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lich Wrede gelang den Stützpunkt deS Feindes, Hanau, wieder zu erstürmen, wobei er selbst schwer verwundet wurde und der östreichische General FreSnel den Oberbefehl übernehmen mußte. Vier Tage, am heftigsten am 30. und 31. Oktober war gekämpft worden. Der Verlust der Feinde au Todten und Verwundeten wurde auf 15,000 angegeben; 10,000 Gefangene, unter ihnen 5 Generale und 280 andere Befehlshaber waren der Gewinn, aber nicht wohlfeil, denn auch die Verbündeten verloren an Todten, Verwundeten und Vermißten 9237 Mann. Napoleon zog nun auf Frankfurt mit noch 60,000 Mann; das vereinigte Heer hatte 36 bis 40,000 Mann. Durch geschickte Vertheidigung wurde Frankfurt bewahrt und hieraus zog er nach Mainz. Nun zogen Blücher einerseits und Schwarzenberg anderseits herbei, um das rechte Rheinufcr vollends zu säubern. Napoleon mußte über den Rhein und betrat den deutschen Boden nicht wieder. Mit diesen letzten Gefechten war Deutschlands Befreiung von französischer Herrschaft vollendet.
(Schluß folgt.)
Zur Bierfrage.
Das Bier ist ein fast unentbehrliches NahrungS- mittel der Bewohner der gemäßigten Zone geworden, und es ist deßhalb von hohem Interesse für die Sani- tätspolizei, dafür Sorge zu tragen, daß dieses Nährmittel in unverdorbenem und unverfälschtem Zustande den Consumenten zugesührt wird. Das Bier hat sichtlich das Schnapstrinken mit seinen moralische» Auswüchsen verdrängt, was nicht genug anzuerkennen ist. Aus dem nothwendigen Nahrungsmittel ist ein Handelsartikel geworden; und weil es ein Handelsartikel geworden ist, hat sich die Gewinnsucht der Fabrikanten auf Schwindel, Verfälschungen allerlei Art, die oft an pure Gewissenlosigkeit grenzen, gelegt. Wie würde GambrinuS, der zufolge einer Sage wegen seiner wohl- thätigen Erfindung heilig gesprochen worden sein soll, Brauer und Brauereibesitzer aus seinen Tempeln Hinaustreiben, wenn er jetzt wiederkäme und in die geheimen Braukämmerchen einträte und die Herren überraschte, wie sie ihre Biersurrogate zusammen mischten und wägen, von der Weidenrinde und Quasfia bis zu den Belladonnablättern, Coriander, Cokkelskörnern und Strychnin I Bier, soll, nach dem Ausspruche deS verstorbenen Döbereiner in Jena, flüssiges Brod sein, eS enthält auch in gesundem Zustande einen großen Theil der Bcstandtheile des BrobeS und bildet somit rin Nahrungsmittel für die Bevölkerung. Das Bier soll als gesundes Getränk aus Malz, Hopfen und Wasser, von letzterem aber nicht allzuviel, gebraut sein, und wenn dies der Fall ist, so ist auch da streng darauf zu sehen, daß kein schales, trübes, sauer riechendes und schmeckendes Bier verschenkt wird, da cs in dieser Form schon gesundheitswidrig auf den Organismus wirkt. Um so viel mehr muß ein Bier gesundsheits- gefährlich sein, wenn es von vorne herein Stoffe enthält, die der Gesundheit geradezu gefährlich find. Gleiche Wirkung mit dem Schnaps haben diejenigen Biere, deren Hefe mit Schnaps und Rum versetzt werden, damit sie Stärke, Glanz und längere Haltbarkeit erlangen. Derartige Biere stehen in gleicher Linie mit
denen, die mit Opium, Strychnin, Cokkelskörnern, Coriander, Rosmarin, Alaun, Eisenvitriol versetzt find; fie ruiniren die VerdauungSorgane und geben Veranlassungen zu Schleimfiebern, Lähmungen, Schlagflüffen, Hirncongestionen und einem Heere von Nervenzufällen, Hämorrhoidalleiden, Augeuschwächc, Harnbeschwerdea u- dergl. Schlechtgewordene Biere oder verfälschte Biere sind Gift; deshalb sehe man den leichtsinnigen und gewinnsüchtigen Giftmischern recht streng auf ihre giftmischcnden Finger; umsomehr, da dieses Gift unter angenehmer und scheinheiliger Form erscheint und in seinem Genüsse täglich wiederkehrt. Weil die Bestand- theile des Bieres hauptsächlich organischer Natur find und der Charakter der Bestandtheile durch die Währung noch mehr verwischt wird, so ist das Resultat einer chemischen Untersuchung sehr schwer festzustellen und dies ist für die Verfälscher eine günstige Eselsbrücke und Hinterthür; deshalb ist es nicht unzweckmäßig, den Geruch, Geschmack, das Ansehen, die Wirkung auf den Organismus der Consumenten schon für die Beurthei- lung der Güte oder Schlechtigkeit des BiercS gelten zu lassen. So gut, wie die Herren Apotheker gewissenhafte Leute sein müssen und vereidet werden, so gut müßten es die Brauer auch sein. Ein Hauptnachtheil für die Gesundheit find auch die Biere, die mit diati-oa carbonioum entsäuert sind, was jetzt fast allgemein geschieht. Hoffen wir, daß die redlichen und ehrlichen Bierbrauer aus ihrer Bahn fortwandeln und daß die Fälscher umkehren zum Bessern und daß unsre Stimme nicht an der sonst feinöhrigen Polizei vorübcrweht. Die Türkei hat ein Polizeiverfahren gegen Brauer und Ausschenker von schlechtem und gesundheitswidrigem Biere, das dem Schwedeutrunke gleicht und sehr zu empfehlen ist. Der Delinquent wird mit dem Ohrläppchen an die Hausthürpsvste genagelt, der Trichter aufgesetzt und so viel Bier eingegossen, bis der unfreiwillige eigene Gast sinkt und das Ohrläppchen reißt. Der Strafe ist Genüge gethan und der unglückliche Bierspender für alle Zeiten gekennzeichnet. Wie viel Leute würde es bei uns dann geben ohne Ohrläppchen?!
(Dk,.)
Als Curiosum sei erwähnt, daß vor kurzem für einen Sperling gegen 12 Thlr. bezahlt worden sind, nicht in Europa, wo fie nur zu oft todtgeschossen werden, sondern in Australien, woselbst es keine gibt, und wo der Mangel an Insekten vertilgenden Vögeln gar schmerzlich gefühlt wird. Von 100 Sperlingen, die ein Speculationskopf nach Melbourne confignirt hatte, hatte dieser eine die Beschwerden der Seereise glücklich übcrstandcn, und weil er der einzige seines Geschlechts war, wurde er so hoch bezahlt. — Auch andere, gleichzeitig aus England angelangte Vögel wurden zu hohen Preisen verkauft: ein Paar Amseln für 23 Thlr., rin Kanarienvogel für 12 Thlr. ic.
»Welches ist das beste Mittel gegen die Gicht?" fragte rin reicher Faulenzer einen berühmien Arzt, daß man täglich mit 30 Kreuzer auskommt, und sie auch verdient I" war die Antwort.
Non dem Wiener Volkswitz wird der Mexikaner Krone die »mag se Kan er" Krone genannt.
Redaktion, Druck und Verlag der Meeh'scheu Buchdruckerei in veurudirg.