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in den Bund zu treten. 4) Deutsche Farben, deutsche Flagge; die östreichische Flotte wirdein Theil der deutschen. Indessen war alles noch unfertig und formlos. Es wurde auch von einer zweitheiligen Spitze Preußen und Oestreich gesprochen, unter welcher ein Fürstencollegium stehen könne. Jedenfalls hielt man dafür, daß man die Sache nicht gut ohne Preußen machen könne und zunächst dessen Zustimmung zu suchen habe; mit Hrn. v. Bismarck sei aber leider gar nicht zu verhandeln, man könne sich in nichts auf ihn verlassen. Werde Preußens Zustimmung verweigert, so wolle man ohne Preußen bei den Einzelregierungen, nicht am Bunde, ver­gehen. Indessen verhehlte man sich die Besorg» niß nicht, daß sich alsdann dieWürzburger" (wenigstens die bedeutendsten unter ihnen) auf Preußens Seite werfen möchten.

Stuttgart, 8. Juli. Die Erweiterung des Stuttgarter Bahnhofs wird bald in Angriff genommen werden. Die Expropriationen haben schon begonnen. Es werden die Linien von Cannstatt und von Ludwigöburg, welche bisher in einem Bahnhof zusammenliefrn, in der Art getrennt und dadurch erbreitert werden, daß die Züge nach und von Cannstatt (Ülm-Friedrichs- Hafcn-Nördlingen) rechts, die Züge nach und von Ludwigsburg (Bictigheim-Heilbronn) links von dem von der Schloßstraße aus staitfindenden Eingang aus- und einfahren, und das Bahnhof­gebäude in die Mitte zu stehen kommt. Dazu lst die Erweiterung gegen die Friedrichsstraße erforderlich, zu welchem Zweck nicht nur daö bisherige Telegraphengebäude verwendet, sondern auch das große Conradl'sche Haus und erne größere Anzahl anschließender Gärten und Häu­ser «n der theuersten Lage der Stadt erworben werden müssen. Dieser bedeutende Aufwand rechtfertigt sich nach den gegebenen Verhältnissen durch den Borthcil den Bahnhof in der Stadt selbst zu erhalten, obgleich vielfach darüber ge­klagt wird, daß nicht schon früher, und nament­lich schon bei Anlegung des Bahnhofs, die Noch- Wendigkeit dieser Erweiterung schärfer inS Auge gefaßt wurde. Für die Güterzüge wird bald nach der Ausfahrt aus dem unter dem Noscn- stein geführten Tunnel ein besonderes Geleise in einer Curve unterhalb des seit einem Zahr «öffneten englischen Gartens durch daS v. liö- nig'sche Gut, den sogenannten Rebenberg, hinter der Neitercaserne vorbei, unmittelbar in den Güterbahnhof geführt und dadurch die Noih- wendigkeit ihrer Einführung rn den Personen­bahnhof vermieden werden wird.

Wien, 10. Juli. Ein Artikel desBot­schafter" über die Zollfrage hebt hervor, daß aus der rings um das österreichische Staatsge­biet cingetrctcnen Entwickelung des Verkehrs eine innere Zollreform in Oesterreich» d. h. eine bedeutende Herabsetzung der österreichischen Aus­fuhrzölle, als absolut nothwendig folgen müsse.

Die Nachrichten aus Ungarn laute» unend­lich traurig und namentlich einer der bedeutend­

sten Zweige seiner landwirthschaftlichen Pro­duktion die von Jahr zu Jahr in höherm Aufschwung begriffen gewesene Schafzucht ist mit vollständiger Vernichtung bedroht.

Potsdam. Ein Pscrdeschinder in Pots­dam ward unversehens von seinem Thiere im Stalle gepackt und getödet. Das wüthcnde Thier riß seinem Herrn mit den Zähnen ganze Stücke Fleisch aus dem Leibe und zerstampfte ihn mit den Füßen. Auf daö Geschrei des Mannes drangen einige Offiziere in den Stall, wagten aber nicht, dem rasenden Thier nahe zu kommen. Ehe ein Gewehr herbeigeholt war, um daS Pferd zu erschießen, war der Mann todt. Das gereizte Thier wieherte auf und ward ganz ruhig und gelassen.

Ausland.

In Voraussicht ihrer Zerwürfnisse mit Deutichland hat die dänische Regierung eine außerordentliche Aushebung ihrer Milizen ange­ordnet. Die neu Eingereihten sollen am 1. Aug. unter den Fahnen stehen und zwei Jahre lang im Dienst bleiben.

Paris, 7« Juli. Man hat jetzt allen Ernstes den Plan ausgenommen, Paris durch einen, wie es heißt, von der Seine unabhängi­gen Kanal in einen Seehafen zu verwandeln. Der neue Minister der öffentlichen Arbeiten, Hr. Behic, soll sich sehr für dieses Unternehmen interessircn.

Der Standard führt den Beweis, daß ein Krieg gegen Rußland weder den Interessen Englands noch Polens im geringsten nützen und lediglich dem bonapartistischen Gelüste nach dem Rhein Vorschub leisten würde.

Seil 1860 hat sich die Zahl der Woh­nungen in Paris um 36,017 vermehrt. Die Gesammtzahl der Wohnungen beträgt 603,444. Demottrt wurden von 185262: 11,192, neugebaut wurden von 185262 : 55,864 Häuser. Nach Abzug der demolirien Häuser bleibt also ein Mehrbetrag von 44,672 Neubauten.

Nach den Berichte» der France geht es in Griechenland fortwährend drunter und drüber, und greift das Räuderwesen mehr und mehr um sich. I» Lakonien folgt ein Mord dem andern, und in Argolis haben die Räuber einen reichen Bürger aus Hydra entführt und fordern von den Verwandten ein Lösegeld von 75,000 Drachmen."

Die amerikanischen Postämter erinnern die deutschen Briefschreiber dringend daran, die Adressen der Briefe nach Amerika mit lateini­schen Buchstaben und recht deutlich zu schreiben. ES kommen ganze Stöße unbestellbarer Griefe drüben an.

China. Die deutsche Turnerei hat glück­lich China erreicht. In Schanghai haben zwei Deutsche einen Turnverein gegründet und turnen 7 Mann hoch. Wiener Tucner gehen ihrer 500 nach Leipzig.

Redaktion, Druck und Verlag der Mreh'scheu Buchdruckerei in Nrnrnbür-.