Kronik.

Deutschland.

Kiel, 5. April. Die holsteinischen Stän- deabgeorbmten Unterzeichneten eine Verwahrung gegen eine die Rechte der Herzogihümer beein trächiigcnde Entscheidung der Großmächte und beauftragten eine Kommission mit der Zustellung dieser Verwahrung an den deutschen Bund und die europäischen Mächte.

Nachdem es seine offizielle Bestätigung ge» sunden hat, daß auch Dänemark den Vorschlag einer Conseren; ohne Basis und ohne Waffenstill stand annimmt, steht nur noch die Antwort des deutschen Bundes aus. Trotzdem wird sich die Vermuthung bewahrheiten, daß der Beginn der Conferenz, für welche man schon den nächsten Dienstag in Aussicht genommen hatte, wird weiter hinausgeschoben werden muffen.

Während dieOkkupation" von Schleswig sich ihrem Ende nähert, vollzieht sich in immer neuen Formen, vorerst nicht offiziell, die Volks­abstimmung in Schleswig-Holstein zu Gunsten der einzig richtigen Lösung der Landcssache. Offenbar will man der Konferenz die nöihigen Beweise für die Gesinnung der Herzogthümcr in ihrer Angelegenheit haufenweise an die Hand geben. Darum am 29. Mär; die schon bekannte' Rendsburger Versammlung der Vertreter der holsteinischen SchleSwig-Holstein-Vereine, darum am 5. April die Zusammenkunft der holsteinischen Ständemitglieder in Kiel, am 6. oder 8. d. M. die Versammlung der holsteinischen Geistlichkeit und Lehrer in Neumünster; am 10. die Ver> sammlung von Männern aus ganz Schleswig in der Stadt Schleswig; endlich eine Versamm­lung der Gemeindevertretungen von Holstein in Neumünster.

Auch in der Schweiz haben die Deutschen am Ostermontag Versammlungen wegen Schl.-H. ge­halten, so namentlich zu Zürich. ES wurden daselbst die vom SechSunddreißiger-Ausschuß empfohlenen Resolutionen mit überwiegender Mehrheit ange­nommen, während einzelne Redner eine Ver- ^fchärfung derselben gewünscht hätten,

Am 4. April war in Tübingen die schwur­gerichtliche Verhandlung gegen den Flößer Ehr. Fr. Kull von Neusatz, wegen des bekannten, an dem Schultheißen^chöllhammer von Altbulach am 9. Der. v. I. in der Nähe von Reichenbach begangenen Mords; welches Verbrechen unsere Gegend in so große Aufregung versetzte. Kull erklärte wiederholt mit leiser, aber fester Stimme:ich bekenne mich schuldig, ich verzichte!" Sein Vertheidiger, Rechtskonsulent Etter von Rottweil, hatte sich alle Mühe gegeben» ihn zu bestimmen, die Verhandlung vor die Geschworenen dringen zu lassen, welche vielleicht eine Milderung seines Looses ergeben hätte. Durch seinen Ver­zicht war die Verhandlung, für welche 2 Tage in Aussicht genommen waren, auf einige Stun,

den reducirt- Es wurde nur noch d'e sehr um- fassende Anklageakte verlesen, während welcher der Angeklagte in nievergebeugier Haltung da- sitzi, ohne aufzuschauen. Nach derselben ging mit dem Angeklagten, der sich im Ganzen früher ordentlich aufgeführt, im Ok'ober v. I. die unheilvolle Veränderung vor: er wurde leicht­sinnig und faul und statt zu arbeiten zog er in den Wiithshäusern herum und gerieih in Schul­den. Als er wegen 15 fl. zur Zablung ange­halten wurde, nahm er, zumal er seine Schul­den nicht wissen lassen wollte, weil er bei den Lcmen, wie er sagt in Ansehen stand, seine Zu­flucht zum Verbrechen, womit er am 2 Dez. v. I. Len Anfang machte. Zuerst bei Alt Adler- wirth Meeh in Neuenbürg, den er mit einem Stein erschlagen wollte, aber verhindert wurde; dann bei Odersteiger Jungk in Neuenbürg, der zwar vom Stein getroffen wurde, sich aber wie­der aufraffen konnte und Hitfe fand; hieraus an dem Juden Mayer von Malsch nebst Sohn im Walde bei Neusatz, den er ebenfalls mit einem Stein zu Boden schlug, der sich aber auch wieder aufraffen und mit Hilfe seines, in­zwischen angegriffenen Sohnes den Mörder ver­jagen konnte. 'Nun der vollendete gräßliche Mo>d an Schollhaminer; enclich der mißglückte Mordversuch an dem Krämer Schatz bei Wild­berg. Auf die Frage, wie er zu dem Ver» brechen gekommen sei, sagte er:Ich wurde leichtsinnig durch das Trinken und kam dadurch in Schulden hinein, worüber ich unmuthig wurde. Nach der Veriheivigung tritt der Hof ab und kevrt nach kurzer Zeit wieder zurück. Es eihebt sih Alles im Saal und der Angeklagte, der mit niedergeschlagenen Augen und gebeugt dasteht, wird zum Tode mittelst Enthauptung und zum Ersatz der Kosten deS Prozesses und des Strafvollzugs aus seinem Nachlaß vcrur- iheilt. Der Präsident richtet noch folgende Werte an ihn: »Ich ermahne Sie, die kurze Zeit zur aufrichtigen und rechten Reue zu benützen, welche Ihnen, wenn keine Gnade eintritt, noch gegeben ist. Fast scheint es, daß Sie das Schicksal, dos Ihrer wartet, nur als eine Willkomm ne Be- freiunz von ihren Gewissensbissen, nicht aber als gerechte Strafe betrachten. Ich ermahne Sie, die wenigen Tage, die Ihnen bleiben, zu aufrichtiger Reue zu benützen und Gott zu bitten, er möchte das Loos, das Ihrer wartet, wenig­stens als Theil der Sühne für Ihre schweren Verbrechen ansehen!» Tief bewert ging die Versammlung auS dem vollgedrängten Saale.

Mit einer Beilage, enthaltend die Holzpreife für die Staotswaldungen des Forstamts Neuenbürg auf das Jahr 1864.

Weitere Eremplare sind in der Buchdruckerei vorräthig.

Redaktion, Druck und Bertas der Mtttz'sch« Buchdruckerei in Nrnrnbürg.