteller in Nro. 88 den Weg durch die Stadt einer direkten Zufahrts» straße vom Bergrücken auö scharf entgegengesetzt hat, letztere aber in Nr. 90 und 9l acceptirt wurde, so geht daraus klar hervor, daß schon früher von den Bewohnern deS linkscitigen Enz- ufers die Umgehung der Stadt als nolhwendig angesehen wurde, um möglichst bald zur Bahn zu gelangen.
Ich erlaube mir nur noch den Ausspruch der Stimme vom linkseitigen Enzufer in Nr. 86 deS Enzthälers vom vorigen Jahrgange:
„in solchen Dingen (Bahnhofrage) wissen die Betheiligten selbst am besten waS ihnen noth thut"
auch für uns in Anspruch zu nehmen und bitte sie, mit ihrenrguten Rathe diejenigen zu bedienen, welche sie darum angehen, uns aber am Ausbau unserer chinesischen Mauer nicht weiter zu stören. Wir geben ihr übrigens die bindende Zusage, daß die Mauer jedenfalls eine Oeff» nung erhalten solle, die es dem Herrenalber Postwagen möglich machen wird, zu allen Zeiten in die Stadt zu gelangen, um seine zahlreichen Passagiere, wenn sie es^ wünschen, auf Umwegen zum Bahnhofe zu bringen.
Bürgerausschuß-Obmann:
Dr. Lutz.
Das Register zum amtlichen und land» wirthschaftlichen Theil des Enzthälers pro 1865 ist ausgegeben und wird den amtlichen Exemplaren wie gewöhnlich beigelegt. — Sonstige Leser, die den Enzthäler sammeln, können es dazu beziehen.
Verlag von Jak. Meeh in Neuenbürg.