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des von seinen Freunden zusammengebrachten Schulzefonds statt, dessen Bestimmung bekannt­lich ist, den unermüdlichen Vorkämpfer für die Hebung der arbeitenden Klassen auf dem Wege der Selbsthilfe in den Stand zu setzen, seine ganze Thäligkeit dieser großen Aufgabe zu wid­men, ohne dabei von der Nothwendigkeit, für sich und seine Familie zu sorgen, behindert zu sein. Die Summe von 50,000 Thlr., welche man dafür von vorn herein in's Auge gefaßt hatte, ist durch die Zeichnungen, die schon er­folgt sind, und diejenigen, vie noch mit Gestimmt- heit in Aussicht stehen, gedeckt, und es konnten ihm 47,000 Thlr. überreicht werden, die bis jetzt wirklich eingelaufen waren.

Ausland.

Brüssel, 3. Okt. Der König wird am künftigen Dienstag seine mehrfach angekündigte Reise nach Deutschland anlreten und vorerst in Baden-Baden einen kurzen Aufenthalt nehmen. Der Kronprinz von Preußen soll bei seinem jüngsten Aufenthalte hier seinem erlauchten Oheim und Rathgeber sehr inhaltsschwere Mittheilungen gemacht haben, welche vielleicht der Reise nach Deutschland nicht fremd sein dürften. (F. Postz )

Miszellen.

Zum 18. Oktober.

(Schluß.)

Blücher wäre am liebsten alsbald über den Rhein vachgegangen, um die Napoleon'sche Herrschaft zu ver­nichten; die Monarchen billigten aus Vorficht den Plan vicht. Die Heere sollten sich vorher erholen und die Lücken ergänzt werden. Auch waren noch die im Rücken der Verbündeten liegenden von den Franzosen besetzten festen Plätze zu nehmen und vollends die Ketten zu brechen, mit denen Napoleon die Völker zu binden ge­hofft batte. Das luftige Königreich Westphalen war das erste, das der Donnerschlag der Leipziger Schlacht über den Haufen geworfen. Das Werk der Gewalt, der Rheinbund, fiel auseinander, war er für die deut­schen Theilnehmer ja doch mehr das Werk einer trau­rigen Nothwenrigkcit, als freie Wahl gewesen; die vertriebenen Fürsten kehrten in ihre Länder zurück. Die übrige» Länder wurden im Namen der Verbün­deten gemeinschaftlich verwaltet. Der edle Freiherr v. Stein der hochherzigsten Deutschen Einer, der zu Preußens Wiedergeburt schon so viel gewirkt und von Napoleon geächtet, seit löl2 an der Seite des Kaisers von Rußland unermüdet zum Sturze Na­poleons und für die deutsche Sache arbeitete, ward an die Spitze dieser schwierigen Verwaltung gestellt und erwarb sich durch seinen patriotischen Eifer große Ver­dienste. Mit Stein müssen wir noch eines deutschen Patrioten gedenken, des Predigers der Freiheit und nationalen Einigung des gesammten deutschen Volkes und aller seiner Glieder und Stämme; wer unter uns kennt ihn nicht? E. M. Arndt. Um die Zeit als Na­poleon Deutschland zu zertreten anfing, erhob sich Arndt in einer gewaltigen Schriftder Geist der Zeit" um das Volk zur Abwertung des Joches aufzu- rufcn. Auch er mußte um den Verfolgungen zu ent­gehen, fliehen. Mit Blücher, Scharnhorst, Gneisenau

und Stein beredet« er die ersten großen Plan« zur Befreiung des Vaterlandes. Das waren Männer, wie unsere gegenwärtige Zeit recht gut ein Dutzend brauchen könnte.

Die Völkerschlacht wurde von allen Deutschen, die dabei waren, selbst von den Führern und Offizieren des östreichischen Heeres mit TodeSmuth in dem Glau­ben und Vertrauen geschlagen, daß, wenn auch die Kämpfer fallen, über ihren Gräbern die Kinder und Enkel ein bürgerlich-freies Volk sein werden, im Ge­nüsse der Segnungen einer einigen Nation. DteS be­stätigen auch die patriotischen Lieder Th. Körners und die Kraftworte Arnd t's, im wahren Ausdruck der Stimmung jener Zeit; fic sagen es heute noch Jedem« für was man sich im Jahre 1813 geschlagen. Mau schlug sich nicht für Abgelebtes des vorigen Jahrhun­derts, man schlug sich auf Seiten der Deutschen um den Preis eines großen von äußerer und innerer Knecht­schaft freien Vaterlandes.

ES kann deshalb nicht genug beklagt werden, daß in dieser langen Zeit so wenig geschehen ist, das de- rechtigte Verlangen des Volkes nach nationaler Eini­gung und Kräftigung in gesetzlicher, der Freiheit zu­träglicher Weise zu befriedigen.

Sind nun auch nicht alle Wünsche von damals befriedigt und Versprechungen noch unerfüllt, so ist mit der zur Zeit der Leipziger Schlacht erwachten Volks­kraft doch der Sinn und der Muth für Erkämpfung dieser Güter erwacht. Diese Schlacht erinnert ferner daran, daß alle Armeen, die dabei mitgewirkt, da wo fie einzeln fochten, geschlagen worden find, während fie vereinigt, den Sieg davontrugen. Die Erfolge dieser Schlacht lehren uns, daß bei äußerer Gefahr nur ein- trächtiges Zusammenstchen allein helfen kann. Lassen wir darum jene ewig denkwürdige Hingebung an die vaterländische Sache, in Erstrebung eines festen ver­nünftigen Rechtszustandes, den todeSmuthigen Willen zur Abschüttlung eines fremden Joches, die Freudigkeit, womit die Jugend zu den Waffen gegriffen und Gro­ßes geleistet hat, als ein erhabenes Beispiel für die Jetztzeit nicht verloren gehen. Möchten durch unsere Turn- und Schützenvcrcine die Hebungen der Körper« kraft und in den Waffen immer allgemeinere Verbrei­tung finden, und wenn cs gelten sollte, auch ernste Früchte tragen. Ein einiges Deutschland ist groß genug, ohne Völkerschlachten sich selbst zu helfen.

Wir können nicht umhin, zum Schluffe noch aus den von unserem Uhland am 18. Oktober 1815 ge­sungenen Worten hier einige folgen zu lassen:

Die Schlacht der Völker ward geschlagen.

Der Fremde wich von deutscher Flur,

Doch die befreiten Lande tragen Noch manches vor'gen Dranges Spur;

Und wie man aus vcrsunkne» Städten Erhabne Götterbilder gräbt.

So ist manch heilig Recht zu retten.

Das unter wüsten Trümmern lebt.

Zu rette» gilt's und aufzubauen.

Doch das Gedeihen bleibet fern,

Wo Liebe fehlet und Vertrauen

Und Eintracht zwilchen Volk und Herrn.

Der Deutsche ehrt' in allen Zeiten Der Fürsten heiligen Beruf.

Doch liebt er frei einhcrzuschreiten,

Und aufrecht, wie ihn Gott erschuf.

Redaktion, Druck und Verlag der Meeh'jcheu Buchdruckern in Nt»r»dLr>z.