Der Verbrauch der Austern hat ,'n Paris eine solche Zunahme erfahren, trotz des hohen Preises von 80 C. bis 1 Fr. das Dutzend, daß 7—8000 Körbe davon täglich verzehrt werden. Jeder Korb enthält I2V, Dutzend dieser löst, lichen Muschel. Es werden also circa 1,200,000 Austern in Paris verzehrt oder 228 Mill. Stück während der acht Monate des Jahres, in welchen ein r vorkommt, in den vier übrigen Monaten, Mai, Juni, Juli und August, werden der allgemeinen Regel nach keine Austern gegessen, obgleich da auch Abweichungen statt- finven.
Amerika. Höchst bemerkenswerth tst, daß man in Amerika nach den Übeln Erfahrungen, die man dort mit dem kleinen stehenden Heer, das man hatte, und mit der Conscription gemacht hat, jetzt auf das System der Schweiz rurückkommt. General Rosenkranz soll eine Einrichtung vorgeschlagen haben, die beruhend auf einer militärischen Bildung der Jugend die Einreihung aller Eincrercirten in bestimmte Corps anordnet, welche dann von der Staatsgewalt nach Bedarf einfach aufgeboren werden können, obne daß man erst besonderer Ziehungen, Einreihungen, Uebungen und Corpsdildungen bedarf.
Aus dem Bericht über die Sitzung des Ausschusses der Versammlung von Mitgliedern deutscher Laudesvertretungen in Weimar am 16. Okt. 1864.
(Schluß.)
Der Ausschuß würdigte vollkommen die Größe des Erfolges, welcher durch die Befreiung der Herzog- thümer für Deutschland gewonnen ist. Die Nation hat ? um so gerechteren Grund, dieses Ergebniß mit Genug- thuung zu empfinden, als es in erster Linie die neu erstarkte Macht der nationalen Gesinnung und des nationalen Willens gewesen ist, welcher wir dasselbe zu verdanken haben. Gleichwohl darf diese Empfindung nicht so weit gehen, um uns, wie hier und da der Fall, zu schlaffer Sicherheit und gleichmiithiger Ergebung in alles noch Kommende zu verleiten. Die Lostrennung Schleswig-Holsteins von Dänemark war nur die erste Halste des nationalen Programms, und vergessen wir nicht, daß auch sie nur auf einem Wege erreicht wurde, welcher dem von der Nation gewollten und von dem Recht vorgezeichnetcn nach mehr als einer Richtung entschieden zuwiderlics. Der zweite, nicht minder bedeutsame Theil der Aufgabe, die Constitui- rung eines selbstständigen Staats Schleswig-Holstein unter seinem rechtmäßigen, vom Volke erkorenen Fürsten har seine Lösung auch heute noch nicht gesunden. Noch hat dieselbe mit ernsten Schwierigkeiten zu kämpfen; noch können die mit ihr verknüpften nationalen Interessen auf's Aeußcrste gefährdet werden, namentlich sind es die Leiter der Politik der beiden Großmächte, deren Verfahren das Mißtrauen der Nation immer auf's Neue herausfordcrt. Wie sie dem Volke Schleswig-Holsteins die Theilnahme am Kampfe, wie sie ihm später eine Stimme an der Berathung des
Fricdenswerks mißgönnten, so versagen sie ihm bis heute die Ausübung seines Rechts, an der Entscheidung über die innere Zukunft des Landes mitzuwirkcn.
Der Ausschuß war daher einhellig der Ansicht, daß die Bewegung mit allem Nachdruck weiterzuführen sei, und daß insbesondere er selbst, als Organ der Versammlung von Mitgliedern deutscher Landesver- tretungcn, welche berufen ist, das leider noch immer nicht errungene Parlament zu ersetzen, seine Tätigkeit nicht cinstcllen dürfe, bis das nationale Programm in der schleswig-holsteinischen Sache vollständig durchgeführt ist. Bis dahin muß somit auch die Vereinigung aller Patrioten, weiche für diese, dem Streit der Parteien entrückte Sache geschloffen wurde, uncrschüticrt aufrecht erhalten werden.
Es gilt insbesondere zu wachen für das bisher mißachtete und noch immer bedrohte Selbstbcstim- mungsrecht des schleswigholsteinischen Volkes. Dieses Recht erheischt vor Allem die unverweilte Einberufung der nach dem Staatsgrundgesetze vom 15. Sept. 1818 gewählten Landesvertrctung, wie nicht minder die endliche Anerkennung und Einsetzung des Herzogs Friedrich; dieses Recht erheischt ferner freie, nur durch Deutschlands und die eigenen Interessen bestimmte Beschlußfassung des Landes über das neu zu ordnende Verhältnis zu Deutschland und über die Frage, ob und welche Verträge mit Preußen zu schließen seien; über den Anschluß Schleswig-Holsteins an den Zollverein, den Deutschlands und die eigenen Interessen fordern; und endlich überdcn Eintritt Schleswigs in den Deutschen Bund, welcher schon durch das Staatsgrundgesetz vorgesehen und für Schleswig wie für das gesammte Deutschland gleich unumgänglich ist.
Wir sind der festen Ueberzeugung, daß das Volk von Schleswig-Holstein wie bisher seine Pflicht gegen sich und Deuttchland treu erfüllen und im Festhalten an seiner inneren Freiheit nicht erlahmen, daß es insbesondere sein Staatsgrundgesetz gegen alle Angriffsversuche standhaft vcrtheidigcn werde. Nur auf dem vom Staatsgrundgescß selbst vorgeschriedenen Wege darf eine etwa erforderliche Abänderung desselben erfolgen. Die gesammte deutsche Nation, wir hoffen es nicht minder zuversichtlich, wird den nordischen Brüdern in dem Kampfe für ihre Rechte und Freiheiten ohne Wanken zur Seite stehen. Je mehr ihr ein gemeinsames politisches Handeln erschwert wird durch die im Verlaufe des letzten Jahres so grell an's Licht getretenen Gebrechen der deutschen Gesammtversaffung und so lange ihr gerechter Anspruch auf ein deutsches Parlament und eine verbesserte Centralgewalt nicht erfüllt ist: so lange tritt um so gebicleriicher sowohl an die Landesvertretungen als an jeden einzelnen Bürger die Pflicht heran, diese große nationale Sache nicht zu verlassen, bis sie durch alle Mühen und Fähr- lichkeiten glücklich hindurch, und das Recht Scbleswig- Holstrins vollständig zum Siege geführt ist. Thun wir Alle unsere Schuldigkeit, so wird dieses Ziel so gewiß erreicht, als die Erfolge, welche die Nation schon bis heute errungen hat.
Im Aufträge des Ausschusses der Versammlung von
^Mitgliedern deutscher Landcsvertretungen: vr. S. Müller. G. Fr. Kolb.