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Der Direktor trug einem der Sekretäre auf, so­fort den Herrn Untersuchungsrichter herbeizuholcn und sobald Meusel von seiner Tour zurückgekehrt sei, ihn davon zu benachrichtigen. Einstweilen aber sollten Alle wieder ruhig an ihre Geschäfte gehen und nichts von dem Vorgefallenen verlauten lassen.

Also geschah es. Nach etwa einer Stunde empfing der Postdirektor die Nachricht, daß Meusel eingerückt sei; sofort versammelte er die Herren wieder um sich und beschick dann den Briefträger in sein Cabinet. Meusel erschien mit seiner gewöhnlichen mürrischen Miene, die noch einen Anstrich von starrem Troß er­hielt, als er seine Vorgesetzten alle, wie um Gericht über ihn zu halten, versammelt sah.

(Fortsetzung folgt.)

(Der schwierige Prozeß.) Drei Ochscnhändler gaben auf einem Landmarkte ihr Geld der Wirthin aufzuheben, während sie ihren Geschäften nachgingen. Einer davon kam unverzüglich wieder zurück und ver­langte das Geld im Namen seiner Kameraden, weil sie es zu einem eben abgeschlossenen Handel nöthig hätten. Kaum hatte er es, so machte er sich damit aus dem Staube, und man hörte nichts mehr von ihm. Die zwei Anoeren fingen mit dem Weibe einen Prozeß an, und verlangten Erstattung, weil sic das Geld einem allein gegeben, da man ihr doch ausdrücklich eingcschärft hatte, daß sie alle drei besammen sein müßten. Die Wirthin verlor und wurde zum Schaden­ersatz verurthcilt. Der nachmalige Generaladvokat Nap, welcher eben seine Laufbahn antrat, rieth dem Weibe zu appelliren und nahm die Bertheidigung ihrer Sache über sich. Als die gerichtliche Verhandlung an- gehen sollte, erklärte er: daß seine Clientin das Geld von allen Dreien vereint in Verwahrung bekommen habe und der eigenen Aussage der Kläger zufolge es nicht eher zurückgeben sollte, als wenn alle Drei zugleich lämen. Die Summe liegt bereit und die Aus­zahlung wird nicht die mindeste Schwierigkeit leiden, sobald sie sich nur miteinander einstcllen. Der Rcchtshandel gewann nun eine andere Gestalt und Nay legte so den Grund zu seinem späteren Ruhme.

Ein Revisor einer Rechnung fand eine Summe für eine Quantität Nägel aufgesührt, ohne Angabe, wozu sie verbraucht worden. Er stellte daher zu andern Erinnerungen auch die Frage: Wo sind die Nägel bin- geschlagen worden? Der Rechnungssührer, ärgerlich über das Erkundigen nach diesen Kleinigkeiten, schrieb kurz daneben: auf den Kopf.

Nichts und wieder Nichts.

Ein Schuster war einem Gerber bedeutend schuldig und kaufte nu» seinen Bedarf bei einem Andern. Jener machte dem Schuster, der ihm begegnete, Vor- würfe und besonders darüber, daß er das Leder nun bei einem Andern kaufe. Der Schuster sagte dem Gerber leise in'S Ohr:Nur still! nur still! Sie be­kommen Nichts, und der Andere erst recht Nichts.

(Der neugebackene Rath.) Auf vielseitige Empfeh­lung und aus besonderer Rücksicht gegen seinen viel- geachteten Vater wurde ein junger Mensch ohne Ver­dienst und Talent, aber von angesehener Familie, vom Fürsten zum Rathe ernannt. Nach einiger Zeit fragte man den Fürsten, wie ihm der neue Rath gefalle. So," verletzte dcriFürst,daß ich täglich singe: Auf Gott und nicht auf meinen Rath, will ich mein Glück stets bauen."

In den Hamburger Gerichtssälen sind Armenbüchsen aufgestellt, die von der Waiseuhausvcrwaltung zu be­stimmten Zeiten geöffnet werden, worüber dann eine Bescheinigung erfolgt, deren Formel, wie scheint, noch lithographirt vorliegt. Kürzlich traf eS sich, daß in der auf der Prätur Rr. 2 befindlichen Büchse beim Oeffnen nichts war, was jedoch die burcaukratische Gepflogenheit nicht im Geringsten altcrirte. Die Prä­tur erhielt die vorschriftsmäßige Quittung mit einge­setzter Null, die nun wörtlich lautet:Daß sich in der bei der wohllöblichcn 2. Prätur befindlichen Armen­büchse bei deren Eröffnung 0 Mark ü Schillinge be­fanden, wird unter Anwünschung Gottes reicher Segens- Vergeltung hiermit dankbar bescheinigt."

Ani vorigen Samstag wurde in der Pariser Halle der Kürbißkönig erwählt und feierlich proklamirt. Die diesjährige Majestät wiegt 275 Pfund, hat einen Um­fang von 3 M. 7 Cent, und ist zu 108 Fr. losge­schlagen worden. Das Loirethal hat diese» Monstrum hervorgcdracht.

Der preußische Artillerie-Lieutnant C, in Pjedsted bei Fricrcricia bei einem dänischen Pastor cinquartiert, redete diesen bei seinem Eintritte in deutscher Sprache an.ckox iLIee korsta.a .0 )ex taler leun ünnsli)- (ich verstehe Sie nicht, ich spreche nur dänisch), ant­wortete der Stockdäne dem unwillkommenen Gaste. Der Offizier besann sich bald und fuhr fort:kokei-emio pastor, si tn mxeiiuo üioere potes, tu ne verbum gui- äem xermanioum intollixere, eguisem tibi propone. ut 1-i.line loguamar (Hochwürden, wenn ihr wirklich kein Wort deutsch kennt, so schlage ich Euch vor, daß wir Lateinisch sprechen.")Na, da wollen wir Loch lieber deutsch sprechen," erwiederie der überraschte Däne.

(Verhütung des Zerspringens der Glascylinver.) Sehr häufig geschieht cs, daß die Lampen-Cylinder, namentlich wenn sie zum ersten Male in Gebrauch ge­nommen werden, zerspringen. Ein ebenso einfaches, als zuverlässiges Mittel dagegen kann ich aus Er­fahrung mitthcilen; ehe man einen neuen Cylinver in Gebrauch nimmt, koche man denselben in der Art, daß man ihn in einen mit kaltem Wasser angefüllten Topf steckt und das Wasser bis zum Sieden erhitzt- Der Cylinder erhält dadurch eine solche Festigkeit, daß rr von der Flamme des Lichtes nicht platzt.

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