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sich mit zunehmender SonnenwSkMe regen uni, mit der fortschreitenden Vegetation gleichen Schritt haltend, die vom untrüglichen Naturtrieb der vorjährigen Jn- sekteligsEätion an bis für jede Art geeigneten Stellen, wo ihnen die junge Nahrung sproßt, abgesetzten Eiervorräthe der Entwicklung entgegenharren, nachdem sie vermöge der ihnen verliehenen, merkwürdig zweckmäßigen Ausstattung den Frost, die Näsie und die Stürme des Winters überdauert haben. Es ergehen aufs Neue von den aufmerksamen Polizeibehörden die jährlichen Aufforderungen an alle Baumbesitzcr: »die Raupenncstcr von den Obstbäumen rechtzeitig zu entfernen und sicher (durch ungesäumtes Verbrennen) zu vertilgen."
Nun sind eS aber verhältnißmäßig nur wenige dtn Obstbäumcn schädliche Insekten, zunächst unter den die Raupen zeugenden Schmetterlingen, deren Eier, in Gespinnstcn gut verwahre, an den Baumzweigcn hasten, so daß die Gcspinnste leicht gesehen und mit Baum- scheeren oder Raupenhacken abgetrcnnt werden können. Ein weil größerer Theil derselben, und ebenso auch die große Zahl anderer feindlicher Insekten untereren Käfern, den Halbkäfern, den Blattwcspen, Blaitläusen u. a. weiß seine Eiadlagerungcn zu verbergen, sie in die Ritzen der Rinde, an die Zweige und die Knospen einzeln anzukleden, und sie so den Augen der Menschen zu entziehen und ihre Sammlung von Menschenhand unmöglich zu machen.
Hier hat denn der Schöpfer zu Erhaltung des Gleichgewichts in der Thier- und Pflanzenwelt durch eine große Zahl anderer Geschöpfe gesorgt, welche die verborgene,, Eier zur Winters- und Frühlingszeit auf- suchcn, und unter diese» wollen wir einige gute Freunde aus der Klane der Vögel unfern Lesern empfehlend vorführen, die sich auch an und für sich durch niedliche Gestalt, Munterkeit, Farbenzeichnung und fröhliches Pfeifen, wenn auch nicht gerade durch melodischen Gesang selbst empfehlen, so daß unnütze Jungen und andere Unwissende sic um dieser Eigenschaft willen nur allzuoft verfolgen und verderblicher und zweckloser Gefangenschaft überliefern. Es find dicß erstlich die Meisen, die in ihren einheimischen Arten bekannt genug find, um sie hier nicht näher bezeichnen zu dürfen. Sie sind alle ohne Ausnahme dazu geschaffen, die Zweige der Bäume und Gesträuche nach den daran klebenden Jnsektenciern auf- uno abzusuchen, und nur krasse Unwissenheit verscheucht und verfolgt diele anmuthigen Vögelchen, wenn sie au den Baumknospen sich zu thun machen, um die daran klebenden Eier, namentlich der so verderblichen Spannerraupen des Frostnachlschmelter- lingS und die des ebenso verdrrblichcn Obstrüffelkäfers (Kaiwurm) abzulcsen, in rer thörichten Meinung, sie zerbeißen und treffen die Baumknospen. Jede gegangene Meise hätte tuusend schädliche Insekten in den Eiern vertilgt. Minder bekannt und häufig sind die harmlosen Baumläufer, die durch ihre Kletterfüße und ihre dünnen, langen Schnäbel dazu geschaffen sind, die Jnsekteneier aus den Ritzen und Schrunden der Baumrinde herauszuholcn. Gleiches Verdienst hat der Kleiber oder die Spechtmcise, welche mit gleicher Behendigkeit die Baumrinde säubert; die Goldhähnchen und Zaunschlüpferchen, die kleinsten und niedlichsten unter den einheimischen Vögeln, wissen wie die >
Meist», die Aanmzweige von Jnsekteneicrn zu säubern.
Allein da gleichwohl alle diese Eierliebhaber nicht ausreichen, um die Milliarden künftiger Obstbaumfeinde zu gewältigen, so haben sie an sämmtlichen übrigen kleinen Vögeln, nicht bloS den eigentlichen Insektenfressern, den Sängern, Grasmücken, Laubvögeln, Schmätzern, Piepern, Fliegenschnäppern, dem Widehopf, dem Kukuk re, sondern auch an den Körnerfreffern, wie Drosseln, Ammern, Sperlingen, Finken, Hänflingen, Zeisingen, Gimpeln u. a. eine Legion Bundesgenossen, welche die zur Entwicklung aus den Eiern gekommenen Insektenlarven, besonders die Raupen in großem Maßstab vertilgen, weil sie ihre Jungen damit ausziehen.
(Mittheilung des Thierschutzvereins.)
Arbeit und Unterricht.
Im österreichischen Abgcordnetenhause sprach sich der Abgeordnete Hermann ohnlängst dahin aus, daß es, um das Elend und die schlechten Sitten in den untern Volksklaffcn zu entfernen, nur zwei Mittel gebe: Arbeit und Unterricht. Beide seien die größten Feinde des Lasters. „Die Volksschule aber, wie sie jetzt in Oesterreich bestehe, vermöge nicht, die Grundbildung zur Sittlichkeit zu geben; denn unter dem absolutistischen Regime glaube man, es genüge, willige Unterthanen zu haben ; deßhalb bilde man nur das Gedächtnis lGesangbuchverse). Die Moralität solle durch Autorität, durch Nachahmung und Gewohnheit erzielt werden. Die Bildung des Verstandes, der Vernunft und das eigene Nachdenken und Urtheilen halte der Absolutismus für gefährlich; dieselben würden deshalb vermieden. Männer zu erziehen, die im konstitutionellen Staat die Erhabenheit des Gesetzes kennen, eS achten und lieben, um auf diese Weise zur wirklichen Freiheit zu kommen, — das vermöge die alte Schule nicht.
(Industrie der frommen Engländer). Ein Hand- lungshaus in Birmingham, wo die Fabrikation von Götzenbildern für Indien und China eitrig betrieben wirr, cmrfiehlt seinen Kunden in Ostindien die Erzeugnisse seiner Fabrik nachstehender Weile: „Namen, der Gott des Todes, in feinem Kupfer getrieben und sehr geschmackvoll gearbeitet; Rirondi, der Fürst der Dämonen, in großer Auswahl. Der Riese auf dem er reitet, istZvon der kühnsten Zeichnung und sein Säbel nach fetziger Art geformt. Baronniu, der Gott der Sonne, lebendig dargestellt. Sein Krokodil ist von Kupfer und hat einen silbernen Schwanz. Bouberen, der Gott des Rechthums. Dieser Gott ist von ausgesucht schöner Arbeit und haben die Fabrikanten ihre besten Kräfte aus Herstellung desselben verwandt. Kleinere Halvgötter und sonstige Untergötter in größter Auswahl. Kredit wird nicht gegeben, bei Baarbczah- lungen aber Rabatt berechnet."
Im Anblick der jetzt cristirenden Salat-Sorten müssen wir uns über die »och wenige Auswahl des 15. Jahrhunderts verwundern, in welchem die Königin von England, Katharina, jedesmal einen eigenen Boten nach Holland schicken mußte, wenn sie Salat aus ihrer Tafel sehen wollte.
(Neue Mode.) Als neu ste Pariser Mode meldet man Damenfrisuren mit Inschriften. Die Haargeflechtc enthalten nämlich förmliche elegante Täfelchen mit kurzen Sätzen »der Wadlsprüchen. Die Buchstaben find I von Gold, Silber oder auch Edelsteinen.
Redaktion, Druck und Verla- der Mreh'schm Buchdruckern in «r»r»diir»