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Miszellen.

Erinnerungskalen-er von 1813.

November.

1. Rückzug der Franzosen über den Rhein.

Württemberg, Hessen-Darmstaet und die thüringi­schen Staaten treten dem Bunde gegen Frankreich bei. Napoleon in Mainz. Uebergang der Oesterreichcr über die Piave.

3. Verkündigung der Herstellung des Kurfürsteu- thums Hannover.

4. Straßburg und Mainz in Belagerungszustand erklärt. Der Herzog von Cumberland hält feinen

Einzug in Hannover.

5. Kaiser Alexander zieht in Frankfurt a. M. ein.

- Mißglückter Ausfall aus Torgau. Joachim Murat kommt in Neapel an.

6. Kaiser Franz in Frankfurt. Das Großbcr- zogthum Frankfurt wird als eroberter Staat erklärt.

Gouvion St. Cpr vom Fürsten Wied zwischen Dresden und Torgau zurückgeworfcn. - Braunschwcig wird für den vertriebenen Herzog durch Major Olfer- mann in Besitz genommen.

8. General Bertranv aus Hochheim vertrieben. - Ausfall aus Magdeburg, wobei der Feind löOOTodte

und llOO Gefangene verliert.

9. Napoleon in St. Cloud. Der König von Preußen ergreift wieder Besitz von seinen Provinzen am linken Weierufer.

10. Die französische Armee unter Soult durch Wellington nach Baponne hingedrängt

11. Die Franzosen unter Gouvion St. Cpr über­geben Dresden durch Capitulation an Klcnau. Durch ein k. französisches Dccret werden große Auf­lagen angeordnet.

12. Nassau schließt sich den Verbündeten an.

13. Ankunft der Könige von Preußen und Baiern in Frankfurt a. M.

14 . Begrüßung Napoleon's durch den franzöfiichen

Senat. . ^

15 . Aufstand in Amsterdam gegen die franzosi'che Herrschaft. Französischer Senatsbeschluß über Aus­hebung von 300,000 Conscribirten.

16- T>cr Kronprinz von Schweden bricht von Han- nover auf. - Die Engländer blokircn die nordameri­kanischen Häfen von Long-Jsland bis zum Missisippi.

17. Schwarzenberg ratificirt die Capitulation von Dresden nicht; die franzöfiiche Garnison wird nach Böhmen abgeführt. Davoust verbrennt sein Lager bei Ratzeburg.

18. Die französischen Militär- und Civilbehörden

verlassen Amsterdam.

19. Seit vier Tagen Gefechte bei Caldiero zwischen Feldmarschall-Lieutcnant Hitler und dem Vicckönig von Italien, der nach Verona zurückweicht.

20. Verkündigung des Großherzogs von Baden über seinen Rücktritt vom Rheinbunde, v. Lebzeltern als österreichischer Unterhändler noch ohne diplomati- schen Charakter in Zürich.

21. Einzug des Kurfürsten von Hessen in Kassel. Stettin capitulirt.

22. Uebergabe der Festung Zamosc in Polen.

23. Der Kronprinz von Schweden besetzt Lüneburg und vereinigt sich mit Wallmoden. Der preußische General Oppen nimmt Doesburg.

24. Die ersten Kosacken in Amsterdam. Die Preußen nehmen nach heftigem Gefechte Ziuphen.

25. Uebergabe der Festung Modlin in Polen.

28. Macdonald führt Verstärkungen nach Arnheim in Holland. Ausfall nach Torgan zurückgeschlagen.

29. Die Reußischen, Lippelchen und andere kleine Staaten entsagen dem Rheinbunde. Arnheim durch General Bülow erstürmt.

30 Geueral Rapp übergibt Danzig. - Die Fran­zosen suchen bei einem Ausfall aus Magdeburg die Gegend mit Mord und Plünderung heim.

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Ein sehr ehrgeiziger Bischof, welcher vergeblich nach einem Kardinalshut trachtete und wegen stets getäuschter Hoffnung sich so grämte, daß seine Gesund­heit darunter litt, sagte zu seinem von Gesundheit strotzenden Kammerdiener, wie es komme, daß er so gesund sei und er (der Bischof) täglich abaehme? DaS kommt daher, weil Sie den Hut im Kopfe, ich aber den Kopf im Hute habe.

(Reichthum in alten Zeiten.) Ein Liebhaber von curioscn Forschungen hat nach Suetou eine Vergleichung zwischen dem Luxus des alten Rom und des heutigen Paris angestellt. Diese Forschung ergab, daß die größten Vermögen der Jetztzeit unbedeutend find gegen jene, die einzelne Römer besessen haben. Seneca z. B. der über die Verachtung der Reichthümer geschrieben hat, besaß ein Vermögen von 85 Millionen Francs; der Astrologe LentuluS 63 Millionen; nach dem Tode des Tibcrius fand man 640 Millionen Francs; die aber sein Erbe ein Jahr später bereits verschwendet hatte. Die Schulden des Milo, des bekannten Clien­ten Ciceros, hatten 110 Millionen betragen. Cäsar hatte, bevor er ein öffentliches Amt erlangte, 49 Mil­lionen Schulden. Ein gewisser SeauruS verlor durch Brand ein Haus, das über 22 Millionen geschätzt war. Ein Diner Caligula'ü kostete 1,800,000 Frcs. Apccius batte 15 Millionen vergeudet, worauf er sich dann aus Furcht vor Mangel tödtete.

(Von zwei liebeln das kleinste.) Ein Weinwirth in London sandte dem Lord Derbp eine Probe von Wein und empfahl solchen als ein wirksames Mittel gegen die Gicht. Als er nach einiger Zeit Sc. Herr­lichkeit um eine Bestellung dieses Weines bat, erwiderte Lord Derbp, daß er die Gicht vorzöge.

Ob die Ironie auf der Kanzel gestattet fei, dar­über haben die Gottesgelehrten viel gestritten; item ein Methodistenprediger in Amerika hat sie angewendet und nicht übel. Er predigte seinen Zuhörern über die christliche Liebe gar erbaulich und ließ, wie drüben gebräuchlich, zum Schluß seinen Hut unter den Zu­hörern herumgehcn, ,um das Opfer einzusammeln. Als der Hut seinen Weg gemacht batte und zu ihm zurück­kam, war keine Spur von Mammon drin. Da rief er den Blick zum Himmel gewendet mit Salbung aus: Mein Gott, ich danke dir, daß ich meinen Hut wieder erhalten habe, obgleich derselbe durch die Hände einer solchen Gesellschaft laufen mußte!

In Bern haben sich Bicrgeschworene aufgethan. Wöchentlich oder monatlich einmal veröffentlichen sie in der Ortszeitung die Eigenschaften der einheimischen und fremden Biere jeder Wirtyschaft. Ein Weingericht soll Nachfolgen. (Verdient Nachahmung.)