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bis 90 Märtyrer und fromme Personen heilig gesprochen werden, darunter der grausame Großinquisitor von Aragon, Peter de ArbueS.
In den letzten Tagen wurde zu Pompeji ein Tempel der Juno ausgegraben, in welchem man gegen 400 Leichname fand. Der Tempel enthält viele Statuen von Marmor, Bronze und Terrakotta. Die Straßen ringsumher sind wunderbar erhalten und haben prachtvolle Seitenwege.
Miszellen.
Ein Lehrer fragte einen Schüler über einen Gegenstand der alten Geschichte, worauf dieser nicht zu antworten wußte. Er entschuldigte sich deßhalb und sagte: „Ich bin erst seit Christi Geburt hier, aber mein Nachbar sitzt schon seit Erschaffung der Welt in dieser Klaffe."
(AuS einem Mädcheninstitute.) Die „Heff. Landeszeitung" erzählt: Ein Herr besuchte neulich seine Tochter, welche sich in einem der ersten Institute Darm- stadts befand. Die Vorsteherin lud ihn zum Abendessen ein, und es entspann sich dabei ein kleines Zwiegespräch, das wir — als die Verköstigungen Seitens dieser Anstalten kennzeichnend — hier kurz wicdcrgeben wollen. Herr: „Darf ich fragen, ob das Kaffe oder Thce ist, was Sie soeben die Güte hatten, mir einzuschenkend" — Die Vorsteherin (verwundert): „Wie soll ich diese Frage verstehend" — Herr (mit einer höflichen Verbeugung): „Ich meine nur, Madame, wenn es Kaffee ist, so möchte ich Sic um eine Taffe Thce bitte», ist eS aber Thee, so möchte ich lieber den Kaffee versuchen."
(Zartgefühl.) In den amerikanischen Zeitungen findet man jetzt „Couverts für Herrn und Damen" angezeigt, das find aber nicht die Couverts, die man beim Briefschreiben gebraucht, sondern man umschreibt mit diesen Worten nur bescheidentlich dasjenige Kleidungsstück, da« man der Haut zunächst zu tragen pflegt, und welches das amerikanische Zartgefühl nicht zu nennen wagt.
DaS Princip der „Freizügigkeit" hat unter den Berliner Miethern seine treuesten Anhänger. Auch in diesem Quartal laufen bei den Behörden fortwährend Anzeigen der Hauswirthe ein, daß einer oder wohl gar einige ihrer Miethcr frei, das heißt geräuschlos ohne Miethszahlung, ausgczogcn sind.
(Eine eigenthümliche Todesart.) Mitte vorigen Monats begab sich der Hausbesitzer und Weinhändler Anton Schubert in Luttenbcrg in Steiermark in seinen Keller, um den Wein aus einem großen hundert Eimer haltigen Fasse in kleinere Gebinde abzulaffen. Als er nun da« Faß entzapfcn wollte, sprengte der herausströmende Wein ein großes Stück des Faßbodens aus, und in kurzer Zeit war der Keller mit Wein angefüllt, so daß der Eigenthümer, welcher den Ausgang nicht finden konnte, weil das Licht sogleich erlöscht war, wie der Herzog von Clarence im Wein ertrinken mußte.
(Zwei Schneider.) In den amerikanischen Zeitungen macht folgende hübsche Erzählung aus dem Jugcndleben des Präsidenten Johnson die Runde: Es lebt in Newark, im Staate Newpork, ein Jugendgefährte und früherer Mitarbeiter des Präsidenten Andy Johnson. Es ist dies der ehrsame deutsche Schneider Peter Geimer auf dem Berg. Gcimer lernte Johnson im Jahre l832 in Nashville kennen, wo sie mitsammen gegen anderthalb Jahre in derselben Werkstatt? als Schneidergesellen arbeiteten und in ein inniges freundschaftliches Verhältniß traten. Gegen Ende des Jahres 1833 wanderten die beiden Freunde nach Louisville, wo sie wieder über ein Jahr in der Werkstätte eines deutschen Schneiders, Namens Kressenbcin aus Karlsruhe, arbeiteten, auf dem gleichen Schneidertische saßen, fleißig darauf losnäheten und dabei Pläne über Glück und Zukunft machten. So ist aber der Weltlaus: Andp Johnson ist durch Zufall Präsident der. Bereinigten Staaten geworden und hat die schwierige, aber dankbare Aufgabe, den großen Riß in der Union zusammenzuflicken, während sein Freund und Jugendge- fährte Peter Geimer zufällig Schneider in Newark geblieben ist und nach wie vor den Beruf hat, Riffe in Bein- und anderen Kleidern auSzubcssern. Vielleicht aber vergißt Anry seinen alten Freund nicht und weist ihm eines Tages einen angenehmeren Wirkungskreis an.
(Ein vorzügliche« Haaröl.) Das Glycerin besitzt in hohem Grade die Eigenschaft, den Blüthen ihren Wohlgeruch zu entziehen. Außerdem aber hat sich dasselbe sowohl für die Haut, als auch für das Haar so vortrefflich erwiesen, daß selbst feines Olivenöl dagegen in den Hintergrund tritt. Nimmt man nun ein Gesäß mit Glycerin, thut in dasselbe Fliederblüthen, abblühendc Hyaciuthen, Narciffcn, Maiblüthen, Reseda, Veilchen, Rosen, Lindenblüthen, Jasmmblüthcn und so fort, läßt dieselben ruhig drei Wochen darin liegen und nimmt sie nachher heraus, so haben solche ihren ganzen Wohlgeruch dem Glycerin abgegeben, und bildet dieses alsdann ein Haaröl, wie kein Parfümeur es schöner liefern kann. Da sich Glycerin, abweichend von den fetten Oelen, mit Wasser in jedem Verhältnisse mischt, so darf man nur einige Tropfen hiervon zum Waschwasser gießen, um dasselbe fein zu parfümiren.
(Ein furchtbarer Fleiß ) Ein Leichcnbestaiter in Nashville, Tcncffee, hat während des vierjährigen Bürgerkrieges beerdigt: 12,284 Unionslolraten und Angestellte der Föderal-Rcgierung, '8000 Rebcllensol- daten, 10,000 Flüchtlinge aus dem Süden, ferner 3500 llnionssoldatcn bei MurfrecSboro, und 5000 Leichname deren Angehörigen zugelandt. Total 33,784.
In einer Gesellschaft erzählte ein als leidenschaftlicher Jäger bekannter Herr ein von ihm erlebtes Abenteuer, welches stark an den seligen Münchhausen erinnerte. — Da überfiel den Erzähler plötzlich ein heftiger Husten. „Mein Gott, was ist Ihnen?" fragten ängstlich die ihm zunächst Sitzenden. „Ach,« erklärte beruhigend ein Arzt, „dem ist zufällig ein wahres Wort in die Kehle gekommen."
Gold-Eours
der K. württemb. Staatskassen-Verwaltung.
Stuttgart, den 1. Juli 1865. Württemberg. Dukaten (Fester Cours) 5 ff. 45 kr. Dukaten mit veränderlichem Cours . 5 fl. 34 kr.
Preußische Pistolen. 9 fl. 55 kr.
Andere ditto. 9 st. 42 kr-
20 Franks-Stücke ....... 9 fl. 27 tr.
Redaktion, Druck und Verlag der Mceh'schen Buchdruckerei in Neuenbürg.